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      Marie Louise Fischer

      Die Ehe des Dr. Jorg - Liebesroman

      Saga

      Die Ehe des Dr. Jorg - LiebesromanDer Ehe des Dr. Jorg (Unfallstation) Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany (www.ava-international.de) Originally published 1968 by Lichtenberg Verlag, Germany Copyright © 1968, 2019 Marie Louise Fischer und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726355185

      1. Ebook-Auflage, 2019

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

      – a part of Egmont www.egmont.com

      1

      Das Rasseln des Weckers riß Dr. Richard Jorg aus tiefstem Schlaf. Ohne die Augen zu öffnen, streckte er den linken Arm aus, tastete nach dem Läutwerk und stellte es ab. Er drehte sich, genoß die wohlige Wärme des Bettes, räkelte sich tiefer in die Kissen.

      Ganz allmählich erwachte er zu vollem Bewußtsein. Er hörte, wie seine Frau leise hereinkam.

      „Du mußt aufstehen, Richard“, sagte sie so nahe seinem Ohr, daß ihre Locken ihn kitzelten. „Es ist höchste Zeit.“

      „Schon?“ murmelte er schlaftrunken.

      „Es ist gleich sechs“, sagte sie eifrig. „Du mußt . . .“

      Aber da hatte er sie auch schon an sich gezogen und verschloß ihren Mund mit einem langen Kuß. Sie zappelte in seinen Armen, stemmte ihre Fäuste gegen seine Brust und versuchte ihn in die Lippen zu beißen. „Nicht jetzt, Richard“, protestierte sie. „Doch nicht jetzt!“

      Er öffnete die Lider, sah ihr kleines helles Gesicht mit den runden braunen Augen unter den sanft gebogenen Wimpern ganz nahe vor sich. Ihr über alles geliebtes Gesicht.

      „Und warum nicht?“ fragte er, ohne sie loszulassen.

      „Weil du aufstehen mußt, Richard.“

      Aber er spürte, wie ihr Körper unter seinen zärtlichen Händen schon weich wurde, nachgab. Nur noch wenige Augenblicke, und ihr Widerstand würde gebrochen sein.

      „Du kommst zu spät in die Klinik“, sagte sie nur noch. Aber es klang nicht mehr wie ein Protest.

      „Das laß nur meine Sorge sein, Liebling.“

      „Das Wetter ist schauderhaft, du mußt ganz vorsichtig fahren. Also, wirklich, Richard, warum können wir nicht . . . du bist schrecklich!“

      Er lächelte sie an. „Möchtest du, daß ich mich ändere?“

      „Nein“, sagte sie atemlos. „Nein, Richard . . .“ Sie schlüpfte zu ihm unter die Decke, preßte ihren Kopf mit dem verwuschelten Haar fest an sein Herz.

      Er wollte sie wieder küssen, aber in diesem Augenblick begann drüben in der Küche der Wasserkessel zu pfeifen, erst zart und zurückhaltend, dann immer heftiger und fordernder. Der Pfiff steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden, anhaltenden Crescendo.

      „Evchen wird wach werden!“

      Mit einem dumpfen Plopp schoß drüben die Pfeife des Wasserkessels in die Luft. Sie hörten sie auf den Küchenfliesen aufschlagen.

      „Na siehst du“, grinste er. „Erledigt sich alles von selbst.“

      „O Richard“, rief Inge. „Wie komisch! Was sind wir doch für Kindsköpfe! Ein uraltes Ehepaar wie wir . . .“

      „Aus dem Munde der Unmündigen kommt die Wahrheit“, sagte er. „Aber was hilft’s . . . aufstehen müssen wir ja doch. Also, machen wir’s kurz und schmerzlos.“

      Er schwang seine langen Beine aus dem Bett. „Tummle dich, Alte. Wir holen’s nach, verlaß dich drauf.“

      Sie turnte über das Fußende des Bettes und angelte nach ihren Pantöffelchen, während Richard schon seinen Morgenrock angezogen hatte und ins Bad hinübereilte.

      Inge trat an ihren Toilettentisch, preßte die Hände gegen die erhitzten Wangen, fuhr sich mit dem Kamm durch die seidigen Locken, zog ihren hellen geblümten Morgenrock glatt, lief dann in die Küche.

      Sie hatte gerade den kleinen Tisch in der Eßecke fertig gedeckt, als Richard Jorg hereinkam, nach Rasierwasser duftend, pfeifend und fröhlich.

      „Sag mal“, meinte er und setzte sich, „hat es dir eigentlich nie leid getan? Ich meine, daß du dich für mich entschieden hast? Wenn du einen soliden Beamten geheiratet hättest, brauchtest du nicht drei Abende in der Woche allein zu sein, weil dein Mann Dienst hat. Sonntags hättest du ihn immer bei dir. Und außerdem verdient jeder tüchtige Autoschlosser heute mehr Geld als ich.“

      Sie legte den Finger an die Nase und sagte mit gespieltem Ernst:

      „Mir scheint, verehrtester Herr Doktor, Sie leiden an Minderwertigkeitskomplexen. Ein schwerer Fall. Was für eine Therapie schlagen Sie vor?“

      Dr. Jorg ging sofort auf das Spiel ein. „Sie müssen mal mit meiner Frau reden, Herr Professor“, sagte er. „Sie ist so verdammt kühl und abweisend. Ich muß sie jedesmal regelrecht verführen, bis sie . . .“

      „Du Scheusal!“ Inge sprang so heftig auf, daß der Küchentisch wackelte und Dr. Jorg rasch zugreifen mußte, um Kanne und Kaffeetasse in Sicherheit zu bringen. „Wie kannst du so etwas sagen!“ Sie lief zu ihm, schwang sich auf seine Knie, schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn auf den Mund, lange, innig und voll zärtlicher Leidenschaft . . .

      Dr. Richard Jorg glaubte diesen Kuß noch auf den Lippen zu spüren, als er fünfzehn Minuten später am Steuer saß und seinen Wagen startete.

      Es war ein kalter, düsterer Wintermorgen. Die Scheinwerfer durchdrangen den Bodennebel und die Finsternis nur meterweit.

      Normalerweise brauchte Dr. Jorg von dem Vorort Baldham, in dem er mit seiner Familie wohnte, gut zwanzig Minuten bis zur Unfallklinik in der Stadt. Aber an diesem Morgen dauerte die Fahrt wesentlich länger. Er konnte kilometerweit nur Schrittempo fahren. Erst als er die Peripherie Münchens erreicht hatte, wurde es besser. Der Bodennebel löste sich auf, Straßenlaternen und Fenster leuchteten beruhigend.

      Er wollte gerade in das Portal des großen, modernen Unfallklinikgebäudes einbiegen, als ein Krankenwagen mit Blaulicht und Martinshorn heranraste, mit quietschenden Reifen rechts einbog und in der Einfahrt verschwand. Ehe Dr. Jorg ihm folgen konnte, kam schon der zweite Unfallwagen in rasender Fahrt hinterher.

      Dr. Jorg unterdrückte einen Fluch. Der Tag fing ja gut an. Kein Wunder bei diesem Wetter.

      Er gab Gas, fuhr in den Hof der Klinik ein, stoppte, sprang aus seinem Auto und schloß es ab. Im Vorbeilaufen sah er, wie eine Trage aus der Hintertür des zweiten Unfallwagens in den Vorbereitungsraum der Klinik geschoben wurde. Der erste Unfallwagen schoß schon wieder aus dem Hof hinaus. Dr. Jorg nahm die Stufen zum Haupteingang mit wenigen großen Schritten, rannte ins Ärztezimmer, warf Ulster und Jacke ab und schlüpfte in seinen Kittel.

      Er säuberte sich im großen Waschraum die Hände und hastete in den Vorbereitungsraum.

      „Na endlich“, sagte sein Kollege vom Nachtdienst, ein großer, hagerer Mann, zehn Jahre älter als Dr. Jorg. „Ich dachte, ich müßte noch mal ’ran “

      „Entschuldigen Sie bitte, Kollege.“

      „Macht nichts. Bei diesem Wetter! Hauptsache, Sie sind da.“

      Dr. Jorg warf einen Blick über den Vorbereitungsraum. Vier Tragen standen da, auf denen man im ersten Moment nichts anderes erkennen konnte als blutverschmierte menschliche Bündel.

      „Was ist passiert?“ fragte er.

      „Schauen

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