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dessen Lüsterjoppe, die kein Geld enthielt. Es war, wie sowohl Heitinger als auch Ihr Kassierer bestätigen, genau der Zeitpunkt, an dem Heitinger sich im Kassenraum befand, um sein Geld abzuheben.“

      „Ja, das fiel mir gleich auf. Aber warum fragten Sie dann nach einer Abwesenheit der Grimmaud? Wenn sie wirklich im Vorraum war, ohne daß die Friebel es wußte, so kann das doch gleichfalls nur in jener Zeit gewesen sein, da Heitinger noch gar nicht von der Kasse zurück war!“

      „Eine kleine Falle, lieber Herr Pollin“, lächelt der Beamte. „Unsere Fragen enthalten manche solcher Fallen, in die sich der Täter verstrickt, ohne es zu ahnen. Hm, ich muß gestehen, Fräulein Friebel hat sich in keiner Weise verblüffen lassen. Ihr Alibi wäre somit erwiesen.“

      „Ich könnte es mir auch gar nicht vorstellen“, sagt Herr Pollin.

      „Und Frau Grimmaud? Die Möglichkeit eines Einvernehmens zwischen den beiden Damen wäre theoretisch vorhanden.“

      „Das kann ich mir noch weniger denken. Frau Grimmaud ist seit elf Jahren in meinem Betrieb. Eine gewissenhafte Kraft, wenn auch kein sonderliches Kirchenlicht. Sie bezieht ein anständiges Gehalt und lebt bescheiden. Ich kenne sowohl sie wie ihre Familie.“

      „In näheren Beziehungen zu der Friebel steht sie nicht?“

      „Durchaus nicht. Was Fräulein Friebel vorhin sagte, trifft zu. Es ist in meinem Büro allgemein bekannt, daß Frau Grimmaud ihre Kollegin nicht gerade liebt. Ich selber habe allerlei Beweise dafür. Zum Teil könnte man da sogar von Gehässigkeiten der Grimmaud sprechen. Ist ja auch kein Wunder, Fräulein Friebel hat eine raschere Auffassungsgabe, und ich kann daher nicht umhin, sie bei manchen vertraulichen Geschäftsangelegenheiten vorzuziehen. Dazu die natürliche Eifersucht und Abneigung der ältlichen und unansehnlichen Frau Grimmaud gegen die hübsche und so viel jüngere Kollegin. Ich glaube zwar nicht, daß die Grimmaud ihrer Kollegin etwas Schlechtes antun würde. Noch viel weniger aber, daß sie ihr durch falsche Angaben, zum Beispiel durch eine falsche Zeitangabe, beistehen würde.“

      „Sie haben erfaßt, worauf es ankommt“, sagt Valvert, sich erhebend und seine Aktentasche ergreifend. „Nun, vorläufig kann ich hier nichts mehr machen. Wir werden den Fall weiter verfolgen und die nötigen Ermittlungen anstellen. Sowohl über Frau Grimmaud wie insbesondere über Fräulein Friebel.“

      „Aber ich denke ...“

      „Nach Lage der Dinge kommen zunächst nur die beiden Personen in Betracht“, fällt Valvert ein. „Die Bestätigung der Zeitangabe durch die Grimmaud entlastet die Friebel. Nun, so unwahrscheinlich es klingt, gerade das Vorhandensein des tadellosen Alibis gibt mir in bezug auf Fräulein Friebel sehr zu denken.“

      Monsieur Freeman, der teilnahmlos in seinem Sessel gedöst hat, gibt ein Grunzen von sich. „Wer sagt denn überhaupt, daß hier ein Diebstahl vorliegt, Herr Kommissar? Vielleicht findet sich das Geld noch. Heitinger kann es ebensogut auf dem Weg zwischen Kasse und Vorraum auf dem Flur oder der Treppe verloren haben.“

      Valvert verbirgt seine mitleidige Verachtung hinter doppelt gewinnendem Lächeln. „Dann müßte er auch die Brieftasche selbst verloren haben. Denn sowohl der Kassierer wie Heitinger selbst erklären ja, daß der junge Mann die Geldscheine beim Empfang in seine Brieftasche gesteckt und letztere in der Brusttasche seines Rockes verwahrt habe. Daß die Scheine unterwegs aus der Brieftasche herausfallen könnten, ist ein Ding der Unmöglichkeit.“

      „Dann also nicht“, brummt Freeman ärgerlich und reicht dem Kommissar die Hand, ohne sich aus seinem Sessel zu erheben.

      Als Valvert gegangen ist, macht Herr Pollin durch mehrere hastige Sturmläufe durch das Büro seiner Erregung Luft.

      „Sie haben gut lachen, lieber Freeman! Sie stehen außerhalb dieser gemeinen Geschichte. Aber bedenken Sie meine Lage! In allen Büros meines Hauses spricht man in diesem Augenblick nur von dem Diebstahl. Kollegendiebstahl! Ein Dieb in unserem alten, guten Betrieb! Und in zwei Stunden ist Feierabend. Dann läuft die Geschichte durch halb Paris!“

      „Wie lange ist die Friebel noch vertraglich an Ihre Firma gebunden?“

      „Die Friebel?“ Herr Pollin bleibt unangenehm berührt stehen. „Sie glauben also auch, daß sie ...“

      „Ich fragte nur, wie lange sie noch bei Ihnen bleibt.“

      „Ich habe bisher nicht daran gedacht, ihr zu kündigen“, versetzt Pollin erstaunt. „Sie ist eine tüchtige Kraft. Ihr Vertrag ist übrigens der übliche. Anstellung auf dreimonatliche Kündigung.“

      Freeman nimmt das mit kurzem Nicken zur Kenntnis. „Das Mädchen ist erstklassig“, sagt er sachlich. „Hervorragende Mimik. Ungeheure Begabung in bezug auf psychische Beobachtungen. Von der könnte ein alter Bühnenroutinier was lernen. Figur Ia. Auch das Gesicht muß sich wundervoll fotografieren lassen. Hören Sie, Pollin, das wäre etwas für uns. Ich bin nicht abgeneigt, einen Versuch zu wagen.“

      Herr Pollin setzt sich vor Erstaunen in den Sessel. „Unsere Friebel zum Film? Lieber Freeman, ich glaube, da täuschen Sie sich. Fräulein Friebel hat so gar nichts von einer Filmschauspielerin an sich. Sie ist die Natürlichkeit in Person.“

      „Eben darum“, grunzt Freeman trocken. „Nicht die große Dame und nicht das abgestempelte naive Filmkind. Stimmt schon. Das Publikum beginnt kritisch zu werden. Es will nicht mehr Filmstars, sondern Schauspieler sehen. Die Friebel ist eine Schauspielerin. Vielleicht weiß sie’s selbst noch nicht.“

      Vergebens versucht Pollin dem Gedankengang seines Freundes zu folgen. „Aber wenn nun ... wenn nun die Friebel doch etwas mit dem Diebstahl zu tun hat?“

      „Dann natürlich nicht. Eine wegen Diebstahl bestrafte Person ist für den Phaeton-Film untragbar. Darum meine ich eben ...“ Freeman hält inne und verzieht die Mundwinkel, was bei ihm ein Lächeln andeuten soll. „Sagen Sie mal, Pollin, wäre Ihnen nicht damit gedient, wenn dieser ganze Klamauk sich in Wohlgefallen auflöste?“

      „Das können Sie sich denken, lieber Freeman!“

      „Sie würden ein Stück Geld opfern, wenn dadurch die Sache ungeschehen gemacht werden könnte, was?“

      „Das versteht sich. Aber wozu die Frage?“

      „Well, dann ersetzen Sie doch dem Heitinger die lumpigen Fünftausend!“

      „Ersetzen? Ich verstehe Sie nicht, Bester. Was sollte dadurch geändert werden?“

      „Sie verdienen bald an Heitingers plastischem Objektiv das Hundertfache“, fährt der Filmmann unerschüttert fort. „Also opfern Sie den kleinen Betrag. Sie müssen natürlich dafür sorgen, daß das Geld in möglichst unverfänglicher Weise irgendwo auftaucht. Und der guten Sûreté muß mitgeteilt werden, daß sich der verlorene Betrag wiedergefunden hat.“

      „So meinen Sie das! Wegen der Friebel also?“

      „Ja, so meine ich’s. Überlegen Sie sich die Sache, Pollin.“ Freeman schwingt sich ächzend aus seinem Sessel empor. „Jetzt wollen wir mal in Heitingers Atelier rübergehen und sehen, wie sich seine Sache entwickelt.“

      II.

      Die Räume der Präfektur sind reichlich düster und ungemütlich, in diesem Augenblick aber doch behaglicher als die Straßen draußen, auf die unaufhörlich ein klatschender Regen niedergeht. Kommissar Valvert entledigt sich mit einem Befriedigungsseufzer seines Hutes und Mantels, legt die nasse Aktentasche zum Trocknen aufs Fensterbrett und sucht seinen Platz hinter dem Schreibtisch auf.

      „Kleine Sache“, erwidert er auf den fragenden Blick seines Assistenten. „Einfacher Diebstahl. Immerhin manche interessante Momente. Bitte notieren Sie, Morlain: Eingehende Ermittlungen über Herta Friebel und Josefine Grimmaud. Hier haben Sie die Personalien. Etwas Neues inzwischen?“

      Assistent Morlain, noch das Blatt mit den Personalien in der Hand, deutet mit dem Kopf nach einem Aktenstück auf dem Schreibtisch. „Unsere schöne Unbekannte ist wieder auf dem Kriegspfad gewesen.“

      „Sacré

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