Скачать книгу

sieht sich um. Alles ruhig, keiner da. Nichts rührt sich hier hinter den Häusern. Lowman steckt seinen Revolver ein, greift unter die Weste und zieht sein Messer heraus.

      »Komm mit!« sagt er dann grimmig. »Kommst du mit? Du sollst lernen, wie es ist, wenn man Harry Lowman ein Messer in den Rücken werfen will. Kommst du mit, du Kerl?«

      Er schleppt ihn bis zum Zaun und macht es gründlich mit ihm. Der wird nicht so schnell erwachen, der nicht!

      Schon klettert Lowman, nach einem sichernden Blick, über den Zaun und hastet zu seinem Pferd. Da ist ein Seil in der Tasche. Er nimmt es und brummelt voller Gift und Galle vor sich hin. So schimpfend und knurrend kommt er zurück zu diesem Kerl und bindet ihn. Er sieht sich wieder um, einige Bäume stehen hier im Garten. Und Lowman schleppt den Burschen zu einem Baum und bindet ihn fest. Dann beschäftigt er sich mit ihm und macht ihn munter, bindet ihm sein Halstuch vor den Mund und merkt, daß der Mann gleich wach wird.

      Er wartet. Er sieht ihn an und schürzt die Lippen.

      Nicht mit Lowman, wie?

      *

      Der Mann macht die Augen auf. Und obwohl es dunkel ist, sieht Lowman genau sein Gesicht vor sich, die flatternden Augen und den starren Blick, als der Mann ihn vor sich erkennt.

      »Du Kerl!« sagt Lowman wild wie ein Wolf. »Ist dir nicht geglückt, was? Wolltest du dir etwas Geld verdienen, he? Da hast du was dafür, da hast du was! Ich will dich lehren, Lowman nachschleichen zu wollen!«

      Der Mann bäumt sich auf, als er in Lowmans schwarze, funkelnde Augen blickt. Lowman packt ihn, reißt ihm das Halstuch herunter und sieht ihn an, während er ihn wild rüttelt.

      »Du!« sagt er zischend wie eine Schlange. »Machst du nur einmal den Mund auf und redest etwas Falsches, dann bist du geliefert, dann bist du dran!«

      Er zeigt ihm sein Messer. Der Mann verdreht vor Entsetzen die Augen. Jemand wie Lowman ist ihm noch nicht begegnet.

      Randolph friert am ganzen Körper, er zittert vor Furcht, er stirbt beinahe vor grausamer Angst.

      Das ist ein Teufel, denkt Randolph. Wie er herumgekommen ist, wie er es gewußt hat. Der riecht alles, der merkt alles. Oh, der bringt mich um!

      »Nichts mehr tun«, sagt er krächzend und ist kaum seiner Stimme mächtig.

      »Oh, Lowman, tu mir nichts, ich sage alles, ich rede freiwillig, ich kann dir helfen.«

      »Ich helf mir selber«, erwidert

      Lowman eisig. »Wer hat dich geschickt, Towers? Und wer wartet noch auf mich? Machst du den Mund auf, du hinterlistiger Schurke?«

      Der Kerl hat Angst, denkt Lowman und grinst innerlich vor Befriedigung, daß einer richtige Angst vor ihm hat. Das ist gut, Angst müssen sie vor mir haben, mir gehorchen. Hier kennt mich keiner. Towers hat einen Saloon, eine gesunde Grundlage, um einmal auf andere Art sein Geld zu verdienen. Dem werde ich Furcht einblasen, daß er heult.

      »Nur noch einer, Sweney wartet noch!«

      »Wo, Mensch? Sagst du es?« fragt Lowman heiser. Und spielt mit dem Messer.

      »Drüben, die Straße hoch«, sagt der hartgesottene Randolph furchtsam. »Jenseits des Saloons, er hat die andere Hälfte der Straße im Auge zu behalten.«

      »Woher hat der Lump Towers gewußt, daß ich unterwegs bin?«

      »Das weiß ich nicht. Aber er hat uns gesagt, daß wir dich nicht zu ihm lassen dürfen.«

      »Soso, nicht zu ihm lassen, hähä, dem werde ich! Was hat er geboten?«

      »Fünfhundert«, stammelt der rauhe Randolph würgend. »Und für jeden Tag, den wir aufpassen, zwanzig Dollar.«

      »Und wo steckt er nun, der Lump Towers, wo ist er?«

      »Im Saloon, manchmal unten, manchmal oben, ich weiß nicht, ob er jetzt schon oben ist.«

      »Und Sweney, sieht der ab und zu im Saloon nach? Rede, Mensch, sonst…«

      »Nein, wir passen nur draußen auf!«

      »Habt ihr das schon öfter gemacht?«

      »Nein, nein, nicht für ihn. Es kam für uns mächtig überraschend, daß er uns brauchte, Lowman.«

      »Mr. Lowman, verstanden?«

      »Ja, Mr. Lowman.«

      »Und sonst, für wen habt ihr da gearbeitet? Erzähle mal, spuck alles aus, was du weißt. Aber sag die Wahrheit.«

      Er schlottert an allen Gliedern, der Messerheld Randolph. Und redet, so schön hat er lange nicht geredet. Dann unterbricht ihn Lowman und fragt:

      »Dieser Mansfield, wer ist das?«

      »Er hat nun den größten Saloon in der Stadt.«

      »Ssst«, sagt Lowman und schließt einen Moment die Augen, denkt nach. Ein Gedanke kreist in seinem Kopf, ein vager Gedanke, eine Idee!

      Er denkt, der Kerl, der ein Leben zuviel besitzt. Und wenn er denkt, dann wird es greulich, ganz fürchterlich wird es dann.

      Sein Gegenüber am Baum aber stiert ihn an und schnattert mit den Zähnen. Kalt ist ihm, entsetzlich kalt. Was denkt dieser Teufel, was geht in ihm vor?

      Da macht Lowman die Augen wieder auf und blickt ihn starr an. »Auf die Art hat er den Saloon bekommen, der Bursche? Kann er schießen? Hat er Freunde, viele Freunde?«

      »Freunde, solange er zahlt.«

      »Solange er zahlen kann«, erwidert Lowman und kichert. »Ei, solange er zahlen kann. Und Towers, hat der Freunde?«

      »Towers? Ja, er ist ein angesehener Mann, wirklich«, sagt Randolph.

      »Kennst du noch ein paar Burschen, die für Geld alles machen?«

      »Ja, ja«, versichert der Messerheld Randolph. »Es gibt hier genug davon. Eine Minenstadt – wie soll es anders sein? Jeden Tag passiert hier was!«

      »Dann fällt es ja nicht auf, wenn dir was passiert, he?«

      Randolph wird leichenblaß und würgt. Der Teufel vor ihm kichert höhnisch, spielt mit dem Messer.

      »Ich kenne alle Leute hier, ich kann dir nützlich sein. Wenn du Towers haben willst, helfe ich dir, ich schwöre es.«

      »Mensch, ich habe ihn auch ohne dich. Kommt man von hinten in den Saloon und in sein Zimmer?«

      Er redet, er beschreibt die Räume, den Gang, weiß alles und will nur eins: am Leben bleiben.

      Towers hat zu wenig bezahlt. Kein Leben ist mit Geld zu bezahlen, wie? Randolph bettelt. Und Lowman fragt.

      Nach einer halben Stunde sieht er ihn an und grinst. »Du kommst mit, du wirst ihn mir bringen, sonst stirbst du hier.«

      »Ja, ja, ich tue es.«

      »Ich werde ihn nicht umbringen!« sagt Harry Lowman und stößt den japsenden Randolph mehrmals in die Rippen. »Ich verspreche dir, ich werde ihm kein Haar krümmen. Du mußt nur alles tun, was ich sage. Wenn du das tust, dann bist du in einem Jahr ein reicher Mann, dann kannst du alle Teufel tanzen lassen und brauchst nie mehr zu arbeiten, Randolph. Du mußt ihn nach oben bringen. Paß auf, wie wir es machen, hör gut zu. Und machst du einen Fehler, dann weiß ich, daß ich dich nicht gebrauchen kann, dann taugst du nichts mehr für die schöne Welt. Du willst doch gut leben, so gut wie die anderen, na?«

      »Ja sicher, aber wie?«

      »Das sage ich euch schon. Jetzt hör zu!« Er redet. Der Teufel hat einen Plan. Und den Plan macht er wahr.

      Ihm kann nichts passieren, denn er hat etwas, was sonst niemand hat:

      Ein Leben zuviel!

      *

      Slade Towers steht hinter seinem Tresen. Er spült Gläser, schenkt ein und unterhält sich. Dann blickt er wieder auf den Spieler, der nun

Скачать книгу