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denkt Towers. Ich weiß es! Wie er mich ansieht, diese Augen!

      Da kommt er, bleibt vor ihm stehen und hält ihm den Revolver vor die Weste – die angeblich weiße –, streckt die Hand aus und nimmt ihm einfach die Waffe weg. Towers wird immer kleiner, er wünscht, durch die Wand gehen zu können. Aber es gibt keine Möglichkeit zu verschwinden, es geht nicht.

      »Du kannst gehen, Randolph«, sagt da Lowman langsam und kichert. »Und komm erst in einer Stunde wieder, auf die Minute genau in einer Stunde. Dann bringst du diesen Sweney mit herauf. Seht zu, daß euch niemand dabei entdeckt, verstanden?«

      »Ja, Boß!«

      Der geht, denkt Towers, der schleicht hinaus wie ein geprügelter Hund, der gehorchen muß. Mein Gott, was wird das?

      Lowman kichert noch immer, geht rückwärts zur Tür und dreht den Schlüssel um.

      »Hinsetzen, Hipo! Dort auf den Stuhl setzen und die Hände auf den Tisch legen. Und dann wollen wir uns mal unterhalten. Was danach kommt…«

      Towers schlurft zum Tisch, ein Mann, der sich nicht mehr gerade halten kann vor Furcht. Dann hockt er sich auf den Stuhl, kauert zusammengesunken und die Hände auf der Tischplatte vor Lowman. Einmal hat er diesen Banditen tricksen können, aber auch nur, weil er schlief. Und ein Mensch wie Lowman, der glaubt einem anderen nur einmal etwas, wenn er hereingefallen ist. Danach wird er voller Mißtrauen sein.

      Es gibt keinen Trick mehr, mit dem er Lowman loswerden könnte. Towers weiß es.

      »Was willst du haben, Lowman?«

      »Was hast du gelesen? Du hast gesagt, daß du in der Zeitung etwas entdeckt hast. Keine Angst, ich habe die Zeitungen auch studiert, du Dreckskerl. Und weißt du, wer daran schuld ist, daß ich es tun mußte? Du, du Schleicher, du Erzgauner. Hätte ich mein Geld und mein Pferd gehabt, na?«

      So hat Towers die Sache noch nicht gesehen. Du großer Gott, das ist ja wahr. Lowman würde es nie nötig gehabt haben. Towers verfärbt sich und atmet wie ein sterbenskranker Mann.

      »Du weißt also was«, fährt Lowman mit monoton eindringlicher Sprechweise fort. »Du weißt zuviel, Towers, du wirst reden, wenn du kannst, wenn, verstehst du?«

      Das ist es, denkt Towers entsetzt. Er mußte sich sagen, als er die Zeitungen las, daß ich hinter dem unbekannten Banditen ihn vermuten würde. Er ist mehr darum gekommen, weil ich schweigen muß. Dies ist der Grund, und der Grund ist einleuchtend. Darum bringt er mich zum Schweigen.

      »Lowman«, sagt er mühsam und hebt beschwörend die Hände. »Du kannst alles haben, was du willst. Ich habe eine Menge Geld. Ich gebe es dir, aber laß mich am Leben. Was hast du davon, wenn du mich umbringst? Gut, Tote reden nicht mehr, aber sie können dir auch kein Geld mehr geben. Und mit Geld, Lowman, kann man alles machen!«

      »Eben, eben«, erwidert Lowman sarkastisch grinsend. »Aber vielleicht will ich kein Geld? Das Risiko ist mir zu groß, mein lieber Freund Hipo!«

      »Nenn mich doch nicht immer Hipo.«

      »Ich nenne dich so, wie es mir paßt, verstanden?«

      Da ist er wieder, dieser teuflische Funke in seinen schwarzen Augen, die Wildheit, dieses unheimliche Etwas!

      »Ja, ja, Lowman.«

      Er sieht ihn an, bettelnd, wie niemals zuvor jemanden und stottert:

      »Lowman, ich bin ein armer Teufel gewesen, ich habe vor anderen Leuten gespielt und mußte oft hungern. Dann habe ich geerbt und bin hierhergekommen. Ich weiß, wie es ist, wenn man arm ist. Hör zu, Lowman, zehntausend für mein Leben!«

      Der Bandit kichert nur. Das Kichern macht Towers verrückt, er hat nie jemanden so kichern hören.

      »Nicht genug!« krächzt Lowman schließlich.

      »Oh, großer Geist, zwölftausend, dann bin ich beinahe arm.«

      »Hähähä, reicht nicht. Mehr, Towers, mehr!«

      »Ich habe ganze fünfzehntausend gespart!«

      »Also dreißigtausend, was? Bursche, ich kenne euch Krämerseelen zu genau. Weißt du, wieviel ich brauche?«

      »Ich werde es auftreiben, ich habe Freunde, ich kann…«

      »Fünftausend, mehr nicht!«

      Towers sitzt da, sein Unterkeifer klappt herab.

      »Fünf… Nein, hör auf, mich zu quälen, sage doch, was du haben willst!«

      »Fünftausend und deine Unterstützung!«

      »Meine was…?«

      »Du hörst wohl schlecht, lieber Freund Hipo, was? Ich brauche fünftausend und deine Unterstützung, mehr nicht. Hör zu, ich habe Adams erzählt, daß du einen Stiefbruder hast. Durch ihn haben wir uns kennengelernt, wir kennen uns schon sehr lange, sagen wir vier Jahre?«

      »Ich verstehe nicht, was das soll.«

      »Du verstehst nichts, weil du dumm bist, weiter nichts«, brummt Lowman. »Wir kennen uns, dein Stiefbruder heißt Mortimer, Hipokrates Mortimer, ein schöner Name, nicht wahr? Ich werde bei dir wohnen, einige Tage nur, ich werde in dieser Stadt bleiben. Und allen Leuten werden wir erzählen, daß ich der Freund deines Stiefbruder und damit auch dein Freund bin. Du bekommst die fünftausend Dollar in kurzer Zeit zurück, in ganz kurzer Zeit, Hipo. Nur wenn du redest, dann bist du tot. Ich werde mit dir ein Geschäft machen, dein Schweigen und deine Unterstützung für meine Pläne. Machst du nicht mit, dann gehen wir gleich und machen einen Spaziergang.«

      Er sieht ihn an.

      Er ist verrückt, denkt Towers, was für ein Plan? Was will er, hiebleiben? Aber wenn sie ihn jemals finden? Was wird dann sein?

      Lowman sieht ihn an und sagt plötzlich:

      »Sie finden mich nicht.«

      Vier Worte auf Towers’ letzte Gedanken. Towers wird kreidebleich und stiert ihn entsetzt an. Er kann Gedanken lesen der Unheimliche.

      »Lowman, ich…«

      »Mansfield«, sagt Lowman und spannt langsam den Revolverhammer. »Weißt du, wie Mansfield zu seinem Reichtum gekommen ist?«

      »Mansfield? Was heißt das, Lowman?«

      »Das heißt, daß er bald wieder arm sein wird. Aber ich denke, man kann es auch anders machen, so wie er es gemacht hat. Ich werde den Saloon übernehmen.«

      Towers starrt ihn entsetzt an. Was sagt der Mensch da? Den Saloon übernehmen? Und wie stellt er sich das vor?

      »Denkst du, es geht nicht zu bewerkstelligen, Freund Hipo? Es wird gehen, ich sage es dir.«

      Er kann wirklich Gedanken lesen, denkt Towers und schluckt verzweifelt an dem Kloß, der ihm in der Kehle steckt.

      »Lowman, ich kann Mansfield nicht leiden, aber es könnte auffallen. ich weiß einen besseren Weg.«

      »Du weißt was, dann sage es!«

      »Da unten sitzt ein Spieler, und Mansfield spielt selber zu gern. Ihn juckt es, wenn er Karten sieht. Man müßte einen Spieler haben, der Mansfield hereinlegt und ihn verlieren läßt. Ich wette, Mansfield sieht rot, er hängt zu sehr an seinem

      Geld. Er wird sein Geld zurückhaben wollen und jemanden hinter dem Spieler herschicken, der… Verstehst du?«

      »Umständlich, zu umständlich, wenn auch nicht schlecht. Du möchtest gern den größten Saloon in der Stadt haben, he?«

      Er sieht ihn an und weiß es. Der dicke Towers träumt davon.

      »Gib mir das Geld«, sagt Lowman. »Ich mache dich dazu. Habe ich genug verdient, dann gehe ich weg. Ich will soviel haben, daß es bis an den Rest meiner Tage reicht. Dann kannst du hier verdienen, soviel du nur willst. Steigst du mit ein, Towers? Du hast die Wahl, entweder mitmachen oder…«

      Es gibt kein Oder, Towers kennt seine Chance. Mansfield ist

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