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kneift langsam ein Auge zu und nickt unmerklich. Dann macht er Platz am Tresen. Der Miner kommt, ein halbes Dutzend dieser rauhbeinigen Burschen folgen ihm, weitere kommen hinzu.

      Die erste Runde steht auf dem Tresen, der Spieler hält sein Glas und hört den Miner sagen:

      »He, Freunde, trinken wir auf das Wohl dieses prächtigen Burschen, der so anständig verlieren kann. Trinken wir darauf, daß er noch lange lebt und uns wieder ein Dutzend Runden verschaffen wird.«

      Sie lachen, sie trinken und klopfen dem anständigen Verlierer derb auf die Schultern.

      Der anständige Verlierer aber stellt bald sein Glas hin und geht zwischen den Tischen durch. Dann sieht er

      Lowman, der die Karten hinlegt und bedauernd sagt:

      »Pech für mich, Mr. Mansfield, ich muß aufhören. Meine Kasse ist für heute leer. Hallo, mein Freund, hier wird ein Platz frei. Mr. Mansfield gewinnt zu oft!«

      »Wenn ich spiele«, sagt Mansfield und bleckt die Pferdezähne, »dann will ich auch etwas sehen. He, hast du nicht gerade verloren, Mister?«

      »Ich habe meinen schlechten Tag«, murmelt Crawley düster. »Man soll aufhören, wenn man dauernd verliert.«

      »Dafür hast du die anderen Tage gewonnen, hörte ich«, gibt Mansfield zurück. »Nun, man soll nie aufstecken, kein richtiger Spieler hört auf, wenn er einmal eine Pechsträhne hat. Komm her, Lowman macht Schluß, er hat die Bank gehalten. Löse ihn ab, du mußt nicht aufgeben, mein Freund.«

      »Ich…«

      Crawley geht zaudernd einen Schritt weiter, dreht sich dann aber um und seufzt tief.

      »Nun gut«, sagt er dann mürrisch. »Vielleicht haben Sie recht, mein Freund. Ich halte also. Irgendwelche Bedingungen?«

      »Kein Limit, das ist die einzige, Mister«, antwortet Mansfield und lächelt zu ihm hin. »Jeder kann kaufen, soviel er will, und jeder kann einsetzen solange die anderen noch Atem haben.«

      »Atem habe ich bald keinen mehr, wenn es so weitergeht«, murmelt Crawley. »Also, die Karten, Gentlemen!«

      »Passen Sie auf, Spieler!« warnt ihn Lowman mit einem schwachen Versuch zu grinsen. »Mr. Mansfield ist ein scharfer Bluffer und heute auf der Gewinnreise. Viel Glück!«

      »Dazu sitze ich auf dem falschen Platz. Sie haben auch verloren, Fremder«, erwidert Crawley nur. Dann mischt er und teilt aus.

      Beim Spiel blickt er sich um.

      An der Stirnwand lehnt ein Mann, hat die Arme auf der Brust verschränkt und blickt über die Köpfe der Menge im Saal hinweg. Drüben neben der Tür sitzt einer einsam an einem Tisch. Der Bursche kann sofort den Ausgang sperren.

      Der dritte Mann aus Mansfields Garde aber hilft hinter dem Tresen aus. Allerdings spült er nur Gläser, eine Arbeit, bei der er den ganzen Saal beobachten kann.

      Mitten unter den Leuten am Tresen aber steht Sweney, kratzt sich in seinen roten Borstenhaaren und grinst dann eine Sekunde, um sich wieder abzuwenden.

      Crawley spielt, er verliert die erste Runde. Er verliert auch die zweite und dritte.

      »Mein Pech hält an«, sagt er.

      »Noch drei Runden, dann muß ich aussteigen, Gentlemen. Eine kaufen, Mr. Mansfield?«

      Er kauft, dieser Mansfield, und weiß es nicht. Aber der andere weiß es, Lowman ahnt es. Das Blatt wird sich nun wenden.

      Und es wendete sich.

      Als das Spiel zu Ende ist, schwitzt Mansfield und hat achtzig Dollar verloren. Nicht viel, aber der Verlust stachelt Mansfield zu neuen Taten und der nächsten Runde an.

      Der Spieler streicht seinen ersten Gewinn an diesem Abend ein und lächelt unsicher. Er hat Angst, der Spieler, weil er nicht weiß, ob man auf ihn schießen wird, oder einer von Mansfields Aufpassern nicht den Trick versucht, von dem Lowman gesprochen hat – Karten in seinen Rock zu schmuggeln, wenn er schon tot ist. Das genügt als Beweis. Und Crawley wird tot sein.

      Er mischt, teilt aus, setzt über hundert Dollar ein, weil ein Mann mitgeht, der auf sein Blatt vertraut, das ihm Crawley mit eiskalter Berechnung in die Hand gedrückt hat: Mansfield geht mit.

      Hundertsechzig Dollar setzt Mansfield. Dann sagt er:

      »Spieler, genug geblufft, drehen wir um.«

      Er denkt, daß Crawley geblufft hat.

      Der Spieler nickt und blinzelt zum Tresen. Lowman steht da – gleichgültig, seine schwarzen Augen sind wie von Schleiern bedeckt. Niemand kann sehen, was dieser Lowman denkt.

      Mansfield trinkt hastig, Lowman sieht es und schürzt die schmalen Lippen.

      Ich wußte es, denkt Lowman, er kann nicht verlieren, der Narr. Der Spieler macht es genau richtig, hat ihm die Karten gegeben, wie er es wollte. Geirrt, Mansfield, was? Kein gutes Blatt, der Spieler hat noch ein besseres. Und du grübelst nun dar-über nach, wie das möglich ist, du begreifst es nicht, wie?

      Er lächelt einmal. Böse sein, sich freuen, wenn andere verlieren und es doch nicht können.

      Mansfield blickt den Spieler an. Der zieht die linke Braue hoch und lächelt dünn.

      »Pech genug heute«, sagt Crawley. »Ich glaube, ich bin heraus, aber man kann nie wissen. Vielleicht ändert es sich. Wollen Sie aufhören, Mr. Mansfield?«

      »Nein!«

      Es klingt gepreßt und scharf. Der Spieler nickt und gibt.

      Er verliert dieses Spiel, wirft den Köder aus und läßt Mansfield dreißig Dollar gewinnen. Mansfield lächelt wieder. Also doch nur Zufall? Immer hat der Spieler kein Glück, wie?

      Noch ein Spiel, Crawley teilt aus, kauft, legt ab, hat seine Karten längst und bietet. Der Einsatz steigt.

      Der blufft, denkt Mansfield, nun bist du dran, Freundchen, die Hosen ausziehen werde ich dir!

      Hundertsiebzig Dollar auf dem Tisch, zweihundert werden es, zweihundertzwanzig. Mansfield hält mit, der Spieler zaudert, wird vorsichtig.

      Aha, denkt Mansfield, du kannst nicht mehr, was?

      »Nun, noch zwanzig, Spieler?«

      Crawley seufzt, schüttelt den Kopf und legt doch die zwanzig Dollar hin. Leute sind aufgestanden, stehen herum und schlucken, als Mansfield mitzieht. Zweihundertvierzig Dollar Einsatz. Und nun?

      Durch den Spieler scheint ein Ruck zu gehen. Er legt fünfzig Dollar hin und blickt Mansfield an.

      Er ist nicht sicher, er blufft, denkt Mansfield. Oder doch nicht? Was hat der vor?

      Er zieht mit.

      Der Spieler erhöht wieder, die Leute vergessen zu atmen. Geht Mansfield mit?

      Er geht mit.

      Lowman lächelt. Es läuft, denkt Lowman, es läuft. Der geldgierige, hakennasige Schurke Mansfield, jetzt ist er geliefert, das verdaut er nicht.

      »Fünfzig, Mr. Mansfield.«

      Die Stimme des Spielers klingt monoton.

      »Fünfzig, Spieler!«

      Wo soll das hinführen? Die beiden spielen, als wenn sie jeder eine Schlacht zu gewinnen haben.

      »Wollen wir aufdecken, Mr. Mansfield?«

      Mansfield überlegt einen Augenblick.

      »Ja, Spieler!«

      Er dreht die Hand um, da liegen sie, die ganze Kreuzreihe ist komplett.

      Mansfield wird kreidebleich, er macht den Mund auf, stiert in das ruhige Gesicht des Spielers und knirscht mit den Zähnen. Verfluchter Kartenhai, irgendein Trick, welcher satanische Trick ist das? Die ganze Kreuzreihe! Das As, der König, die Dame, der Bube und die Zehn!

      Ich springe ihm ins Gesicht, dem Betrüger, dem Lumpen,

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