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liest, lächelt nur geringschätzig. Er erinnert sich, daß er einmal durch die Berge ritt und jemanden traf, an dessen Feuer er kam. Sie spielten mit Würfeln. Und als er merkte, daß der Bursche, dem er am Feuer begegnet war, den Teufel in den Adern haben könnte, fürchtete er plötzlich um sein Geld, das er in den Taschen hatte.

      Wenn sich Towers an jene Nach erinnert, dann beschleicht ihn ein Kältegefühl. Und wenn er an den Mann denkt, dann denkt er nur an dessen Augen. Seit Tagen versucht Towers sich einzureden, daß der Bursche ihn niemals finden wird. Der Bursche sucht einen gewissen Amandeus Hipokrates Mortimer, aber keinen Slade Towers.

      Es ist schon immer Towers Art gewesen, sich abgerissen zu kleiden, sobald er geschäftlich unterwegs sein mußte. Niemand, der Towers auf seinen Geschäftsreisen begegnete, konnte ahnen, daß Towers eine Menge Geld bei sich trug. Abgerissen aussehen, kein zu gutes Pferd reiten und die Leute bluffen.

      Den Mann, den er am Feuer traf, hat er auch geblufft.

      Zu gut, denkt Slade Towers und stiert auf die Zeitung. Du großer Geist, das ist er, das ist Lowman, niemand sonst. Da steht es schwarz auf weiß: Pferde gestohlen, einen Store ausgeraubt. Zum Teufel, das ist Harry Lowman. Und wo steckt er nun?

      Towers steht auf, wischt sich über das feiste Gesicht und geht zu seinem Schrank. Dort nimmt er eine Flasche heraus, gießt sich ein Glas randvoll und trinkt es hastig leer. Doch auch danach wird ihm nicht besser. Gewiß, weder das Pferd noch das Maultier stehen in seinem Stall. Beide Tiere sind längst verkauft.

      »Verdammt, verdammt!« sagt Towers stockheiser. »Ich habe ihn nur bluffen wollen. Er sollte glauben, ich sei ein armer Kerl, der Geld brauchte. Ich dachte – nimm ihm seine siebenhundert Dollar ab, laß ihn zurück, der Bursche ist dir unheimlich. Wie er dich angesehen hat, Slade, was? Als wenn er genau wußte, daß ich mich verstellte und mehr Geld in der Tasche hatte als er. Da befiel mich ganz einfach Angst, daß er mich umbringen würde. Ich hielt ihn für einen kleinen, billigen Halunken, der einen für zehn Dollar totschlagen würde. Du großer Geist, wenn der mich sucht?«

      Der Gedanke läßt ihn noch einmal zur Flasche greifen. Er trinkt hastig, kaut den Whisky buchstäblich, dann denkt er an seine Gerissenheit, die ihn immer und überall durchgebracht hat. Diesmal, das fürchtet er, kann sie ihm nicht helfen. Er greift wieder zur Zeitung und liest die Sache über

      Lowman noch einmal. Sie wissen also nicht, wie Lowman aussieht, sie kennen seinen Namen nicht?

      »Das ist es«, murmelt Towers heiser. »Den Namen, keine genaue Beschreibung. Der Kerl wechselt einfach seine Kleidung, und schon erkennt ihn keiner mehr. Wenn ich ihnen seine Beschreibung gebe, he?«

      Er spielt einen Moment mit dem Gedanken, dann verwirft er ihn wieder. Wenn er das macht, dann wird Lowman reden. Der Kerl wird alles abstreiten. Und beweisen wird man ihm kaum etwas können. Kommt er aber danach heraus, dann wird es gefährlich.

      »Dann bin ich so gut wie sicher tot!« stellt Towers ächzend fest. »Ich muß mir etwas einfallen lassen. Verdammte Geschichte, wenn er hier auftaucht und findet mich?«

      Er lauscht, Schritte auf der Treppe, jemand kommt leise hoch. Plötzlich beginnt Towers zu frieren. Wenn es Lowman ist, wenn der Bursche schon in der Stadt ist?

      Towers greift unter den Rock. Die Schritte sind verstummt, alles ist still im Flur. Nur von unten her dringt Gelächter herauf. In der Hand von Towers liegt der Revolver. Er spannt den Hammer, richtet den Lauf auf die Tür und hält den Atem an.

      Unten in seinem Saloon lachen sie. Sie lachen. Und er hat eine greuliche Angst.

      Da sind die Schritte wieder, sie nähern sich langsam und leise der Tür.

      Harry Lowman kommt. Lowman vergißt sicher nicht, daß er am Feuer niedergeschlagen und ausgeraubt worden ist. Die Schritte halten vor der Tür an. Towers bricht der kalte Angstschweiß aus. Es klopft an der Tür.

      Und dann sagt der Mann draußen heiser:

      »Boß, bist du da?«

      Towers atmet aus. Er kann erst nach einigen Sekunden sprechen und holt tief Luft.

      »Ja, Cliff, was ist?«

      »Boß, unten im Saloon ist jemand, der spielt hoch und gewinnt dauernd.«

      »Warte!«

      Er läßt hastig den Hammer des Revolvers zurückgleiten und steckt die Waffe ein. Dann öffnet er und sieht Cliff, seinen Keeper, durchbohrend an.

      »Was schleichst du herum wie eine Nachteule?« fragt er grimmig. »Mußt du immer so schleichen, Mensch? Komm schon herein. Also, was ist unten los?«

      »Der Spieler sitzt seit einer Stunde am Spieltisch und gewinnt laufend, nachdem er zuerst verloren hat. Hohes Spiel, Boß. Soll ich was tun?«

      »Spielt er falsch?«

      »Er sieht nicht aus, als wenn man ihn das fragen kann, Boß! Ich glaube, der Bursche ist schnell mit dem Revolver!«

      »Aha. Na gut, laß ihn spielen.«

      »Aber er stört unseren Spieler.«

      »Zum Teufel, das ist jetzt gleichgültig! Cliff, hast du Sweney und Randolph gesehen?«

      »Nein, Boß, aber vorhin gingen sie zu Fletchers Inn.«

      »Dann hast du sie also doch gesehen, Mensch. Schick Steve los, er soll sie suchen und ihnen sagen, daß ich sie sprechen will.«

      »Boß, die beiden rauhen Burschen? Die bringen dich in Verruf, sie suchen überall Streit. Du weißt doch, wie sie sind. Was willst du von ihnen?«

      »Mensch«, erwidert Towers zischend, und seine blaßblauen Augen sehen Cliff starr und grimmig an. »Ich habe dir gesagt, daß du Steve schicken sollst. Alles andere geht dich nichts an. Sie sollen herkommen – sofort, verstanden?«

      Die beiden schlimmsten Kerle, denkt Cliff verwirrt, mit denen er sonst nichts zu tun haben wollte. Was hat das zu bedeuten? Denen zahlt man fünfzig Dollar, wenn sie jemanden umbringen sollen, und die will er sprechen?

      »Ist gut, Boß. Und der Spieler?«

      »Laß ihn spielen, aber keine Unterstützung, wenn er falsch spielt und dabei auffällt, verstanden?«

      »Ja, Boß.«

      Er geht hinaus. Towers schließt die Tür zu und wartet. Sweney, denkt der Salooner und zieht leicht fröstelnd die Schultern zusammen, der ist so rauh, daß man sich die Haut aufreißt, wenn man nur in seine Nähe kommt. Und Randolph soll draußen zwei Digger überfallen haben, die Silbererz bei sich hatten. Teufel, ich habe keine andere Wahl! Wenn Lowman hier auftaucht und mich sieht, dann kann ich mein Testament machen. Und ehe ich das mache, eher wird Lowman auf irgendeine Art verschwinden.

      Er geht ruhelos im Zimmer hin und her, hört nach einiger Zeit die Tür unten klappen und schwere Schritte auf der Treppe. Die Schritte nähern sich der Tür und Steve, sein Stallhelp, sagt heiser:

      »Boß, Sweney und Randolph!«

      Towers öffnet, läßt die beiden Männer ein und betrachtet sie einige Sekunden. Zwei breitschultrige Männer, Randolph etwas größer als Sweney, aber genauso verschlagen und rauh wirkend. Während Sweney den Hut nicht von seinen roten Haaren nimmt und sich an die Wand lehnt, zieht Randolph kurz seinen schäbigen Stetson und bleckt die gelblichen Pferdezähne. Er hat krauses braunes Haar. Eine schiefstehende Nase ist ihm als Andenken an irgendeine Prügelei geblieben.

      »Da sind wir, Towers«, sagt Randolph mürrisch. »Was ist los, gibt’s was?«

      »Setzt euch hin, ich habe mit euch zu reden.«

      Sweney schießt Randolph einen kurzen, stechenden Blick zu und verzieht das Gesicht, als wenn er sagen will: Sieh mal einer an. Der gute Towers, der sonst nicht viel mit uns im Sinn hat – auf einmal kommt er und will was von uns. Sei vorsichtig, Randolph, erst warten, was er will.

      Sie gehen zum Tisch, setzen sich umständlich und warten auf Towers. Der bringt drei Gläser zum Tisch, gießt sie voll und blickt die beiden rauhen

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