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ins Jail bringen.

      Er weiß nicht, daß er es mit Harry Lowman zu tun hat. Und daß Harry Lowman etwas besitzt, was sonst niemand hat:

      Ein Leben zuviel!

      *

      Lowman rollt sich wie eine Katze zusammen. Dann legte er sich zurecht und schließt die Augen. In zwei Stunden wird es hell sein. Wenn man ihn sucht, dann nicht vor dem Morgen. Bis hierher werden sie ihm kaum folgen können. Lowman versteht es, seine Spuren zu löschen und zu verschwinden. Zuerst ein Stück im Sutton Creek geritten, dann gewartet, bis harter Felsboden kam. Aus dem Bach und nach Nordosten zum Powder River. Wieder drei Meilen im Wasser und dann scharf nach Westen gebogen.

      Nun steckt Lowman hoch oben in einem Tal. Wenn er dreißig Yards geht, dann kann er in die anderen Täler blicken. Der richtige Platz für jemanden, der Verfolger zu erwarten hat. Er rechnet aber kaum damit, daß sie ihn finden. Vielleicht werden sie die Fährte von zwei Pferden ausmachen, aber folgen können werden sie der Fährte kaum.

      Er schläft ein, grinst im Schlaf und träumt von Hipo Mortimer. Hipo grinst ihn an. Dann nimmt Hipo den Revolver. Er sieht Mortimers rundes, fleischiges Gesicht über sich, den Revolver – und stöhnt einmal.

      Und dann wacht Harry Lowman auf.

      Der Traum ist vorbei.

      Der Tag ist da, die Sonne scheint.

      »Zum Teufel!« sagt Lowman heiser und fährt sich über die Augen. »Der Kerl wird mich noch hundertmal erschrecken. Ich träume jede Nacht von ihm. Donner, schon so spät?«

      Es ist neun Uhr, er hat länger geschlafen, als er es wollte. Er gähnt einmal, dann macht er sich über den Packen her, frühstückt und erinnert sich an den Store. Sie werden schon suchen.

      Lowman steht auf, geht langsam zum Hang, hält dort an und nimmt eine Zigarette. Als sie brennt, geht er weiter. Er taucht oben am Hang auf, blickt nach Westen.

      Im gleichen Augenblick wirft er sich auch schon zu Boden. Er fliegt förmlich hinter den nächsten Busch zurück, ist ein Stück zu tief gekommen und kriecht dann blitzschnell höher. Gleich darauf liegt er lang hinter dem Busch. Er biegt die Zweige etwas auseinander, starrt auf den Hügel da drüben und sieht den Mann kommen.

      Der Mann reitet schnell, prescht den Hang herab und genau neben jener Spur her, die Lowman in der Nacht hinterlassen hat. Einen Moment beißt Lowman sich erschrocken auf die Lippen. Seine erste Reaktion ist der Gedanke, die Pferde zu nehmen und davonzujagen. Ehe der Bursche dort herankommen kann, wird Lowman längst im langen Tal sein und einen Vorsprung herausholen können.

      Dann jedoch sagt sich Lowman, daß er den Mann unmöglich abschütteln kann. Wenn er auch zwei Pferde hat, der Bursche dort wird seine Spur ausmachen.

      »Alle Teufel!« knirscht der Bandit erschrocken. »Der hat einen Orden und zwei Laternen am Sattel hängen. Daher also, etwas ist schiefgegangen, er muß in der Nacht schon aufgebrochen sein. Der kommt seit Stunden hinter mir her. Hölle und Pestilenz, hat man Williams zu früh gefunden? Was nun?«

      Er denkt einen Moment nach, rutscht dann zurück und weiß, daß er keine zwei Minuten Zeit hat. In wilden Sätzen fliegt er zu seinen Pferden, reißt sein Gewehr aus dem Scabbard und sieht sich um.

      Der Mann wird auf der Spur über den Hügel kommen und die Pferde sehen. Und dann wird er sein Tier zurückreißen.

      Lowman handelt blitzschnell, reißt einen Busch aus, wirft ihn unter die noch am Boden liegende Decke und legt seinen Gurt auf den Sattel. Mit einigen Griffen zieht er hastig die Decke zurecht, beult sie aus und nickt zufrieden. Dann rennt der untersetzte Mann, der ein Leben zuviel besitzt, in langen raumgreifenden Sprüngen nach links.

      Die Sonne ist nun vor ihm, er läuft nach Südosten. Seine Lungen schmerzen, so schnell versucht Lowman die Büsche links am Hang zu erreichen. Sein Verfolger – Lowman ist sicher, daß er sich nicht irrt – wird niemals annehmen, daß Lowman hier gerastet hat, ehe er nicht die Pferde zu sehen bekommt. Kaum erreicht Lowman die Büsche, als er sich hinwirft.

      Er ist jetzt kurz unterhalb der Hangkrone und kriecht so schnell er kann in der Deckung der Büsche auf die Höhe. Im Augenblick, als er die Höhe erreicht, zuckt sein Blick nach rechts. Er wagt sich nicht vorzustellen, was geschehen sein würde, hätte ihn der Verfolger noch schlafend gefunden. Nun sieht er, verdeckt durch die Zweige, seinen Mann kommen. Der Reiter treibt sein Pferd den Hang hoch. Er hat nicht einmal das Gewehr in der Hand und rechnet nicht damit, schon auf Lowman zu stoßen. Es ist sein Fehler. Lowman rechnet damit und kriecht hastig auf den nächsten Busch zu.

      Jeden Moment muß der Mann hoch genug sein, um in das Tal blicken zu können. Sein Pferd kommt die letzten Schritte, es muß gleich auf dem Hang sein.

      In diesem Augenblick sieht Sam Kellogg das Camp unter sich. Kellogg, der den Wind gegen sich hat, zuckt heftig zusammen. So jung Kellogg auch ist, in diesem Moment handelt er blitzschnell. Der Mann unter ihm müßte ihn hören, er müßte ihn längst gehört haben, auch wenn der Wind gegen ihn steht.

      Der Gedanke ist es, der Kellogg jäh die Warnung signalisiert.

      Und nur dieser Gedanke bewahrt Kellogg vor der Kugel.

      Harry Lowman handelt kaltblütig und ohne abzuwarten. Er zielt, sieht den Mann im Sattel zucken, seine hastige Bewegung, die die Zügel anreißt und das Pferd zum Stehen bringt.

      Und genau darauf hat Lowman gewartet.

      In diesem Moment ist Lowman nichts als der um sein Leben kämpfende Bandit, der er immer gewesen ist und bleiben wird. Er visiert, er paßt den Augenblick ab und drückt dann ab.

      *

      Genau zur gleichen Sekunde aber kommt Kellogg der Gedanke. Kellogg wittert jäh die Falle und wirft sich blitzschnell links vom Pferd. Mitten in seinen Abstoß hinein hört er den brüllenden, scharfen Krach des Gewehres. Der Knall kommt, die Kugel zischt um Haaresbreite über ihn hinweg. Er vermeint noch den Luftzug zu spüren. Kellogg kann noch im Sturz sein Gewehr mitnehmen. Er landet an einem Busch zwischen dem harten Kiesgeröll auf dem Hang und rollt sich sofort nach rechts fort. Vor ihm springt sein Pferd zur Seite. Kellogg sieht noch im Rollen die träge, langsam zerflatternde Wolke des Pulvers links über dem Hang. Er weiß nun, wo sein Mann liegt.

      Dann ist das Pferd fort.

      Und der Mann schießt nicht mehr.

      Kellogg rollt, kommt hinter den Busch und reißt sein Gewehr herum. Er liegt nun einige Schritte unterhalb des Hanges. Als er das Camp vor Augen hatte, sah er es aus dem Sattelsitz. Sein Pferd war noch nicht ganz auf der Höhe. Nun liegt er unterhalb des Hanges und weiß eins nicht: Lowman ist schon nicht mehr da.

      Es ist Lowmans teuflischer Instinkt, der ihn den fehlgehenden Schuß geradezu riechen läßt. Vielleicht würde ein anderer Mann noch einmal feuern, vielleicht würde er auf das Pferd schießen, aber Lowman ist kein Narr. Ein Pferd, das am Boden liegt, gibt jedem Mann Deckung. Und nichts kann Lowman weniger recht sein als eine Deckung für den Burschen, der ihm gefolgt ist.

      »Verdammte Sache!« zischt Harry Lowman, als er sieht, daß sein Schuß nicht getroffen hat. »Warte, Bursche, dich erwische ich doch noch!«

      Einen Moment packt ihn die Furcht, denn der Mann ist zu schnell gewesen. Aber der Moment ist zu kurz, um Lowman zu lähmen. Blitzschnell rollt er sich unter der verräterischen Pulverwolke weg. Er rollt nach rechts und genau über den Hang. Für zwei, drei Sekunden ist

      Lowman nicht sicher, ob ihn sein Verfolger beim Wegrollen entdeckt. Hinter dem Hang liegt er still, eilt nach oben und denkt dann:

      Er war noch nicht über den Kamm hinweg, also liegt er nun an der anderen Seite. Warte, Bursche, ich erwische dich.

      Er springt hoch und rennt los. Vor ihm sind einige Steine, ein Felsblock und ein paar Büsche. Lowman fliegt auf den Felsblock zu, duckt sich dann und kauert hinter ihm. Er keucht, blinzelt rechts am Felsen vorbei und nimmt sein Gewehr hoch. Wenn sich der Bursche zeigt, drückt er ab.

      Er zeigt sich nicht, alles bleibt still. Behutsam rutscht

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