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bekräftigt.

      Unter der salomonischen Dynastie festigt sich auch die Dominanz des semitischen Kultur- und Spracheinflusses, der sich, in Verbindung mit dem Christentum, schon weiter nach Süden ausgebreitet hat. Im Kontext dieses Verschmelzungsprozesses (beispielsweise mit starker Agau-Komponente) war erst im Mittelalter das Amharische aus verschiedenen äthio-semitischen Sprachvarianten entstanden, benannt nach der Region Amhara, südlich von Lasta, wo es vor allem Verbreitung fand. Schewa, als amharisches Kernland, bislang am südlichen Rand des Reiches gelegen und zeitweise gar nicht dessen Bestandteil, sondern Sitz eines muslimischen Sultanats, wird zeitweise zur Kernregion des salomonischen Staates. Dieser Staat muss sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts konsolidieren. Ein amharisch beeinflusstes Ge’ez wird zur typischen Sprache historischer Texte (Königschroniken), die jetzt entstehen und ein besseres Verständnis der Geschichte ermöglichen.

      Aufstieg und Ausbreitung eines Imperiums

      Amda Seyon I. (1314–1344) war der Herrscher, der die neue Dynastie stabilisierte und ihren Machtbereich ausdehnte. Seine Stoßsrichtung ist einerseits der Süden, wo zahlreiche Gebiete (Godscham, Damot, das muslimische Hadiyya9) tributpflichtig wurden. Der Abbay (blaue Nil)10 und sein Becken wurden damals ins Reich eingefügt. Andererseits mußte er aber auch den Widerstand im Norden, wo in Tigray (dem alten Reichszentrum, in dem auch Aksum liegt) gegen die amharische Herrschaft revoltiert wurde, ausschalten (1320).

      Sein Vorstoß ans Rote Meer zeigte das Interesse an Handel und weiterreichenden Verbindungen sowie die Notwendigkeit, sich gegen den hier stärker werdenden Islam zu positionieren. Ein Fokus der Reichspolitik lag damals auf der Auseinandersetzung mit den islamischen Staaten, die sich bereits am Horn von Afrika gebildet hatten. Es kommt zu wiederholten Konflikten mit diesen – z. B. im Osten mit den Sultanaten Ifat am Awash-Fluss und Adal,11 aber etwa auch mit dem früh vom christlichen Reich absorbierten muslimischen (Süd-)‌Schewa. In diesen Kriegen kann sich der salomonische Staat behaupten, nachdem es zu muslimischen Einfällen gekommen war, bei denen auch christliche Kirchen zerstört worden waren.

      An der Somaliküste kann sich der Islam zuerst durchsetzen und das wohlhabende Mogadischu wird in unterschiedlichen Quellen früh lebendig als blühende Handelsstadt am Indischen Ozean mit islamisch geprägter Architektur, die berühmt war für ihre Textilproduktion und -exporte.

      Muslime übernahmen mehr und mehr am gesamten Horn von Afrika die Hauptrolle im Fernhandel, wenn diese Rolle auch nicht unangefochten blieb. Als Händler verbreiten sie den Islam zwar zuerst an der Küste, später aber auch, als sie weiter nach Süden kamen, mehr und mehr im Landesinneren, wo sich (süd-)‌östlich des salomonischen Reiches muslimische Staaten konsolidierten.

      Christliche ›Fundamentalisten‹

      Das Christentum im salomonischen Reich des 14. Jahrhunderts war geprägt von einer Reformbewegung. Mönchstum12 und Klöster hatten einen eindrucksvollen Aufschwung genommen und auch zur Festigung des Reiches durch Verbreitung des christlichen Glaubens beigetragen, gerade im Zuge der Südexpansion.

      Der Mönch Ewostatewos (1273–1352) sah die Notwendigkeit, die Kirche zu reformieren: Einerseits wollte er die korrumpierenden Einflüsse der Politik und andere weltliche Faktoren fernhalten und die Kirche ganz auf ihre eigentliche Aufgabe konzentriert sehen. Andererseits strebte er eine Besinnung auf die Wurzeln an und damit eine strengere Orientierung an den alttestamentarischen Ursprüngen, die die abessinische Kirche für sich beanspruchte. Dazu gehört z. B. die Feier des Sabbath. Der Widerstand von Kirche und Staat gegen eine so puristische und archaisierende Bewegung war beträchtlich; aber die Ausstrahlung und Wirkung von Ewostatewos erwies sich als stark und nachhaltig.13 Zwar wurde er selbst zur Emigration gezwungen und starb im armenischen Exil, aber die Bewegung als solche überlebte. In einigen Gegenden nahm sie solch alttestamentarisch-konservative Formen an, dass sie geradezu als ›jüdisch‹ erscheint und den Namen ›Beta Israel‹ trägt. Als Repression letztlich nicht zum Erfolg führte, wurde schließlich Mitte des 15. Jahrhunderts ein Kompromiss innerhalb der Reichskirche geschlossen und die Feier des Sabbath zugelassen, während die Beta Israel sich weiter abseits hielten und ihre eigene Entwicklung nahmen. Aber die Bewegung des Ewostatewos war nicht die einzige ihrer Art unter den Mönchen am Horn von Afrika – im 15. Jahrhundert forderten die ›Stefaniten‹,14 benannt nach ihrem Gründer Estifanos, die Rückkehr zum ›wahren Asketentum‹.

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      Abb. 5: Kloster Debre Bizen/Eritrea 1373/74, Zentrum der Bewegung des Ewostatewos.

      Sie kritisierten den Sittenverfall im Mönchstum, forderten und lebten Armut, Genügsamkeit und Gleicheit sowie Distanz zu weltlicher Macht. Abgelehnt wurden besonders Marien- und Kreuzeskult sowie übertriebene quasireligiöse Verehrung des Herrschers, der letztlich nur weltlicher Machthaber sei. Vielleicht gerade wegen dieser Skepsis gegenüber der politischen Führung wurde der ›Orden‹ auch nach dem Tod seines Gründers 1444 weiter verfolgt und noch lange mit Misstrauen betrachtet.

      Zar’a Ya’kob – Religion, Kultur und Weltpolitik

      In der Mitte des 15. Jahrhunderts trat mit Zar’a Ya’kob (1399–1468) eine der profiliertesten Herrschergestalten des christlichen Imperiums ins Licht der Geschichte.

      Nicht nur durch seine Persönlichkeit und die Ereignisse der Epoche, die er mitgeprägt hat, bildete er einen Mittelpunkt des Interesses. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es auch zunehmend schriftliche Quellen, die sogenannten Königschroniken, die uns ein farbiges und plastisches Bild historischer Zusammenhänge und Ereignisse vermitteln und die gut erschlossen und sorgfältig ediert sind.15 Zunächst war seine Regierungszeit – er wurde 1439 in Aksum wie die meisten abessinischen Kaiser gekrönt (nach Niederschlagung einer Rebellion) – durch äußere Bedrohungen belastet. Muslimische Invasionen unter Ahmad Badlay aus Ifat, die 1443 u. a. Schewa betrafen und vorübergehend erfolgreich waren, mussten zurückgeschlagen werden. Nach dem endgültigen Sieg Zar’a Ya’kobs 1445 kamen weitere Regionen im Süden,16 wie etwa das zwischen den Flüssen Awash und Wabi Schebelle (heutiges Somalia) gelegene Dewaro, unter direkte Kontrolle des christlichen Reiches. In Soldatenliedern und Wundererzählungen, wo der Sieg des Kaisers der Jungfrau Maria zugeschrieben wird,17 wird der christliche Erfolg in besonderer Weise zelebriert.

      Aber auch im Inneren stellten sich Zar’a Ya’kob Herausforderungen:

      Widerstand kam vor allem aus der schon früher unruhigen Nordprovinz Tigray, den der noch nicht gekrönte Kaiser überwinden mußte, damit die Zeremonie in der alten Metropole Aksum stattfinden konnte.

      Die Küste war ein weiteres Ziel der Arrondierungspolitik von Zar’a Ya’kob; hier sind nicht nur die Dahlak-Inseln, sondern auch Massawa, das die Rolle von Adulis als Haupthandelshafen längst übernommen hatte, unter islamische Kontrolle geraten; auf der Halbinsel Gerar in nächster Nähe der Stadt errichtete der Kaiser Befestigungen. Eventuell kam es sogar zur gewaltsamen Einnahme von Massawa. Sein Sohn und Nachfolger, Ba’eda Mariam, baute die Rotmeerpolitik aus und führte die Funktion des ›Baher Negasch‹ (einer Art autonomer Gouverneur) für die Nordprovinz an der Küste (heutiges Eritrea) ein.

      Zar’a Ya’kob hat auch kulturgeschichtliche Akzente gesetzt: Literatur und Kunst erhielten durch ihn neue Impulse. An seinem Hof richtete er ein ›Scriptorium‹, eine Art Literaturwerkstatt ein, wo historische, panegyrische und religiöse Werke entstanden; manche trugen gar den Verfassernamen des Herrschers. Marien- und Kreuzeskult erfuhren gezielte Förderung und damit einen Aufschwung. Ikonen gewannen dadurch mehr Bedeutung: Der Mönch Fere Seyon (1440–1470) machte sich als Maler einen Namen, der Mariendarstellungen für den Kaiser schuf.18 Es gab Bestrebungen, in seine Werke europäische Einflüsse hineinzuinterpretieren; möglich ist, dass der Künstler europäische Mariendarstellungen in der Sammlung des Kaisers gesehen hat und sich daraus Anregungen holte.

      Auch Kreuze wurden unter Zar’a Ya’kob nun überall angebracht: Auf Gebäuden, Gebrauchsgegenständen, an Kleidern und

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