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sorgen Sie dafür, dass bei meiner Rückkehr alles bereit ist.«

      Der Bischof verbeugte sich leicht. »Natürlich, Eure Heiligkeit.«

      Als der Papst vor seine Kammer trat, wurde er sofort von der vatikanischen Sicherheit umringt, allesamt kräftig aussehende Männer in scharlachroten Jacken, schwarzen Hosen, Krawatte und einem blütenweißen Hemd. Auf der Brusttasche der Jacken war das Logo des Vatikan eingestickt, die beiden sich kreuzenden Schlüssel Petri unter der päpstlichen Tiara.

      Sie liefen im Schritttempo des Pontifex, welches sich in den letzten Monaten dramatisch verlangsamt hatte, gemeinsam zu dem Fuhrpark, wo das Papstmobil bereits auf sie wartete – eine Mercedes-Benz-Limousine ohne weitere Schutzvorrichtungen.

      Nachdem sie dem Papst auf die Rückbank geholfen hatten, klopfte einer der Sicherheitsleute mit der flachen Hand auf das Wagendach, als Zeichen für den Fahrer, dass sie nun startbereit waren. Langsam rollte der Fahrer auf das Ausfalltor zu und begann danach seine weitläufige Runde über den Petersplatz.

      Sobald das Papstmobil in Sichtweite war, begannen die Massen zu jubeln.

      ***

      In diesem Moment trennten sich die beiden Männer und schienen kurz darauf darum zu wetteifern, wer den besten Platz an der Absperrung nahe der Route ergatterte.

      Einer von ihnen positionierte sich als erster Schütze etwa in der Mitte der Strecke. Der zweite Mann ging im hinteren Drittel in Position. Sollte der erste Schütze sein Ziel verfehlen, würde er eingreifen. Er würde vor das Fahrzeug springen, eine Kugel in den Fahrer pumpen und danach mit dem letzten Schuss meisterhaft die Brust des Pontifex treffen und ihn töten.

      Sie hatten dieses Szenario im Dschungel von Brasilien wieder und wieder einstudiert, bis es ihnen völlig in Fleisch und Blut übergegangen war.

      Sie standen an der Seitenlinie, starrten ausdruckslos vor sich hin und lauschten dabei den Befehlen der Stimmen in ihrem Kopf. Als das Papstmobil das erste Viertel des Weges zurückgelegt hatte, zog der erste Schütze unauffällig die Spezialanfertigung seiner Pistole hervor, hielt sie verborgen an seiner Seite und wartete.

      Langsam kam das Fahrzeug immer näher. Die Menge jubelte laut, als der Pontifex sie segnete. Doch der Schütze blieb weiterhin ruhig. Seine Miene verriet nichts, weder Aufregung noch Euphorie, nur das absolute Minimum an Emotionen.

      Der Papst winkte der Menge zu.

      Der Wagen rollte näher.

      Der Attentäter krümmte seinen Finger um den Abzug.

      Noch zehn Meter.

      Der Mann trat einen Schritt nach vorn.

      Noch fünf Meter.

      Das Flüstern in seinem Kopf war jetzt laut und deutlich zu hören. Worte, die forderten: Töte ihn!

      Als der Wagen nur noch drei Meter entfernt war, zog der Attentäter dem Mann der Vatikanpolizei vor sich den Pistolengriff über den Schädel, was den Mann lautlos zusammenbrechen ließ, dann trat er in die Mitte der Fahrbahn, zielte auf den Fahrer und zog den Abzug zurück.

      Die Kugel durchschlug die Windschutzscheibe, wo sie ein Loch in der Größe eines Fünf-Cent-Stückes hinterließ, das von spinnwebartigen Rissen umgeben war. Dadurch wurde die Kugel allerdings leicht abgelenkt und traf den Fahrer kurz unterhalb des Schlüsselbeins. Ein roter Nebel sprühte aus der Wunde. Als der Attentäter auf die Brust des Pontifex ansetzen wollte, um den tödlichen Schuss abzugeben, beschleunigte der Fahrer den Wagen, und der plötzliche Ruck sorgte dafür, dass der Papst das Gleichgewicht verlor. Trotzdem fand der zweite Schuss sein Ziel. Auf der weißen Mozetta des Papstes breitete sich kurz darauf ganz in der Nähe seines Herzens ein roter Fleck aus.

      Die Menschen begannen zu schreien.

      Der Schütze wurde von der Vatikanpolizei überwältigt, die ihn hastig entwaffneten und sich dann wie Haie auf einen verwundeten Fisch stürzten.

      Doch der Attentäter verzog bei alldem keine Miene. Sein Blick war abwesend und seltsam leer. Als er auf dem Boden lag, sah er dem Fahrzeug hinterher, welches nun mit hohem Tempo davonfuhr. Danach blickte er zu seinem Mittäter hinüber, der ihm jedoch keinerlei Beachtung schenkte, sondern sich regungslos abwandte und in der Menge verschwand.

      Nachdem man den Mann in Handschellen gelegt und auf die Beine gehoben hatte, entluden sich die Beschimpfungen der versammelten Menge auf ihn, und plötzlich wurde ihm etwas bewusst: Die Stimmen in seinem Kopf waren auf einmal verschwunden.

      ***

      »Sein Blutdruck fällt, und alle anderen Vitalwerte ebenfalls«, rief der Rettungssanitäter panisch.

      Bonasero Vessucci wurde so schnell es ging ins Gemelli-Krankenhaus in Rom gebracht. Seine Mozetta war aufgeschnitten worden, um das Geldstück-große Loch in seiner Brust freilegen zu können, das immer noch unablässig blutete und die ganze Zeit mit Mullkompressen abgetupft werden musste, um die Wunde sauber zu halten. Die unzähligen Geräte, die überwachen sollten, wie es um sein Leben bestellt war, zeigten allesamt an, dass es mit ihm zu Ende ging. Sein Gesicht war aufgrund des Blutverlustes bereits leichenblass und seine Lungen konnten nur noch mühsam Luft einsaugen.

      Als der Krankenwagen schleudernd um eine Kurve bog, schien der Papst laut aufzuseufzen, als würde er große Schmerzen erleiden, doch er war bewusstlos und spürte daher nichts mehr, während ihm das Leben entglitt. Wenige Meter vor dem Eingang der Notaufnahme, als seine Rettung nur noch um Haaresbreite entfernt war, gab das EKG plötzlich einen anhaltenden, schrillen Heulton von sich.

      Der Papst lag offiziell im Sterben.

      ***

      Der zweite Attentäter stand jetzt inmitten einer fassungslosen, untröstlichen Menschenmenge hinter der Grenzlinie, die Rom von der Vatikanstadt trennte. Er zog ein Satellitentelefon hervor, das nicht größer als ein normales Handy war, und drückte nur eine Zahl auf dem Tastenfeld. Die deutsche Stimme am anderen Ende hörte sich weit entfernt und seltsam leer an.

      »Ja?«

      »Das Ziel wurde neutralisiert«, sagte der Attentäter in fließendem Deutsch.

      »Kannst du das sicher bestätigen?«

      »Ja, ich sah den Treffer. Obere Körperhälfte, nahe dem Herzen.«

      »Bleib trotzdem in der Nähe, bis die Medien offiziell seinen Tod verkünden, und kehre erst dann nach Hause zurück.«

      Der Attentäter beendete das Gespräch, steckte das Satellitentelefon in die Tasche und verschwand lautlos in der Menge.

      Kapitel 4

      Kimball schlief mit dem Unterarm über seinen Augen, als jemand laut gegen seine Kammertür hämmerte. Das eindringliche Klopfen verkündete Kimball sofort, dass etwas nicht stimmte. Augenblicklich sprang er aus dem Bett und riss die Tür auf. Auf der Schwelle stand Bischof Remaldi, in dessen Augen tiefste Sorgen abzulesen waren.

      »Bischof?«, begrüßte ihn Kimball eher fragend.

      Ohne seinen Gruß zu erwidern, sagte der Bischof: »Der Generalinspekteur der Vatikanpolizei wünscht Ihre sofortige Anwesenheit.« Die Vatikanpolizei war sowohl das Sicherheitsorgan des Vatikan als auch der exterritorialen Hoheitsgebiete des Heiligen Stuhls.

      »Wieso?«

      Der Bischof bemühte sich sichtlich, die Fassung zu bewahren. »Haben Sie es denn noch nicht gehört?«

      »Ich habe bis vor einer Sekunde geschlafen.«

      »Papst Pius …«, stieß der Bischof mühsam hervor. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »… er ist auf dem Petersplatz angeschossen worden.«

      Einen Moment lang hatte Kimball das Gefühl, dass ihm das Herz stehen blieb, als sich die Nachricht immer tiefer und schmerzlicher in seine Magengrube bohrte. Zuerst wollte er gegen diese ungeheuerliche Nachricht protestieren, doch als ihm klar wurde, dass er wahrscheinlich nichts weiter als

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