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nicht so leicht glauben.

      Angestachelt durch diese Gesetzmäßigkeiten meines Lebens entsteht in mir dann eine innere (oder bisweilen auch äußerliche) Unruhe, dass ich etwas verlieren könnte, dass ich zu spät sein könnte, dass ich etwas verpassen könnte, dass ich den Kürzeren ziehen könnte. Natürlich ist mir das mitten im Alltag oft nicht präsent und beschäftigt mich nicht unentwegt. Aber viele dieser Fragen, Kämpfe und ungeklärten Themen schwingen unbewusst mit oder versetzen mich in eine unbestimmte Getriebenheit. Ich verliere noch mehr meine Gelassenheit und das Vertrauen in Gott, dass er mich und meine Bedürfnisse im Blick hat. Manchmal macht sich sogar fast ein bisschen Panik breit. Das Ergebnis: Ich renne und renne und renne weiter und weiter.

      Mit anderen Worten: Ich befinde mich mitten im Kampf.

      Noch eine Pause

      Nun sind wir schon mittendrin, auf unserer Reise. Wir haben einen Rundflug über die saftigen Höhen und bunt blühenden Wiesen gemacht. Und wir haben auch schon mal einen Blick auf die eher steinigen Täler und holprigen Feldwege gewagt und so manchen Kampfplatz überflogen.

      Lass uns nach der Landung kurz einen Moment auf der Bank am Wegesrand Platz nehmen, ein wenig verschnaufen und dem Gesehenen und Überflogenen Raum geben, sich zu sortieren. Wie gerne würde ich mir jetzt ein paar deiner Herzensbilder anschauen, die bei dir entstanden sind. Was ist dir wieder neu wichtig geworden? Wo hast du gestaunt und dich gefreut? Was hat dich erschreckt und dir vielleicht sogar Angst gemacht? Gibt es Baustellen und Kampffelder, die dir klar vor Augen stehen?

      Ganz egal, wie es gerade in dir aussieht, möchte ich dir einen Gedanken mitgeben: Du bist nicht allein. Jeder Mensch deines Lebens – egal wie erfolgreich, unbeschwert oder perfekt er auf dich wirkt – hat Glücksmomente und Hochphasen, kennt aber genauso auch Fragen, Zweifel und Kämpfe. Sich sein Leben und seine noch brachliegenden Landstriche vor Augen zu führen, kann leicht den Effekt auf uns haben, dass wir die erfolglosesten, ärmsten und kümmerlichsten Menschen überhaupt sind. Aber das stimmt nicht. Am Ende des Tages bewegen uns alle dieselben Fragen. Weil wir alle Menschen sind. Und weil wir alle ein Leben leben, das eben so manche Frage mit sich bringt. Wir leben ja alle zum ersten Mal. Und müssen alle unseren Weg finden.

      Nun gilt es, auf keinen Fall enttäuscht oder mutlos sitzen zu bleiben. Schau mal, dort ist ein Aussichtspunkt! Er gibt uns den Blick frei auf ein buntes, lebendiges, vielseitiges Land voller Abenteuer und Freiheit. Was für ein Ziel. Folgende Fragen wollen wir darum im weiteren Verlauf des Buches bzw. auf dem Weg in dieses Land in den Blick nehmen und uns überraschen lassen, welche Antworten Gott für uns bereithält:

      • Für welche Ziele lohnt es sich zu kämpfen? Sprich: Was ist ein lebenswertes, erstrebenswertes, erfülltes und sinnvolles Leben?

      • Wo ist Kämpfen richtig und wichtig, wo ist es müßig und ermüdend?

      • Wer garantiert dir den Erfolg für deine Kämpfe? Und was ist überhaupt Erfolg?

      • Funktioniert das Leben wirklich nur als Kampf oder kann es nicht viel mehr von Leichtigkeit geprägt sein, so, wie die Dinge es in ihrer Ursprünglichkeit beinhaltet haben?

      Zugegeben: große Fragen. Keine einfachen und schnellen Antworten. Aber Themen, mit denen ausführlich zu beschäftigen es sich lohnt. Wir werden uns ihnen mit der nötigen Ausführlichkeit, Sensibilität und Geduld nähern. Ich wünsche dir, dass Vorfreude, Lebenslust und Hoffnung dich auf unserem Weg begleiten!

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      CHAOS TROTZ SEHNSUCHT NACH RUHE UND FRIEDEN

      Warum ich das Chaos nicht einfach wieder meines Landes verweisen kann

      Ich mag die Dinge gerne einfach. Auf jeden Fall verkompliziere ich sie nicht gerne unnötig. Deswegen bin ich versucht, auch an diesem Punkt eine schnelle und einfach Lösung herbeizuführen.

      Wir alle haben ein Lebensland. Dies ist in seiner Ursprünglichkeit weit, saftig, einladend und voller Gestaltungsfreiraum. Dann aber bemerken wir, dass die Ursprünglichkeit gestört wird und Feinde (ich belasse es zunächst bei diesem allgemeinen Wort und werde später noch genauer darauf eingehen, wen oder was ich damit meine) mein Land bedrohen – sei es das Leben als solches oder auch andere Menschen, Umstände und Erfahrungen, die ich gemacht habe und die mich in eine gewisse Habachtstellung versetzen. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn ich mein Lebensland wieder in dem Zustand erleben und gestalten könnte, wie es zu Beginn gedacht war. Also sollte es doch eigentlich möglich oder zumindest einen Versuch wert sein, alle Störenfriede einfach wieder meines Landes zu verweisen.

      In der konkreten Umsetzung würde das bedeuten: Ich weiß, wer ich bin, was ich will und wie mein Land aussehen soll. Das ist nicht unbedingt jedem klar, aber daran kann man arbeiten und das kann man herausfinden. Außerdem weiß ich, dass ich einen Gott an meiner Seite habe, dessen Wunsch es ist, dass ich in meinem Land gesegnet und erfüllt lebe (was auch immer das im Detail bedeutet, aber wenn ich ihn ernsthaft danach frage, wird er es mich wissen lassen). Was für eine gute Grundlage und vielversprechende Basis! Davon ausgehend kann ich dann ziemlich klar mit Menschen umgehen: Ich kann sie herzlich in mein Land einladen und aufnehmen, aber wenn sie meinem Lebenskonzept widersprechen oder entgegenarbeiten, bekommen sie zunächst ein klärendes Gespräch, und wenn das nicht hilft, leider Zutrittsverbot zu meinem Lebensland. Auch der Umgang mit Umständen wird eindeutig: Was mich daran hindert, mein Land so zu gestalten, wie es für mich richtig ist, wird aussortiert. Und wenn sich manches auch nicht ändern lässt, so kann ich doch gelassener mit Störfaktoren umgehen, weil das große Ganze stimmt und weil sich Eindringlinge oder sogar Feinde von einer sicheren Festung aus sehr gut in Schach halten lassen.

      Klingt in der Theorie gar nicht schlecht und auch nicht unmöglich. Die Praxis lehrt mich dann aber doch etwas anderes, und du hast beim Lesen vielleicht auch geschmunzelt und gedacht: »Ja, ja, wenn das nur immer so einfach wäre …«

      Einfache Lösungen sind schön, hier aber dann doch nicht wirklich realistisch. Warum? Es gibt zwei wesentliche Probleme im Umgang mit den einfallenden Angreifern:

      Wir sprechen über Feinde, nicht über ungelegene Gäste

      Ich bin noch nie in einem Gebiet gewesen, in dem Krieg herrscht. Dennoch kann ich mir aus Berichten und Bildern eine gewisse Vorstellung davon machen, wie es dort sein muss. Der Feind kommt überraschend, aus einem Hinterhalt, bei Nacht oder in großer Überzahl. Er ist unberechenbar, gewaltsam, zerstörerisch und nicht kooperativ. Auf jeden Fall kann der Angegriffene nicht sagen: »Ich weiß, ihr wolltet hier bei mir einfallen, aber heute passt es gar nicht gut. Ich bin einfach nicht in der Stimmung für Krieg, denn die Sonne scheint gerade so schön. Morgen stehen auch schon ganz andere Dingen auf meinem Plan, aber ab Dienstag hätte ich Zeit und wäre auch für etwaige Kämpfe gerüstet. Kommt doch einfach dann noch mal wieder!« Rums, Tür zu, Problem vorerst erledigt.

      Quatsch.

      So läuft es nicht im Leben, und auch in meinem Leben erlebe ich es so, dass ein Feind, wenn er auf der Matte steht, nicht vorher gefragt hat, ob er grade gelegen kommt. Er fällt ein, und ehe ich mich versehe, hat er schon damit begonnen, alles ins Chaos zu versetzen. Das wiederum bewirkt bei mir, dass ich meinen kühlen Kopf und die nötige Klarheit verliere, die ich mir vorher so fest vorgenommen hatte. Zack – willkommen im Durcheinander.

      Erst neulich habe ich genau eine solche Situation in Reinform erlebt: Es war ein Samstag und in unserer Gemeinde wurde zum Lobpreisabend eingeladen. Obwohl unser Wochenende ziemlich voll war, hatte ich große Lust und auch das Gefühl, dass mir diese auf Gott ausgerichtete Zeit sehr guttun würde. Ungefähr eine halbe Stunde bevor ich das Haus verlassen wollte, fragte ich meinen Mann, ob er nicht doch Lust hätte, mich zu begleiten. Er hatte sich zuvor noch nicht eindeutig dazu geäußert und mir hätte es gut gefallen, gemeinsam diese Zeit mit Gott zu erleben. Doch er war aufgrund der Fülle unserer Termine und der noch offenen To-dos auf seiner Liste eher unmotiviert und entschied

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