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hat auf jeden Scherz eine schlagfertige, heitere Antwort, und ihre schlanken Finger streifen öfter die Hände des Gastes, wenn sie ihm ein neues Glas hinreicht. Max Freytag wird immer wärmer und lustiger, je weiter der Abend fortschreitet. Er denkt wohl einmal flüchtig an Hilde Stein, wirft aber den Gedanken gleich wieder von sich. Die Hilde — na ja, das ist ganz etwas anderes! Das hat nichts mit diesem lustigen Abend zu tun. Wäre ja lächerlich, einen Vergleich zu ziehen zwischen Hilde Stein und diesem Barfräulein hier! Max Freytag denkt beileibe nicht an etwas Ernstes. Aber warum soll man nicht einen Abend mal lustig sein, wenn einem so was geboten ist? Bei allen Dickhäutern Afrikas, das Mädel ist nicht nur schön, sondern auch intelligent! Sehr verständlich, daß die Herren hier in Lüderitzbucht — der lange Prokurist Stein nicht ausgenommen — bis über die Ohren in sie verknallt sind.

      Und nun gar der arme Kerl da, Franz Mokat! Ja, mein Lieber, da hilft all dein Anschmachten nichts. Solche Früchte sind nun einmal nicht für dich gewachsen. Aber weiß der Kuckuck, dieser Franz Mokat scheint nicht nur ein ehrlicher Bursche zu sein, er hat auch Taktgefühl und Geschmack. Schließlich hat jeder hier an der Bar gleiches Recht. Aber Mokat macht nicht den geringsten Versuch, sich aufzudrängen oder gar seinen Zechkameraden bei der schönen Zoe auszustechen. Er begnügt sich still und bescheiden mit der Rolle des farblosen Nichts, zu dem er in der Gesellschaft des jungen, kräftigen und gewandten Jägers und der schönen Hebe da verurteilt ist, sucht kaum, in das lustige Wortgeplänkel der beiden einzugreifen, und zeigt nicht einmal eine Anwandlung von Eifersucht, wenn die schöne Zoe ihn übersieht und sich mit liebenswürdigem Lächeln zu Freytag neigt. Nur seine treuen Hundeaugen hängen unverwandt an dem schönen Mädchen. Freytag findet es selbstverständlich, daß er hier der erste Mann ist und daß Zoe van Doemen sich hauptsächlich ihm widmet.

      Um so größer ist daher seine Verblüffung, als dieses Verhältnis sich ganz plötzlich ändert. Mag es nun sein, daß Max Freytag in seiner steigenden Alkoholstimmung etwas zu vertraulich geworden ist, oder daß Zoe van Doemen Mitleid empfindet mit dem bescheiden-resignierten Gesicht ihres zweiten Gastes, ganz unerwartet wendet sie sich an Mokat, lächelt ihm freundlich zu und beginnt ein ruhiges Gespräch mit ihm.

      Max Freytag staunt. Alle Achtung, das Mädel hat wirklich Talent zur Barfrau! Weiß die Gäste im Handumdrehen zu nehmen! Wie sie das angefangen hat, den scheuen, armen Kerl da mit ein paar sachlichen Fragen über seine Arbeit zum Reden zu bringen! Franz Mokat taut sichtlich auf, und seine Augen strahlen vor Dankbarkeit. Die Arbeit — das ist das einzige, worüber er mitreden kann. Sein Herz klopft gewaltig, während er mit Zoe spricht. Wie vernünftig sie fragen kann! Wie ernst und aufmerksam sie zuhört, obwohl das, was er, Franz Mokat, erzählen kann, doch wirklich nicht interessant ist für eine schöne, junge Frau.

      Eine Weile hört Freytag verwundert dem Gespräch der beiden zu, findet aber dann, daß es nun genug ist des trockenen Tones. Mit einem lachenden Witzwort schaltet er sich wieder in die Unterhaltung ein, reißt im Handumdrehen die Führung an sich.

      „Einen neuen Whisky! Und wie wär’s denn, holde Blumenfee? Wollen wir nicht zu dreien da hinten eine gemütliche Ecke etablieren? Diese Barschemel sind für Affen erfunden, aber nicht für ausgewachsene Menschen!“

      Zoe van Doemen zögert lächelnd mit der Antwort. Franz Mokat aber findet wirklich und wahrhaftig den Mut, sie bittend anzusehen. „Wir würden uns sehr freuen, Fräulein van Doemen.“

      Und wieder staunt Max Freytag. Das Zögern der schönen Zoe schwindet sofort. Ganz freundlich und kameradschaftlich nickt sie Franz Mokat zu und kommt um den großen Schanktisch herum.

      Zu dreien sitzen sie dann an dem runden Ecktisch gegenüber der Bar. Es ist schon spät, und andere Gäste sind heute nicht zu bedienen. Nur Vater Gutzke steckt ab und zu sein zufriedenes Gesicht aus der Küchentür. Zoe beteiligt sich nur mäßig am Trinken und redet nicht einmal Franz Mokat zu, der unentwegt bei seinem Wasser bleibt. Max Freytag aber beginnt so langsam, die rote Fahne aufzuziehen. Sein Gesicht rötet sich, und seine Augen glänzen verdächtig.

      „Ob wir morgen wiederkommen, holde Zoe? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Hängt von den Umständen ab. Wir, mein guter Freund Mokat und ich, wollen morgen erst mal raus nach Colmannskuppe.“

      „Sie gehen wieder auf die Jagd, Herr Freytag?“

      „Jawoll! Tu’ ich! Mit Mokat zusammen!“

      „Oh, Sie sind auch Jäger, Herr Mokat?“

      Der Bahnarbeiter windet sich verlegen unter dem erstaunten Blick des Mädchens. „Sie dürfen das nicht wörtlich nehmen, Fräulein. Bei Colmannskuppe gibt es nicht viel zu jagen.“

      „Könnte doch sein, daß wir da reichere Beute machen als im dicksten Busch,“ lacht Freytag und blinzelt seinem Kameraden zu. „Was meinen Sie, Mokat, he?“

      „Herr Freytag, Sie wollten doch nicht ...“

      „Ach, ist ja egal!“ lacht der andere, in seiner Alkoholstimmung die vorsichtige Mahnung abweisend. „Kalkuliere, unsere schöne Tischgenossin da hat keinen Grund, heute nacht noch unsere große Neuigkeit auszuposaunen. Und morgen kann’s uns kalt lassen. Was meinen Sie wohl, schönste Zoe, was wir morgen aufspüren wollen?“

      „Ich hab’ keine Ahnung, Herr Freytag.“

      „Diamanten!“

      Zoe wirft einen raschen Blick auf das gerötete Gesicht Freytags und lächelt nachsichtig. „Da wünsch’ ich Glück,“ sagt sie neckisch und wendet sich wieder Franz Mokat zu. Gerade das letztere ist nun aber mehr, als Max Freytag in dieser Stunde ertragen kann. Zum Donnerwetter, der Mokat mag ein braver Kerl sein, aber was hat sie sich denn jetzt mit dem zu beschäftigen! Was ist überhaupt los mit der Holden?

      „Hoho, Sie halten mich wohl für betrunken?“ poltert Freytag, auf den Tisch hauend. „Mich werfen so ein paar Whiskys nicht aus dem Sattel, Verehrteste! Da muß es anders kommen!“

      Zoe droht lächelnd mit dem Finger. „Na, na, Herr Freytag! Wenn Sie schon anfangen, von Diamanten zu phantasieren ...“

      „Tatsache, mein schönes Kind! Werd’ ich Ihnen gleich beweisen. Knöpfen Sie mal Ihr Taschentuch auf, Mokat, und zeigen Sie dieser ungläubigen Dame Ihren Reichtum!“

      „Meinen Sie wirklich ...?“

      „Immer raus mit dem Plunder! Ist ja kein Mensch hier außer uns!“

      Franz Mokat holt zögern sein Tuch aus der Tasche, aber Freytag reißt es ihm aus der Hand und breitet es rasch auf dem Tisch aus. „Was sagen Sie nun, holde Dame?!“

      „Das sollen — Diamanten sein?“

      „Unter Garantie! Wenn ich Ihnen sage, daß die Steine echt sind, können Sie’s getrost glauben!“

      Zoe van Doemen hat einen der Steine aufgenommen und dreht ihn in den Händen. Auf ihrer hohen Stirn steht eine unwillige Falte. Ohne Freytag zu beachten, wendet sie sich an Franz Mokat und ihre Stimme hat einen fast strengen Klang.

      „Wie kommen Sie zu den Steinen?“

      „Gefunden hat er sie!“ ruft Freytag, als sein Kamerad unter dem festen Blick des Mädchens verlegen zu stammeln beginnt. „Draußen bei Colmannskuppe! Morgen sehen wir uns mal gründlich das Gelände an, wo die Dingerchen wachsen. Inzwischen aber ...“ Max Freytag greift nach dem schönsten und größten der Glitzersteine und drückt ihn dem Mädchen in die Hand. „Den schönsten sollen Sie haben, Fräulein Zoe!“

      „Nein, das ... will ich nicht!“

      „Doch, Fräulein,“ fällt Franz Mokat ganz aufgeregt ein. „Sie müssen ihn nehmen! Wir sind ja so dankbar ...“

      „Nichts da, Mokat!“ lacht Freytag siegesgewiß. „Der Stein da, der geht von meinem Halbpart!“

      „Ich danke Ihnen. Ich kann dieses Geschenk nicht annehmen, Herr Freytag!“ Zoe schüttelt ernst den Kopf und gibt den Stein rasch zurück.

      „Was ich verschenkt habe, nehme ich nicht wieder! Kommt gar nicht in Frage, schöne Zoe! So! Ich lege den Stein auf den Tisch des Hauses. Da liegt er! Behalten Sie

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