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      Der Weisheit. Mein Chinese spricht’s.

      Das ist famos. Ich dummer Zipfel,

      Ich denke sowieso an nichts.

      Jetzt sag mir aber noch, wo so eine Höhle ist, in der drin ich an nichts denken kann.

      Chinese. Du mußt dort zwischen dem Eichenstrunk und dem alten Uhu, der auf dem Stein sitzt, mitten hindurchgehen, dann kommst du zu einer.

      Kasperle. Servus, Chinese, und ich dank auch vielmals. Ab.

      Chinese. Er ist es doch! Worum die Weisesten sich umsonst bemühen, das hat er in seiner Einfalt längst geübt.

      Dritte szene

      Das Schloß des Königs.

      König allein.

      Ich weiß nicht, wie es kommt – ich bin ein erstaunlicher Freund von den alten Sitten.

      Es klopft. Der Zauberer Beteigeuze tritt herein.

      König. Aha, der reisende Herr Sterndeuter. Was bringt er Gutes?

      Zauberer. Wollte noch einmal untertänigst fragen, ob Eure Majestät jetzt meine neuen Sternkarten in ihrem Reiche einführen will?

      König. Nein, die alten tun es auch. Die Sterne werden ja ganz konfus, wenn man immer neue Karten einführt.

      Zauberer. Beim großen Hund! Das alte Geschlecht versteht mich nicht, ich muß es mit dem jungen versuchen.

      Stampft und geht ab.

      König. Es ist ein Elend mit den Hausierern. Aber wenn ich an die alten Sitten denke, dann wird mir gleich wieder wohl. Sie sind so schön! Es ist schade, daß man sie nicht in eine Pastete backen kann, sonst würde ich sie jeden Tag zu Mittag essen.

      Es klopft. Der Prinz Wunderschön tritt herein.

      Prinz. Möchte untertänigst um die Hand Ihrer Tochter Schöneralsschön anhalten.

      König. Wie heißt denn Eure Ansehnlichkeit?

      Prinz. Prinz Wunderschön!

      König. Großartig! Das paßt ja wie der Stöpsel auf die Flasche. Sie sollen sie kriegen.

      Er pfeift. Prinzessin Schöneralsschön tritt auf.

      Prinzessin. Befiehlt der Herr Papa ein anderes Kopfpolster?

      König. Diesmal nicht. Heiraten sollst du. Schau, der heißt Wunderschön, du heißt Schöneralsschön.

      Prinzessin. Haha, das paßt ja wie der Stöpsel auf die Flasche.

      König. Siehst du, das hab’ ich auch gesagt. Aber ich gebe euch nur unter einer Bedingung zusammen. Der Herr Schwiegersohn verspricht, daß er auf die alten Sitten achtgibt und, wenn sie kaputt sind, nicht einfach neue kauft, sondern die alten reparieren läßt. Sie tun es immer noch. Das Regieren wird mir allmählich sauer, und ich bin manchmal schon mitten am Tag schläfrig. Ich glaube, wir können dann ruhig die beiden Reiche zusammenlegen. Es ist mir ja bloß um die alten Sitten. Jetzt geht der Herr Schwiegersohn ein wenig in den Garten. Ich muß meine Tochter noch etwas auf die Ehe vorbereiten.

      Vierte szene

      Vor dem Schlosse des Königs.

      Prinz unruhig.

      Schon seit einer halben Stunde bereitet der König die Prinzessin auf die Ehe vor, wo doch das Heiraten so einfach ist.

      Zauberer geht auf den Prinzen zu. Heil der Jugend! Sie glaubt an neue Sterne und an neue Sternkarten. Ich habe mein drittes Ohr im Zimmer des Königs liegenlassen. Es hat gehorcht und sagt mir alles. In drei bis vier Wochen regieren Sie! Und neue Sterne werden aufgehen über neuen Sternkarten. Ich lese es in Ihrem leuchtenden Auge. Sie werden in den beiden vereinigten Reichen meine Tabellen einführen.

      Prinz. Nichts davon! Habe soeben dem Herrn Schwiegervater geschworen, daß ich die alten Sitten auf immer bei mir behalte. Wenn sie kaputtgehen, sollen sie wieder geleimt werden.

      Zauberer. O verflucht! Noch aus dem Grabe wird sich die modrige Königshand gegen mich emporrecken. Aber ich räche mich furchtbar. Nicht an ihm, den ohnedies bald die Würmer fressen, sondern an seinen Kindern: Das wurmt ihn mehr. Jetzt eben, o Wunderschön, trippelt Prinzessin Schöneralsschön die Stiege herunter in deine Arme. Und jetzt, da ich dies ausspreche, zwingt mein Zauber eine Giftschlange, sie in den Fuß zu beißen –

      Prinzessin noch unsichtbar. O jemine! Es beißt mich, es beißt mich! Hilf mir, lieber Wunderschön!

      Zauberer. Du aber wirst ihr nicht helfen, denn ich verwandle dich auf der Stelle in das menschenfressende Krokodil Biribi. Prinzessin will sich schluchzend in Wunderschöns Arme werfen, prallt aber vor Biribi zurück. Uh, uh, auch das noch! Mein Vater, es beißt mich! Mein Vater, es frißt mich! Stürzt hinaus.

      Zauberer. Es hilft dir nichts, o du vormals Wunderschön, jetzt Biribi, daß dir die dicken Tränen über deine Krokodilsbacken laufen. Du mußt dastehen und zusehen und kannst nichts machen. Nur um deine innere Qual zu vermehren, enthülle ich dir alles. Niemand kann dich erlösen, es sei denn der neue Einsiedler, der diesen Wald bezog, Don Gasparo. Wenn er dem Teufel widersteht, wirst du wieder Mensch. Aber deine Menschwerdung hängt an einem dünnen Faden. Ich weiß, wo Don Gasparo sterblich ist, und da ich schon lange mit dem Teufel zusammenarbeite, werde ich dafür sorgen, daß er rechtzeitig von ihm geholt wird. Deine Prinzessin aber stirbt binnen drei Tagen, außer du heilst sie vorher, indem du als Krokodil deine Zunge auf ihre Wunde legst. Wenn du wieder Mensch geworden bist, kannst du ihr nicht mehr helfen. Aber auch als Krokodil wird es dir nicht gelingen, denn entsetzt von deiner Mißgestalt werden sie und ihr Vater das Weite suchen, sobald du dich zeigst. Du aber kannst es nicht sagen, denn ich mache dich stumm. Wisse und leide.

      Er lacht grell und verschwindet.

      Biribi. Zwar kann ich nicht mit andern Leuten reden, aber einen Monolog muß ich doch halten dürfen, sonst wissen ja die Zuschauer gar nicht, was in meinem Inneren vorgeht. So viel geht darinnen vor, daß es mir hier bei den alten Sitten zu enge wird und ich hinausmuß in die freie Natur. Auf in den Wald, vielleicht wird mir dort besser.

      Fünfte szene

      Im Schloß des Königs. König und Prinzessin.

      König.

      So, jetzt reib dir deinen Fuß mit dieser Salbe ein, und zieh dein Lodenkostüm an, wir müssen in den Wald zu dem alten Chinesen, vielleicht kann er dich heilen.

      Prinzessin ab.

      Ich weiß wohl, wer mir das eingebrockt hat. Aber man muß auch etwas leiden für die alten Sitten. Sie sind ja so wunderschön. Der Kopf tut mir weh. Ich will mir ein neues Kopfkissen machen lassen und ihn drauflegen. Und zwar soll auf dem Kissen in himmelblauer Farbe gestickt sein: Ich bleibe bei den alten Sitten.

      Sechste szene

      Kasperle in seiner Höhle.

      Kasperle.

      Als Höhle wäre das schon recht, bloß ein bissel sehr hohl ist’s für eine Höhle. Aber der Chinese hat mir’s ja gleich gesagt: „Der Mensch wohnt im Bauche des Seins.“ Was das Sein sein soll, das weiß ich nicht; aber daß es auch einen Bauch hat, das kann ich verstehen. Was muß das Hunger haben, das arme Sein, wo sein Bauch so hohl ist! Hier soll ich also jetzt mein Fleisch töten. Aufgehängt ist es schon. Nach oben deutend. Der Schinken, der da hängt, der ist mein Fleisch. Fleisch von meinem Fleisch. Da kann ich Gott sei Dank lang dran rumtöten. Der gute Schinken über mir, und das gute Gewissen in mir, welch ein erhabenes Gefühl! Jetzt ’s Taschenmesser heraus und einmal angefangen mit der Fleischtöterei! Man hört ihn schmatzen. Das Biribi streckt seinen Kopf in die Höhle und frißt ihm den Schinken aus der Hand weg. Du unnatürliche Bestie, wer hat es dir erlaubt, einen Weisen, der gerade sein Fleisch tötet, so frech bei der Arbeit zu stören? Ich bin ein ganz herkulesmäßiger Fleischtöter. Mach, daß du weiterkommst,

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