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sich und der angeblichen Hebamme.

      Kasperle unsichtbar, nach Bedarf mit natürlicher und verstellter Stimme. Heda, Frau Butterdämme! – Was denn, mein sehr geehrter Herr La Rochefoucauld? – Kommen Sie, kommen Sie, ein ungeheurer Fall! Ein Krokodil, das über sein eigenes Geschlecht nicht unterrichtet war, ist durch die Natur belehrt worden, daß es sich infolge hoher Schwangerschaft für eine Frau zu halten habe. – Was fällt Ihnen ein, Herr La Rochefoucauld? Sie muten mir zu, bei einer solchen Mißgeburt Hand anzulegen? – Keine Hebamme darf darüber grübeln, wem sie zur Geburt verhilft. Tun Sie, was Ihres Amtes ist! Denken Sie sich in die Lage dieses Tieres! Seine Losung ist: Gebären oder Verzweifeln!

      Biribi für sich, nachdem es lange aufmerksam zugehört hat. Diesmal sind es wirklich zwei!

      Kasperle mit der Stimme der Hebamme. Gut, auf Ihre Verantwortung, Herr La Rochefoucauld. Obwohl mir schwant, daß das, was ich hier gebären helfe, besser drin bliebe als herauskäme.

      Biribi. Das sind echte Hebammenworte. Es ist durchaus nicht Kasperles Sprechweise.

      Kasperle noch hinter der Bühne. Da ist sie schon. Ich bin jetzt nicht mehr nötig.

      Kasperle tritt auf in einem Rock und redet mit der Stimme der Hebamme.

      Kasperle. Da bin ich schon. Er ist jetzt nicht mehr nötig. An Biribi herumtappend. Für Krokodile, die durch den Genuß von Prinzessinnenfleisch schwanger wurden, haben wir eine ganz neue Methode – wir beschleunigen die Geburt durch Kitzeln. Kitzelt Biribi. Kille, kille, kille.

      Biribi lacht tief und dröhnend. Wie’s mich lächert – ein ganzes Erdbeben! Mein Stil ist in Gefahr! Ho, ho, ho! Mein Stil!

      Er speit Schlampampe aus.

      Hoho, ich fraß Schlampampe statt der Prinzessin! Da lachen die Sphinxe.

      Kasperle stößt einen Schreckensruf aus und vergißt dabei seine Stimme zu verstellen.

      Biribi. Speiend gebar ich. Meine Geburt heißt Schlampampe, und meine Hebamme heißt Kasperle! Hohoho! Mein Stil, mein Stil! Ich bin nicht mehr ich. Kasperle, du hast meinen Stil gebrochen, ich bin dir verfallen für immer. Tu mit mir, was du willst.

      Schlampampe. Was hab’ ich gelitten! Zu Kasperle. Mein Herzallerliebster, heirate mich!

      Kasperle. Nie und nimmer. Da dich Biribi fraß, bist du tot, und ich verfüge frei über meine Hand. Wenn es dir beliebt, jetzt einfach wieder auf die Welt zu kommen, so bist du ein neuer Mensch und hast mit der seligen Schlampampe nichts zu tun. Er erhebt dröhnend die Stimme. Biribi, heirate Schlampampe!

      Biribi heult auf und will weglaufen.

      Kasperle. Dageblieben!

      Schlampampe. Zwar kann man das, was mit mir geschah, keine Geburt nennen, denn ich hab’ ja schon alle meine Zähne. Aber doch magst du recht haben, Kasperle! Ich bin nicht mehr, die ich war. Man wohnt nicht ungestraft so lange im Bauch eines andern Wesens. Da gehen Veränderungen mit einem vor, und wenn sich auch noch das Wesen, in dem seinem Bauch man wohnt, verändert, so verändert man sich erst recht. Ich spür’ es an dem Geist, der jetzt über mich kommt und mich weissagen läßt, obwohl ich es nie gelernt habe. Ich rede mit Zungen –

      Kasperle. Als ob du sonst mit was anderem geredet hättest!

      Schlampampe. Laß mich! Ich kenne dich nicht! Ich rede mit Zungen: Dieses ägyptische Wüstengeschöpf hat in einer unfaßlichen seelischen Wiedergeburt seinen granitenen Ernst zu einem süßen Lächeln gedämpft. Ägyptischer Tiefsinn ward griechische Heiterkeit, und ich – ein deutsches Herz – fliege dir zu und weiß nichts mehr von meinem vorigen Leben.

      Sie versucht Biribi zu umarmen, das ihr jedoch den Schwanz statt des Kopfes hinstreckt.

      Kasperle. An diesen Worten seh’ ich, daß du nicht Schlampampe bist. Sie hatte zwar eine große Seele, aber einen beschränkten Verstand.

      Elfte szene

      König und Schlampampe

      König.

      Sie versteht sich also freiwillig dazu, das Biribi zu heiraten?

      Schlampampe. Ja, weil es dieselben schönen roten Haare hat wie Kasperle! Diese roten Haare sind eine sanfte Überleitung von meinen früheren, lockeren Verhältnissen zu dem neuen und ewigen Bande. Seit ich in Biribis Bauch war, sehe ich die Welt anders und sehne mich unbeschreiblich nach dieser Geborgenheit.

      König. Gut, ich werde der Schirmherr Ihrer Liebe sein. Geh’ Sie, Schlampampe, ich bin Ihr allergnädigster König.

      Schlampampe mit einem Knix ab.

      König ruft. Biribi!

      Kasperle tritt auf, Biribi am Leitseil führend.

      Kasperle. Da ist es schon, und ich bin auch dabei; ohne mich kann es nicht mehr auftreten.

      König. Biribi heiratet Schlampampe.

      Biribi mit entsetzlichem Gebrüll. Nie und nimmer!

      König. Kasperle, prügle es, bis es sie heiraten will.

      Kasperle. Herr König, wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf – bloß mit Prügeln ist es nicht getan. Sein Gemüt muß man verbessern. Es muß Singstunden nehmen und beten lernen!

      König. Eine treffliche, feinsinnige Bemerkung! Hiermit ernenne ich dich zum Biribibesserer mit höchsten Vollmachten. Ich verbleibe dein gnädigster König.

      Winkt, Kasperle ab.

      Zwölfte szene

      Kasperle und Biribi

      Kasperle.

      So, jetzt haben wir Singen, ich singe dir vor. Singt. Alles neu macht der Mai!

      Biribi singt nach. Alles Alt macht der Juni.

      Kasperle haut es. Das hast du mit Fleiß getan, Mistvieh, lausiges! Singt noch einmal vor. Alles neu macht der Mai.

      Biribi wie oben. Allerlei kocht der Mai.

      Kasperle wie oben. Immer denkst du ans Fressen. Dicksack stinkiger! Singt ihm noch einmal vor. Alles neu macht der Mai.

      Biribi wie oben. Allen Brei macht der Mai!

      Kasperle. Mit Hauen geht es scheint’s nicht. Ich muß aus meiner eigenen Erfahrung lernen und ihm das Gute reizend machen. So, wenn du jetzt schön singst, bekommst du Schnaps.

      Biribi. Alles neu macht der Mai!

      Kasperle gibt ihm zu trinken.

      Kasperle. So, jetzt: Alle Vögel sind schon da!

      Biribi mit Anzeichen von Betrunkenheit. Alle Flegel sind schon da. Juchu! Juchu!

      Kasperle haut es. Da hast du einen Schlegel für deinen Flegel. Jetzt mach’ ich’s wie die Polizei mit mir. Zuerst die Haue! Haut es. Jetzt noch einen Schnaps, und dann sing schön die Tonleiter!

      Biribi singt die Tonleiter.

      Kasperle. Gut gebrüllt, Biribi! Jetzt haben wir Religion. Sag dein Abendgebet.

      Biribi. Müde bin ich Känguruh.

      Kasperle. Du bist doch kein Känguruh, du bist doch ein Biribi.

      Biribi. Müde bin ich Biribi.

      Kasperle. Nein, du Idiot, so heißt es doch nicht. Müde bin ich, geh’ zur Ruh!

      Biribi.

      Ich bin klein.

      Mein Herz ist rein,

      Am liebsten fress’

      Ich eine Prinzeß.

      Kasperle haut es ganz furchtbar, Biribi singt laut heulend die Tonleiter auf und ab. Kasperle haut es immer mehr.

      Biribi

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