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Mit den Augen der Liebe. Marie Louise Fischer
Читать онлайн.Название Mit den Augen der Liebe
Год выпуска 0
isbn 9788711719060
Автор произведения Marie Louise Fischer
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
„Er teilt sich’s eben ein“, erklärte ein anderer.
Aber dann schoben sie endlich doch ab.
Michael Bergmeister nahm Monika beim Arm und zog sie in eine der breiten Nischen. „Also, was gibt’s, Kätzchen?“ fragte er. „Was sagst du zu dem Vertrag?“ platzte sie heraus.
Er hob erstaunt die Augenbrauen. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
„Aber … der Vertrag! Ach tu doch nicht so! Du mußt ihn doch bekommen haben!“ Sie zerrte aufgeregt an dem Reißverschluß ihrer flachen Kollegtasche.
„Vielleicht könntest du dich ein bißchen genauer ausdrücken“, sagte er und blickte, die Hände in den Hosentaschen, belustigt auf sie hinunter.
„Er ist mit der Post gekommen. Mit einem Brief von der Grammola. Winterstein schreibt …“ Endlich löste sich der verklemmte Reißverschluß, sie öffnete ihn mit einem Ruck, nahm einen Umschlag heraus, klemmte die Kollegtasche zwischen die Beine, zog den Briefbogen aus dem Umschlag. „Der Verkauf unserer Platte wäre … ließe sich so erstaunlich gut an … erstaunlich gut, schreibt er … daß er sich entschlossen hätte, uns unter Vertrag zu nehmen. Wir sollen, um Bühnensicherheit zu gewinnen, erst mal eine Tournee durch ganz Deutschland mitmachen.“ Sie reichte Michael Bergmeister den Brief, lächelte strahlend zu ihm auf. „Ich habe das Gefühl, daß in seinem Programm eine Lücke ist … aber unser Glück. Jetzt sind wir drin.“
Michael Bergmeister las den Brief. Ohne es selber zu merken, runzelte er dabei die Stirn. „Und der Vertrag?“ fragte er endlich.
„Den habe ich auf meiner Bude gelassen. Weißt du, ich verliere immer so leicht etwas. Gerade die wichtigsten Dinge.“
„Na ja“, sagte er und gab ihr den Brief zurück. „Wahrscheinlich werde ich ja den gleichen Brief und den gleichen Vertrag bei uns vorfinden. Ich bin schon um acht Uhr weggegangen.“
„Wir müssen so bald wie möglich abhauen“, sagte sie. „Ich werde heute abend gleich mit meinen Altvorderen telefonieren.
R-Gespräch natürlich.“
Er sah sie an. „Du willst wirklich?“
„Na klar. Das ist doch die Chance unseres Lebens. Stell dir bloß mal vor … tausend Mark fix. Und dazu noch die Spesen. Und an den Platten verdienen wir natürlich auch noch.“
„Ist dir Geld so furchtbar wichtig?“ fragte er ohne Vorwurf, aber mit sachlichem Interesse.
„Nicht unbedingt. Aber es muß doch schön sein, selber was zu verdienen, statt mit einem lausigen Wechsel auskommen zu müssen. Aber davon abgesehen … was glaubst du, was wir für einen Spaß haben werden.“
„Ich weiß nicht“, sagte er, „mich kann die ganze Geschichte nicht so recht locken. Schlager singen! Wenn es wenigstens Jazz wäre.“
„Den schmuggeln wir einfach ein“, sagte sie überzeugt, „warte mal, bis wir erst berühmt sind … dann können wir aufnehmen, was wir wollen.“
„Wenn du dich da nur nicht irrst.“ Michael Bergmeister stieß sich von der Marmorverkleidung ab, gegen die er sich bis jetzt mit dem Rücken gelehnt hatte. „Nein, Kätzchen! Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muß. Da mache ich nicht mit.“
„Nicht?!“ rief sie enttäuscht. „Nur weil’s kein Jazz ist?“
„Nein“, sagte er, „um ehrlich zu sein … ich mache gern Musik. Verdammt gern sogar. Besonders mit dir, denn du hast wirklich was los. Aber trotz und alledem. Das Ganze war für mich immer nur ein Hobby. Und ich denke, es ist besser, wenn es dabei bleibt.“
Sie konnte sich so schnell nicht abfinden. „Aber … warum denn?“
„Weil ich dabei bin, einen Beruf zu erlernen … einen vernünftigen Beruf. Wenn du dein Studium schon nicht ernst nimmst …“
„Sag doch so was nicht! Du weißt genau, daß ich ziemlich fleißig bin! Ich habe diesen Winter allein drei Seminare mitgemacht und in allen gute Arbeiten geschrieben.“ Sie hatte den Brief in ihre Kollegtasche zurückgeschoben, schloß sie jetzt wieder, nahm sie in die Hand. „Aber es gibt eine Menge Mädchen, die mindestens so gute Lehrerinnen werden könnten wie ich … und bei dir ist es doch dasselbe. Ganz im Gegenteil, an Lehrern herrscht Mangel, und Ärzte gibt es viel zuviel. So heißt es jedenfalls immer. Warum willst du dich unbedingt darauf versteifen …“
„Das verstehst du nicht.“
„O doch!“ rief sie und warf mit Schwung ihre leuchtenden Locken in den Nacken. „Vielleicht besser, als dir lieb ist! Weil dein Vater Chef ist, weil er dir alle Wege ebnen kann, weil …“
„Nun aber Schluß!“ In seiner Stimme war plötzlich ein gefährlicher Unterton. „Du nimmst dir ziemlich viel heraus, wie? Aber wenn du es genau wissen willst … ja, ich werde Arzt, weil mein Vater Arzt ist und mein Großvater Arzt war, und weil ich von klein auf nie, aber wirklich nie auf den Gedanken gekommen bin, etwas anderes werden zu wollen. Das ist die Wahrheit, ob sie dir nun paßt oder nicht.“ Etwas milder fügte er hinzu: „Aber das sollte dich natürlich nicht hindern, das Angebot dieses Plattenfritzen anzunehmen.“
In ihre schönen Augen waren Tränen gestiegen. Sie schluckte. „Ohne dich?“ brachte sie schließlich hervor.
„Warum nicht? Winterstein wird bestimmt einen anderen Partner für dich finden.“
Sie sah ihn mit schwimmenden Augen an, öffnete den Mund, als wenn sie etwas sagen wollte, preßte die Lippen fest aufeinander, drehte sich um und rannte davon.
Er sah ihr nach, ein wenig verwirrt und völlig verständnislos. Dann, nach einem Blick auf seine Armbanduhr, machte er sich mit raschen Schritten auf den Weg zum Physiologiesaal.
„Dieser Zustand ist einfach unerträglich!“ Direktor Oskar Binagel ballt, wahrscheinlich ohne es selber zu merken, die fleischige Hand zur Faust und klopfte in kurzen ungeduldigen Schlägen auf sein Knie. Er war ein kräftiger breitschultriger Mann und hätte, wenn er nicht eine Brille mit einem schwarzen Glas vor dem einen Auge getragen hätte, wie ein Bild blühender Gesundheit gewirkt.
Professor Bergmeister blieb bei diesem Erregungsausbruch ganz ruhig. „Ich weiß natürlich, daß ein so ausgeprägtes Lähmungsschielen alles andere als angenehm ist“, sagte er.
„Sie wissen gar nichts!“ Direktor Binagels breite Stirn rötete sich. „Sonst hätten Sie längst etwas unternommen … irgend etwas!“
„Irgend etwas hätte wohl wenig Sinn. Wir müssen das tun, was Sie gesundmacht, nicht wahr?“
„Dann tun Sie es doch endlich! Drei Monate sind jetzt seit dem verdammten Autounfall vergangen, und ich habe es satt, gründlich satt, mich länger vertrösten zu lassen! Es ist ja qualvoll. Wenn ich lesen … wenn ich bloß irgend etwas sehen will, muß ich mein krankes Auge zukneifen. An Autofahren ist gar nicht mehr zu denken. Wie stellen Sie sich vor, daß ich meinen Beruf ausüben soll? Oder erwarten Sie etwa, daß ich mich in den Ruhestand begebe? Mit dreiundvierzig Jahren.“
„Lieber Direktor Binagel“, sagte Professor Bergmeister, und seine Stimme klang gelassen, fast kühl, „Sie müssen mir glauben, daß ich Ihnen gern all diese Schwierigkeiten erspart hätte. Aber ich konnte es nicht verantworten, zu operieren, solange ich nicht sicher war, daß ein chirurgischer Eingriff unvermeidlich ist. Bisher konnten wir immer noch damit rechnen, daß die Lähmung der Augenmuskeln von selber zurückgehen würde … aber wenn ich Sie recht verstehe, haben sich bisher keinerlei Anzeichen von Besserung gezeigt?“
„Da … sehen Sie doch selber!“ Direktor Binagel riß sich die Brille von den Augen und starrte den Professor herausfordernd an. „Selbst wenn ich geradeaus blicke, sehe ich alles doppelt!“
Professor