Скачать книгу

      »Ja. Ich habe eben folgende Nachricht erhalten.«

      Amelie zeigte Bernie und Alina den Ausdruck auf Papier:

»Mum! Ihr müsst untertauchen, sofort!Koordinaten anbei. Am Zielort steht eine Motorjacht für euch bereit. Bis später, Lionelly PS: Lieb' dich!«

      Keiner sagte etwas. Nach einer längeren Pause fasste sich Amelie ein Herz: »Bernie, Alina, es ist wirklich ernst! Bitte packt eure Sachen. Nur das Nötigste, so als ob wir für drei Wochen in den Urlaub fahren würden. Ich erzähle euch den Rest im Auto. Wir müssen von hier verschwinden, sofort.«

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      Kapitel 2

Linie

      In der Nähe von Assuan in Ägypten – 13. Juli, 15:15 Uhr

      Professor Alexandro Novotny schaute durch einen schmalen Felseingang in das vor ihm liegende Gewölbe, das durch den starken Lichtstrahl seiner Taschenlampe hell erleuchtet wurde. Ihm stockte der Atem beim Anblick dessen, was er zu sehen bekam.

      Janina Adams folgte ihm auf den Fuß, blieb ebenfalls abrupt stehen, starrte völlig fasziniert in das vor ihnen liegende Höhlengewölbe und pfiff durch die Zähne. »Unglaublich! Wahnsinn! Wir haben es gefunden! Wir haben den alten Tempel und das geheimnisvolle Sternsymbol tatsächlich gefunden!«

      »Ja, Janina! Ich kann es selbst kaum glauben. Es ist atemberaubender, als ich vermutet hatte.«

      * * *

      Auf einer Pferderanch in Texas – 09:00 Uhr

      Ein Jeep fuhr durch das Tor zur Pferderanch und stoppte direkt vor dem Haus der Familie Daniels. Drei vermummte Männer sprangen heraus, die Waffen im Anschlag. Während einer der Männer sofort zur Rückseite des Farmhauses lief, stellten sich die anderen beiden rücklings neben die vordere Eingangstür. Der Vermummte, der rechtsseitig stand, öffnete vorsichtig die Tür – sie war unverschlossen – und drang ins Haus ein. Der andere sicherte ihn von hinten ab.

      * * *

      Lake Livingston in Texas – 09:02 Uhr

      Bernie steuerte den Range Rover auf einen Parkplatz direkt vor eine einsame Anlegestelle am Lake Livingston, etwa 80 Kilometer nördlich von Houston und keine zehn Minuten von ihrer Farm entfernt.

      »Da ist sie, die Motorjacht«, rief Alina begeistert. »Also im Organisieren von Mitfahrgelegenheiten scheint Onkel Ariel wirklich unschlagbar zu sein. Diese Jacht übertrifft alles, was ich erwartet hätte.«

      Amelie nickte und sprach sich selbst Mut zu: »Ja, das ist bestimmt ein richtiges Hausboot, auf dem man es für eine längere Zeit aushalten kann.«

      Bernie schaltete den Motor ab. Alle drei verließen das Fahrzeug und schauten unsicher in Richtung der Jacht, die einsam auf dem Wasser lag. Ein kühler Wind strömte vom Wasser herüber und erfüllte Bernie mit einem leichten Frösteln.

      »Ich gehe vor und schaue mich mal um. Ihr wartet hier.«

      Bernie lief über den Steg zur Jacht und betrat sie. An der Tür zum Innenbereich klebte ein Umschlag. Bernie löste ihn von der Tür – er fühlte sich klamm und kalt an, wie alles hier auf dem Boot –, öffnete ihn und las eine kurze Nachricht:

Bitte verliert keine Zeit und fahrt sofort mit der Jacht los. Man ist euch schon dicht auf den Fersen! Um das Fahrzeug kümmert sich jemand. Liebe Grüße Lionelly.PS: Es tut mir so leid, dass ich euch in die Sache mit hineingezogen habe. Alles wird gut!

      Bernie winkte den beiden anderen zu: »Ihr könnt kommen. Das Fahrzeug sollen wir einfach stehen lassen.«

      Alina und Amelie folgten ihm auf die Jacht.

      * * *

      Auf der Farm verließen die drei Vermummten das Haus. Der Anführer nahm sein Smartphone zur Hand.

      »Hier ist niemand. Was sollen wir tun?«

      Der Mann am anderen Ende der Leitung schlug frustriert mit der Faust auf den Tisch.

      »Mist, sie waren doch eben noch im Haus! Sie können noch nicht weit sein. Nehmt die Verfolgung auf, sofort! Ich sende euch die Tracking-Daten des Fahrzeugs aufs Smartphone.«

      »Alles klar, verstanden!«

      * * *

      In einem Geheimversteck in Texas, 09:05 Uhr

      Ariel sprang vom Schreibtisch auf und lief zu Yumiko.

      »Los, schnell, du musst herausfinden, wo sich das Fahrzeug von Amelie und Bernie gerade aufhält. Sie haben fluchtartig die Farm verlassen. Ich befürchte Schlimmes!«

      * * *

      Nachdem Alexandro Novotny längere Zeit versucht hatte, die von Ariel Goldberg gestellte 3-D-Kamera zum Fotografieren zu bringen, schaute er seine studentische Hilfskraft frustriert an, die die ganze Zeit über völlig fasziniert und wie hypnotisiert das geheimnisvolle Kunstwerk betrachtet hatte.

      »Die 3-D-Kamera funktioniert nicht. Sie muss gestern beim Sandsturm etwas abbekommen haben.«

      Janina Adams fiel es schwer, ihren Blick von diesem Meisterwerk der optischen Illusionen abzuwenden und sich der Realität zu stellen.

      »Was? Wie? 3-D-Kamera? Was haben Sie gerade gesagt, Herr Professor Novotny?«

      »Die 3-D-Kamera funktioniert nicht. Wir müssen uns irgendetwas einfallen lassen.«

      »Was, sie funktioniert nicht? So ein Mist! Aber warum können wir nicht einfach Fotos mit meinem Smartphone machen und eines davon Herrn Goldberg schicken?«

      Der Professor schüttelte seinen Kopf: »Nein, ein Foto mit einer normalen Kamera kann den 3-D-Effekt und damit die optischen Illusionen des Stern-Symbols nicht einfangen. Das schafft nur diese Kamera hier. Aber meinetwegen – nehmen Sie Ihr Smartphone und machen Sie Fotos. Ich kann auch nichts daran ändern, dass das dumme Ding nicht funktioniert. Wir müssen schauen, ob wir sie im Lager reparieren können. Dann kommen wir morgen wieder und holen das Versäumte nach.«

      Das ließ sich die Studentin nicht zweimal sagen. Schnell nahm sie ihr Smartphone zur Hand und machte sofort mehrere Aufnahmen vom Stern-Symbol, von den Symbolen außenherum mitsamt den Hieroglyphen, welche die Wände schmückten. Janinas Blick fiel dabei auf eine Wandmalerei, die sie durch die Allgegenwart des Stern-Symbols übersehen hatte. Es war die Darstellung eines nicht fertiggestellten Turms. Unter diesem Turm waren Schriftzeichen und Symbole, die sich von den restlichen altägyptischen Hieroglyphen deutlich unterschieden.

      Janina Adams schaute den Professor mit leuchtenden Augen an: »Haben Sie das hier gesehen? Sieht aus wie eine Darstellung aus einer biblischen Geschichte.« Janina atmete tief durch: »Sieht aus wie der Turmbau zu Babel!«

      Professor Novotny schaute sich den Turm an und pfiff durch die Zähne: »Das ist genau das, wonach ich gesucht habe. Das ist wirklich beeindruckend. Und jetzt möchte ich als Professor von meiner besten Studentin die Interpretation dazu hören! Ich bin gespannt auf Ihre Deutung, Janina.«

      Die zögerte, schaute sich den Turm mit den dazugehörigen Schriftsymbolen genau an und wandte sich dann an den Professor: »Vorausgesetzt, dass es sich nicht um eine nachträgliche Fälschung handelt, würde ich sagen, dass hier in diesem Tempel tatsächlich zwei verschiedene alte Kulturen aufeinandertreffen«, Janina schaute den Professor an, »wie Sie auf dem Weg hierher vorausgesagt haben. Ich frage mich nur, wie das beides miteinander zusammenhängt?«

      Der Professor nickte: »Ja, Fragen über Fragen, die nach einer Antwort suchen. Wir müssen natürlich

Скачать книгу