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Das Babylon-Mysterium. Daniel Kowalsky
Читать онлайн.Название Das Babylon-Mysterium
Год выпуска 0
isbn 9783775175104
Автор произведения Daniel Kowalsky
Серия Lion Daniels
Издательство Bookwire
Ermüdet von einem langen Fußmarsch durch eine öde Wüstenlandschaft nahm Janina ihre Baseballkappe und Sonnenbrille ab und wischte sich vorsichtig mit einem feuchten Tuch den Sandstaub von der Stirn, der durch den heißen Westwind aus der sich schier endlos ausdehnenden Sahara-Wüste herangetragen worden war. Sie setzte beides wieder auf und wandte sich an den Professor.
»Und? Wie sieht es aus? Wie weit ist es noch«
»Wenn meine Berechnungen stimmen, müsste der Eingang zum Höhlensystem dort vorne etwa fünfzig Meter von hier liegen, direkt am Wasser.«
Die Studentin schaute den Professor fragend an.
»Wie ist es möglich, dass er bis heute von keinem Menschen entdeckt worden ist? Klar, das hier ist eine ziemlich einsame Gegend, aber die Ruinen der antiken Stadt Elephantine sind ja nicht weit entfernt, und nach so einem bedeutenden Tempel suchen doch bestimmt auch andere.«
»Nein, da muss ich widersprechen. Das, wonach wir suchen, ist wohl eines der größten Tabus in der Archäologie. Diesen Tempel kann es gemäß der Fachwelt nicht geben, deshalb sucht auch keiner danach. Die Existenz dieser Höhle wäre ein starkes Indiz dafür, dass sich alle Kulturen der Welt vom alten Babylon her ausgebreitet haben und dass die Geschichte vom Turmbau zu Babel in der Bibel eben keine Legende ist, sondern Realität. Für einen Wissenschaftler, der an etwas anderes glaubt, wäre es eine Katastrophe, wenn seine eigene Theorie widerlegt würde und er die biblischen Fakten anerkennen müsste. Ich vermute mal, dass genau aus diesem Grund kaum jemand an dem interessiert ist, was wir gerade suchen. Manche Dinge dürfen eben einfach nicht wahr sein. Wir suchen also nach etwas, was von den sogenannten seriösen Wissenschaftlern spöttisch als Hirngespinst, als Legende abgetan wird.«
»Und warum glauben Sie daran?«
»Glaube ist nicht mein Ding, Janina! Ich halte mich schlichtweg an Fakten und bin bereit, mich ihnen zu stellen, selbst wenn ich an etwas anderes glaube. Und tatsächlich habe ich vor einiger Zeit noch an etwas anderes geglaubt. Aber der ehrliche Umgang mit Fakten und Beweisen, auch wenn die eigenen Theorien dadurch widerlegt werden – das ist echte Wissenschaft – alles andere ist Firlefanz, Janina. Und die Hinweise, dass diese Höhle wirklich existiert, hat mir erst vor Kurzem ein Israeli geliefert – ein alter Freund, dem ich viel zu verdanken habe. Er hat mir den Zugang zu geheimen Karten verschafft, an die ich ohne ihn niemals herangekommen wäre.«
»Heißt dieser Israeli zufälligerweise Goldberg mit Nachnamen?«
»Ja! Woher kennen Sie seinen Namen? Der ist eigentlich streng geheim.«
»Gestern habe ich nach dem Sandsturm ihre durcheinandergewehten Unterlagen sortiert und bin dabei auf einen Brief dieses geheimen Herrn Goldberg gestoßen, der darin schreibt, dass er die komplette Finanzierung dieser Expedition übernehmen wird. Was hat er selbst davon, außer, dass er einen Haufen Geld verliert?«
»Das hat er mir nicht verraten. Und als einzige Gegenleistung verlangt er von mir, dass ich ihm ein paar 3-D-Fotos mit dieser seltsamen Kamera hier machen und sofort zusenden soll, sobald wir den Tempel gefunden haben. Das ist alles. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie keinem Menschen gegenüber diesen Namen erwähnen.«
»Klar, das verspreche ich Ihnen. Nur würde ich Ihnen in Zukunft empfehlen, solche geheimen Briefe wie diesen nicht einfach herumliegen zu lassen.«
»Ja, Sie haben recht. Ordnung war noch nie mein Ding.«
»Aber noch einmal zurück zum Eingang dieses Labyrinths, den wir suchen: Wie ist es möglich, dass er bis heute von keinem Einheimischen entdeckt worden ist?«
»Das hat ganz praktische Gründe. Der Eingang zum Höhlensystem liegt in der Regel unterhalb der Wasseroberfläche des Nils und ist deshalb weder sichtbar noch zugänglich. Aber durch das extreme Niedrigwasser sind die Chancen in diesem Jahr und zu dieser Zeit sehr gut, dass der Zugang jetzt frei ist.«
In diesem Augenblick erreichten sie eine Felskante direkt am Wasser. Frische, kühlende Luft gepaart mit einem grandiosen Blick auf den Nil boten ihnen ein willkommenes Kontrastprogramm zur Einöde aus heißem, trockenem Sand und in Nase und Augen beißendem Staub, die sie endlich hinter sich gelassen hatten.
Janina Adams, die sehr unter der sengenden Mittagshitze mit einer Temperatur von weit über vierzig Grad litt, atmete die deutlich angenehmere Luft tief in ihre Lungenflügel ein und schloss dabei kurz die Augen. Ansonsten interessierte sie sich aber nicht für den landschaftlichen Reiz, sondern hatte nur eines im Sinn: »Und wo genau ist jetzt der Eingang?«
Professor Novotny antwortete ihr nicht. Stattdessen holte er aus seinem Rucksack die Wasserschuhe hervor und tauschte sie gegen seine Wanderstiefel. Anschließend setzte er sich mit Füßen voran an die Felskante und rutschte auf dem Hosenboden den Granitfelsen hinunter. Janina hörte ein leises Platschen, als er auf einer Felsplatte zum Stehen kam, die sich etwa dreißig Zentimeter unterhalb der Wasseroberfläche des Nils befand.
Janina schaute vom Felsen aus auf ihn hinunter: »Alles in Ordnung?«
Der Professor antwortete nicht, sondern starrte von der Wasserseite her auf den unter Janina liegenden Felsen.
Die blieb hartnäckig: »Können Sie etwas sehen?«
»Ja, es sieht so aus, als gäbe es einen halben Meter oberhalb der Wasseroberfläche tatsächlich eine Spalte. Etwa sechzig Zentimeter hoch und zirka vierzig Zentimeter breit. Sieht aus wie ein Höhleneingang. Ich weiß nur nicht, ob ich da hindurch passe.«
»Warten Sie, ich komme hinunter!«
Janina tauschte ebenfalls ihre Wanderschuhe gegen Wasserschuhe und rutschte den Felsen hinunter, um kurz darauf neben dem Professor zum Stehen zu kommen.
Beide inspizierten das von Algen leicht grün gefärbte Loch im Felsen. Feuchte, kühle Luft strömte ihnen sanft entgegen und legte einen modrigen Hauch von Kalkstein in ihre Nasen.
»Ziemlich eng das Ganze. Und vor allem wissen wir nicht, was sich dahinter befindet. Was ist, wenn wir einem Fluss-Krokodil direkt ins Nest laufen?«
»Unwahrscheinlich! Krokodile gibt es eher im Oberlauf vom Nil, nicht hier.«
»Sieht mir aber auch nicht wie ein Eingang zu einem riesigen Höhlensystem aus«, meinte Janina zweifelnd, die den Gedanken unangenehm fand, in dieses feuchte Loch kriechen zu müssen.
»Doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir den Eingang zum Höhlensystem gefunden haben. Hatte nur nicht gedacht, dass alles so eng ist. Hier, schauen Sie auf die Karte. Die Form der Aushöhlung stimmt mit der Zeichnung auf der Karte überein.«
Janina Adams warf einen Blick auf das Dokument, zögerte. Sie gab sich einen Ruck.
»Okay, ich gebe mich geschlagen. Ich werde mutig vorangehen.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Sie sind deutlich schlanker als ich.«
Die junge Studentin öffnete ihren Rucksack, holte eine Stirnleuchte heraus, schaltete sie ein und setzte sie auf den Kopf. Dann bückte sie sich und kroch langsam in das Loch hinein. Nach zwei Metern weitete sich der Gang zu einem fünf Meter hohen und etwa ebenso breiten Gewölbe.
Sie drehte sich um und rief durch den Eingang hindurch: »Professor Novotny, hier ist tatsächlich eine große Höhle. Kommen Sie!«
»Alles klar!«
Novotny setzte ebenfalls seine Stirnlampe auf, bückte sich, schob seinen