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meinem Leben. Und ich glaube, es ist höchste Zeit, es zu lüften, ich weiß mir sonst nicht mehr zu helfen.«

      Bernie unterbrach sie, indem er seine Frau abrupt von sich stieß und sie mit gequältem Blick ansah: »Sag bitte, dass das nicht wahr ist!«

      »Was soll nicht wahr sein, Bernie?«

      Bernie zückte ein Foto aus der Hosentasche und hielt es Amelie ärgerlich vor die Nase.

      »Das hier! Wer ist der Mann auf dem Foto, der so vertraut den Arm um dich legt und den du so verliebt anschaust?«

      Entsetzt schaute Amelie Bernie an.

      »Woher hast du das?«

      »Ich habe es in deinem Schreibtisch gefunden. Die Schublade stand noch offen, als ich dir deine Post auf den Tisch gelegt habe. Da ist es mir aufgefallen. Hast du eine Affäre, einen heimlichen Liebhaber? Wolltest du mir das sagen?«

      »Das ist kein Liebhaber, Bernie«, flüsterte Amelie etwas zu schnell.

      »Jetzt streite es bitte nicht noch ab! Das Foto ist doch eindeutig! Du kannst mir nichts vormachen. Schau doch, wie verliebt du diesen Typen anstarrst!«

      Amelie musste unwillkürlich lachen.

      Bernie verstand die Welt nicht mehr und vor allem nicht seine Frau. Warum lachte sie? In so einer Situation!

      »Ja, es gibt einen anderen Mann in meinem Leben. Aber nein, er ist nicht mein Liebhaber. Er ist mein Bruder.« Amelie seufzte. »Mein geliebter israelischer Bruder Ariel Goldberg. Ich bin seine Halbschwester.«

      Jetzt war es raus.

      Bernie schaute sie entgeistert an: »Moment mal? Willst du etwa behaupten, dass du einen Bruder hast, von dem ich nichts weiß?«

      »Genau das.«

      Diese Nachricht musste Bernie erst einmal verdauen. Nach einer kurzen Schweigepause entspannte er sich ein wenig. Die Tatsache, dass es sich hier offensichtlich um einen Bruder von Amelie handelte, bedeutete ja auch, dass seine Frau keinen Liebhaber hatte.

      Amelie durchbrach das Schweigen:

      »Bernie, es gibt Gründe, warum ich dir bis heute noch nichts von meinem Bruder erzählt habe. Ich werde das jetzt nachholen, aber bitte, bitte versprich mir, dass du alles, was ich dir jetzt erzähle, für dich behältst.«

      Bernie war immer noch perplex: »Okay, erzähl. Ich will alles hören!«

      »Der Mann auf dem Foto ist also Ariel. Er ist mein Halbbruder. Wir haben einen gemeinsamen Vater, Abraham Goldberg. Aber während Ariel in einer hoch angesehenen israelischen Familie aufgewachsen ist, bin ich nur die uneheliche Tochter aus einer seiner heimlichen Affären. Mein Vater Abraham sorgte damals dafür, dass niemand von dieser für ihn sehr peinlichen Affäre erfuhr. Er zahlte meiner Mutter sogar monatlich ein hohes Schweigegeld, mit der Auflage, die Affäre und die Existenz seiner unehelichen Tochter – also meine Existenz – für immer geheim zu halten. Außerdem verschaffte er uns beiden einen Platz in einem Kibbuz, in dem keine Fragen gestellt wurden. Wie du weißt, habe ich dort gelebt, bis ich dich kennengelernt habe. Doch Ariel fand das Geheimnis unseres Vaters irgendwann heraus und nahm sofort Kontakt zu mir auf. Wir beide verstanden uns auf Anhieb, einigten uns aber darauf, das Geheimnis unseres gemeinsamen Vaters für uns zu behalten. Das hatte Gründe, denn Ariel arbeitete noch vor einigen Jahren für den Mossad, also den israelischen Geheimdienst, und er wollte unsere kleine Familie, also mich, dich, Lion und Alina, schützen. Er wollte damit vermeiden, dass wir in irgendeiner Weise in seine geheimdienstlichen Tätigkeiten hineingezogen wurden. Keiner durfte wissen, dass er eine Halbschwester hatte.«

      »Verstehe. Doch wie mir scheint, bin ich der einzige Trottel in unserer Familie, der nichts davon wusste?«

      Plötzlich hörten sie ein leises Kichern hinter sich, das von Alina stammte, die ihre wenigen Pickel wieder einmal viel zu stark mit einer körnigen Gesichtscreme übertüncht hatte:

      »Das hast jetzt du gesagt, Daddy. Aber sinngemäß trifft das so zu!«

      Bernie drehte sich überrascht um und schaute auf Alina, die gerade dabei war, ihre langen Haare mit einem Handtuch abzutupfen.

      »Du bist schon wach?«

      Alina nickte gähnend. »Ja, leider. Konnte nicht gut schlafen.«

      Bernie schaute seine fünfzehnjährige Tochter gespielt ärgerlich an: »Also unsere kleine Maus ist ebenfalls eingeweiht, na prima!«

      »Klar, ich kenne Mums Geheimnis schon länger, habe es aber niemandem verraten, auch nicht Lion. Der glaubt immer noch, dass er der Einzige ist, der unseren obercoolen Onkel kennt. Ariel hat mich mit einem unmoralisch hohen Schweigegeld bestochen, nachdem ich ihn mal im Pferdestall mit Mum zusammen gesehen habe. Da konnte ich nicht Nein sagen. Tut mir leid Daddy, aber du hast mir doch mal beigebracht, dass man Versprechen unbedingt einhalten soll.«

      Bernie schüttelte den Kopf und wandte sich an seine Frau: »Und warum erzählst du mir heute davon und behältst dieses kleine Geheimnis nicht auch weiterhin für dich?«

      »Ja, Mum, warum verrätst du Daddy das Geheimnis jetzt?«

      Amelie fasste ihren Mann und Alina mit festem Druck an den Händen.

      »Das macht mich ja gerade so fertig, ihr zwei! Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen! Außerdem hast du ja dieses Foto gefunden und mich dadurch in Erklärungsnot gebracht, Bernie.«

      Bernies Miene wurde ernst: »Sprich weiter!«

      »Vor zwei Tagen hat mich Ariel angerufen und mir etwas erzählt, was vielleicht unser ganzes Leben auf den Kopf stellen wird.«

      Alina und Bernie schauten Amelie irritiert an. Die fuhr fort: »Lion ist in Europa in eine ganz heiße Geschichte reingeraten. Ihr erinnert euch doch an das Mädchen, in das er sich verliebt hatte?«

      »Ja, Jackie«, platzte Alina heraus. Ein neckisches Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Lion hat sich mega in sie verschossen und ist wegen ihr sogar nach Basel gefahren.«

      »Ja, Lion hat sie auch tatsächlich in Basel getroffen.«

      Amelie fuchtelte herum. »Ach, ich muss abkürzen, die Zeit drängt. Jackie wurde dort von einer dubiosen Geheimorganisation gekidnappt und verschleppt. Das Mädchen steckt in irgendetwas drin, was Lion mir nicht erzählen wollte. Ihr werdet mir die Story wahrscheinlich sowieso nicht glauben, aber sie ist wahr: Lion ist den Kidnappern nach Italien gefolgt und hat Jackie mit Ariels Hilfe befreit.«

      Alina und Bernie schauten Amelie an, so als ob sie einen Alien vor sich hätten, aber die fuhr unbeirrt fort. »Damit hat er sich mit einer weltweit vernetzen Geheimorganisation angelegt, die jetzt hinter den beiden her ist und alles tun wird, um Jackie wiederzubekommen und Lion zu töten.«

      Völlig überfordert schüttelte Bernie, der das alles nicht glauben konnte, den Kopf: »Jetzt halt mal die Luft an, Amelie! Was ist wirklich passiert? Bitte mach keine Witze!«

      »Doch, Bernie, es ist alles wahr – leider! Unser Sohn hat sich mit einer Geheimorganisation angelegt und Jackie befreit. Jetzt ist er auf der Flucht. Ariel hat die beiden an einem geheimen Ort versteckt, den er mir nicht verraten hat. Aber jetzt kommt’s erst: Laut Ariel sind auch wir in Gefahr. Ariel und ich haben vereinbart, dass er oder Lion mich benachrichtigen wird, wenn …«

      »Du meinst, die Organisation, die hinter Lion und Jackie her ist, bedroht jetzt auch uns?«, schrie Bernie verzweifelt dazwischen.

      Amelie nickte bedrückt: »Höchstwahrscheinlich! Lion hat mich gestern angerufen und noch einmal seine Sorge geäußert, dass wir in Gefahr sind und vielleicht von hier verschwinden müssen.«

      Bernie unterbrach sie wieder ungeduldig: »Was meinst du mit verschwinden?«

      »Untertauchen. Vorerst zumindest.«

      Alle drei schwiegen betreten.

      »Und sollte die Sache konkret werden, würde er mir

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