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begeistert sein werden, eine so junge Stiefmutter zu bekommen? Das würde sie nicht mal freuen, wenn ihr Vater Witwer wäre. Aber so… nein, du solltest wirklich ein bißchen mehr auf deinen Vater hören. Du weißt, er versteht etwas von solchen Problemen. Wir haben oft genug abends über solche Fälle gesprochen. Ich erinnere dich nur an diese Alma Meier, ja, so hieß sie wohl, die auch einen geschiedenen Mann geheiratet hat…«

      »Ja, ich weiß, und die nachher aus dem Fenster gesprungen ist! Ich wußte, daß ihr damit kommen würdet«, sagte Birgit. »Aber ihr könnt ganz beruhigt sein, so etwas würde ich nie tun!«

      »Was Gott zusammengefügt hat«, sagte Frau Kreuger, »das soll der Mensch nicht scheiden. Ich weiß, du hältst mich für altmodisch, Kind…«

      »Aber sie waren doch gar nicht kirchlich verheiratet«, sagte Birgit hilflos.

      »Trotzdem. Eine Ehe ist eine Ehe. Wenn zwei Menschen einmal verheiratet gewesen sind, wenn sie zwanzig Jahre zusammengelebt haben…«

      »Achtzehn!« sagte Birgit.

      Frau Kreuger ließ sich nicht irritieren. »… ist daraus etwas Unauflösliches geworden. Du verstehst das nicht, Birgit, du bist eben noch viel zu jung. Aber glaubst du vielleicht, es hätte nie Krisen in unserer Ehe gegeben? Wir beide – dein Vater und ich – waren mehr als einmal so weit, daß wir uns gedacht haben, es geht einfach nicht mehr. Aber wir haben uns zusammengenommen, und dann ist es doch gegangen. Es ist sogar wieder gut geworden, weil man… weil man eben zusammengehört!«

      Birgit lachte, aber es klang gar nicht fröhlich. »Ihr tut gerade so, als wenn ich mich scheiden lassen wollte. Ich will ja nur heiraten.«

      »Nur ist gut!« sagte Rechtsanwalt Kreuger. »Ach, Birgit, warum machst du uns alles nur so schwer? Warum müssen wir überhaupt miteinander diskutieren? Hast du denn gar kein Vertrauen mehr zu uns? Haben wir dich bisher nicht immer richtig beraten?«

      »Doch«, sagte Birgit, »aber dies hier ist etwas anderes. Hier geht es um Dinge, die nur ich selber entscheiden kann.«

      »Natürlich. Darüber sind wir uns ja klar. Wir wollen doch nichts weiter, als daß du dir deine Entscheidung reiflich überlegst. Also, paß mal auf, jetzt mach’ ich dir einen Vorschlag. Dein Vertrag bei der › Jugend‹ läuft doch jetzt ab, wenn ich richtig orientiert bin.«

      »Ja, Vater. Aber der Verleger hat mir eine Verlängerung angeboten.«

      »Du wirst sie nicht annehmen, Birgit, sondern du wirst nach Hamburg zurückkommen…«

      »Aber… warum?«

      »Laß mich aussprechen! Du wirst in Hamburg bestimmt auch in einer Redaktion unterkommen, du wirst ein Jahr lang von deinem Marius getrennt sein. – Ein Jahr ist schnell herum, Birgit, und dann kannst du dich immer noch entscheiden. Wenn du dann noch darauf bestehst, daß du ihn heiraten willst…«

      »Vater! Du schlägst mir das doch nur vor, weil du hoffst, uns dadurch auseinanderzubringen!«

      »Wenn ihr euch wirklich so liebt…«

      »Ja, das tun wir, Vater! Daran wird weder die Entfernung noch die Zeit etwas ändern.«

      »Schön. Machen wir es also so. Inzwischen werden wir sehen…«

      »Nein!« Birgit stand auf. »Das kannst du nicht von mir verlangen – nein, Vater, ich will nicht noch ein Jahr warten. Ich kenne Marius jetzt lange genug, und er kennt mich. Warum sollen wir uns so unnötig quälen?«

      »Vielleicht wäre es nicht unnötig, Birgit – aber, bitte, selbst wenn du das annimmst –, könntest du es nicht uns zuliebe tun? Du weißt genau, wie sehr wir unter einer überstürzten und unüberlegten Heirat leiden würden… um deinetwillen. Ich habe dich noch niemals gebeten, für uns ein Opfer zu bringen. Aber diesmal muß es sein.«

      »Ich kann es nicht, Vater!« sagte Birgit, blaß bis an die Lippen. »Marius braucht mich. Er kann so nicht weiterleben – allein in einem möblierten Zimmer. Vater, verstehst du denn das nicht? Er braucht mich wirklich!«

      »Vielleicht braucht er im Grunde genommen seine Frau?«

      »Vater!« Es klang wie ein Aufschrei. »Wie kannst du nur?!«

      »Birgit, komm, beruhige dich doch«, sagte Frau Kreuger, »Vater hat es doch nicht so gemeint! Aber irgendwie hat er recht. Es wäre doch besser, abzuwarten, bis sich herausgestellt hat, ob Marius und seine Frau sich wirklich so auseinandergelebt haben, wie du glaubst. Vielleicht entschließen sie sich doch noch, wieder zusammenzuleben… schon um der Kinder willen. Denk doch auch einmal an die armen Kinder.«

      »Ihr versteht mich nicht«, sagte Birgit, »es ist sinnlos.«

      Rechtsanwalt Kreuger kam auf seine Tochter zu und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Wir lieben dich, Birgit, du weißt, daß wir dich lieben. Wir wollen ja nur verhindern, daß du unglücklich wirst – daß du an dieser unglücklichen Ehe zerbrichst.«

      Birgit widerstand der Versuchung, sich in die Arme ihres Vaters zu werfen, sich an ihn zu klammern und sich auszuweinen, wie sie es als kleines Mädchen getan hatte. »Ihr verbietet mir also, daß ich ihn heirate?« fragte sie mit starren Lippen.

      »Verbieten!« Rechtsanwalt Kreuger ließ seine Tochter los und begann rastlos im Zimmer auf und ab zu gehen. »Wir haben dir nichts zu verbieten. – Du bist volljährig. Du kannst tun und lassen, was du willst!«

      »Aber ihr seid nicht damit einverstanden?«

      »Wie könnten wir das?«

      »Wollt ihr ihn nicht wenigstens kennenlernen? Mit Marius selber sprechen? Bestimmt würdet ihr dann alles in einem anderen Licht sehen. Erlaubt mir doch, daß ich ihn anrufe – sicher ist er schon in Hamburg. Er wollte im Hotel Reichshof wohnen… ich darf ihn doch anrufen, ja?«

      »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, sagte Rechtsanwalt Kreuger. »Was will er in Hamburg? Und wenn er schon nach Hamburg kommt, warum seid ihr dann nicht zusammen gefahren?«

      »Er mußte doch erst noch zu seinen Kindern, Paps. Sie leben in einem Internat in der Eifel. Er wollte es ihnen persönlich sagen.«

      »Was?«

      »Daß wir heiraten, natürlich!«

      Rechtsanwalt Kreuger warf den Stummel seines Zigarillos mit einer ungestümen Bewegung in das Kaminfeuer. »Das ist nun wahrhaftig der Gipfel! Seine Kinder haben es also eher erfahren als wir? Das ist unglaublich. Also, ich muß schon sagen, Birgit, das hatte ich nicht erwartet. Du bist also keineswegs gekommen, um uns um unser Einverständnis zu bitten – sondern du stellst uns vor eine vollendete Tatsache. Wenn ich das geahnt hätte… Herrgott noch mal!«

      »Aber Vater«, sagte Birgit verzweifelt, »ich bitte dich, du verstehst das ganz falsch.«

      »Danke, ich habe genug. Du kannst dir jedes weitere Wort sparen. Ich sehe schon, daß unsere Meinung dir gänzlich gleichgültig ist. Tu, was du willst. Wir können dich nicht hindern. Ich hoffe nur, daß du nie bereuen wirst, unsere Warnungen in den Wind geschlagen zu haben.«

      Birgit stand wortlos auf und ging aus dem Zimmer.

      Frau Kreuger sprang auf und wollte ihr nacheilen, doch ihr Mann hielt sie mit hartem Griff am Handgelenk zurück. »Sie geht nach oben«, sagte er, »ganz gut, wenn sie die Sache mal überschläft. Morgen früh sieht alles anders aus.«

      Sabines Augen füllten sich mit Tränen. »Sie ist sehr unglücklich… Friedrich, warum darf ich nicht zu ihr. – Warum warst du so hart zu ihr? Sie kann doch nichts dafür, daß sie sich in einen Mann verliebt hat, der…«

      »Hart?« sagte Rechtsanwalt Kreuger. »Wenn man einen Menschen vom Abgrund zurückreißen will, kann man gar nicht hart genug sein.«

      Einen Augenblick standen sie sich unschlüssig gegenüber. Rechtsanwalt Kreuger nahm als erster wieder Platz. Er entfaltete eine Zeitung und gab vor zu lesen. Frau Sabine ließ sich in ihren Sessel fallen und starrte verlören in die lodernden Flammen. Sie wechselten kein Wort und lauschten angestrengt

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