ТОП просматриваемых книг сайта:
Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland. Volker Elis Pilgrim
Читать онлайн.Название Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland
Год выпуска 0
isbn 9783955101473
Автор произведения Volker Elis Pilgrim
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Abermals entblößte Hitler den Zusammenhang zwischen Volkstotschlag und orgiastischer Juppheidie-Ausgelassenheit bis ins Körperlich-Erotische seiner verlangten Sekretärinnen-Küsse hinein. In Volker Ullrichs brillanter Darstellung des Politiker-killenden Hitler-Coups nun gegen die Tschechei entlarvt sich glasklar das »Gangsterstück aus Drohungen und Erpressungen, wie man es in der neueren Diplomatiegeschichte noch nicht erlebt hatte«. (Ullrich, S. 828 f.)
Auf der Hausfrauen-Seite der Eva Braun kommt ihre Spezialität der Destru-Erotik in Rochus Mischs Erinnerung zum Vorschein. Braun mutierte, sowie Adolf Hitler ihr den Rücken gekehrt hat, zur Kupplerin – mit k. o.-schlagenden Folgen gegenüber allen Ehefrauen und Partnerinnen der jungen Hitler-Begleitmänner, die sie dazu verführte, sich hinter dem Rücken der Soldaten-Frauen mit den Berghof-Mädchen einzulassen. Das ganze Haus sollte tanzen, wozu Braun es mit ihrer aus dem Boden gestampften Party zwang. Und Tanzen hieß dann unmittelbar anschließend: »In die gemeinsamen Betten mit Euch!«, »Ihr seid ein schönes Paar!«
Verblüffend ist Rochus Mischs Gegenüberstellung der beiden Braun-Existenz-Stadien: Bei Anwesenheit Hitlers = Gouvernante, bei seiner Abwesenheit = Kupplerin. Gouvernante ist das treffende Bild für das Komplett-Unerotische einer Frau.
Die Gouvernante stand zwischen Eltern und Kindern in gehobenen Familien des ausgehenden feudalen Zeitalters, abgeleitet vom französischen Wort »gouverner« = regieren und regeln. Das tat auch Eva Braun in der Position von Adolf Hitlers (Stroh-)»Hauswirtschafterin«, als die sie den jungen Männern des Begleitkommandos offiziell vorgestellt worden war. (Misch, S. 110) Aber Eva Brauns Eigentliches war der vorlusthafte Gruppen-erotische Tanz.
Kupplerin ist im Gegensatz zur Gouvernante eine erotische Kategorie: Die Kupplerin »verlustiert« sich an den von ihr gestifteten Paaren. Sie hat ein voyeuristisches sexuelles Naturell. Sie ist zwar nicht Gruppen-sexuell an den Paar-Stiftungen beteiligt, aber Gruppen-erotisch. Sie arbeitet in medias res für jegliches Horizontale. Und das erfreut sie, drastischer formuliert: Das geilt sie auf.
Ob Eva Braun mit eigenem Horizontalen am Gruppen-erotischen Vorgang Tanzen zwischen den Kriegern und den Mädchen beteiligt war, ist im Moment nicht wichtig zu klären, deswegen geschieht es erst in ORALO. Es genügt, den von Rochus Misch dargestellten Gegensatz der Braun-Befindlichkeiten hervorzuheben: Braun-Hitler, wenn zusammen = Gouvernante. Braun-Hitler, wenn getrennt = Kupplerin.
Alle um Eva Braun herum, die sie verkuppelte, waren jung. Misch war während seiner Zeit mit Braun und Hitler zwischen 23 und 28 (geboren 1917, eingestiegen bei Hitlers Mai/Juni 1940). In Mischs Alter waren auch die anderen »Begleitkommenden«. Eva Braun selbst (geboren 1912) war in der Misch-Hitler-Zeit 28–33. Kaum einer der Tänzer war über 30. Die uniformierten Männer wirkten auf Frauen stimulierend – ein Kriegs-fördernder erotischer Effekt auf das weibliche Geschlecht. Die Ursachen dieses selbstschädigenden Defekts wurden bisher Frauen-forscherisch weder gehoben noch abgeschafft. (Pilgrim 94)
Rochus Misch mochte Eva Braun, er glaubte ihrer und Hitlers Darstellung, ebenfalls der »Mätressen«-Show-Architektur am Berghof und in der Reichskanzlei und auch den Begegnungs-Riten. Er hat sich brav täuschen lassen. (Misch, S. 110 f., 113)
Aber Mischs unkontrolliertes Sensorium schert für seine Erzählung aus der Diener-Gefälligkeit aus, das Falsche registrieren und für echt halten zu sollen. Wieder ist wie bei Kammerdiener Krause (17.) Rochus Mischs Unbewusstes klüger als sein Bewusstes. Misch stellt die Atmosphäre dar, sowie Braun und Hitler getrennt waren und hält damit das Richtige fest: »Erotisch-sexuell« ging es bei dem »Paar des Grauens« erst dann los, wenn es sich trennte. Zusammen waren sie ein sich langweilender, monologisierender Hausherr und eine gouvernantische Hausfrau.
Hitler hatte keinen sogenannten Geschlechtstrieb
19. Zeuge – Hitlers vergessener Finanz-Partner Otto Wagener
Die nächsten vier Zeugen treten wieder wie die ersten sechs mit einem Satz hervor, der in seiner Markanz jedoch besticht, weil er alles sagt. Nach seiner Vergegenwärtigung oder nach einer kurzen, Sinn-freilegenden Exploration trifft er den Sachverhalt von Hitlers phallisch-vaginaler Abstinenz.
Innerhalb der letzten eineinhalb Jahre seiner Zeit des Anmarschs auf die Staatsmacht ließ Hitler gegenüber seinem damaligen finanzpolitischen Mitarbeiter Otto Wagener eine Bemerkung fallen, die einem Gelübde als Klosterbruder alle Ehre gemacht hätte: »[…] habe ich den Drang zum körperlichen Besitz einer Frau überwunden […]« (Wagener, S. 358) Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass heute jeder junge Mensch noch versteht, was das hieß. Eine widerhakige Erschwerung liegt darin, in Sachen Sexualität durchzublicken, vor allem die Art der Praxis Ding-fest zu machen, die eine historische Person aus der Ur- bis Ururgroßeltern-Generation der heute 20–40-Jährigen betrieben hat: Die Herrschaften, geboren und aufgewachsen am Ende des 19. Jahrhunderts, sagten und schrieben entweder gar nichts zu dem Thema, oder sie schrieben und redeten nur verblümt, verbrämt und damit vernebelnd. So geschah es in Hitlers Aussage »[…] habe ich den Drang zum körperlichen Besitz einer Frau überwunden […]«.
Was heißt dieser Satz sexualspezifisch? Der männliche »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« hat nichts mit Sklavenhalterei zu tun, nichts mit Okkultismus, Hypnose oder suggestiver Macht eines Mannes über eine Frau, ja nicht einmal damit, eine Frau nur zu haben = geheiratet zu haben, wonach ein Mann dann sagen konnte: »Ich habe eine Frau.«
Der Halbsatz enthält auch keinen unlauteren Machismo – in dem Sinne von Gewalt eines Mannes über eine Frau zu haben oder patri-archalisch über sie zu verfügen. »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« hieß, eine bestimmte heterosexuelle Praxis betätigen zu wollen, was lateinisch aufgeschlüsselt werden kann, um nicht schon wieder das im Anglo-Kultur-Bereich verbotene F-Wort gebrauchen zu müssen. Wenn es in englischsprachigen Publikationen irgendwo fällig wäre oder eigentlich zitiert werden müsste, gebietet der Sitten-Zensor – wer ist das? – die Schrumpfung des Wortes zum Buchstaben »F« mit Pünktchen-Pünktchen-Schwanz.
Bei »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« ist zunächst wichtig, dass das Wort Drang ähnlich Trieb zu Anfang steht, denn es handelt sich tatsächlich um einen unwillkürlichen Mechanismus des männlichen Begehrens. Dieser Mechanismus verschlüsselt vier sexuelle Aktionen, die millionenhaft pro Nacht und oft auch am Tage ein Mann gegenüber einer Frau zunächst imaginiert und die er mit ihr dann in die Tat umsetzen will:
Erstens: Erektion des männlichen Gliedes im Angesicht einer weiblichen Scheide oder in Gedanken an sie.
Zweitens: Penetration des zum Phallus errichteten Penis des Mannes in die – diesen Vorgang provozierende – Vagina der Frau, mit deren Willen und Verlangens-Gegenzeichnung.
Drittens: Friktionen des Phallus in der Vagina zu beiderseitiger Geschlechtslust-Entfaltung.
Viertens: Ejakulation desselben in derselben – »kommen«, verkürzt von »zum Orgasmus kommen«.
50–60 Prozent aller Männer auf der Erde begehren den genitalen Vierschritt-Vorgang, spüren in sich den Drang dazu. Dieser Drang wird vom Volksbewusstsein in allen Schichten fälschlich als »der männliche Geschlechtstrieb« verallgemeinert. Falsch ist das deswegen, weil viele der übrigen 40–50 Prozent Männer, die diesen Drang nicht haben, sehr wohl über sexuelle Reaktionen verfügen, die selbstverständlich auch als männlich klassifiziert werden müssen.
Dass es nicht mehr als 50–60 Prozent der Männer sind, die den Drang nach phallisch-vaginaler Aktion haben, ist eine der schockierenden Tatsachen zum sexuellen Empfinden des Mannes, weswegen in allen männerbündischen Gesellschaften Männer-Forschung tabuiert wird und Sexual-Forschung, besonders die am ganzen Mann vollführte, immer wieder in Statisterei verebbt – in Sozial-Forschung und sogenannten Genderstudies, um bloß die Frau, das längst bekannte Wesen, immer wieder lang und breit mit einzubeziehen und den Mann nicht zu kahl dastehen zu lassen. Dem männlichen »Drang zum