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Die schöne Sylvia - Kriminalroman. Axel Rudolph
Читать онлайн.Название Die schöne Sylvia - Kriminalroman
Год выпуска 0
isbn 9788711445266
Автор произведения Axel Rudolph
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„ Ja, dann … hm, dann wird es für dich allerdings schwer sein.“
„Ich habe gedacht,“ sagte Sylvia so leise, daß er ihre Worte mehr erraten muß, als er sie verstehen kann, „daß du mir helfen könntest, Fernando.“
Sie hält den Kopf tief gesenkt, spielt beschämt mit ihrer Serviette und sieht nicht das kurze, blitzhafte Aufleuchten in den Augen des Mannes. In der nächsten Sekunde hat Las Feras sein Mienenspiel wieder in der Gewalt. Ehrlich bekümmerte Anteilnahme liest Sylvia in seinen Zügen, als er antwortet:
„Das ist schön von dir, Sylvia. Ich danke dir für diesen Beweis deines Vertrauens. Überflüssig zu sagen, daß ich es rechtfertigen werde. Zwar — du kennst ja meine Verhältnisse — den ganzen Betrag kann ich dir im Augenblick leider nicht zur Verfügung stellen, wenn dir mit — hm — dreihundert Mark vorläufig gedient ist …“
Die Röte in Sylvias Antlitz wird noch tiefer. „Du machtest mir doch neulich eine Andeutung, daß deine Aussichten sich besserten und daß wir bald …“
Las Feras seufzt wehmütig. „Das war leider etwas voreilig von mir. Heute sieht meine Lage gar nicht so rosig aus. Die Hoffnung, von der ich dir neulich sprach, war Geheimrat Herkrath.“
„Mein Chef?“
„Ja. Ich hatte gestern eine Unterredung mit ihm. — In seiner Privatwohnung,“ fügt Las Feras hinzu, da ihm gerade noch einfällt, daß Sylvia jeden Besucher im Direktionszimmer selber anmelden muß. „Ich habe ihm meine Angelegenheit haarklein auseinandergesetzt in der Hoffnung, ihn dafür zu interessieren. Leider völlig vergebens. Dein Herr Chef zieht es vor, den Worten eines Herrn Jussow zu glauben.
„Das hätt ich dir vorher sagen können.“ Sylvia verzieht verächtlich den Mund. „Herkrath ist wirklich ein Ekel. Aber ich versteh’ nicht… was wolltest du von ihm?“
„Um dir das zu erklären, muß ich dich einmal mit meinen Privatangelegenheiten belästigen, so ungern ich das tue. Es gibt wohl erfreulichere Gesprächsthemen zwischen zwei Freunden als diese leidige …“
„Nein, nein, erzähle! Es interessiert mich natürlich.“
„Es könnte dich allerdings interessieren, wenn es glückte, denn unsere gemeinsame Zukunft hängt letzten Endes davon ab.“ Las Feras macht eine kleine Pause, bis der Ober die Weingläser gefüllt und sich zurückgezogen hat. „Also mir fehlt, wie ich dir bereits sagte, der positive Beweis dafür, daß die Kostbarkeiten, die dieser Jussow in Besitz hat, tatsächlich mein Eigentum sind. Ich habe indessen Grund zu vermuten, daß sich in der Kassette, die meine Mutter ihm seinerzeit übergeben hat, außer den Juwelen auch Familienpapiere und Briefe befinden, Papiere, verstehst du, aus denen klar hervorgeht, daß der Schmuck nicht, wie Jussow behauptet, von dem verstorbenen Grafen Nebridow, sondern von meiner Mutter stammt, Verzeihung, du wolltest etwas sagen, liebe Sylvia?“
„Ach, ich dachte nur eben … Ist es nicht wahrscheinlich, daß der Mensch diese Papiere, die ihn verraten können, längst vernichtet hat?“
„Es wäre von seinem Standpunkt aus das Vernünftigste. Aber man macht oft die Erfahrung, daß der geriebenste Schurke einmal eine bodenlose Dummheit begeht. Der Teufel mag wissen, zu welchem Zweck Jussow diese Dokumente noch benutzen möchte. Jedenfalls weiß ich durch einen Detektiv, daß die Kassette, die er in Paris deponierte, sowohl Schmuck wie Dokumente enthielt. Es ist kaum anzunehmen, daß er sie seither vernichtet hat.“
„Und was sollte mein Chef …?“
„Ich habe ihm, wie gesagt, meine Verhältnisse offen dargelegt. Ich hoffte natürlich, daß ich ihn veranlassen könnte, mir in seiner Gegenwart wenigstens einen Einblick in die Kassette des Herrn Jussow zu gestatten.“
„Das Safe eines Kunden öffnen!“ sagte Sylvia. „Wie konntest du glauben, daß Herkrath das tun würde!“
Las Feras zuckt die Achseln. „In meiner Lage, liebe Sylvia, greift man nach jedem Strohhalm. Nun, der Geheimrat Herkrath hat, wie du richtig vermutest, mein Ersuchen glatt abgelehnt. Ich muß sogar damit rechnen, daß er dem Halunken Jussow nun einen Wink gibt. Denn meine Bitte um Diskretion hat er ebenso schroff zurückgewiesen. Die Folge wird sein, daß Jussow nun wirklich die betreffenden Papiere vernichtet. Dann wäre für mich jede Hoffnung dahin, wenn ich im Glauben an mein gutes Recht nicht immer noch hoffen würde, wenigstens einen Menschen zu finden, der mir vertraut und der mir zu helfen bereit ist.“
„Und was willst du tun?“
Las Feras schönes Antlitz wird hart wie Stein. „Ich kämpfe bis zum äußersten um mein Recht und mein Eigentum. Gegen einen Gauner und Betrüger wie Jussow, der sich des schwersten Vertrauensbruches schuldig gemacht hat, scheint mir jedes Mittel erlaubt. Ich werde eben einen Versuch machen, auch ohne Einwilligung des Herrn Geheimrat Herkrath mir anzusehen, was Jussow in seiner Stahlkammer deponiert hat.“
„Du?“ Sylvia starrt ihn verständnislos an. „Wie willst du da möglich machen?“
„Gewalt gegen Gewalt, liebe Sylvia. Ich werde nach Paris fahren und einen Agenten beauftragen, einen erfahrenen — Fachmann zu engagieren, verstehst du, einen Mann, der es — gegen entsprechende Bezahlung — fertigbringt, sogar in eine Bank einzudringen und ein gewisses Safe zu öffnen.“
Hart und kalt funkeln Las Feras’ Augen. Mit einem Gemisch von Angst und Bewunderung sieht Sylvia zu ihm auf. „Um Gottes willen, Hernando! Du kannst doch nicht einen Verbrecher zu deinem Helfer machen!“
„Doch, ich kann es!“ sagt Las Feras leise und sehr eindringlich. „Vergiß nicht, daß ich nicht nur um mein Recht kämpfe, sondern auch um — dich!“ Unter den halbgesenkten Lidern schießt einer jener heißen Blitze hervor, die Sylvia schon so oft Herzklopfen verursacht. haben. „Gesetz und Polizei verweigern mir jede Hilfe. Also muß ich mir selbst helfen. Und — ich will ja nicht stehlen. Will niemanden schädigen! Ich will nur einem Halunken, den die Polizei nicht fassen kann, seinen Raub entreißen. Ich will nicht einmal nehmen, was mir gehört. Nur die Papiere will ich sehen. Kenne ich die, so kann ich vor den Behörden den Beweis führen, daß Jussow ein Lump und Betrüger ist. Alles Weitere ergibt sich dann auf ganz gesetzlichem Wege.“
„Aber es ist so unheimlich, Hernando!“
Er streichelt zärtlich ihre Hände. „Wenn ich nicht auch das Letzte versuche, Sylvia, dann wären alles Geld und alle Mühe, die ich daran gewandt habe, umsonst gewesen. Es bleibt mir nichts übrig, als den Weg zu Ende zu gehen. Ein schönes Stück Geld wird’s freilich kosten. Der Mann, der den Mut und dieFähigkeit hat, mir zu helfen, wird nicht billig sein. Auch der Agent, der mich mit ihm in Verbindung bringen soll, wird ziemlich viel Geld verlangen. Das ist der Grund, warum ich dir das alles überhaupt erzähle. Du wirst nun verstehen, daß ich mein ganzes kleines Kapital benötige, um diese verzweifelte Sache zu finanzieren, und mir nicht zürnen, wenn ich dir nicht so helfen kann, wie ich es gerne möchte.“
Die Musik setzt mit einem Tusch ein. Auf der Bühne feuert ein bekannter Komiker seine Pointen ab. Lachsalven dröhnen auf. Sylvia zieht wie im Schmerz die Brauen zusammen. Schal, läppisch, dumm erscheinen ihr die Witze, die der Komiker zum besten gibt. Wie kann sich ein Mann überhaupt hinstellen, Gesichter schneiden und alberne Witze machen! Ein Clown, ein Bajazzo! Aber Hernando, der ihr mit beherrschtem, entschlossenem Gesicht gegenübersitzt, das ist ein Mann! Einer, der sich nicht unterkriegen läßt, und wenn die ganze Welt gegen ihn steht! Einer, der weder Furcht noch Rückzug kennt!
„Wenn ich dir nur helfen könnte …sagt Las Feras überlegend, als der Komiker unter dem Beifall der Zuhörer abgetreten ist. „Wie gesagt, einige hundert Mark stehen dir zur Verfügung. Aber sonst — ich muß morgen nach Paris und die Sache in die Wege leiten, ehe es zu spät wird.“
Sylvia antwortet nicht. Sie hört nur das eine: Las Feras will fort. Morgen schon. Nur flüchtig streifen ihre Gedanken die Rechnung von Bendler & Croy. Das ist jetzt beinahe unwichtig! Da muß man eben doch in den sauren Apfel beißen und Helens Hilfe annehmen. Aber Las Feras? Ob er