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meine Liebe, und die beiden Mitdirektoren der Bank.“

      „Und Dr. Rentz, der Sekretär!“

      „Meinetwegen. Man wird genau nachforschen, ob sich im Privatleben der Betreffenden ein Anhaltspunkt ergibt. Man wird im Zuge dieser Nachforschungen schnell feststellen, daß die Sekretärin, Fräulein Gauda, in der letzten Zeit größere Geldausgaben gemacht, in Westerland im ersten Hotel gewohnt hat und so weiter — und man wird von dir den Nachweis verlangen, woher du das Geld dazu hast.“

      Sylvia sieht nervös auf. „Glaubst du wirklich, daß …?“

      „Ich glaube, daß es für uns beide sehr unangenehm werden könnte, wenn man hinter gewisse Ausgaben käme, die sich mit deinem Gehalt nicht vereinbaren ließen. Andererseits will ich nicht, daß du darunter leiden und dich einschränken sollst. Die Summe, die ich durch deine Hilfe erspare, steht zu deiner Verfügung, wie wir vereinbart haben. Nur — brauche sie mit Verstand!“

      „Ja, Hernando. Ich werde also die schöne Reise nach Westerland aufgeben.“

      „Und dafür hier in Köln Ausgaben machen! Nein, Sylvia, du bist gar nicht imstande, im Besitz größerer Mittel so unauffällig zu leben, wie es erforderlich wäre. Du sollst es auch nicht. Fahr du ruhig nach Westerland, und lebe, wie es dir paßt, aber — veranlasse diesen Herrn Rohde, dich zu begleiten!“

      „Herbert? Du sprichst in Rätseln, Hernando!“

      „Durchaus nicht. Soviel ich weiß, ist dieser Herbert Rohde reich?”

      „Ja. Als einziger Erbe seines Vaters …“

      „Des Bankiers Johannes Rohde,” nickte Las Feras. „Du siehst, ich weiß Bescheid. Die Folgerung ist einfach: Wenn man wirklich eines Tages deinen Spuren nachgeht, so wird man nur herausbekommen, daß du mit dem jungen Rohde in Westerland warst. Darin wird niemand etwas Verdächtiges finden, denn man wird ohne weiteres annehmen, daß selbstverständlich Herr Rohde als dein Kavalier die Ausgaben bestritten hat.”

      Sylvia schweigt eine Weile. Ihre Sorglosigkeit und ihr blinder Glaube haben sie bisher über alles andere hinweggleiten lassen. Hernando wird sein Ziel erreichen, durch den verzweifelten Vorstoß endlich in den Besitz seines Eigentums gelangen. Hernando selbst ist in seiner Sache so sicher, daß er unbedenklich ihr nicht nur den Betrag zur Deckung der Schulden, sondern die ganze Summe gegeben hat, die er seiner Behauptung nach durch ihre Hilfe einspart. Es ist schön, wunderschön, so viel Geld zu haben! Die großen und kleinen Schulden sind bezahlt. Sylvia braucht nicht mehr ängstlich mit ihrem Gehalt zu rechnen, kann an Anschaffungen denken, an eine Badereise — sorglos und vergnügt hat Sylvia Gauda die letzten Tage verlebt. Erst in dieser Stunde steigt bei den ernsten, eindringlichen Worten Hernandos eine leichte Unruhe in ihr auf.

      „Meinst du wirklich, daß man — mir nachspionieren wird?“

      Las Feras zuckte die Achseln. „Vorläufig ist das schwerlich anzunehmen. Was ich dir rate, ist nur eine Vorbeugungsmaßregel zu unserer erhöhten Sicherheit. Hoffentlich gelingt es dir, deinen Freund Rohde zu der Fahrt zu überreden.”

      Nun lacht Sylvia wieder unbekümmert. „Es wird nicht schwer fallen, Hernando. Der Junge ist sehr verliebt in mich. Du würdest also — trotzdem — damit einverstanden sein, daß er mich nach Westerland begleitet?”

      Stolz und zärtliches Vertrauen liegen in seinem Blick. „Ich bitte dich, Sylvia! Wir beide wissen, daß wir zusammen gehören, wir sind doch wohl über Anwandlungen kleinlicher Eifersucht erhaben.”

      „Also gut, ich werde mit Herbert sprechen. Er wird vor Freude kopfstehen, wenn ich ihm den Vorschlag mache, mit mir zu reisen.”

      „Ich danke dir, Sylvia. Und noch eines: Was du auch in der nächsten Zeit zu tun beabsichtigst, sei es auch die geringste Kleinigkeit — unternimm nichts, ohne dich vorher mit mir darüber verständigt zu haben! Alles hängt davon ab.”

      Wieder ist die Stimme Las Feras’ so ernst, daß auch Sylvias vergnügtes Gesicht unwillkürlich den Ausdruck wechselt.

      „Ja, Hernando, ich werde alles genau so tun, wie du es für richtig hältst. Aber jetzt muß ich fort! Fünf Minuten vor zwei! Ich werde kaum noch rechtzeitig in meinen Laden kommen. — Das wird eine Wohltat sein, wenn ich nicht mehr an diese Sklavenarbeit gebunden bin!“

      *

      „Ich wünsche größere Pünktlichkeit, Fräulein Gauda. Ihre Arbeitszeit beginnt um zwei Uhr, nicht um zwei Uhr zehn!“

      Geheimrat Herkrath ist groß und gewichtig, die harten Augen voll Vorwurf auf die Sekretärin gerichtet, in der Tür des Vorderzimmers zu seinem Privatbüro stehengeblieben. Sylvia senkt den Kopf über einen Stoß Briefe und antwortet nicht, aber eine unwillige Röte färbt ihre Wangen. Zehn Minuten. Wie kleinlich, deswegen aufzubegehren! Zu dumm, daß der Chef gerade durch das Vorzimmer kommen und ihren Platz leer finden mußte!

      Zu allem Überfluß kommt dann, als Herkrath bereits in seinem Arbeitszimmer verschwunden ist, der Sekretär Dr. Rentz noch einmal darauf zu sprechen.

      „Pünktlichkeit ist das Steckenpferd des Geheimrats. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Fräulein Gauda, so sorgen Sie dafür, daß er gerade in diesem Punkt keinen Anlaß zum Tadel erhält!”

      Das ist zuviel für Sylvia. Den Kopf hebend, blitzt sie den Sekretär zornig an. „Danke, Herr Doktor. Mit Ratschlägen bin ich versehen.”

      Ärgerlich geht Dr. Rentz hinaus. Er hat es gutgemeint, und diese Antwort ist eigentlich eine grobe Ungehörigkeit. Aber — dieses Fräulein Gauda scheint ja so etwas wie ein Protektionskind zu sein, von dem Industriellen Lenneberg persönlich empfohlen. Und Dr. Rentz ist noch jung, erst seit einem Jahr hat er den verantwortungsvollen Posten als Sekretär des Geheimrat Herkrath. Da ist es besser, zu schweigen.

      Abschriften, Telefonate, Anmeldungen — um vier Uhr kommt Geheimrat Herkrath noch einmal durch das Vorzimmer — schon in Hut und Überzieher und anscheinend ausnehmend gut gelaunt. Vielleicht wünscht er, seine Schroffheit von vorhin wieder auszugleichen, denn er bleibt vor dem Tisch der Sekretärin einen Augenblick stehen.

      „Wie war das doch…? Richtig, Sie wollten ja Ihre acht Tage Urlaub nächsten Monat antreten. Fräulein Gauda. Ich habe nichts einzuwenden. Dann erholen Sie sich gut bei Muttern!”

      Ekelhaft, diese unfeine Ausdrucksweise Herkraths — denkt Sylvia und antwortet fast ein wenig von oben herab: „Ich fahre nach Westerland, Herr Geheimrat.”

      „Soso, ausgerechnet nach Westerland. — Ich würde ja lieber in ein ruhigeres Bad gehen.”

      „Ich fahre mit einem Bekannten,” fügt Sylvia hinzu. „Mit Herrn Rohde, dem Sohn des …”

      „Ihre Bekanntschaften interessieren mich nicht weiter,” brummt Geheimrat Herkrath. „Guten Abend, Fräulein Gauda!”

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