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Die unsichtbare Hand. M. McDonnell Bodkin
Читать онлайн.Название Die unsichtbare Hand
Год выпуска 0
isbn 9788711462553
Автор произведения M. McDonnell Bodkin
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Der Dampfer hat meiner Rechnung nach durch den Unfall, in was er auch bestanden haben mag, mindestens zwanzig Meilen verloren, und die Kasse ist so gut wie mein,‚ sagte er.
Um halb zwölf erschien Herr Rhondel plötzlich auf Deck und rief den Oberst, den Richter und alle andern am Spiel Beteiligten ins Rauchzimmer. Er schien sehr nervös und aufgeregt.
„Es ist mir etwas zu Gehör gekommen,‚ sagte er. „Ich weiss es von Anderson, und Sie alle müssen es erfahren — besonders Sie, Herr Everly, und Sie, Herr Oberst, denn Sie geht es am nächsten an. Kommen Sie, ich möchte Ihren Rat hören.‚
„Stellen Sie sich auf den Tisch!‚ rief der Oberst lustig. „Schliesst die Tür, Jungens, und lasst niemand herein! Natürlich haben wir gegen die Damen nichts einzuwenden, aber Horcher brauchen wir nicht. Jetzt, mein Junge, schiessen Sie los!‚
Frau Kitty Eyre war mit Fräulein Phöbe Everly und zwei oder drei andern Damen soeben eingetreten. Aber Herr Abel Lankin war nicht zu sehen, und alle wussten, wen der Oberst fernzuhalten wünschte.
Herr Rhondel stieg auf den Tisch und sah sich in dem aufgeregten Kreis seiner Zuhörer um, bis seine Augen Oberst M’Clure und den Richter Everly trafen, die nebeneinander ganz nahe am Tisch standen. Schon bei den ersten Worten, die Herr Rhondel sagte, fuhren beide jäh zusammen.
„Es ist eine Spitzbüberei verübt worden,‚ begann Rhondel. „Irgend jemand hat sich drunten im Schiffsraum an der Maschine zu schaffen gemacht. Deshalb konnte das Schiff nicht weiterfahren.‚
In den offenen blauen Augen des Obersten erlosch das Lächeln, das freundliche Gesicht bekam einen harten Ausdruck. Fast unbewusst griff seine Rechte nach seiner Hüftentasche, in der sein Revolver steckte.
„Nehmen Sie sich in acht,‚ stiess er heraus. „Nehmen Sie sich in acht! Wollen Sie etwa einen der Herren hier einer Spitzbüberei bezichtigen?‚
Aber Herr Rhondel sprach ruhig weiter, milde, vermittelnd, ohne die geringste Verlegenheit.
„Gewiss nicht, Herr Oberst, gewiss nicht, Herr Richter. Ich klage niemand an, ich stelle nur Tatsachen fest. Nachdem heute morgen der Oberingenieur einer Gesellschaft von Fahrgästen die Maschinenräume gezeigt hatte, wurde in der Schraubenstange in einem der für die Ölung bestimmten Löcher dieses hier gefunden.‚ Damit hielt Herr Rhondel allen Anwesenden die Hälfte eines ganz mit Sand gefüllten Stundenglases hin.
„Woher wissen Sie, dass es gefunden wurde?‚ fragte der Richter.
„Woher? Ich selbst hab’ es gefunden. Wie Sie wissen, ging ich zurück, meine Zigarrentasche zu holen, und da fand ich es gerade noch zu rechter Zeit — eine Minute später wäre die Schraubenwelle weissglühend gewesen, durch die ungeheure Reibung hätte sie zu schmelzen begonnen, und das Schiff hätte einen ganzen Tag stilliegen müssen. So genügte eine Stunde zum Reinigen und Ölen.‚
„Nun,‚ sagte der Oberst lebhaft, „angenommen, diese ganze Salbaderei sei wahr — was haben denn wir damit zu tun?‚
„Wie steht es mit den Einsätzen, die mir anvertraut sind?‚ fragte Herr Rhondel. „Gelten die Wetten noch? Das allein wollte ich feststellen, ehe die Fahrgeschwindigkeit des letzten Tages veröffentlicht wird.‚
„Und weiter nichts!‚ brüllte der Oberst. „Hören Sie, ich bin ein zu alter Kunde, um mich auf diese Weise beschwindeln zu lassen. Wenn das ‚kurze Feld‘ gewinnt, gehört die Kasse mir.‚
„Hört, hört!‚ riefen zwei oder drei der Anwesenden, die auch niedere Nummern hatten und dadurch gute Aussichten zu haben meinten.
Doch jetzt ergriff der Richter Everly das Wort und sagte bestimmt: „Das Spiel war bedingungslos; deshalb hat jeder ein Recht auf einen Glückszufall. Wie Sie wissen, bin ich selbst nach keiner Richtung beteiligt, also ganz unparteiisch.‚
„Ja, das sage ich auch,‚ stimmte Bob Eyre bei. „Wette ist Wette, und ich werde gewiss kein Geheul aufschlagen, wenn mich das Glück im Stich lässt.‚
Dies entschied die Frage; allgemeines Beifallsgemurmel erklang.
„Dann gewinnt also das Los mit der heutigen Meilenzahl,‚ sagte Herr Rhondel. „Ich habe nichts dagegen einzuwenden und wollte nur wissen, ob alle einverstanden sind.‚
„Alle!‚ ertönte die einstimmige Antwort.
Noch immer auf dem Tische stehend, sah Herr Rhondel jetzt auf seine Uhr.
„In fünf Minuten wird der Kapitän hierherkommen und uns die zurückgelegte Meilenzahl mitteilen.‚
Diese fünf Minuten schienen fünf Stunden zu sein, so hochgradig war die allgemeine Spannung. Wie das lebhafte Summen eines Bienenschwarms schwirrte das leise Sprechen der Anwesenden durchs Zimmer. Als sich aber das hübsche Gesicht des Kapitäns an der Tür zeigte, trat plötzlich Totenstille ein.
„Meine Damen und Herren,‚ rief er mit fröhlicher Stimme, die hell durch den lautlosen Raum klang, „ich bringe Ihnen gute Nachrichten! Trotz des kleinen Unfalls heute morgen haben wir den Rekord dieser Reise gemacht, fünfhunderteinundzwanzig Meilen. Ich werde die Zahl sofort auf der Karte eintragen lassen.‚
Die Tür schloss sich hinter ihm, ehe sich das namenlose Erstaunen im Zimmer in Worten Luft machen konnte. Das Unmögliche hatte sich ereignet — das „lange Feld‚ hatte gewonnen.
„Bob Eyre lebe hoch!‚ rief plötzlich eine Stimme, und die sofort ertönenden Hochrufe klangen so herzlich, dass man wohl merkte, wie beliebt der Sieger im Spiel war.
„Meine Damen und Herren!‚ rief Herr Rhondel noch einmal, und jetzt lag in seiner Stimme ein ganz neuer, gebieterischer Ton, der sofort die Aufmerksamkeit fesselte. „Sie möchten nun doch wohl auch die Lösung dieses Rätsels gerne wissen, und vielleicht kann ich Ihnen dabei helfen. Gehen Sie doch nicht, Herr Oberst, bleiben Sie doch, Everly; meine Worte gelten hauptsächlich Ihnen. Haben Sie je von einem Herrn Beck gehört? — Nun, Paul Beck, zu Ihren Diensten.‚ Noch während er sprach, riss er sich den braunen Bart ab, nahm ein paar buschiger Augenbrauen weg, und gleichzeitig schien sein ganzer Gesichtsausdruck, ja das Gesicht selbst, sich zu verändern. Herr Rhondel verschwand — Herr Beck kam zum Vorschein.
„Haha, das dachte ich mir!‚ rief er, denn die beiden von ihm Angeredeten starrten ihn mit offenem Munde an. „Den Oberst und den Richter hier habe ich früher schon kennen gelernt, und es ist stets angenehm, wenn man sieht, dass alte Freunde einen nicht vergessen haben. Also: die Blue-Star-Company war so freundlich, sich einzubilden, ich könnte ihr an Bord nützlich sein, weil in letzter Zeit auf ihren Schiffen zu viel berufsmässig gespielt worden war.
„Als ich Sie beide nun so erpicht auf das ‚kurze Feld‘ sah, dachte ich unwillkürlich, der Maschinerie könnte möglicherweise heute morgen etwas zustossen; solche Unfälle kommen ja sehr häufig vor, und deshalb liess ich Sie Ihr Vergnügen teuer bezahlen. Mein Freund Anderson liess die Maschinen die ganze Nacht über mit Hochdruck arbeiten, damit vorgesorgt wäre, wenn sich heute morgen ein Unfall ereignen sollte. Und sehen Sie, dieses kleine Spielzeug hier hat Herr Lankin ganz zufällig im Maschinenraum zurückgelassen. Es war ein wahres Glück, dass ich es fand, ehe es viel Schaden anrichten konnte. Sie, Herr Oberst, kennen natürlich diesen Lankin ganz und gar nicht, und Sie auch nicht, Herr Richter. Er führte selbstverständlich den Possenstreich einzig und allein des Spasses halber und ganz auf seine eigene Rechnung aus, ohne jeglichen Gedanken an das ‚kurze Feld‘. Keinem Menschen würde es einfallen, zu denken, es könnten mehrere unter einer Decke stecken. Darüber brauchen wir kein Wort zu verlieren, nicht wahr? Richter Everly hat vorhin gesagt, die Wetten seien ganz bedingungslos gemacht worden. Der Gewinn der Einsätze richtet sich also nach der Meilenzahl, und somit leert das ‚lange Feld‘ die ganze Kasse.‚
Sofort erhob sich ringsum ein wahrer Beifallssturm und grosses Gelächter, denn Herrn Becks Darlegung liess nichts zu wünschen übrig. Der Oberst und der Richter spielten eine gar klägliche Rolle, während sie als vollständig überführte