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Die unsichtbare Hand. M. McDonnell Bodkin
Читать онлайн.Название Die unsichtbare Hand
Год выпуска 0
isbn 9788711462553
Автор произведения M. McDonnell Bodkin
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Welche Nachricht?‚ fragte Herr Rhondel, während er sich bedächtig eine neue Zigarre an dem glühenden Restchen der alten anzündete, das er dann über Bord in den Wellenschaum warf. Diese offenherzige, niedliche Frau fesselte ihn wirklich, und er stellte seine Frage nicht nur aus Neugierde.
„Ja, ja, für Sie ist diese Frage eine höchst einfache Sache. Sie können mit Leichtigkeit ‚welche Nachricht‘ fragen, die Antwort darauf ist aber für mich durchaus nicht so einfach. Ich verstehe die Geschichte ja selbst nicht und bin sehr im Zweifel, ob es bei Bob anders ist. Ganz langsam und mühselig habe ich die Erklärung Stück für Stück aus ihm herausschälen müssen wie den Kern aus einer Nuss, und dann blieben erst noch ein paar Restchen drinnen stecken. Sehen Sie, Bob war drüben in Irland ursprünglich Gutsbesitzer gewesen; aber dieser Besitz hatte ihm keinen roten Heller eingebracht. Sein jährliches Einkommen betrug beträchtlich weniger als nichts; so zog er in die Vereinigten Staaten und überliess die Verwaltung der Hypotheken seinem Rechtsanwalt.
Wie oft hatte er mir erzählt, er sei der erste seines Geschlechts, der je einen Pfennig selbst verdient habe. Dann hat der englische Kongress irgend einen Beschluss gefasst, wodurch der Wert des Grundbesitzes künstlich in die Höhe getrieben wird, und Bobs Grundstück ist dadurch plötzlich wertvoll geworden. Ich weiss nicht, wie sich alles zugetragen hat; aber die Pächter kauften das Land und der Staat bezahlte dafür; und Bob erhielt noch eine Gratifikation dafür, dass er überhaupt zu dem hohen Preise verkaufte.
Dann kaufte die Regierung, der Senat, das Haus der Lords, oder meinetwegen auch der König selbst — was weiss ich — Bobs Schloss und den angrenzenden Grundbesitz, der nicht verpachtet gewesen war. Aber nachdem sie es gekauft hatten, verkauften sie es wieder an Bob, jedoch zu einem niedrigeren Preise, als dafür bezahlt worden war, und machten ihm also mit dem Überschuss einfach ein Geschenk. In dem Brief von Bobs Rechtsanwalt war alles erklärt; ich habe zwar natürlich kein Wort davon verstanden, nur der Schluss war klar und deutlich: durch den schönen Handel bekam Bob bare fünfzigtausend Pfund, und das alte Schloss auf der andern Seite wartet nun auch auf ihn.
‚Wir wollen hinüber, Kitty,‘ sagte er zu mir. ‚Wir werden alle beide unsre Freude daran haben. Ich bin mit den Leuten drüben immer gut ausgekommen, wenn wir auch wegen des Pachtzinses manchmal verschiedener Meinung gewesen sind. Sie werden sich über meine Rückkehr aber doch freuen, und beim Anblick der Frau Kitty Eyre werden die Leute unsrer Gegend grosse Augen machen. Wir zwei wollen aber auch Leben in die Bude bringen. In Irland hält man fünfzigtausend Pfund für ein Vermögen. Ich will den Leuten zeigen, was ein Gut bewirtschaften heisst. Wenn man’s richtig angreift, kommt sicher etwas dabei heraus. Wir richten einen Hühnerhof und eine Milchwirtschaft ein, und du, Kitty, darfst nur wählen, welches von den beiden du übernehmen willst; aber ich wette gleich hundert Dollar, dass meine Einnahmen die deinen am Jahresschluss weit übersteigen.‘ Nun, die Wette habe ich angenommen, nun heisst’s Hühnerkorb gegen Milchkanne. Meine Hühner sollen gewinnen, das ist beschlossene Sache.‚
In diesem Augenblick kam Bob Eyre, in einem blauen Flanellanzug und hellgelben Schuhen mit Gummiabsätzen, vom Scheibenwerfen noch ganz erhitzt, dahergeschlendert. Er hatte eine hübsche, ebenmässige Gestalt, und die ganze Erscheinung zeigte durch ihren leichten Gang und die elastischen Bewegungen unverkennbar die gute Abstammung, wie ein Vollblutpferd die edle Rasse nie verleugnet.
Bei seiner Frau angelangt, öffnete Bob seine wohlgeformte Hand und zeigte ihr eine ganze Handvoll Silber- und Goldmünzen.
„Mit der Wurfschaufel gewonnen,‚ erklärte er ihr. „Mein Spielgefährte hielt sich für wunder was.‚
Er setzte sich dicht neben seiner Frau auf den Boden und schob die graue Sportmütze auf seinem Krauskopf zurück.
„Ehe wir an Land kommen, möchte ich nur noch mal so einen Happen gewinnen,‚ sagte er. „Gib acht, ob mir’s nicht gelingt! Spielen Sie Poker?‚ wandte er sich plötzlich an Herrn Rhondel.
„Manchmal,‚ erwiderte dieser, und sein Lächeln galt einer angenehmen Erinnerung. „Spielen Sie?‚
„Will’s meinen, aber nicht hoch. Von einem halben bis zu fünf Dollar, das ist das Höchste. Meiner Ansicht nach sollte ein ehrlicher Mann nie mehr wagen, als er nach dem letzten Spiel auch bezahlen kann. Aber ich möchte gar zu gern einmal an einem richtigen Glückspiel teilnehmen. Ich glaube, ich würde die Bank sprengen.‚
„Warum tun Sie es denn nicht?‚ sagte Herr Rhondel gleichgültig.
„Ich kann nicht. Der Kapitän hat alle hohen Einsätze verboten. Er ist zwar selbst ein richtiger Sportsmann, sagt auch, es tue ihm leid, aber den Befehlen der Gesellschaft müsse nachgekommen werden. Es ist ein Detektiv an Bord, ein unbedeutender Knirps, der sich als Hans-guck-in-die-Luft aufspielt, aber überall herumschnüffelt. Als ich vorhin eine Spielpartie anregen wollte, hat der alte Oberst Rollin mir ihn gezeigt. ‚Unmöglich, alter Junge, solange der Kunde in der Nähe ist,‘ sagte er. ‚Der hat Luchsaugen.‘‚
„Ich bin nur froh, Bobsie, dass alles Hasardspiel verboten ist,‚ fiel die junge Frau ein. „Du würdest die ganzen fünfzigtausend Pfund auf eine Karte setzen, wenn du dächtest, dein Nachbar sei ein Prahlhans, und wenn er dann den ganzen Einsatz ohne weiteres einstriche, würdest du noch lachen.‚
„Übertreib doch nicht, Kleine, so bin ich gar nicht. Ausserdem ist’s meine letzte Gelegenheit, diese Art Aufregung kennen zu lernen. Du weisst ja, ich habe versprochen, nach unsrer Ankunft im Vaterland bei keinem Spiel und bei keiner Wette mehr als fünf Dollar zu setzen, und du weisst auch, dass ich mein Wort halte.‚
In diesem Augenblick ging Fräulein Phöbe Everly vorüber — das richtige moderne Mädchen, gertenschlank und von rastloser Beweglichkeit.
„Müde?‚ Nur dieses eine Wort warf sie Bob Eyre im Vorübergehen zu, und auf diese Herausforderung hin sprang Bob sofort auf.
„Wollen wir Scheibenwerfen?‚ gab er zurück.
„Nein, wir wollen lieber einen ordentlichen Gang machen. Ich möchte Sie etwas fragen.‚
Und mit einem freundlichen Kopfnicken, das Kitty galt, führte sie Bob mit sich fort.
„Nun, was wollten Sie fragen?‚ sagte er, nachdem sie das halbe Promenadendeck durchmessen hatten. „Hoffentlich handelt es sich nicht um ‚die Frage‘ — denn ich könnte nicht — ich bin schon verheiratet.‚
„Ach, darüber machen Sie sich keine Sorge, bei dem Spiel tue ich nie mit. Sie sollen mir nur erklären, was das heisst: ein Groschen auf die Fahrgeschwindigkeit.‚
„Das weiss ich selbst nicht.‚
„Dann tun Sie mir den Gefallen und machen Sie es ausfindig. Beim Lunch heute morgen hat nämlich der alte Oberst M’Clure meinem Väterchen den Kopf vollgeschwatzt über die Fahrgeschwindigkeit des Tages, über Versteigerung der Zahlen; über das ‚lange Feld‘ und das ‚kurze Feld‘. Aber als ich fragte, was das heisse, schickte mich mein Vater fort, indem er sagte, kleine Mädchen brauchten nicht alles zu wissen, das sei nicht gesund für sie. Aber nun gerade will ich es herausbringen.‚
„Überlassen Sie das mir,‚ sagte Bob Eyre. „Wenn es sich um ein Glückspiel handelt, und es sieht ganz danach aus, dann möchte ich es selbst gerne ergründen.‚
Kurz nachher wandte sich Bob mit ein paar diplomatischen Fragen an den Oberst M’Clure und fand ihn äusserst freundlich und mitteilsam. Seine frische Gesichtsfarbe, seine weissen Haare und sein weisser Bart gaben dem alten Oberst das Aussehen eines recht wohlwollenden Knechts Ruprecht. Aber es war nicht jenes gewisse salbungsvolle Wohlwollen, denn im Trinken und Anekdotenerzählen konnte er es mit jedem aufnehmen, und für einen niedergeschlagenen Menschen war schon sein lustiges Lachen eine wahre Aufheiterung.
„Die Fahrgeschwindigkeit des Schiffs,‚ antwortete er auf Bobs offene Frage in lautem Ton. „Mein lieber Junge,‚ — er gehörte