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der Luft über dem Flugfeld. Als sie sich draußen an die Kante stellte, versperrten die Wachen Akorns Eingang hinter ihr. Es gab für sie keinen Weg zurück.

      Bevor sie abhob drehte sie sich um und sah Zip forschend an.

      " Danke für alles. Du wirst für immer mein Freund sein, so, wie ich hoffe, deiner zu sein."

      Er berührte sie leicht mit den Fühlern und fühlte eine schwache Erregung dabei. Einen Augenblick wurde er von einem gewaltigen Verlangen übermannt, mit ihr zu ziehen und sein Leben ihr zu weihen. Sie war so jung und schön und hatte eine stark anziehende Wirkung auf alles in ihrer Umgebung. Sie beobachtete ihn genau, ohne etwas zu sagen. Er bekämpfte das Treiben seiner Gedanken und schob sie von sich.

      " Ich werde über deine Behausung wachen und sie mit allem was ich zu geben habe verteidigen," flüsterte er kurzatmig.

      Sie wirkte froh und sicher.

      Aber sie hatte auch nicht die bitteren, teuer erkauften Erfahrungen des Alters. Mit einem Summen setzte sie ab und stieg mitten zwischen den zehntausenden, reisefertigen Wespen auf. Sie schlugen einen Kreis um sie, bildeten ein lebendes Schutzschild um sie herum, während sie durch den Wald schwärmten. Einen Augenblick später waren sie verschwunden. Nur ihr erregtes Summen konnte man noch lange danach in der Ferne hören.

      Zip wartete, bis das letzte hitzige Gebrumm verstummt war und der Wald in Frieden atmete. Dann zog er sich in Akorns Inneres zurück, um von den Strapazen des Morgens auszuruhen.

      Später suchte er die Ehrwürdige Mutter auf. Er hatte dafür seine Gründe. Er wollte das Spiel verstehen, von dem er ein Teil war. Sie nahm ihn mit Wärme und Respekt auf, denn er hatte es gut gemacht.

      " Da ist etwas, das ich nicht verstehe," sagte er vorsichtig, während er die arbeitenden Drohnen beobachtete.

      " Red weiter," antwortete sie. " Ich werde dir nach besten Kräften antworten."

      " Wie konnten Sie wissen, was geschehen würde?"

      Sie war eine Weile still. Sie legte dreißig Eier, während sie über ihre Antwort nachdachte.

      " Bevor ich eine Ehrwürdige Mutter wurde," sagte sie, " war ich selbst eine junge Königin. Ich lernte viel von dem Augenblick, an dem ich selbst ein Teil der Welt wurde."

      " Das war, ehe Sie in die Welt ausflogen, um Akorn zu gründen?" versuchte er.

      Diesmal legte sie hundert Eier, bevor sie antwortete.

      " Akorn ist eine alte Behausung," begann sie. " So alt, daß keiner das genaue Jahr seiner Gründung weiß. Hier gab es seit diesen Zeiten viele Ehrwürdige Mütter. Ich bin nur eine aus ihrer Reihe."

      Zip fühlte sich schwindlig. Es war als ob etwas ganz langsam die Sicherheit und den Glauben unter seinen Beinen wegzog. Aber noch konnte er nicht mal so viel, wie den Zusammenhang ahnen.

      " Als ich Königin wurde, war keiner da, der meine Wand durchbrach. Die alte Mutter legte nicht viele Eier - keiner verteidigte sie. Ich rief wie alle anderen, wohl wissend, daß ich meine eigene Vernichtung herbeirief. So ist es nun einmal - keiner kann sagen, warum. Wir waren fünf, die zur selben Zeit ausbrachen."

      Sie verfiel in tiefe Gedanken.

      " Aber..." stieß Zip hervor und schwieg. Er begann den Grundplan zu ahnen.

      " Die anderen flogen aus - ich blieb!" Ihre Stimme war hart und unversöhnlich. Es lag ein schimmerndes, hartes Strahlen in ihren Augen, als sie ihn betrachtete.

      Zip schauderte. Er hatte sie immer als etwas Höheres betrachtet, eine, die er zu jeder Zeit verteidigen würde. Sie repräsentierte die Fruchtbarkeit, ja sogar das Leben für ihn. Er hatte nie gewußt, daß etwas eine Ehrwürdige Mutter töten konnte.

      " Was war mit..." flüsterte er heiser.

      " Ich tötete sie," unterbrach sie ihn kalt. " Sie legte nicht viele Eier. Sie war eine Bedrohung für Akorns Existenz geworden. Ich kam gerade zur rechten Zeit. Keiner verteidigte sie, es war einfach Zeit für eine Neue."

      Zip versuchte seinen Speichel hinunterzuschlucken.

      " Eines Tages, in der Zukunft, werde ich dich wieder brauchen," sagte sie. Ihr Tonfall hatte sich geändert. Der harte Glanz in ihren Augen war verschwunden. " Zu der Zeit werde ich dich bitten, genau so schnell zu kommen, wie du heute gekommen bist."

      Er studierte sie eingehend. Er gab es auf, ihre Eier, die aus ihrem Hinterteil hervorquollen, zu zählen, glänzend und weiß.

      " Ich werde deine Treue belohnen, indem ich viele Eier lege," flüsterte sie. Er horchte auf und hörte sie ganz deutlich. Ihre Furcht vor dem Tag an dem sie nicht mehr zu dem fähig war, was sie jetzt noch konnte. Aber das konnte lange dauern. Vielleicht bis meine Zeit vorbei ist, dachte Zip.

      " Ich werde auf Ihre Botschaft hin kommen, Ehrwürdige Mutter," antwortete er. Sie seufzte erleichtert. Sie hatte sich eine Frist erkauft, das wußten sie beide.

      4. Kapitel

       Am Anfang glaubte selbst ich, daß der Zustand der Dinge sich fortsetzen würde, mit der Ernennung des jungen und unerfahrenen Zip. Aber als die Zeit verging, wurde klar, daß Akorns Ehrwürdige Mutter Einfluß zu nehmen wünschte - gerade dadurch, daß sie ihn gewählt hatte.

       Auszug aus Spys Erinnerungen an die Zeit der Gemeinschaft.

      Das erstemal, daß er den Boden unter Eichbergs Massiv betreten hatte, war bei seiner Ernennung gewesen. Zip - Kapitän der Wespenflotte, von Gott Zargs und Königin Sols Gnaden. Eine Hornisse war er, die größte und wildeste unter den Wespen. Ausgewählt unter zehntausend anderen von Akorns Ehrwürdiger Mutter, um der Libelle Ganj zu dienen, dem Chef von Karagandas bewaffneten Stärken.

      Eichbergs Größe hatte ihn verblüfft. Er kannte Akorn, wo er als Larve und später gelebt hatte, bis zu dem Zeitpunkt als ausgewachsene Wespe. Als Akorns Ehrwürdige Mutter ihn zu sich gerufen hatte, hatte sie ihn darauf vorbereitet, was er sehen sollte. Aber er erkannte in diesem Augenblick, das er nicht fähig gewesen war, sich etwas wie dieses vorzustellen. Seine Mutter hatte ihn damit betraut, der Auserwählte zu sein - der eine unter tausenden in den sie ihr Vertrauen setzte. Und doch warnte sie ihn davor, daß es eine machtvolle Welt war, die ihn erwartete und forderte ihn auf, Vorsicht walten zu lassen. Und schließlich bat sie ihn, den Frühjahrstanz der Wespen zu Ehren von Königin Sol zu tanzen, als eine Geste der Ehrwürdigen Mutter in Akorn.

      Die Ventilationsfliegen saßen an der Decke über seinem Kopf in der Unendlichkeit aller Gänge. Wenn sie die Flügel bewegten änderte sich die Luft in Eichberg ganz langsam. Er kannte dies von Akorn. Er blieb stehen und beobachtete eine der Fliegen. Sie arbeitete weiter, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Er überlegte, ob sie schlief, als die Wache ihn berührte und ihn bat, sich ihm anzuschließen.

      Sie tasteten sich vorwärts, indem sie die Fühler benutzten. Die Ameisenwächter dufteten ganz schwach und unbehaglich, aber er gewöhnte sich allmählich daran.

      Es war still im Thronsaal gewesen, als die Wachen ihn hineinführten. Alle Anwesenden hatten ihre Aufmerksamkeit auf den Tunnel gerichtet, durch den er seinen Einzug nahm. Zip, der bis dahin eine ganz gewöhnliche Wespe gewesen war, mit einem für solche Wespen mühevollen und harten Leben, war diese überwältigende Aufmerksamkeit nicht gewohnt. Er war unmittelbar innerhalb der Tunnelmündung stehengeblieben, zu ratlos, um einen einzigen Schritt weiter zu gehen. Aber die Jagdspinnen, die die heiligen Säle beschützten, hatten ihn hineingeschubst, so daß alle ihn sehen und einschätzen konnten.

      Es war kühl unter den gewölbten Dächern. Der schwache Zug wendete um, als die Fliegen ihre Arbeit taten.

      Feuerfliegen saßen in langen Reihen unter der Decke. Sie glühten schwach pulsierend, und bedeckten Königin Sols Saal mit einem gedämpften, goldenen Schein. Auf einer Erhöhung mitten im Saal hatte sie gesessen, der weiße Schmetterling mit den gelbgesprenkelten Sonnen auf seinen ausgebreiteten Flügeln. Sie war so weiß wie die Wolken, die er am ersten Tag seines Lebens gesehen hatte. Er hatte versucht, zu ihnen hinaufzukommen - viele

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