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Das weiß ich nicht," antwortete die eine Wespe kurzatmig.

      " Aber warum steht ihr so da?"

      " Das ist die Stimme," antworteten sie im Chor. Zip bemerkte, daß auch er selbst dastand und den Körper wiegte.

      Die Wespenkrieger hatten in den Gängen Aufstellung genommen. Sie standen in Front zur Kammer und erwarteten sein Signal. Auch sie standen da und bewegten die Hinterteile in rythmischen Bewegungen auf und ab - und hatten es deutlich schwer, sich zu konzentrieren.

      Er betrachtete die Schatten und Wölbungen der Kiefer. Er bekämpfte das berauschende Gefühl, das drohte, ihn zu übermannen, und wartete auf den Augenblick, an dem er wieder klar denken konnte.

      " Reißt die Wände nieder!" kommandierte er.

      Sie schnitten die Wände mit ihren Mahlkiefern herunter. Während sie damit herumpolterten, war es einen Augenblick still in der Kammer. Dann begann die klare Stimme, sie wieder zu sich zu locken. Sie war jetzt viel deutlicher, wo die Wände durchbrochen waren.

      Sie betrachteten sie durch das Loch. Die junge Königin füllte fast den ganzen Raum aus, der ihre Zelle war. Sie war kleiner als die Ehrwürdige Mutter - aber sie war jung und schön. Sie glänzte immer noch wie eine Larve. Ihr lautes Rufen war verstummt.

      Zip zwängte sich halb durch die Öffnung und betastete sie mit den Fühlern. Die Krieger blieben draußen im Gang stehen, unentschlossen.

      Sie wiegte in aufstachelnden Bewegungen vor und zurück.

      " Wer bist du?" fragte Zip mit Spannung, die durch seinen Körper rieselte.

      " Ich bin die Ehrwürdige Mutter," seufzte sie . Er wußte, das es stimmte.

      " Aber wir haben schon eine Ehrwürdige Mutter," protestierte er.

      " Führ mich zu ihr," lockte sie. " Dann werden wir sehen..."

      Zip zog sich in den Gang zurück. Die Wachen waren aufgeregt. " Wenn sie sich begegnen, werden sie bis zum Tod kämpfen," rief er. " Wenn sie beide sterben, wird Akorn sterben. Tötet sie!"

      Sie wimmelten an ihm vorbei. Sie rasten voran wie in einem Rausch und zerrissen und zerschnitten sie. Er blieb im Gang stehen und sah sie ihren Kopf vom Körper trennen. Es wirkte fast, als hätte sie darauf gewartet, daß es geschehen würde. Es war kein Klagen in ihrer Stimme - kein Flehen um Gnade. Aber wenn sie es gewußt hatte, warum hatte sie sie dann zu sich gerufen?

      Er war schon damit beschäftigt, die Richtung zur nächsten anzupeilen. Es waren jetzt mehr Stimmen, allzu viele, als daß er sie überschauen konnte.

      Er versuchte, sie von einander zu unterscheiden, um sie zu zählen. Er war sich nicht sicher, ob es sieben oder acht waren.

      Sie machten weiter, wie es begonnen hatte. Sie töteten die ersten fünf, ohne auf Probleme zu stoßen. Aber es gab ein Problem - die Zeit. Die jungen Königinnen waren nicht größer, als daß sie sich mit Mühe in Akorns Gängen bewegen konnten. Erst wenn sie begannen Eier zu legen, würden sie größer und schwerer werden.

      Als sie die sechste Kammer erreichten, entdeckten sie, daß die Wand zur Kammer von innen aufgebrochen war. Die schleimige Spur auf dem Boden zeigte ihnen, daß sie schon auf dem Weg zu Akorns Zentrum war.

      " Sie ist auf dem Weg zur Ehrwürdigen Mutter!" rief einer.

      " Die eine wird wohl genauso gut wie die andere sein," antwortete ein anderer.

      " Haltet sie auf!" kommandierte Zip und eilte voran. Die übrigen folgten ihm so schnell ihre sechs Beine sie tragen konnten.

      Sie holten sie in den tiefen Gängen nahe des Zentrums ein. Sie schafften es gerade noch ihr den Weg vor der Passage zum Saal der Ehrwürdigen Mutter zu versperren.

      Zip legte den Kopf zurück und drohte ihr mit seinen Mahlkiefern. Sie blieb stehen und betrachtete ihn. " Das ist ja wohl keine Art und Weise, eine Ehrwürdige Mutter zu behandeln?" sagte sie vorwurfsvoll.

      " Wo willst du hin?" fragte Zip.

      " Ich muß ausfliegen," sagte sie überzeugend. " Ich muß hinaus in die Sonne, die ich noch nie gesehen habe, zwischen den Bäumen schweben, die ich auch noch nie gesehen habe, um eine neue Behausung zu gründen, die wachsen - und mit den Generationen viel größer als dieses Akorn werden wird!"

      " Dann gehen Sie den falschen Weg," sagte er und erinnnerte sich, daß sie eine Königin war.

      " Ich will nur der Ehrwürdigen Mutter einen letzten Respekt erweisen," sagte sie entschuldigend. " Ich will ihr von meinen Plänen erzählen und ihrem weisen Rat lauschen - ich habe ihr so viel zu verdanken."

      " Das haben wir alle," antwortete Zip unsicher.

      Eine andere Stimme drang zu ihm. Es war ein Flüstern, so leise wie nur ein Gedanke, und nur er konnte es hören.

      " Laß es nicht geschehen. Laß sie nicht zu mir kommen. Sie ist es, die ich fürchtete, sie ist die falscheste von allen."

      " Wenn du mich vorbei läßt, mache ich dich zum Kapitän der Wespenflotte," lockte sie.

      " Aber das bin ich schon," murmelte Zip verwirrt. Ein Keim von Unruhe wuchs in seiner Seele.

      " Eine werde ich ausfliegen lassen," flüsterte die Stimme aus dem großen Saal. " Aber erst mußt du diese töten, die jetzt vor dir steht - sie ist die von ihnen, die bleiben will."

      " Führ mich zu meiner Mutter," bat die junge Königin. " Laß sie mich ein letztes Mal sehen."

      Er tötete sie dort im Gang - nur eine Puppenlänge von der Passage zum heiligen Saal. Die Ehrwürdige Mutter lag in dem halbdunklen Saal und hörte es. Sie enthüllte nicht, was sie dachte, aber etwas Eindruck muß es auf sie gemacht haben, denn während sie mit der jungen Königin kämpften, legte die Mutter kein Ei.

      Sie durchbrachen die Wand zur letzten.

      Ganz Akorn wußte was geschah - und was schon geschehen war. Das Gerücht ging wie ein Lauffeuer durch die ganze Behausung. Fast bevor ein Ereignis eingetroffen war, wußten alle Wespen in hunderten von Gängen Bescheid. Es war überall eine fieberhafte Stimmung. Eine Stimulation der Freude ohne Grenzen.

      Als die Wand einstürzte hörte ihr Rufen auf.

      " Was gedenkst du zu tun?" fragte Zip.

      " Das ist ja wohl keine Art, mit einer Ehrwürdigen Mutter zu sprechen," tadelte sie ihn.

      " Hier in Akorn gibt es schon eine Ehrwürdige Mutter," antwortete Zip. Er war um eine Erfahrung reicher.

      Sie dachte kurz nach. " Ich will ausfliegen," sagte sie dann.

      " Wann?" fragte er.

      Sie bemerkte seinen zweifelnden Tonfall und antwortete dementsprechend, denn auch sie war aus dem Schaden der anderen klug geworden.

      " Sofort."

      " Wir werden dich zum Flugfeld führen," sagte Zip. " Viele warten schon in der Luft über Akorn, um mit dir zu ziehen. In deiner neuen Welt wirst du eine Ehrwürdige Mutter werden. Wenn ich dich dort besuche, werde ich so zu dir sprechen, wie es sich gehört, mit einer Ehrwürdigen Mutter zu reden."

      " Das hört sich vernünftig an," antwortete sie erleichtert.

      " Du wirst Arbeiter und Krieger mitbekommen. Genug, um die Existenz der Behausung zu sichern." Er studierte sie und dachte nach. Sie war sehr schön. Etwas an ihr sagte ihm, daß sie sehr fruchtbar war.

      " Ein letztes noch."

      " Ja?" flüsterte sie einschmeichelnd.

      " Du wirst nie unsere Ehrwürdige Mutter zu sehen bekommen!"

      " Selbstverständlich nicht," antwortete sie. " Aber überbring ihr meine Grüße mit dem Dank für das Leben, das sie mir schenkte. Ich werde es gut zu führen wissen und den Bestand der Art sichern."

      Sie waren sich einig. Es breitete sich ein Seufzen der Erleichterung durch die Gänge. Sie eskortierten sie durch Akorns Wirrwarr von Gassen

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