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die Tür. »Also, kommt herein!«

      Viel Zeit hatte Dr. Baumann wirklich nicht. Er wußte, daß noch etliche Patienten im Wartezimmer saßen. Trotzdem setzte er die beiden Kinder auf die Untersuchungsliege, nahm sich einen Hocker und setzte sich davor. Liebevoll begann er mit ihnen zu reden. Katharina sorgte dann dafür, daß sie sich den Oberkörper freimachten und er sie mit dem Stethoskop abhören könnte.

      »Katharina«, sagte er dann ernst. »Du bringst die Kinder wieder nach Hause. Bitte, sag ihren Eltern, daß du mit ihnen bei mir warst. Ich muß mit ihnen sprechen.«

      »Frau Ebert ist zu ihrem Mann nach Bad Wiessee gefahren«, sagte Katharina. Obwohl ihr nicht zum Lachen war, lächelte sie den Kindern zu.

      »Das ist gut«, sagte Eric, auch er wollte die Kinder nicht verängstigen. »Wahrscheinlich begleitet Herr Ebert seine Frau dann nach Hause. Ich bin jedenfalls hier.« Er wandte sich wieder an die Kinder. »Alles klar, ihr beiden? Nun habt ihr einmal gesehen, wie es bei mir zugeht. Im Wartezimmer sitzen noch andere Patienten. Also, ab mit euch!« Er strich Florian über den Kopf, dann tätschelte er Meike die Wange. »Bis bald!«

      »Und was ist mit Franzl?« Florian begann zu schmollen. Bevor er aber richtig loslegen konnte, meinte Katharina rasch: »Wir wollen wieder nach Hause. Vielleicht hat deine Mami schon angerufen.«

      Das wirkte. Katharina nahm die Kinder wieder an die Hand und zog mit ihnen los.

      *

      Gero Ebert war es trotz der Klimaanlage, die der Halle eine angenehme Atmosphäre verlieh, heiß. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. So griff er jetzt zum Champagnerglas, das vor ihm stand. Er hob den Kopf, sein Blick glitt über die Bartheke hinweg und begegnete dem seiner Frau.

      Das war doch nicht möglich! Was machte Frauke denn hier? Angelina beugte sich noch näher zu ihm, der Druck ihrer Hand verstärkte sich. Gero stellte das Glas zurück. Er versuchte, an Angelina vorbeizusehen, so sah er auch, daß seine Frau sich jetzt umdrehte und davoneilte. Er durfte sie nicht gehen lassen!

      »Entschuldige mich, bitte!« Mit diesen Worten glitt er vom Barhocker.

      »Was ist denn?« Angelinas schönes Gesicht verzog sich. Normalerweise war sie von ihren jeweiligen Begleitern eine höflichere Art gewohnt.

      Gero beachtete sie nicht weiter, er schob sie einfach zur Seite und eilte hinter seiner Frau her. »Frauke!« rief er, denn sie war bereits am Ausgang.

      Sie blieb jedoch nicht stehen und eilte hinaus. Er drängte sich an einigen Leuten vorbei, und als er dann endlich im Freien stand, war sie verschwunden. Verdammt! Gero preßte die Lippen aufeinander. Er mußte sie finden und mit ihr sprechen. So hastete er durch den Park, doch er konnte sie nirgends entdecken. Dann sah er ihr Auto. Tief durchatmend stürmte er in die Galerie, doch sie war nicht hier.

      Wieder eilte Gero zurück auf die Straße. Er konnte doch nicht zulassen, daß sie wieder in ihr Auto stieg und nach Tegernsee zurückfuhr. Also mußte er hier warten. Ungeduldig begann er auf und ab zu gehen. Dann sah er sie, sie kam gerade aus dem Park. An der Fußgängerampel hielt sie inne, um die Straße zu überqueren. Im letzten Moment bemerkte sie ihn jedoch und drehte sich um.

      »Frauke!« rief er erneut, doch sie eilte in den Park zurück.

      Gero lief hinter ihr her. Es war ihm egal, daß ein Auto hupte, weil er bei Rot über die Straße lief. Er geriet außer Atem, doch schließlich holte er seine Frau ein. Er griff nach ihrer Schulter und zwang sie so, stehenzubleiben.

      »Laß mich los!« Frauke kämpfte mit den Tränen.

      »Was soll das? Ich habe nicht die Absicht, weiter hinter dir herzurennen.« Sein Brustkorb hob und senkte sich.

      Frauke streckte sich. »Das brauchst du auch nicht! Jetzt weiß ich wenigstens, wie du deine Zeit hier verbringst. Arbeit! Daß ich nicht lache!« Aber sie konnte nicht lachen, die Tränen brannten hinter ihren Lidern.

      Gero schluckte. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er hatte ja anrufen wollen, hatte nach Tegernsee fahren wollen, aber es war ihm nicht möglich gewesen. So murmelte er jetzt: »Es ist schön, daß du da bist.«

      Frauke starrte ihn an. »Glaubst du eigentlich, ich bin blind? Ich habe dich gesehen. Du trinkst am hellichten Tag Champagner und…« Sie konnte nicht weitersprechen.

      »Es ist nicht so, wie du vielleicht denkst. Du kennst Frau Mare doch, ihr Mann hat mir schon öfter Bilder abgekauft.«

      »Deshalb trinkst du mit seiner Frau Champagner?« Frauke entzog Gero ihren Arm. »Sie ist sehr schön, sehr verführerisch.« Nun blitzten ihre Augen. Es war nun Gero, der seinen Blick senkte.

      »Bitte, Frauke, wir müssen miteinander reden.« Er wollte wieder nach ihrem Arm greifen, doch da sie zurückwich, ließ er es sein. »Ich bin wirklich froh, daß du hier bist. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.« In seinem Gesicht begann es zu zucken.

      »Ich verstehe! Du gehörst jetzt auch zu diesen armen Männern, die einer Frau einfach nicht widerstehen konnten.«

      Gero sagte nichts, sein Kopf sank nur noch tiefer. Eine eiskalte Faust griff nach ihrem Herzen. Es stimmte also! Eine andere war an ihre Stelle getreten. Niemals hätte sie gedacht, daß dies je geschehen könnte. Sie waren so glücklich gewesen, sie hatten sich geliebt.

      Vorbei! Sie sah ihren Mann an. »Gut, du mußt nicht mehr lügen. Ich werde dir nicht im Wege stehen. Ich hätte auch nicht kommen dürfen, ohne vorher anzurufen.«

      »Nein, das stimmt nicht! Laß dir doch erklären…« Er war unsicher und hilflos.

      »Es gibt nichts zu erklären.« Sie warf ihren Kopf in den Nacken. »Geh zu ihr zurück, du solltest sie nicht länger warten lassen.«

      »Bitte, Frauke, du mußt mich anhören.« Jetzt griff er doch nach ihrem Arm. »Wir wollen uns auf eine Bank setzen.«

      »Wozu denn? Du bist nicht der erste Mann, der sich in eine andere Frau verliebt.«

      »Das stimmt nicht! Ich liebe dich noch immer! Bitte!«

      Frauke ließ sich mitziehen. Schließlich saß sie an der Seite ihres Mannes auf einer Bank unter einem der großen Parkbäume. Sie hätte ihm so gerne geglaubt, doch sein Verhalten in den letzten Wochen ihr gegenüber zeigte ihr deutlich, daß dies nicht stimmte. Sie schloß die Augen und sah wieder die bildschöne Frau vor sich, wie sie sich zu Gero neigte. Dann öffnete sie wieder ihre Augen und fragte scharf: »Seit wann geht dies schon? Seit wann ist Angelina Mare hier?«

      »Sie ist nicht ständig hier. Sie kommt nur hin und wieder. Ihr Mann hat bei mir Porträts bestellt.« Gero sah seine Frau bei diesen Worten nicht an, und so wußte sie, daß er log.

      »Wann… wann hättest du es mir gesagt?« Verzweifelt bemühte Frauke sich darum, Fassung zu bewahren. Es tat so weh!

      »Was? Ich habe dich nicht betrogen, ich habe kein Verhältnis mit Frau Mare.« Er war aufgewühlt und verzweifelt. Es war wichtig, daß sie ihm glaubte, aber er konnte verstehen, wenn sie es nicht tat. Schon seit Tagen fragte er sich, wie es weitergehen sollte.

      Sie wich etwas zur Seite. Verachtung lag nun auf ihrem Gesicht. »Ich hätte nicht gedacht, daß da einmal eine andere sein würde. Aber noch weniger hätte ich gedacht, daß du dann zu feige sein würdest, um mir die Wahrheit zu sagen. Wir waren doch immer offen und ehrlich zueinander, und jetzt belügst du mich. Nein, daß du so ein Feigling bist, das hätte ich nicht erwartet.«

      »Ja, ich hätte schon früher mit dir reden sollen. Ich wußte nur nicht, wie ich es dir sagen sollte. Wir waren so glücklich, du und ich, und ich habe all das aufs Spiel gesetzt.« Seine Schultern zuckten, er schlug die Hände vor das Gesicht. »Ich habe deine Liebe nicht verdient.«

      Er war verzweifelt. Bereute er? Fraukes Zorn schmolz dahin. Sie liebte ihn. Ein Leben ohne ihn konnte sie sich nicht vorstellen. Sie hob die Hand und wollte ihn berühren, doch nun erklang eine Stimme.

      »Da bist du ja, Gero! Ich suche dich schon einige Zeit.« Von hinten trat Angelina Mare an die Bank heran. Sie legte

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