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zog die Augenbrauen in die Höhe. »Es ist gut, Katharina! Natürlich bin ich einverstanden, daß wir uns um die Familie kümmern. Du machst das schon richtig. Nur, wie ich meine Patienten behandeln soll, das mußt du schon mir überlassen.«

      »Entschuldige!« Katharina schnaubte durch die Nase, dann eilte sie in den Garten zurück. Sie wollte nicht, daß es auch dort zu Tränen kam.

      *

      Reiner Ebert starrte auf den Hörer in seiner Hand. Sein Gesprächspartner hatte bereits aufgelegt, es klang nur noch ein Piepston an sein Ohr. Noch immer konnte er nicht glauben, was dieser Doktor ihm da gerade erzählt hatte.

      Hastig legte er den Hörer auf die Gabel zurück. Wo war nur seine Frau? Richtig, sie war nach oben gegangen, um sich umzuziehen. Sie wollten wieder einmal einen Spaziergang durch den Park der Residenz Marienburg machen. Die Blumenbeete mußten zu dieser Jahreszeit in voller Blüte stehen. Er fuhr sich über die Augen. Daran war jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Er ging zur Treppe, die hinauf in den ersten Stock führte. Bereits auf der untersten Stufe rief er nach seiner Frau.

      Elisa Ebert stand vor dem Spiegel im Schlafzimmer und bürstete ihr Haar. Es war noch dicht und wies nur ganz vereinzelt ein paar graue Haare auf. Sie ließ die Bürste sinken, als sie den Ruf hörte. Was war denn los? Es war ihr nicht entgangen, daß vorhin das Telefon geklingelt hatte. Nun trat sie hinaus auf den Flur, und da erschien auch schon ihr Mann auf der Treppe.

      »Elisa, wir müssen sofort nach Tegernsee fahren«, stieß er erregt hervor.

      »Hat Gero angerufen? Ist etwas mit Frauke oder den Kindern?«

      Herr Ebert schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. »Nein, nein, es war ein Arzt am Telefon.«

      »Was sagst du da?« Die Erregung ging auf seine Frau über.

      Reiner Ebert faßte nach dem Geländer, er mußte sich jetzt irgendwo festhalten. Langsam ging in sein Bewußtsein über, was er da soeben gehört hatte. Seine Frau eilte einige Stufen hinab und griff nach seinem Arm. »Was ist denn passiert?«

      »Ich weiß es nicht so genau. Ein Arzt war am Apparat, ein Dr. Baumann.«

      »Dr. Baumann«, wiederholte seine Frau, dann nickte sie. »Dr. Baumann ist doch der Hausarzt unserer Kinder.«

      »Ja, das kann stimmen.«

      Elisa Ebert führte ihren Mann zum nächsten Stuhl. »Bitte, Reiner, was hat der Doktor gesagt?«

      »Er hat gefragt, ob wir nach Tegernsee kommen können.«

      »Natürlich können wir das«, rief Elisa, da ihr Mann schwieg.

      »Das habe ich ihm auch gesagt. Und dann hat der Arzt gemeint, wir sollten uns keine Sorgen machen. Noch ist wohl nichts geschehen.«

      »Was heißt denn das?« Elisas Beine gaben nach, sie ließ sich ihrem Mann gegenüber auf einen Stuhl fallen.

      »Ich weiß es nicht, ich kann es nicht sagen.« Nervös rieb Reiner Ebert die Handflächen gegeneinander. Er versuchte, sich an jedes Wort zu erinnern, das der Arzt gesagt hatte.

      »Gero! Hat er etwas über Gero gesagt? Ist Gero verletzt? Gab es einen Unfall?« Die Fragen sprudelten jetzt nur so aus Elisa Eberts Mund hervor.

      »Nein, ich denke nicht!« Reiner zwang sich zu einem Lächeln. »Die Kinder und Frauke sind im Doktorhaus. Wenn wir nach Tegernsee kommen, dann sollen wir zuerst dort vorbeifahren.«

      »Ich verstehe nicht!« Erregt fuhr Elisa auf.

      »Ich auch nicht!« gab ihr Mann zu. Er beugte sich nach vorn und legte seine Hand über die seiner Frau. »Wir fahren nach Tegernsee, dann werden wir bald mehr wissen.«

      Elisa ließ sich jedoch nicht beruhigen. »Was ist mit Gero? Wo ist er?«

      »Mit ihm scheint alles in Ordnung zu sein, jedenfalls laut Dr. Baumann.«

      »Was soll das alles?« Elisa sprang auf. »Ich werde diesen Arzt sofort anrufen.«

      »Besser nicht«, sagte Reiner und versuchte, seine Frau aufzuhalten. »Er praktiziert gerade, ich meine, er hat auch noch andere Patienten. Aber er hat gesagt, daß Frauke mit den Kindern den ganzen Tag über im Doktorhaus bleiben wird. Wir sollen dorthin kommen und wir sollen uns keine Sorgen machen.«

      »Das ist leichter gesagt als getan. Irgend etwas kann da doch nicht stimmen.« Erregt begann die Großmutter von Meike und Florian wieder auf und ab zu gehen.

      Ihr Mann hatte sich inzwischen aber wieder gefangen. Die Stimme des Arztes war sympathisch gewesen. Jetzt, da er sich alles durch den Kopf gehen ließ, fand er, daß er zu diesem Arzt Vertrauen haben konnte. Sicherlich war irgend etwas vorgefallen, aber es würde sich alles wieder beheben lassen. Er legte Elisa die Hände auf die Schultern.

      »Wir wollen nicht länger herumrätseln. Wir fahren nach Tegernsee. Komm, wir wollen rasch das Nötigste einpacken. Ich nehme an, daß wir in Tegernsee über Nacht bleiben werden.«

      »Aber warum?«

      »Wir werden es erfahren.« Liebevoll berührte Reiner die Wange seiner Frau. »Wir müssen uns keine Sorgen machen, hat der Arzt gesagt. Er muß doch unsere Enkelkinder gut kennen, wenn er der Hausarzt ist. Also, laß uns einfach abwarten.«

      Elisa seufzte, dann stimmte sie zu: »Wir haben Meike und Florian auch schon lange nicht mehr gesehen. Sie wollten uns doch schon vor vierzehn Tagen besuchen kommen, doch dann haben sie wieder abgesagt.«

      »Du weißt doch, Gero hat sich mit der Galerie viel Arbeit aufgehalst.«

      »Ja, ich weiß, aber schon die Eröffnung war ein großer Erfolg.« Unwillkürlich streckte sich Elisa. Sie war sehr stolz auf ihren Sohn.

      »Diese Einweihungsfeier liegt auch schon wieder ein halbes Jahr zurück«, sagte Reiner nachdenklich, »seither haben wir unsere Kinder nicht mehr gesehen.«

      Elisa zuckte die Achseln. »Die Zeit vergeht so schnell. Aber es ist gut, wir fahren an den Tegernsee. Ich werde einen Koffer packen, denn ich möchte dann auch einige Tage bleiben. Platz haben wir ja in Geros Haus.«

      »Natürlich! Wir hätten schon längst einmal bei den Kindern anrufen müssen.« Unsicher lächelte Reiner. Als Pensionär hatte er eigentlich fast weniger Zeit als vorher.

      Elisa eilte bereits wieder die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. Als Reiner ihr folgte, hatte sie bereits den Koffer vom Schrank genommen.

      *

      Katharina Wittenberg öffnete dem Ehepaar Ebert die Haustür. Fragend sah sie auf das ältere Paar.

      »Ebert«, stieß Reiner Ebert hervor. »Wir kommen wegen unserer Enkelkinder und wegen unserer Schwiegertochter. Wir wurden von Dr. Baumann angerufen.«

      »Richtig!« Katharina lächelte. »Bitte, regen Sie sich nicht auf. Meike und Florian spielen im Garten, und Frauke hat sich hingelegt.«

      »Aber wir verstehen das nicht! Wo ist unser Sohn?« mischte sich Elisa Ebert ein.

      »Wahrscheinlich ist er in Bad Wiessee. Aber treten Sie doch näher. Ich bin Katharina Wittenberg, die Haushälterin von Dr. Baumann.« Mit großer Selbstverständlichkeit reichte sie dem Ehepaar die Hand. »Kommen Sie bitte mit auf die Terrasse, dort können Sie Ihre Enkelkinder begrüßen, und Dr. Baumann wird Ihnen dann alles weitere erklären.«

      »Aber was ist mit Frauke? Ist sie krank?«

      »Nein, nein, sie ruht sich nur etwas aus. Wenn Sie mit Dr. Baumann gesprochen haben, dann können Sie mit Frauke und den Kindern nach Hause fahren.«

      Elisa und Reiner Ebert sahen sich an. Sie verstanden immer weniger. Katharina ließ ihnen jedoch keine Zeit zu weiteren Fragen oder Überlegungen, sie ging einfach voraus und führte das Ehepaar durch das Haus hinaus auf die Terrasse.

      Franzl, mit dem die Kinder gespielt hatten, kam herangeschossen. Bellend stürmte er die Terrassenstufen hinauf. Meike und Florian erkannten ihre Großeltern und eilten hinterher. Großvater und Großmutter

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