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du ziehst dich aus und legst dich richtig unter die Bettdecke.«

      »Ich weiß nicht…«

      »Du solltest zumindest versuchen zu schlafen. Ich komme mit den Kindern schon zurecht, und wenn diese im Bett sind, dann sehe ich nach dir.« Elisa Ebert hatte wieder nach ihrer Schwiegertochter gegriffen und führte sie nun aus dem Wohnzimmer. Frauke ließ es einfach geschehen. Es war schön, daß jemand da war, der sich um sie kümmerte. Sie wollte nicht mehr nachdenken, und so saß sie wenig später im Nachthemd auf ihrem Bett, und die Schwiegermutter reichte ihr eine Tasse Tee. Während sie noch langsam den Tee schlürfte, kam die Schwiegermutter mit der Tablettenschachtel. Dr. Baumann hatte Elisa Ebert die Schachtel in die Hand gedrückt und gemeint: »Für den Fall, daß Ihre Schwiegertochter keinen Schlaf findet.« Er hatte die Schachtel aus seinem eigenen Bestand genommen. Als Arzt bekam er oft Probepackungen.

      »Danke!« Frauke schluckte die Tablette, dann ließ sie sich zurücksinken.

      »Ich sehe später noch einmal nach dir. Mach dir bitte wegen der Kinder keine Sorgen.«

      »Danke!« sagte Frauke erneut, dann schloß sie die Augen. Sie hörte, wie ihre Schwiegermutter das Schlafzimmer verließ. Sie wollte sich entspannen, aber ihre Gedanken begannen wieder zu arbeiten. Schließlich fuhr sie im Bett auf und stöhnte. Ihr Blick fiel dabei auf die Tablettenschachtel, die ihre Schwiegermutter auf dem Nachttisch liegengelassen hatte.

      Schlafen! Sie wollte nur noch schlafen! Ohne zu zögern, löste sie einige Tabletten aus der Packung und spülte sie mit dem Rest Tee, der noch in der Tasse war, hinunter.

      Schlafen! Sie ließ sich wieder zurückfallen. Da war sie endlich, die bleierne Müdigkeit. Sie griff nach der leichten Decke und zog sie über sich. Jetzt liefen ihre Gedanken durcheinander, und schließlich versank doch alles um sie herum.

      Elisa Ebert saß ihrem Mann gegenüber, sie mußte einfach nochmals mit ihm sprechen. Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, hob ihr Mann die Hände. »Ich habe keine Erklärung für das Verhalten unseres Sohnes.«

      »Es gibt eine, es gibt sie ganz sicher. Ich werde auch nicht mehr länger warten, sondern in Bad Wiessee anrufen. Wenn Gero nicht in der Galerie ist, dann wird man uns zumindest sagen können, wo er sich aufhält.«

      »Du hast Frauke versprochen, es nicht zu tun«, erinnerte Reiner Ebert. Er war genauso ratlos wie seine Frau. »Wir sollten uns um die Kinder kümmern.«

      »Denen geht es gut. Ich war vorhin kurz im Garten, sie spielen dort zusammen. Meike achtet sehr lieb auf ihren kleinen Bruder. Ich finde es schön, daß sie sich so gut verstehen, und da wollte ich nicht stören.

      »Hast du nicht bemerkt, wie dünn Meike ist? Dr. Baumann macht sich Sorgen um die Kinder.« Reiner Ebert senkte den Blick und betrachtete zerstreut seine Handflächen.

      »Deswegen sind wir doch hier. Frauke war überfordert. Sie hat sich da in etwas hineingesteigert. Wir sind mit den Kindern immer gut zurecht gekommen.«

      »So einfach ist das nicht, meine Liebe!« Reiner seufzte. »Ich bin jederzeit bereit, mich um die Enkelkinder zu kümmern. Ich würde es sogar schön finden, sie mit nach Würzburg zu nehmen. Nur, wäre das richtig? Frauke ist stets eine gute Mutter gewesen. Die Kinder waren ihr immer das Wichtigste.«

      »Du siehst doch selbst, daß sie im Moment nicht die Kraft hat, sich um die Kinder zu kümmern. Auch Dr. Baumann hat das erkannt. Ich verstehe zwar nicht ganz, was er mit Magersucht meint, aber ich werde mich schon darum kümmern, daß Meike wieder richtig ißt.« Während Elisa mit ihrem Mann besprach, was sie morgen alles in die Wege leiten wollten, bekamen die Geschwister Streit.

      »Ich will nicht mehr spielen«, maulte Florian, und ehe es Meike verhindern konnte, hatte er die schöne Sandburg, die sie für ihn gebaut hatte, zerstört. »Ich gehe jetzt zu Papa!« Er streckte sich.

      Meike hielt ihn fest. »Mami ist krank, sie kann mit uns jetzt nicht zu Papa fahren. Der Onkel Doktor hat gesagt, daß sie sich ausruhen muß und daß wir ganz lieb zu ihr sein sollen.«

      »Ich will nicht nur zu Mami lieb sein, ich will auch zu Papa lieb sein.«

      »Papa ist doch nicht krank.« Meike schnitt eine Grimasse. »Du kannst das noch nicht verstehen, du bist eben noch zu klein. Du mußt aber das machen, was Omi dir sagt.«

      Florian haßte es, wenn Meike ihm sagte, daß er zu klein war. Er war schon öfter eifersüchtig auf die ältere Schwester gewesen und mochte es überhaupt nicht, wenn er von ihr beaufsichtigt wurde. »Ich bin schon groß«, behauptete er daher auch sofort empört. »Ich werde es dir zeigen! Ich kann ganz alleine zu Papa gehen. Ich weiß, wo die Galerie ist. Sie ist neben dem großen Park.«

      »Du bist noch dümmer, als ich gedacht habe.« Meike lachte laut auf. »Du kannst doch nicht bis Bad Wiessee laufen. Bad Wiessee liegt auf der anderen Seite des Sees.«

      »Selber dumm! Ich fahre mit dem Schiff. Ich weiß, wie das geht.«

      »Dazu brauchst du doch Geld!« Meike lachte. Sie machte sich wieder einmal über ihren kleinen Bruder lustig.

      Florian schossen die Zornestränen in die Augen, er ballte die Fäuste. »Ich werde Papa sagen, wie gemein du bist.«

      »Du kommst gar nicht zu Papa, So ein kleiner Junge kann nicht allein mit dem Schiff fahren.« Sie lachte nochmals, doch dann wurde ihr Gesicht schlagartig traurig. »Du begreifst doch überhaupt noch nicht, was los ist. Wenn wir zu Papa kommen würden, so würde er uns wieder wegschicken.«

      Florians geballte Hände sanken nach unten. Mit offenem Mund starrte er seine Schwester an, dann schüttelte er jedoch heftig den Kopf. »Mich schickt Papa nicht weg!«

      »Doch!« beharrte seine Schwester. »Ich weiß auch, warum. Papa mag uns nämlich nicht mehr. Deswegen ist Mami auch krank geworden. Ich… ich will auch krank werden.« Meikes Lippen begannen zu zittern. Sie sah ihren Bruder nicht mehr an, als sie fortfuhr: »Weil Mami krank ist, sind jetzt Opa und Omi gekommen.«

      »Ich will aber nicht Omi und Opa, ich will Papa haben!« Zornig stampfte Florian mit dem Fuß auf.

      Die Achtjährige antwortete dem Bruder nicht, auch sie sehnte sich nach ihrem Vater. Sie kehrte Florian einfach den Rücken und ging hinüber zur Schaukel, wo sie lustlos auf und ab zu wippen begann.

      »Ich will zu Papa«, rief Florian laut, doch seine Schwester beachtete ihn nicht weiter. Da fing er zu weinen an. »Papa, ich weiß, daß da alles nicht stimmt! Alle sind dumm!« Er schnupfte laut. Laut rief er dann in Richtung seiner Schwester: »Und ich fahre doch zu Papa! Ich werde ihm alles erzählen.«

      Meike machte nur eine abfällige Handbewegung, dann begann sie heftiger zu schaukeln.

      »Warte nur«, brüllte Florian, dann drehte er sich auf dem Absatz um und lief zum Haus. Wütend riß er die Hintertür auf, besann sich dann aber. Ihm war klar, daß seine Omi ihn nicht zu seinem Papa fahren lassen würde. Und Mami, die wollte nicht zu Papa fahren. Sie hatte ja mit dem Flugzeug noch weiter weg gewollt von Papa. Er setzte sich auf die Treppe und überlegte. Wo das Schiff abfuhr, das wußte er. Er mußte also nur Geld holen, damit er eine Fahrkarte kaufen konnte. Seine Miene erhellte sich. In seinem Zimmer stand doch sein Sparschwein.

      Auf Zehenspitzen schlich Florian ins Haus. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, und so hörte er die Stimme der Großmutter. Unwillkürlich blieb er stehen.

      »Wahrscheinlich ist es das beste, wir nehmen die Kinder mit nach Würzburg. Sie waren doch immer gerne bei uns. In einer anderen Umgebung wird es mit ihnen einfacher sein.«

      »Vergiß nicht«, warf Reiner Ebert ein, »Dr. Baumann sprach von einer Therapie.«

      Florian spitzte die Ohren. Was sagte sein Opa da?

      Elisa achtete nicht auf die Worte ihres Mannes. »Ich hoffe, daß Frauke morgen einigermaßen ansprechbar ist, dann werde ich ihr das vorschlagen. Natürlich werde ich auch mit Gero sprechen. Wenn es wirklich stimmt, daß er kaum noch hier ist, dann wird er sicher nichts dagegen haben, wenn wir die Kinder während der Ferien zu uns nehmen.«

      Nein,

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