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Kindern verreisen.«

      »Das wußte ich nicht.« Gero biß sich auf die Unterlippe.

      »Will Frauke sich von dir scheiden lassen?«

      Diese Frage brachte Gero völlig aus der Fassung. »Nein, das kann sie nicht tun! Ich brauche sie doch!«

      »Nein, mein Junge!« Traurig schüttelte Elisa Ebert den Kopf. »Das kann nicht ganz stimmen. Du hast dich in den letzten Wochen überhaupt nicht um deine Familie gekümmert.«

      »Das stimmt doch nicht! Ich konnte nur nicht! Wie sollte Frauke dies auch verstehen. Wir hatten immer Streit.«

      »Ich verstehe es auch nicht. Was hat dich so verändert, mein Junge?« Sie wollte ihn wieder berühren, aber er wich zurück.

      »Mama, du hast keine Ahnung. Es ist auch besser, du mischt dich nicht ein.« Sein Blick ging durch sie hindurch, und sie hatte das Gefühl, eine Ohrfeige erhalten zu haben.

      »Und deine Kinder? Sie sind völlig verstört, sie müssen von Dr. Baumann behandelt werden.«

      »Ich kann nicht! Laßt mich doch in Ruhe!« Gero konnte nicht weiter Rede und Antwort stehen, also eilte er einfach an seiner Mutter vorbei, hinaus auf die Straße. Den vorwurfsvollen Blick seiner Mutter konnte er nicht mehr länger ertragen. Er wußte genau, was er falsch gemacht hatte.

      *

      »Herr Doktor!« Elisa Ebert wäre Dr. Baumann beinahe um den Hals gefallen. Sie war so froh, ihn zu sehen.

      Dr. Eric Baumann hatte noch mit dem Chefarzt gesprochen und auch noch einen kurzen Blick in das Krankenzimmer geworfen, in dem der kleine Florian friedlich schlief. Jetzt wunderte er sich: »Sie sind noch da? Dazu gibt es aber keinen Grund. Nach dem Besuch seines Vaters war Florian ganz zufrieden.«

      »Wo ist mein Sohn jetzt aber?«

      »Das fragen Sie mich?« wunderte sich Eric. Verstohlen sah er auf die Uhr. Für heute hatte er genug von Problemen, er wollte nach Hause.

      »Er ist einfach davongerannt.« Elisa Ebert hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Er muß große Probleme haben. Er scheint nicht mehr ein noch aus zu wissen.«

      Was sollte Eric dazu sagen? Eheprobleme gingen ihn wirklich nichts an. »Wo ist eigentlich Katharina, Katharina Wittenberg, meine Haushälterin?« fragte er schließlich.

      »Sie ist sehr nett. Sie ist noch bei uns zu Hause. Dort wollte sie auch bleiben, bis ich komme. Es ist wegen Meike. Frau Wittenberg wollte ihr etwas zu essen machen.«

      »Typisch Katharina!« Jetzt lächelte Eric.

      »Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei Ihnen und Frau Wittenberg bedanken soll. Alleine wäre mir das zuviel gewesen. Mein Mann und ich hatten doch keine Ahnung. Ihr Anruf kam für uns völlig überraschend.« Sie schwieg kurz, um hinzuzusetzen: »Ich hoffe sehr, daß mein Sohn auch erkennt, was Sie für seine Familie getan haben. Er wird sich sicher noch bei Ihnen bedanken.«

      »Ich muß mit Ihrem Sohn sprechen, es geht um Meike. Ohne Therapie ist ihr nicht zu helfen.« Unwillkürlich sah er auf die Uhr, er hätte jetzt auch gerne etwas gegessen und getrunken.

      »Entschuldigen Sie, ich weiß nur nicht, was ich tun soll.« In Elisas Augen zuckte es.

      »Hierzubleiben hat keinen Sinn. Florian schläft jetzt, und die Besuchszeit ist auch vorüber.«

      »Ja, schon!« Verlegen trat Florians Großmutter von einem Fuß auf den anderen. »Aber was ist mit meinem Sohn? Er wird doch nicht noch eine weitere Dummheit machen?«

      Eric unterdrückte einen Seufzer. Für Florian, aber besonders für Meike war es wichtig, daß der Vater zumindest morgen noch in Tegernsee war. Er alleine konnte Meike nicht helfen. Magersucht war eine Krankheit, die nicht von heute auf morgen geheilt werden konnte. Hatte Gero Ebert tatsächlich das Interesse an seiner Familie verloren? Offensichtlich hatte Elisa Ebert vergebens versucht, mit ihrem Sohn zu sprechen.

      »Ich bringe Sie nach Hause«, sagte er daher. »Vielleicht ist Ihr Sohn auch schon heimgefahren.«

      Elisa schüttelte den Kopf. »Er ist einfach weggelaufen. Sein Auto steht noch auf dem Parkplatz.«

      »Dann kann er ja nicht weit sein.« Eric spürte Erleichterung.

      »Deswegen warte ich auch noch hier. Er wird zur Vernunft kommen, er muß einfach zur Vernunft kommen. Es ist nur… man wird auch zu Hause auf mich warten. Frau Wittenberg wollte doch bleiben, bis ich wieder da bin.«

      »Tja, dann, dann werde ich wohl Gero suchen müssen. Sie gehen aber bitte nach Hause und schicken meine Haushälterin zurück ins Doktorhaus.«

      »Natürlich, aber ich nehme an, daß Frau Wittenberg schon längst gegangen ist.«

      »Da kennen Sie Katharina aber schlecht. Wenn sie sagt, daß sie wartet, dann wartet sie auch.« Jetzt lächelte Eric. So wie er Katharina kannte, würde sie nicht eher aufgeben, bis diese Familie wieder glücklich vereint war. Sie glaubte, daß dies alles nur ein schrecklicher Irrtum war. Auch auf ihn hatte Gero Ebert bisher immer einen guten Eindruck gemacht. Und auch vorhin hatte er liebevoll und zärtlich seinen Sohn in die Arme genommen.

      »Sie haben schon so viel für meine Familie getan.« Elisas Wangen brannten. Das alles war ihr schrecklich peinlich.

      »Dann wollen wir es auch zu einem guten Ende bringen.« Eric legte Geros Mutter die Hand auf den Arm. Nun war er bereit, auch seine Abend- und wenn es denn sein mußte, seine Nachtstunden zu opfern. »Sie haben doch Vertrauen zu Ihrem Sohn?«

      Heftig nickte Elisa. »Nur, so habe ich ihn noch nie gesehen. Warum redet er denn nicht mit mir?«

      Eric schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Vielleicht habe ich ja mehr Erfolg bei einem Gespräch von Mann zu Mann.«

      Elisa senkte den Blick und schwieg. Im Augenblick konnte sie nur hoffen, daß nicht doch eine andere Frau im Spiel war.

      Zusammen verließen sie das Krankenhaus. Da Geros Auto noch immer auf dem Parkplatz des Krankenhauses stand, ließ auch Dr. Baumann seinen Wagen stehen und machte sich zu Fuß auf die Suche nach dem Künstler, den er bisher sehr geschätzt hatte.

      Während Dr. Baumann der Innenstadt zustrebte, versuchte er, sich in Geros Lage hineinzuversetzen. Gero schien sich in eine schwierige Situation hineinmanövriert zu haben, hatte jedoch bisher noch nicht den Mut gehabt, mit jemandem darüber zu sprechen. Plötzlich wußte er auch, wo er Gero suchen mußte. Entweder trank sich Gero Mut an, oder aber er ertränkte seinen Kummer in Alkohol.

      Nachdem Eric die dritte Gaststube betreten hatte, war er am Ziel. In der hintersten Ecke saß Gero Ebert und starrte trübsinnig in sein Bier. Gerade stellte der Wirt auch ein weiteres gefülltes Schnapsglas vor ihn hin.

      »Hallo!« Eric setzte sich einfach zu Gero. »Sie müssen nichts sagen. Ich weiß, daß ich störe. Sie wollen allein sein.«

      »Ich? Wie kommen Sie darauf?« Gero fühlte sich ertappt. Er schob das Schnapsglas zur Seite.

      »Das war nicht schwer zu erraten, nachdem Sie Ihrer Mutter davongelaufen sind. Jetzt möchte ich aber etwas essen. Wegen Ihrer Familie bekam ich bisher kein Abendessen. Also, was ist? Essen wir zusammen?«

      Gero hatte es die Sprache verschlagen, aber auch das störte Eric nicht. Da der Wirt noch immer in der Nähe stand, sagte er: »Bitte, bringen Sie uns doch die Speisekarte!«

      »Sie haben mich also gesucht«, stellte Gero fest, noch ehe ihnen die Karte gebracht worden war. »Warum? Sie haben doch wirklich schon sehr viel für meine Familie getan.«

      »Stimmt!« entgegnete Eric trocken. »Aber es geht nicht nur um Sie, es geht auch um Ihre Tochter. Es ist an der Zeit, daß wir miteinander reden. Fangen Sie an, ich kann zuhören.« Er legte seine Handflächen auf den Tisch.

      »Ich hatte Frauke und meine Kinder, und trotzdem verfiel ich einer teuflischen Leidenschaft. Plötzlich zählte nur noch das. Ich vernachlässigte nicht nur meine Familie, sondern auch meine Arbeit.«

      Das

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