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lächelt er in sich hinein, als überschlage er im Stillen seine Honorarforderungen.

      Lindpaintner nickt zustimmend. »Eins noch, Dr. Windt. Die ehrwürdige Dame wird inkognito bei uns leben. Die Fürstenfamilie bittet darum, die Patientin als ›Frau Sophia von Roth‹ zu führen.«

      12

      Kloster Eberbach

      Donnerstag, der 16. September

      Lindpaintner und Dr. Windt im Dialog unter dem Barocktor. Vor seinem inneren Auge ließ Ecki den Direktor und seinen Anstaltsarzt weiterparlieren. Die historischen Figuren seines Filmprojekts waren ihm ans Herz gewachsen, seit er sie in seiner Fantasie auferstehen ließ. Genau so müsste das Gespräch ablaufen. Genau so wäre die Szene perfekt!

      Ecki hatte es sich im Wohnwagen auf der Schlafcouch bequem gemacht und genoss das wohlige Glücksgefühl, das der imaginierte Ablauf in ihm hinterlassen hatte. Er hatte keine Vorstellung davon, wie andere Regisseure bei der Umsetzung ihrer Projekte vorgehen mochten, und es war ihm sowieso komplett egal. Was kümmerten ihn die Methoden der Konkurrenz? Lieber verließ er sich auf die eigene Inspiration. Bis ins Detail erarbeitete er sich jede Szene in seiner Vorstellungskraft. Ein ebenso erfüllender wie anstrengender Schaffensprozess, während dem er tagelang an den Einzelheiten feilte, bis jedes Wort, jede Geste, jeder Blick mit seinen ästhetischen und logischen Ansprüchen übereinstimmte – und nur noch von den Schauspielern umgesetzt und nachgespielt werden musste.

      Doch in diesem »nur noch« lag der Hund begraben. Die vorkonzipierten Abläufe quasi aus seinem Kopf heraus in die der Schauspieler hineinzutransportieren, kostete Nerven. Darsteller zu sein, das bedeutete nichts anderes, als eine Leinwand zu sein: willfährige Marionetten im Dienst der Kunst. Zu seinem Leidwesen begriffen viele Darsteller diese simplen Zusammenhänge nicht. Nicht hinter jedem schönen Gesicht verbarg sich ein heller Verstand. Vor allem bei Marielle Dyckerborn – seiner irrsinnigen Sophia von Roth – machte er sich auf reichlich Schatten im Denkapparat gefasst. Er hatte sie zum ersten Mal engagiert. Was Ecki außerdem nicht ertrug, waren Akteure mit eigenen Einfällen und womöglich sogar Vorschlägen. Wer mit ihm arbeiten wollte, hatte sich seinen Anweisungen ohne Wenn und Aber zu fügen!

      Der Durst trieb ihn auf die Beine. Während er den Wasserkocher auffüllte und sich an der Teekanne zu schaffen machte, sinnierte er über seine männlichen Hauptdarsteller nach. Sören I. Wahler würde es auf Anhieb gelingen, dem Anstaltsarzt Windt einen liebenswürdigen Zynismus zu verleihen. Daran zweifelte Ecki nicht. Bedauerlicherweise neigte ausgerechnet er zum Diskutieren und Zerreden. Sören hatte sich jedoch bei früheren Produktionen durch gezielte Wutausbrüche einschüchtern lassen. Und Roman Bonheur? Würde sich der Bühnenstar bereitwillig unterordnen und Philipp Lindpaintners ebenso menschenfreundliche wie pedantische Charakterzüge glaubhaft herausarbeiten? Oder käme Bonheur daher wie eine preisgekrönte Theatergröße? Auftrumpfend und besserwisserisch?

      Eckis Enthusiasmus angesichts der Aussicht, mit einer solchen Berühmtheit zu arbeiten, begann zu schwinden. Wolfgang Bastiani fehlte ihm! In der Rolle des Direktor Lindpaintner wäre er grundsolide und ohne künstlerische Sperenzien aufgegangen. Zwar lag sein schauspielerischer Ruf vom Renommee eines Kalibers wie Bonheur so weit entfernt wie die Erde vom Mars. Doch er war den Fernsehzuschauern dank seiner permanenten Präsenz auf dem Bildschirm vertraut wie ein guter Nachbar. Eine Popularität, die vor allem den zahlreichen Wiederholungen geschuldet war, aber in jedem Fall dem Dokudrama zugutegekommen wäre. Damals auf der Schauspielschule – einem sündhaft teuren, privaten Institut, das sie vor Jahrzehnten gemeinsam besucht hatten – war Bastiani mit Charme und Spiellust als ein Schwan unter Enten aufgetreten. Ecki hatte zweifellos zu den Enten gehört. Als ihnen das Schulgeld ausging, bot man Bastiani ein Stipendium an, und Ecki wechselte zur Filmhochschule: dank der goldrichtigen Erkenntnis, dass seine Talente hinter der Kamera zu finden waren. Während seiner letzten Produktion war Ecki aufgefallen, dass Bastiani nicht mehr mit vollem Herzen bei der Sache war. Er gefiel sich besser in der Rolle des Cowboys, der seiner Squaw das Lagerfeuer warmhielt. Wobei zu seinem unbeschwerten Leben der Umstand beitragen mochte, dass die Ehefrau als erfolgreiche Unternehmensberaterin das Bankkonto füllte. Der Rolle des Anstaltsdirektors hatte Bastiani vor allem aus Bequemlichkeit zugestimmt. Er hätte nicht einmal ins Hotel ziehen müsste. Sein Ponyhof lag keine halbe Autostunde vom Kloster Eberbach entfernt. Hätte der Cowboy nur nicht beim Rodeo versagt!

      Mit dem aufgebrühten Tee in der Hand setzte Ecki sich an den Tisch und schaffte mit wenigen Handgriffen zwischen Notizzetteln und Skizzen Platz für Kanne und Becher. Liebte er nicht die Herausforderung? Mit Bonheur würde er schon fertigwerden, auch wenn es krachen könnte. Waren die Szenen erst einmal im Kasten, hatten sich alle wieder lieb. So war es immer. Während er den heißen Kräutersud schlürfte, drehten sich seine Gedanken um die Privatdetektivin. Eine abgehalfterte Hauptkommissarin, psychisch am Ende nach einer Entführungsgeschichte in Südamerika: Diese Einschätzung hatte sich ein Polizist aus dem Wiesbadener Präsidium aus der Nase ziehen lassen. Wollte man dagegen dem Verleger Lutz Tann Glauben schenken, gehörte Norma Tann zu den hellsten Kerzen auf der Torte. Ecki beschloss, die Ex-Polizistin irgendwo dazwischen einzuordnen. Um die Bedenken der Crew zu entkräften, sollten ihre Fähigkeiten hoffentlich ausreichen. Und wie stand es um seine eigene Sicherheit? Darum müsste er sich selbst kümmern.

      Eiskalt schlich sich die Angst in sein Herz.

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