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      (Hl. Carodog von Llancarvan, Brut y Tywysogion

      [Fürstenchronik])

      869 an Cat Brin Onnen

      870 an Arx Alt Clut a gentilibus fracta est.

      871 an Guoccaun mersus est, rex Cereticiaun

      (Nennius und die Annalen von Wales)

      870 an Cat Brionnen annus. Cant Wrenonnen (Ashdown)

      871 an Arx Alclut a Gentilibus fracta est Alclut fracta est.

      872 an Guoccaun mersus est Gugan, rex Cereticiaun rex Ceredigean mersus est

       (Annalen von Wales)

       Obsesio Ailech Cluathe a Nordmannis, i.e. Amlaiph et Imhar ii regis Nordmannorum obsederunt arcem illam et destruxerunt in fine 4 mensium arcem et predaverunt.

      Die Belagerung von Ailech Cluathe durch die Nordmänner; d.h. Olaf und Ivar, zwei Könige der Nordmänner, belagerten jene Burg, und zerstörten und plünderten sie nach vier Monaten.

       (Annalen von Ulster)59

      Wenn wir diese verstreuten Informationen zusammensetzen, können wir eine relativ plausible Geschichte konstruieren:

      Es war im Jahr 870, als der nordische König von Dublin, Olaf der Weiße … sich zu einer militärischen Expedition entschloss, um das Königreich der Briten in Strathclyde zu plündern. Er segelte mit einer großen Flotte von Dublin los, fuhr den Firth of Clyde hinauf und belagerte Alclut. Ein weiterer Wikingerherrscher schloss sich ihm an: Ivar Ragnarsson (genannt »Ivar Beinlause« oder »der Knochenlose«) zog von York, das er 867 eingenommen hatte, nach Norden. Die Garnison von Alclut hielt vier Monate lang stand, doch schließlich sah sie sich zur Aufgabe gezwungen, nachdem der Brunnen auf dem Felsen ausgetrocknet war … Die Burg wurde zerstört, und das Königreich der Briten stand den Eindringlingen offen, die über den Winter in Strathclyde blieben, [bevor] sie mit einer Flotte von zweihundert mit Sklaven und Beute beladenen Schiffen zurück nach Dublin segelten. Der König von Strathclyde wurde kurz darauf getötet, und das Reich fiel eine Zeit lang unter die Herrschaft benachbarter Könige.60

      Die Wikingerflotte segelte mit ihrer Beute davon, zweifellos in Richtung auf den Dubliner Sklavenmarkt. Allerdings verweisen »Hogback«-Grabsteine im Wikingerstil im nahen Distrikt Govan darauf, dass womöglich einige Wikinger zurückblieben.61 Zudem gab es auch einheimische Überlebende, und die gedemütigte Monarchie von Dumbarton Rock wurde nicht völlig ausgelöscht. Das genaue Schicksal von König Arthgal ist schwer zu rekonstruieren. Ein Historiker nimmt an, dass er als Gefangener nach Dublin gebracht wurde.62 Die meisten anderen akzeptieren die Aussage des Chronisten, dass »Arthgal, König der Briten, im Jahr 872 auf Anraten Konstantins, des Sohnes von Kenneth [macAlpin], erschlagen wurde«. Sicher ist, dass der Sohn des britischen Königs, Rhun map Arthgal, mit der Schwester König Konstantins I. verheiratet war oder kurz vor der Eheschließung stand. Die naheliegendste, wenn auch nicht sichere Erklärung wäre, dass Konstantin Rhun während der Abwesenheit seines Vaters als Herrscher eingesetzt hatte und die Dubliner Wikinger dann womöglich mit Hilfe finanzieller Zuwendungen dazu überredete, Arthgal zu töten.63 Jedenfalls ist klar, dass die Schotten unter Konstantin I. in den frühen 870er-Jahren ihre Vorherrschaft über Alt Clud errichteten, in dem Rhun als abhängiger Unterkönig regierte.

      Das walisische Brut y Tywysogion drückte es so aus: »Die Männer von Strathclyde, die sich weigerten, sich mit den Engländern zusammenzuschließen, mussten ihr Land verlassen und nach Gwynedd gehen«. Wahrscheinlich verwendete der walisische Chronist das Wort »Engländer« so, wie die Engländer den Begriff »Waliser« benutzten – in der Bedeutung »Fremder«. Die Episode zeigt, was in den »Dunklen Jahrhunderten« geschah, wenn eine einheimische Gesellschaft von einer anderen überrannt wurde. Einige Mitglieder der unterlegenen Bevölkerung wurden in die Sklaverei verkauft. Einige, wahrscheinlich die meisten, blieben, bestellten das Land und gingen mit der Zeit in der Gesellschaft der Sieger auf. Die herrschende Elite jedoch musste ersetzt werden. Wenn sie Glück hatten, ließ man ihnen die Wahl, sich der Herrschaft der Sieger zu unterwerfen oder das Land zu verlassen. Wenn nicht, mussten sie sterben. Dies erklärt, wie Sprache und Kultur sich in Gebieten verändern, in denen der menschliche Genpool im Grunde derselbe bleibt. Ein Musterbeispiel ist die Verwandlung des nachrömischen Britannien in das angelsächsische England; die Verwandlung der Briten des Nordens in gaelische Strathclyder ist ein weiteres.

      Die Stammesältesten von Dumbarton Rock, die beschlossen hatten, sich lieber wieder ihren britischen Verwandten anzuschließen, als sich mit den neu einwandernden Gälen zu arrangieren, können das ferne Gwynedd nur über das Meer erreicht haben. Ihre Schiffe segelten mit der Ebbe, ließen den Felsen hinter sich, glitten an Bute und Arran vorbei (die sie sicher ganz anders nannten), fuhren um die Küste von Aeron hinaus durch die kabbelige See an der Mündung der Ituna. Sicher nahmen sie ihre Barden und Schreiber mit, die ihren walisischen Gastgebern das Wissen über die Gwyr y Gogledd weitergaben. Sie müssen gespürt haben, dass hunderte, ja sogar tausende Jahre Geschichte mit ihnen segelten. Man kann nicht genau sagen, wann diese Reise stattfand, doch im Jahr 890 tauchten die Exilanten schon in den Annalen von Wales auf und halfen, wie dort berichtet wird, dem König von Gwynedd, die »Sachsen« zurückzuschlagen.64

      Die verbliebenen Briten von Dumbarton Rock waren seit 870/71 direkte Untertanen des aufstrebenden Königreichs Alba. Noch gab es dort keine formelle Lehnsherrschaft, wie sie sich damals langsam in Europa verbreitete, doch der Machtwechsel war deutlich zu spüren. Die Herren von Alt Clud handelten fortan in Abstimmung mit ihren Oberherren. Das Verwaltungszentrum wurde auf die andere Seite des Flusses von Dumbarton Rock nach Govan verlegt; und der Name Cumbria bezeichnete immer öfter das Unterkönigreich als Ganzes. Die Kontrolle über Dumbarton Rock und das tributpflichtige Territorium half, so kann man annehmen, den Söhnen und Enkeln von Kenneth macAlpin, ihr Erbe aufzuwerten.

      Es waren die Könige von Alba und ihre gälischen Landsleute, die den Namen Strath Cluaith oder »Strathclyde« einführten, unter dem Alt Clud in späterer Zeit vor allem bekannt war. Sie hatten gute Gründe, die Menschen von Dumbarton Rock einigermaßen gnädig zu behandeln; aus ihrer Sicht waren die Herrscher von Strathclyde nur ein jüngerer Zweig ihrer Familie in mütterlicher Linie. Eochaid map Rhun (reg. 878–879) scheint sich sogar als Kenneth macAlpins Enkel um den Thron von Alba beworben zu haben. Eine Quelle nennt ihn »den ersten Briten, der über die Gälen herrschen sollte«. Er wurde von dem schattenhaften Giric MacRath oder »Sohn des Glücks« abgesetzt, der in seinem Hause Briten, Nordmänner und Engländer als Sklaven hielt. Doch das Zerwürfnis zwischen dem älteren und dem jüngeren Zweig der Herrscherfamilie führte nicht zu einem längeren Streit. Der unerwartete Zusammenbruch der Wikingerherrschaft jenseits des Hadrianswall zog die Herren von Strathclyde und Schottland bald in einen weiteren Wirbel von Machtkämpfen hinein, in dem sie zusammenstehen mussten.

      Im 10. Jahrhundert trat das wieder erstarkende Wessex in Südbritannien in den Vordergrund. Innerhalb von nur zwanzig Jahren nach König Alfreds Tod im Jahr 899 deutete sich an, dass es nicht nur die Dänen und Wikinger unterwerfen, sondern auch ein vereinigtes »Königreich von ganz Britannien« schaffen würde. Athelstan (reg. 924–939), Alfreds Enkel, trat die Thronfolge im Königreich Mercia wie auch in Wessex an und startete im Jahr 927 einen Blitzfeldzug in den Norden, bei dem er das Wikingerreich in York zerstörte, Northumbria bis hin zum Forth überrannte und Konstantin II., König der Schotten, zwang, um Frieden zu bitten. Bei einer Zusammenkunft von fünf Königen bei Eamont Bridge in Cumbria setzte Athelstan die Anerkennung seiner Oberherrschaft durch. Neben Athelstan und Konstantin nahmen der König von »Westwales«, der »König von Bamburgh« und Ywain map Dynfwal von Strathclyde, auch »Owen von Cumbria« genannt, daran teil. Der Unterwerfungsakt signalisierte nicht nur das Vordringen der angelsächsischen Macht vom Tyne bis zum Forth; er markierte auch den ersten Schritt eines langfristigen Hegemoniestrebens der englischen Könige über ihre nördlichen Nachbarn.

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