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Maschinenraum. Walter Gröbchen
Читать онлайн.Название Maschinenraum
Год выпуска 0
isbn 9783903184657
Автор произведения Walter Gröbchen
Жанр Математика
Издательство Bookwire
Aber es ist, wie’s ist: Das Aktiengeschäft ist mir fremd. Ich habe schnarchlangweilige Bausparverträge und Lebensversicherungen in der Schublade. Die Chance aus, sagen wir, 10.000 Euro ein Vermögen zu machen (nach Adam Riese fast 340.000 Euro, wenn ich den Betrag 2003 investiert hätte), ist passé. Pessimisten meinen, ewig werde der Aufwärtstrend wohl nicht anhalten. Sie haben zwangsläufig recht. Irgendwann. Letztendlich immer. Eventuell schon bald.
Und es gibt, bei allem Respekt vor der Apfel-Weltdominanz, auch bittere Aspekte. Umstände, die einem die Freude am neuen iMac oder am glänzenden iPhone ordentlich vermiesen können, vom Aktienkurs ganz zu schweigen. Denn gebaut werden viele der eleganten Gerätschaften in China, unter – man muss es so deutlich sagen – dreckigsten, menschenunwürdigen Umständen. Die Firma Foxconn in Shenzen, einer der Dienstleister von Apples Gnaden, kam dieser Tage einmal mehr durch Selbstmorde von Arbeitern ins Gerede. Es sind Hunderttausende, die in den Foxconn-Fabriken leben, schlafen, rund um die Uhr malochen. Und bisweilen den Druck nicht mehr ertragen.
Nebstbei: Auch Sony, Hewlett-Packard und Nokia bedienen sich dieser modernen Billiglohn-Sklaven. Es gibt keine Gewinner ohne Verlierer.
KÜHLE ENTSCHEIDUNG
Die Energieeffizienzklassen von Kühlschränken lassen Konsumentenschützer nicht kalt.
Die Hundstage machen ihrem Namen alle Ehre. Man musste nicht zum Video des gleichnamigen Films von Ulrich Seidl – einem der brachialsten Meisterwerke heimischen Kinoschaffens – greifen, um die letzten Tage über richtig ins Schwitzen zu geraten. Mediziner raten in solchen Situationen zu reichlicher Wasserzufuhr, eventuell auch zum Genuss lauwarmer Beruhigungstees. Sicher aber nicht zu eiskalten Getränken (eventuell gar mit Alkoholanteilen), die man literweise in sich hineingurgelt. Der Gang zum Eisschrank war und ist dennoch eine der meistunternommenen Wallfahrten der Jetzt-Zeit.
Blöd, wenn denn die selig machende Maschinerie einmal ausfällt. Rasch, ein neuer Kühlschrank her! Die Prospekte der Elektronikketten quellen ja über vor Angeboten. Wie aber eine vernünftige Wahl treffen? Oberflächlich schauen die Geräte, sieht man von ihrem Volumen und – in höheren Preisklassen – polierten Edelstahl-Fronten oder Retro-Designanklängen ab, alle ziemlich gleich aus. Okay, einige spenden Eiswürfel, protzen mit »No Frost«-Automatik (die das Abtauen erspart), LCD-Displays und LED-Beleuchtung. Aber letztlich sind es alle plumpe Kästen, die ordentlich Strom verschlingen. Dabei gibt es ja kaum noch Geräte in den Geschäften, die nicht mindestens die Energieeffizienzklasse »A« besitzen. Bestens, denkt man sich, und greift zu.
Der Trick ist: »A« ist eher B oder C. Oder gar D. Jedenfalls nicht gerade auf dem neuesten Stand der Technik. Da müsste man schon auf »A+« oder »A++« bestehen. Seit Ende 2010 gibt es sogar »A+++«-Kühlschränke. Das vermeintliche »A«-Klasse-Schnäppchen mit dem grünen Balken könnte sich also auf lange Frist als teurer Stromfresser entpuppen – und einmal mehr ein Sparefroh in einem einkommensschwachen Haushalt als gelackmeierter Naivling. »A+++« verbraucht im Vergleich zum schlichten »A« im Schnitt 60 Prozent weniger an Energie (also bis zu 200 kWh), ist aber in den meisten Märkten nicht zu finden. Dafür stehen dort zunehmend protzige »Side-by-Side«-Kombinationen mit Flügeltüren, mit denen man ganze Fußballmannschaften versorgen könnte. Für den Normalkonsumenten sind sie überdimensioniert, aber dennoch schwer in Mode.
Warum die Energieeffizienzklassen nicht schon längst den Erfordernissen von heute angepasst wurden (etwa indem man Triple A zur neuen Benchmark erklärt, und alles darunter deutlich abstuft), müssen uns die Marketing-Kapazunder von Bauknecht, Bosch, Miele, Gorenje & Co. demnächst erklären. Aber vielleicht fallen die ja selbst auf denselben Schmäh rein wie Wertpapierexperten, die vermeintliche Triple-A-Schuldner nicht mehr von jenen mit Ramsch-Status unterscheiden können. Oder wollen.
HEISSER HASE, SCHWARZER STECKEN
Nach dem Smartphone wird nun auch die Steckdose intelligent. Wo steuern wir hin?
Apps, Apps, Apps. Mittlerweile beherrschen die smarten kleinen Programme mit den zuckerlbunten Logos unseren Alltag. Diese spielerische Form der Darreichung von »Anwendungsprogrammen«, also zweckdienlicher Software für den Hausgebrauch, scheint der Multitasking-Unwilligkeit (eventuell auch -Unfähigkeit), die offenbar in uns allen steckt, enorm entgegenzukommen. »One pill makes you larger / and one pill makes you small«, sangen schon Jefferson Airplane in ihrer Sixties-Hymne »White Rabbit«. Die meinten damit zwar Lysergsäurediethylamid und andere Drogen, aber allzu fern sind auch die digitalen Beruhigungspillen für den Durchschnittsnerd nicht.
Man sollte keineswegs den Fehler machen, die Miniatur-Programme zu unterschätzen. Ihre Mächtigkeit und Universalität erschließen sich oft erst in Verbindung mit Hardware, der sie – vorzugsweise gesteuert via iOS- oder Android-Smartphone – sanft ihren Willen aufzwingen. Gibt es überhaupt noch Menschen da draußen, die z. B. »normale« Fernbedienungen benutzen? Gewiss, eine überspitzte rhetorische Frage. Noch. Denn demnächst wird man wohl auch die Temperatur des Badewassers, den Stromverbrauch des Kühlschranks oder die Messung der durchschnittlichen Schnarch-Dauer und -Intensität des Lebensabschnittspartners über eine App kontrollieren.
Wie das? »QGate«, die Entwicklung eines österreichischen Start-up-Unternehmens, hat zu diesem Zweck eine »schlaue Steckdose« mit integrierter Funkanbindung (868 MHz) entwickelt, die mit einem Energiemesser, einem Helligkeits- und Temperatursensor, einem Mikrofon und einer eigenen SIM-Card ausgestattet ist. Das Ding lässt sich via Mobiltelefon von überall auf diesem Planeten an- und ausschalten. Und sogenannte »QApps« – clevererweise lässt man die Entwicklerumgebung für jeden Hobbyprogrammierer offen – sagen dann dem Zwischenstecker, was er genau tun oder lassen soll. Fehlt nur noch ein fernsteuerbarer Roboterarm.
Von einem »Schweizer Messer der digitalen Nomaden« spricht denn auch »QGate«-Erfinder Martin Buber. Dann noch ein »On/Off«-Schalter für das, was wir Realität nennen, und eine Instant-App für Glück, Geld und Schnarchfreiheit – und er ist ein gemachter Mann.
FITNESS HIJACKING
Bitte verpassen Sie Ihrem inneren Schweinehund einen digitalen Maulkorb!
Ich gestehe: Ich habe Ungehöriges getan. Aber es war nicht bös gemeint. Ich dachte, wer mich kennt, wird mir das sowieso nie glauben. Und den Witz an der Sache umgehend erkennen. Wie immer aber, wenn im Netz Ironie ins Spiel kommt, wird man missverstanden. Und nicht gerade wenige meiner Facebook-Freunde haben eine meiner Statusmeldungen der letzten Tage für bare Münze genommen. Die Meldung nämlich, ich sei 15,6 Kilometer gelaufen. Und zwar in knapp zwei Stunden. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7:42 Minuten pro Kilometer. Und einem Energieverbrauch von 1323 Kilokalorien.
Die Wahrheit ist: Diese Strecke – sie ist kartografisch irgendwo zwischen Maria Enzersdorf und Brunn am Gebirge angesiedelt – ist jemand anderer gelaufen. Ich Spaßvogel habe einfach die Statusmeldung seines Runtastic-Accounts per Copy & Paste ausgeschnitten und in meine Timeline übertragen. Und darf damit taxfrei als Erfinder der neuen Social-Media-Kategorie »Fitness-Hijacking« gelten. Einige Freunde gratulierten umgehend zu meinen sportlichen Aktivitäten, andere erklärten Zeit, Strecke und Kalorienverbrauch für verbesserungsfähig. Ich gestehe abermals: Zuerst lächelte ich still in mich hinein, weil ich nun, ohne einen einzigen Schweißtropfen vergossen zu haben, als halbwegs fitter Zeitgenosse galt. Endlich konnte ich mich einreihen in die wachsende Liste jener Sportskanonen,