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erneut einreichen, sofern nicht Ausschlussfristen entgegenstehen.

      Mit freundlichen Grüßen

      …

      VG Wort / Abt. Wissenschaft

      Es müssen also andere Beweggründe als Raffgier für meinen Sammeleifer ausschlaggebend gewesen sein.

      Ein Grund, der nie ganz ausgeschlossen werden kann, ist die böse Eitelkeit, eine der vielen psychotherapeutisch behandelbaren Ausformungen des menschlichen Liebesbedürfnisses. Christine Mielitz, ebenso brillante wie gefürchtete Regisseurin und Intendantin, tröstete eine Regieassistentin, die sie nicht zum ersten Mal in den Heulkrampf getrieben hatte, einmal mit den lapidaren Worten: »Sie wollen ja auch nur ein bisschen geliebt werden.«

      Ich gestehe – ganz ohne Schluchzattacke –, dass dieses Bedürfnis auch mich erfüllt. Und ich weigere mich, den Begriff »Eitelkeit« zu benützen, beweist mein äußeres Erscheinungsbild doch schlagend, dass ich mir diese Untugend schon lange abgewöhnt habe. Ich formuliere es blumiger: Es ist die Zuneigung meines dankbaren Publikums, die mich beseelt!

      Wie freue ich mich schon wieder auf die Autogrammstunden, bei denen zwei bis drei Menschen Schlange stehen, um mir dann unmögliche Widmungen abzutrotzen. Folgender Dialog ergab sich bei einem solchen Anlass:

      – Schreiben Sie: »Meiner lieben Frau«.

      – Lieber Herr, das kann ich nicht.

      – Wieso, es ist doch für meine Frau.

      – Für Ihre, aber nicht für meine!

      Der Herr insistierte noch ein wenig, ich auch, schließlich kapitulierte er und fügte sich mit der leider ebenfalls nicht erfüllbaren Bitte:

      – Also gut. Schreiben Sie: »Für mich«.

      Irgendwie musste ich bei dieser Begebenheit an den Farkas– Waldbrunn-Wortwechsel denken:

      –Meine Frau ist auf Urlaub gefahren.

      – Zur Erholung?

      – Ja, zu meiner.

      Dass die Liebe keine allgemeine ist, musste ich aber auch verstehen. Eine besonders impertinente Verfasserin von Schmähbriefen an meine Adresse, eine gewisse Frau Marta Zimmermann (wenn ich ihre Handschrift richtig lese) samt Gatten (ich beneide ihn nicht), verfolgt mein bescheidenes Wirken mit monströsem Hass. Alfons Haider meinte, ich solle mir darauf nichts einbilden, auf seiner Website gehen regelmäßig Aberhunderte bösartiger Postings ein.

      Eine andere Dame wieder zeigte sich von meiner Schwan-Silvesterlesung im Wiener Theater Akzent desillusioniert, und ich kann es ihr nicht verdenken:

      Ihre Darbietung war ja recht amüsant, aber ihr dazugehöriges Ambiente war enttäuschend (total zerknitterter Anzug). Sowie, dass Sie Ihrem so geschätzten Publikum am Ende nicht einmal ein gutes neues Jahr gewünscht haben. PS: Überall in jedem kleinsten Geschäft wird einem am 31. Dezember ein gutes neues Jahr gewünscht.

      Ich bin voller Reue! Nicht, was mein textiles »Ambiente« betrifft (ich habe ja oben schon einbekannt, dass meine Eitelkeit dem Nullpunkt zustrebt). Aber gegrüßt werden soll und muss. Darf ich jedoch zugeben, dass mir die Gutes-neues-Jahr-Wünscherei persönlich ziemlich lästig ist? Insbesondere mit dem Vorsatz: »… sollt’ mer uns nicht mehr sehen!« – aber das habe ich schon in einem früheren Schwan vermerkt. Beleidigen wollte ich die freundliche Dame jedoch sicher nicht, umso mehr, als sie in der Putzendoplergasse wohnt, was ich überaus sympathisch finde.

      Wer weiß, was mir dieser Band an Zustimmung und Ablehnung, an roten und schwarzen Zahlen, an Für und Wider einbringt? Es mag Sie, geneigte Leserin, verehrter Leser, jedenfalls milde stimmen, dass dies der aller-allerletzte Versuch bleiben wird, Sie mit Anekdoten und Reminiszenzen zu kitzeln; für Memoiren wird schließlich wenig übrig bleiben und noch weniger Anlass bestehen.

      Wenn ich also einmal wieder die Feder drohend erhebe, dann wird es nicht um mich und mein lückenhaftes Gedächtnis gehen, sondern um Bedeutenderes.

      Jetzt aber wünsche ich Ihnen mindestens so viel Freude beim Lesen, wie ich beim Schreiben gehabt habe (und dieser Wunsch ist keine bösartige Falle)!

      Christoph Wagner-Trenkwitz

      Stadt Haag, im August 2015

      PS: Ich möchte Heinz Hromada, dem »Retter« des Buchs, hier meine Reverenz erweisen. Heinz ist nicht nur geschätzter Kontragitarrist bei den Philharmonia Schrammeln (wenngleich ich in Bezug auf sein Instrument auch einmal, live auf Sendung, die »Knöpferlgitarre« erfunden habe), sondern auch EDV-Experte der Volksoper. Mitten im Wonnemonat Juli stürzte mein sauer getipptes Word-Dokument ins Bodenlose, ein Notruf bei Meister Hromada (er urlaubte gerade im Waldviertel) war meine einzige Idee. Er hat mein Schriftstellerleben wieder mit Sinn erfüllt, ihm schulde ich großen Dank (dem Sie sich hoffentlich anschließen), dass dieser Schwan nicht ertrunken ist.

      Nochmal das Theater mit der Oper

      Anekdoten aus dem geliebten Irrenhaus und Umgebung

      Meine Türöffner in das Reich der gesungenen Worte waren meine Eltern – ja, ich muss offen gestehen: Ich weiß überhaupt nicht, wo ich wäre ohne meine Eltern. Wahrscheinlich noch in Abrahams Wurschtkessel, was nebenbei meine bevorzugte Geschichtsepoche ist. Aber dorthin wollte ich Sie ja gar nicht entführen, sondern, richtig, in die Oper.

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      Im Familienkreis: Meine Mutter hält mich auf dem Schoß, Großmutter, Vater, Schwester, Tante Traute und Onkel Achim sind’s zufrieden.

      Insbesondere das gesungene Italienisch faszinierte mich von frühester Kindheit an. Ich lallte die Silben nach, die der Tenor Beniamino Gigli auf einer in unserem Haushalt vorrätigen Vinyl-Scheibe hinterlassen hatte. Und ich war fasziniert vom Klang der romanischen Sprache überhaupt: Immer, wenn ich etwas nicht verstehen sollte, sagten es meine Eltern in dieser fremden Zunge, sie belegten nämlich gemeinsam einen Italienischkurs am Wiener »Istituto Dante Alighieri«. Meine ältere – aber eben damals auch noch junge – Schwester Daniela war überzeugt, die wöchentlichen Besuche der Eltern gälten der »Tante Alighieri«, und war bitter enttäuscht, als sie herausfand, dass es sich bei dieser Dame um einen längst verstorbenen Herrn handelte.

      Anfänge und Blind Date

      Singen und Oper waren in unserem Haushalt also etwas »Normales«. Dass sie einmal zum Zentrum meines Berufslebens werden sollten, wusste ich freilich noch nicht.

      Den bescheidenen Anfang machte ein Nebenjob in der Wiener Künstleragentur Raab. Dr. Rudolf Raab, ein Freund meiner Eltern aus Kammerchor-Zeiten in den 1950er-Jahren, war ein väterlicher, stets fairer Chef und Künstlerbegleiter, der abseits seines dichten Tagesplans auch hervorragend blödeln konnte. Der bullige Mann mit der freundlichen Stupsnase konnte unbändig lachen, wenn durch das Telex (wo sind die Zeiten, als diese lautstarke Kommunikationsmaschine noch im Gebrauch war) bizarre Anfragen wie die folgende zu einer leicht falsch buchstabierten Borodin-Oper ratterten: »Bitte um Zusammenstellung von Besetzung FÜRTS IGOR.«

      Ein italienisches Opernhaus wieder fragte anstelle des Baritons Wolfgang Brendel irrtümlich

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