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sehr schönen Statue, die der König auf einer Felsgruppe hat aufstellen lassen, aus der Wasser hervorsprudelt. Es ist der Gott Pan, Flöte spielend, mit einer Ziege auf seinen Füßen. Das Ganze ist aus blendend weißem Marmor. Gegenüber steht eine Bank, worauf ich mich gewöhnlich setze. Dann kehren wir auf einem kleinen Weg zurück.«10

      Zur Unterhaltung besuchten die Prinzessinnen regelmäßig Bälle: »So viel will ich Dir nur sagen, wie sehr ich mich unterhielt, welche Tänzer ich hatte, und dass ich prächtige Bonbons aß. Meine Tänzer waren: Fürst Hohenzollern, Herr von Tacher, Herr von Magerl, der mir einen derben Fußtritt gab und Herr von Wittmann. Ich tanzte sechs deutsche und eine Ecossaise«, schrieb Sophie ihrer Mutter.

      Tegernsee

      Auch Tegernsee, ein ehemaliges Kloster, wurde im Sommer zum oft besuchten Ausflugsziel. König Max erwarb das Gebäude 1817, ließ es zu einem Schloss umbauen und entsprechend einrichten. Dort gab es für Sophie und ihre Schwestern eine Puppenstube, die aus zwei Räumen bestand und mit Möbeln, Geschirr und Lebensmitteln aus Pappmaché ausgestattet war. Diese Puppenstube war so groß, dass sie im größeren Raum drei Erwachsenen Platz bieten konnte.

      Der König lebte in Tegernsee wie ein wohlhabender Gutsbesitzer und Privatmann. Er pflegte den offenen Umgang mit seinem Volk, die Prinzessinnen waren oft mit ihren Ponykutschen unterwegs und wohlbekannt. Auch Gäste wurden in Tegernsee empfangen, so der russische Zar Alexander I. (1777–1825) und der österreichische Kaiser Franz I., woran eine Gedenktafel in der Schlosskirche erinnert.

      Familienleben

      Die Stimmung am bayerischen Königshof war heiter, die Mädchen genossen das Leben in den königlichen Schlössern und die harmonische Verbindung ihrer Eltern. Das Königspaar liebte seine Kinder innig und war sehr stolz auf sie. Der herzliche Umgangston zeigte sich auch darin, dass sich die Mädchen ganz offen über eine Eigenart ihres Vaters lustig machten: Er legte extremen Wert auf Pünktlichkeit, was manches Mal zur Pedanterie ausartete. »Papa wird jeden Tag genauer, man kann nicht zu Atem kommen. Wir tun aber unser Möglichstes, dieser Pünktlichkeit zu willfahren«, schrieb Sophie an ihre Mutter.

      König Max war humorvoll und unkompliziert im Umgang mit seinen Mitmenschen. Nicht selten sprach er unterwegs einfache Leute an. Der Gesellschaft seiner Berater und Minister zog er eindeutig die seiner Familie und seiner Freunde vor, nicht selten amüsierte er sie mit »humoristischen Neckereien«: So ließ er einmal eine unbekannte Speise servieren und wollte wissen, wie sie denn schmecke. Alle waren voll des Lobs, nur Graf Reigersberg rief: »Das ist ja abscheulich!« Max lachte und gab ihm recht: »Du bist grob, aber wahr, denn dies ist Käsegefrorenes! Es hat gewiss keinem geschmeckt, aber die Wahrheit sagen die Schmeichler nicht.« Er hielt sich sogar noch einen Hofnarren namens Georg Prangerl Pranger (1745–1820), den letzten dieses Standes. Dieser trieb seine Scherze auch gerne in der Stadt. So ging er einmal am helllichten Tag mit einer Laterne durch die Straßen und bat die Leute, ihm bei der Suche nach seinem verlorenen Verstand zu helfen.

      Kinderbriefe

      Zeit ihres Lebens war Sophie eine unermüdliche Briefschreiberin. Schon als kleines Mädchen verfasste sie rührende Zeilen für »meinen Lieben Papa in Paris«, den sie im Februar 1810 anflehte: »Noch immer, lieber Papa, bist Du in Paris. O komm doch wieder zu mir zurück! Es tut mir weh, dass Du so weit von mir bist, in meinem Herzen bist Du mir nah.«

      Brief der kleinen Sophie an ihren Vater

      Auch der Vater sandte Sophie regelmäßig kurze, aber liebevolle Briefe, so im Juli 1812: »Ich danke Dir, liebe Sophie, für Deinen vorigen Brief. Ich gedenke, bis Samstag übernächster Woche, das ist der 26. Juli, wieder in Nymphenburg zu sein und Dich recht herzlich zu küssen. Adieu, meine gute Sophie, ich liebe Dich ohne Grenzen. Dein Vater Max. Jos.«

      1814/15 schrieb sie ihrer Mutter mehrmals wöchentlich voller Liebe nach Wien, die sich dort wegen des Kongresses aufhielt: »Ah, liebe Maman! Sie können sich nicht vorstellen, wie alleine ich mich fühle, weil Sie mir das Liebste auf der Welt sind.« Oder: »Sag doch den Kaisern und Königen, dass sie sich mit ihren Geschäften beeilen sollen, um den armen Strohwaisen die ihren Herzen so teuren Eltern wieder zu geben.« Von der Mutter informiert, dass sich der Kongress vielleicht noch bis Mai hinziehen könne, schrieb sie: »Oh Himmel! Das ist ja eine Ewigkeit. Ich glaube, Papa wird uns nicht mehr erkennen!«

      Die Ausbildung

      Max kümmerte sich höchstpersönlich um die Ausbildung seiner Töchter, was keineswegs der damaligen Zeit entsprach – und auch nicht seinem eigenen Wesen, da er nur selten bis gar nicht zum Buch griff. Er war »kein Freund des toten Wissens«, förderte aber Wissenschaft und Kunst, war Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie für Wissenschaften und gründete 1808 die Akademie der Bildenden Künste München.

      Die Mädchen wuchsen mehrsprachig auf. Bei Hof wurde Französisch gesprochen, dazu wurden Deutsch, Italienisch und Englisch unterrichtet. Selbstverständlich gehörten Tanz und Musik ebenso wie Handarbeiten und Zeichnen zur Ausbildung der Prinzessinnen. Wie ihre Mutter malte Sophie sehr gerne, schon als Kind fertigte sie immer wieder Zeichnungen für ihre Eltern an, von denen sich zumindest eine im Hof- und Staatsarchiv in Wien erhalten hat.

      Kinderzeichnung von Sophie

      1811 wurde der protestantische Philologe Friedrich Wilhelm Thiersch (1784–1860), Professor am Münchener Gymnasium, zum Erzieher von Elisabeth, Amalie, Sophie und Marie, später auch von Ludovika, bestellt. Er genoss das Vertrauen des Königs, der ihn 1811 zum Adjunkt an der Akademie machte, wo Thiersch ein philologisches Seminar gründen konnte.

      Zuallererst verbannte der neue Lehrer die alten Kinderbücher der Prinzessinnen, dann wurden die französischen Romane entfernt, mit denen einige Hofdamen die Mädchen versorgt hatten. Die Königin hielt diese genau wie alle anderen Liebesgeschichten, sogar die der deutschen Klassiker, für eine unangemessene Lektüre. Der Unterricht umfasste die Fächer Geschichte, Literatur und Geografie, die Mädchen lasen Homer und Vergil und andere klassische Dichter. Laut Thiersch studierten sie »wie die Ameisen« und »mit Kopf und Herz«. Er hielt die Mädchen dazu an, auch selbst zu dichten. Eines ihrer Schulhefte hat sich erhalten, in dem sie den Park von Nymphenburg in Hexametern beschrieben. Thiersch war nicht immer mit ihren Leistungen zufrieden, vor allem bei der Setzung der Satzzeichen haperte es. Als er zu einer Englandreise aufbrach, versprach er, ihnen von dort eine Kiste mit »Punkten, Kommas und Fragezeichen« mitzubringen. Er war aber nicht nur ein guter, sondern auch ein väterlicher Lehrer und hatte selbst viel Freude mit seiner Aufgabe: »Dieser Unterricht, der durch die Heiterkeit und Sinnigkeit seiner Gegenstände schon allein ein freundliches Verhältnis zwischen dem, der ihn gibt, und dem, der ihn empfängt, herbeiführt, zumal bei dieser Empfänglichkeit und Bildungsfähigkeit dieser vielbegabten und liebenswürdigen Gemüter, war nicht das einzige, was mich mit ihnen verband.«

      Sein Unterricht war klar und verständlich und außerdem sehr anschaulich gestaltet: So brachte er den Prinzessinnen die antike Mythologie anhand der vielen Gemälde und Malereien in den königlichen Schlössern bei. Er selbst liebte die griechische Sprache, die aber nicht Unterrichtsfach war: »Der griechischen Literatur – versteht sich, in deutschen Übersetzungen – sind sie [die Prinzessinnen] im Ganzen wohl kundig.«

      1819 sollte Thiersch an die Universität Göttingen berufen werden und bat um seine Entlassung. Karoline und Max waren schockiert, sie wollten auf den für sie und ihren Nachwuchs so wichtigen Lehrer nicht verzichten. In einer Audienz legte Thiersch dem König seine Beweggründe dar, worauf dieser ihm ein gutes Angebot machte. Thiersch blieb den Prinzessinnen erhalten und ihnen sein Leben lang verbunden.

      Wenn Sophie nach ihrer Heirat nach Bayern kam, traf sie gerne mit ihm zusammen, und als er 1840 Wien besuchte,

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