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es nicht ändern!«3

      Königin Karoline

      Karoline war weniger begeistert. Sie fand den Freier zu alt, stimmte aber unter dem Einfluss ihrer Mutter der Heirat schließlich zu. Wie schon seine erste Frau musste sich die ebenfalls protestantische Karoline bereit erklären, die gemeinsamen Kinder im katholischen Glauben zu erziehen. Dafür wurde ihr zugesichert, dass sie »als künftige Gemahlin allezeit die vollkommenste Gewissensfreiheit genießen und solche zu keiner Zeit an keinem Ort und unter keinerlei Umständen in der Übung der protestantischen Religion eingeschränkt und verhindert werden.«4 Die Trauung erfolgte am 1. März 1797 in Karlsruhe, und die 20-jährige Karoline war nun die Stiefmutter von zwei Mädchen und zwei Knaben. Max’ ältester Sohn Ludwig war nur zehn Jahre jünger als sie. Im Oktober 1797 ließ sich die Familie in Mannheim nieder.

      Wenige Monate später reisten Karoline und Max nach München zu Kurfürst Karl Theodor (1724–1799). Max war dessen nächster Verwandter und stand somit als Nachfolger bereits fest. Karl Theodor hatte keinen legitimen Sohn, und trotz der Heirat des Siebzigjährigen mit der 18-jährigen Maria Leopoldine von Österreich-Este (1776–1848) war auch kein Nachwuchs mehr zu erwarten. Als der Kurfürst am 16. Februar 1799 starb, sah es dennoch kurz so aus, als ob Max leer ausgehen sollte: Maria Leopoldine war schwanger. Zu seinem Glück gab sie jedoch mit schockierender Offenheit zu, dass keineswegs ihr Gatte der Urheber dieses Zustands war. Somit war der Weg frei, und Max wurde Kurfürst. Das Volk begrüßte den neuen Herrscher begeistert, es erwartete sich von ihm Reformen, Religionsfreiheit und ein Ende der absolutistischen Regierungsform. Ein Bürger reichte ihm beim Einzug die Hand in den Wagen: »Nun Max, dass du nur da bist!«

      Max wurde den Erwartungen durchaus gerecht, er führte gemeinsam mit seinem Berater Maximilian de Montgelas (1759–1838) zahlreiche innenpolitische Reformen durch und erließ 1808 und 1818 Verfassungen im Sinne der Aufklärung, womit Bayern sich zu einem modernen Staat entwickeln konnte. Karoline war ihrem Gatten eine tatkräftige Ratgeberin und außerdem karitativ tätig, kein Notleidender wurde abgewiesen. Im Volksmund dichtete man: »Geht dir die Not bis obenhin, so gehst du zu der Karolin«.

      Beim Einzug in München war Karoline schwanger, ihr Sohn wurde aber tot geboren. Ein weiterer Sohn starb noch im Kleinkindalter, erst ihre Töchter, darunter zwei Zwillingspärchen, erwiesen sich als lebensfähig: Elisabeth und Amalie wurden 1801 geboren, Maria Anna Leopoldine und Sophie 1805 – der stolze Vater fand die Geburt »rühmlich« und die »Folge eines braven und geregelten Lebens«. Ludovika folgte 1808 und Maximiliane 1810. Das Ehepaar war in München somit von einer zehnköpfigen Kinderschar umgeben.

      Während der Koalitionskriege näherte sich Max an Frankreich an. Es bestand die Gefahr, dass Bayern im Dritten Koalitionskrieg zwischen Österreich und Frankreich aufgerieben würde. Doch Frankreichs Kaiser Napoleon (1769–1821) garantierte nicht nur den Erhalt Bayerns, er sagte Max außerdem neue Gebiete im Falle eines erfolgreichen Kriegsverlaufs zu. Nach Österreichs Niederlage konnte Max Bayerns Grenzen daher nicht nur halten, sondern sie zur Belohnung sogar erweitern. Außerdem erhob Napoleon Max in den Rang eines Königs, womit alte Wittelsbacher’sche Träume endlich Wirklichkeit geworden waren, wenn auch auf ungeahnte Art. Die Zeremonie fand am 1. Jänner 1806 in der Münchener Residenz statt. Eine öffentliche Krönung oder Salbung gab es wohl aus Rücksicht auf gewisse antifranzösische Ressentiments im Volk nicht, außerdem fehlte eine Königskrone. München war nun eine königliche Haupt- und Residenzstadt und alle Prinzen und Prinzessinnen des bayrischen Königshauses durften den Titel Königliche Hoheit führen, somit auch die damals erst einjährige Sophie. Max, bescheiden wie immer, blieb davon unbeeindruckt: »Wir bleiben dieselben«, soll er gesagt haben.

      Im Ausland nahm man die Rangerhöhung Bayerns sehr zurückhaltend zur Kenntnis. Man empfand die neuen, »von Napoleon gebackenen« Könige als nicht ebenbürtig. In Wien dauerte es einen Monat, bis die Wiener Zeitung überhaupt davon berichtete.

      Max hatte die Königswürde natürlich nicht umsonst bekommen: Bayern musste Napoleon Truppen zur Verfügung stellen, und es gab eine aufgezwungene Hochzeit.

      Sophies Geschwister

      Die »schönste Prinzessin ihrer Zeit«, Sophies Halbschwester Auguste Amalie (1788–1851), heiratete kurz nach der Erhebung ihres Vaters zum König auf Napoleons Befehl Eugène Beauharnais (1781–1824), seinen Adoptivsohn. Königin Karoline und Kronprinz Ludwig hatten sich vergeblich gegen diese Verbindung ausgesprochen, sie mochten die Franzosen nicht. Darüber hinaus verabscheute Karoline Napoleon persönlich, da er ihre große Jugendliebe, Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, Herzog von Enghien (1772–1804), in einem Schauprozess des Hochverrats anklagen und zum Tode verurteilen hatte lassen. Die Trauung fand am 14. Jänner 1806 in der Münchner Residenz statt. Napoleon ließ der Braut großzügige Geschenke überreichen, darunter »goldbestickte Tüllkleider, Spitzen und sehr viele Blumen«. Die erzwungene Ehe wurde sehr glücklich, ihr entsprossen acht Kinder. Nach Napoleons Sturz wurde Eugène von seinem Schwiegervater zum Herzog von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt ernannt und nach seinem frühen Tod in der Münchner Michaelskirche bestattet.

      Sophies andere Halbschwester, Charlotte Auguste Karoline, heiratete 1808 den Kronprinzen Wilhelm von Württemberg. Kein Haupttreffer für Charlotte. Für Wilhelm war es eine Schutzehe, um einer ebenfalls von Napoleon erzwungenen Verbindung zu entgehen. »Ihr Mann ist von eisiger Kälte. Ich begreife, dass er nicht verliebt sein kann. Warum hat er sie aber geheiratet, wenn er sich ihr nicht einmal nähern will? Er hat ihr nicht einmal die Hand gegeben, von Umarmung ganz zu schweigen«,5 berichtete Königin Karoline.

      Kaiserin Karoline Auguste

      Das Ehepaar lebte »auf dem zeremoniellen Fuße des äußerlichen Anstands«, die Ehe wurde also nie vollzogen. Nach Napoleons Sturz wurde die Verbindung im August 1814 »wegen Mangels an den wesentlichen Erfordernissen« für ungültig erklärt und 1816 von Papst Pius VII. annulliert. Charlotte war nun frei für einen neuen Ehebund. Die Wahl ihres Bruders Ludwig fiel auf Großherzog Ferdinand III. von Toskana (1769–1824), den Bruder des österreichischen Kaisers Franz I. (1768–1835). Dessen Staatskanzler Klemens Fürst Metternich (1773–1859) wollte die bayerische Braut allerdings für den Kaiser selbst gewinnen, dessen dritte Gemahlin Maria Ludovika (1787–1816) soeben verstorben war. Offenbar durfte Charlotte dabei mitreden, denn ihre Stiefmutter Karoline schrieb ihr: »Sie werden entscheiden, welcher der beiden Prätendenten Ihnen besser passt. Der Kaiser will absolut nichts gegen die Interessen seines Bruders tun. Sie halten Ihr Schicksal in Händen. Möge Sie Gott leiten und Sie in dem einen oder anderen Falle so glücklich machen, wie ich es wünsche.«6

      Die Wahl fiel schließlich auf den österreichischen Kaiser. Die Trauung fand am 29. Oktober 1816 in der Münchener Hofkapelle statt. Kaiser Franz wurde dabei durch Charlottes Bruder Ludwig vertreten, und König Max bezeichnete diesen Tag als »den glücklichsten meines Lebens«. Es war ihm eine Genugtuung, dass die von ihrem ersten Gemahl so schwer gedemütigte Tochter nun Kaiserin von Österreich war. Am 9. November 1816 erfolgte in der Wiener Augustinerkirche die nochmalige Trauung, nun mit dem echten Bräutigam. Charlotte nannte sich als Kaiserin von Österreich Karoline Auguste. Die Ehe blieb kinderlos, wurde aber trotz des großen Altersunterschieds glücklich. Die neue Kaiserin widmete sich vor allem karitativen Tätigkeiten und galt wie ihr Ehemann als bescheiden und sympathisch.

      Sophies Halbbruder Kronprinz Ludwig von Bayern (1786–1868) wurde von Kindheit an auf sein Amt als Herrscher vorbereitet, Befehl und Gehorsam wurden ihm als oberste Tugenden vermittelt. Er hegte keine Sympathie für Frankreich, das Bündnis mit Napoleon war ihm ein Dorn im Auge. Er war von Geburt an schwerhörig, was ihm laut seiner Zeitgenossen eine »schwere Sprache« bescherte. Über sein Aussehen meinte der in russischen Diensten stehende Karl Graf von Nostitz, der Ludwig beim Wiener Kongress 1814 kennenlernte: »Der Kronprinz von Bayern sieht schlecht aus, eine Gestalt ohne Ausdruck.« Im Oktober 1810 heiratete Ludwig die protestantische Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792–1854). An Therese erinnert in München noch heute die Theresienwiese,

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