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      Das jüngste Kind aus der ersten Ehe Max’ war Karl Theodor Maximilian August (1795–1875). Er hatte zu seiner Stiefmutter Karoline ein sehr inniges Verhältnis, da er erst zwei Jahre alt war, als sie die Mutterrolle einnahm. Er galt als Lieblingssohn seines Vaters und war ein fröhliches, unkompliziertes Kind. Da er die nicht standesgemäße Marie Anne-Sophie Petin (1792–1838, Freiin von Bayrstorff) heiratete, musste er für sich und seine beiden Töchter auf die Thronrechte verzichten. Die ihm 1831 angebotene Krone Griechenlands lehnte er ab.

      Die erste von Karolines Töchtern, Elisabeth Ludovika (1801–1873), genannt Elise, vermählte sich mit Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1794–1861), eine ausgesprochene Liebesheirat. Sie durfte ihren katholischen Glauben mit Garantie zur eingeschränkten Ausübung ihrer Religion behalten, sagte jedoch eine spätere Konvertierung zu, sofern diese aus eigener innerer Überzeugung erfolgte. 1830 trat sie zum protestantischen Glauben über.

      Ihre Zwillingsschwester Amalie Auguste (1801–1877) heiratete 1822 den Prinzen Johann von Sachsen (1801–1873), den sie in München kennengelernt hatte, als er dort auf der Rückfahrt von einer Italienreise Halt gemacht hatte. Als sie zur Hochzeit nach Sachsen reiste, wurde sie von Johann in Chemnitz empfangen: »Meine Braut war in einem roten mit Pelz verbrämten Überkleid gekleidet und ich erhielt bei meinem Eintritt in den Wagen den ersten Kuss.«7 Johann gelangte später durch den Tod seines älteren, kinderlosen Bruders Friedrich August II. (1797–1854) auf den Thron. Sein eigentliches Interesse galt der Literatur, unter dem Namen Philalethes übersetzte er unter anderem Dantes Göttliche Komödie. Auch diese Ehe wurde glücklich, das Paar hatte neun Kinder.

      Sophies Zwillingsschwester Maria Anna Leopoldine (1805–1877) war die Gattin des eben erwähnten Königs Friedrich August II. von Sachsen. Er war ein freundlicher und intelligenter Mann, die Politik interessierte ihn allerdings ebenso wenig wie das Militär. Er setzte nach der Revolution von 1848/49 unter anderem Reformen im Justizwesen durch, befreite die Bauern vom Frondienst und hob die Zensur auf. 1849 nahm er jedoch einige seiner Reformen wieder zurück und erteilte bei einem weiteren Aufstand in Dresden im Mai 1849 sogar den Schießbefehl. Sein Tod war die Folge eines Unfalls: Bei einer Reise in Tirol verunglückte sein Pferdewagen in Karrösten (Oberinntal). Er starb im Gasthof Neuner, der noch bis heute in Betrieb ist, nachdem er aus dem Wagen gestürzt war und von einem Pferd einen Tritt gegen den Kopf erhalten hatte.

      Prinzessin Ludovika Wilhelmine (1808–1892), von der Familie meist Luise gerufen, wurde als einzige der Schwestern nicht glücklich. Trotz der Bedenken ihrer Mutter vermählte man sie mit Herzog Maximilian in Bayern (1808–1888), der viele so gar nicht standesgemäße Interessen hatte: Zitherspiel, Zirkus und Schauspielerei. Das Verhältnis zwischen den Eheleuten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, war denn auch von Anfang an gespannt. Ludovika sagte noch in hohem Alter, dass »wir beide uns nicht haben heiraten wollen«. Die Familie wohnte im Winter in München, im Sommer auf Schloss Possenhofen am Starnberger See. Das Paar sah sich so selten wie möglich. Dennoch wurden zehn Kinder geboren, darunter die spätere Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich.

      Sophie (vorne) mit ihren Schwestern Marie und Ludovika

      Sophies jüngste Schwester, Maximiliane Josepha Karoline (1810–1821), von der Familie zärtlich Ni oder Nini genannt, wurde von allen geliebt, vor allem von ihrer Mutter: »Sie war das liebste Kind meines Herzens.«8 Als Karoline nach langer Abwesenheit endlich ihre Rückkehr vom Wiener Kongress nach München ankündigte, schrieb ihr Sophie am 24. Jänner 1815: »Die Nini hat eine unbeschreibliche Freude, als man ihr sagte, dass die Mama bald wieder käme, sie hüpfte im Zimmer herum wie ein Hirschchen und war vor Vergnügen außer sich. Als neulich die Rotberg9 zu ihr sagte: ›Ich habe Ihre Maman auch sehr lieb‹, da antwortete ihr die Nini: ›Oh nein! Du darfst die Mama nur ein klein bisschen lieb haben, denn ich habe die Mama recht groß lieb, so groß wie Du!‹ Gestern, als wir bei ihr waren, lief sie im Zimmer herum und hatte papierene Flügel auf den Rücken gebunden. Die Rotberg fragte sie, was sie denn da mache? Sie antwortete ihr: ›Ich bin nach Wien geflogen und die Mama schickt Dir einen Kuss!‹ Wir lachten abermals darüber und die Nini mit uns.« Nini starb früh an Schleimfieber, also vermutlich an Typhus.

      Das häusliche Umfeld

      München

      König Max hatte aus der aufstrebenden und sich nach Ende der Koalitionskriege rasch entwickelnden Stadt München eine königliche Residenz gemacht. Um 1810 zählte man 40 000 bis 45 000 Einwohner, 1824 war die Zahl bereits auf 62 000 angestiegen. Mit dem Ausbau der Stadt hatte Max den Baumeister Karl von Fischer (1782–1820) betraut, den ersten Professor für Architektur an der neu gegründeten Akademie der bildenden Künste. Es wurden Gärten angelegt, breitere Straßen und Gehsteige gebaut und mit Bäumen bepflanzt, für Kanalisation und Wasserversorgung gesorgt.

      Die königliche Familie verbrachte die Wintermonate in der 1385 gegründeten Münchner Residenz. Über die Jahrhunderte hinweg war diese Festung zu einem riesigen Komplex ausgebaut und um Gärten und Höfe ergänzt worden. Unter König Max kam es zwar zu keinen Erweiterungen, allerdings zu einigen Änderungen, denn die Familie empfand die Gebäude als bedrückend und düster. Karoline schrieb ihrer Mutter, dass es »nicht ein modernes Möbel gäbe«.

      Königin Karoline, die viel Wert auf Repräsentation legte, wählte für sich die Hofgartenzimmer sowie deren angrenzende Räume und ließ sie prachtvoll im Stil des Empire ausstatten. Sie verfügte außerdem über ein eigenes Malkabinett und ein Musikzimmer. Sie malte viel und gern, liebte die Musik und das Sprechtheater – genau wie später auch ihre Tochter Sophie.

      Die Repräsentationsräume des Königs befanden sich im westlichen Flügel, in den Steinzimmern, die im 17. Jahrhundert reich mit Marmor und Stuckmarmor ausgestattet worden waren. Seine Wohnräume lagen im neu eingezogenen Halbgeschoss im oberen Teil eines ehemaligen Festsaals. Sie waren einfach eingerichtet und wirkten eher wie die Räume eines Bürgerlichen als die eines Königs. Im selben Stockwerk wohnten auch Sophie und ihre Schwestern.

      Nymphenburg

      Die Familie übersiedelte stets Anfang Mai nach Schloss Nymphenburg, den Lieblingsort des Königs. Er beauftragte den damals führenden Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823), »den alten französischen Garten zu Nymphenburg im natürlichen Gartengeschmacke umzuwandeln, d. h., diesen in einen englischen Garten umzuändern«. Er galt danach als der schönste Garten des Landes.

      Der größte Teil des Gartens war öffentlich zugänglich, die königliche Familie hatte aber ihre privaten Bereiche wie das Prinzengärtchen. Hier wurden für die Kinder idyllische Bauernhäuschen mit Gärten errichtet, wo sie Blumen pflanzten und »viele heitere Stunden des jugendlichen Alters« verbrachten. In der Menagerie wurde hauptsächlich »Federvieh gehalten, das der König ungemein liebte, hingegen vierfüßige Thiere von ihm nur wenige gehalten, reißende Thiere aber gar keine angeschafft«. Unter den wenigen »vierfüßigen Thieren« gab es immerhin ein Lama, zwei Beuteltiere, zwei Gazellen, ein »geflügeltes« Eichhörnchen sowie zwei »Kängarrus«.

      Die Münchner Residenz im 18. Jahrhundert

      Max ließ sich direkt vor seinen privaten Räumen im Erdgeschoss einen Garten anlegen, den er »mon bijou« nannte. Hier hielt er seine Lieblingspflanzen und -tiere, darunter Papageien und Sittiche, die so an ihn gewöhnt waren, dass sie nicht wegflogen – sie saßen in den Bäumen. Einen schwarzen Papagei trug er zur Freude seiner Kinder häufig in seiner Weste mit sich herum. Der erklärte Liebling aller war aber der Affe Coco, der sich meist in ihrer Nähe aufhielt und vor allem die Prinzessinnen entzückte.

      Max ließ Gewächs- und Palmenhäuser für tropische Pflanzen anlegen, hier gediehen Pflanzen aus allen fünf Kontinenten, die zum Teil aus Wien stammten, Geschenke des großen Pflanzenliebhabers und Hobbygärtners Kaiser Franz I.

      Hektik herrschte in Nymphenburg keine. So beschreibt Königin Karoline

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