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dichiarata regina

       Sifare, figliuolo di Sig. Pietro Benedetti,

       Mitridate e di detto Sartorino

       Stratonice, amante (Soprano. Primo uomo).

       d'Aspasia

       Farnace, primo Sign. Giuseppe

       figliuolo di Mitridate, Cicognani (Contralto).

       amante della medesima

       Ismene, figlia del re Sign. Anna Francesca

       de' Parti, amante di Varese (Seconda Donna.

       Farnace Soprano).

       Marzio, tribuno Romano, Sign. Gasp. Bessano

       amico di Farnace (Tenore).

       Arbate, governatore di Sign. Pietro Muschietti

       Ninfea (Soprano).

       Mitridate, der bekannte König von Pontus, hat vor seinem Feldzug gegen Rom seine Verlobte Aspasia unter der Obhut seiner beiden Söhne Sifare und Farnace zurückgelassen. Auf die falsche Nachricht von Mitridates Tod wirbt Farnace um Aspasias Liebe, worauf diese bei dem bereits heimlich von ihr geliebten Sifare Schutz sucht. Den darob zwischen den Brüdern entbrennenden Streit beendet der wiederkehrende König, der Farnace eine Braut in Ismene mitbringt. Bald entdeckt er das Verhältnis seiner Söhne zu Aspasia und Farnaces verräterischen Verkehr mit Rom und beschließt, sie samt Aspasia zu töten. Schon hält Aspasia den Giftbecher in der Hand, als ihn Sifare ihr entreißt. Unterdessen kommt dem eingekerkerten und von den Römern befreiten Farnace sein schimpfliches Verhalten zum Bewußtsein. Im Verein mit Vater und Bruder zerstört er die römische Flotte, wobei Mitridate tödlich getroffen wird. Sterbend überläßt er Aspasia dem Sifare, während Farnace sich nunmehr erbietet, Ismene zu heiraten. Ein Rachegesang gegen die römische Tyrannenmacht schließt die Oper.

      Die Oper besteht mit Ausschluß der Ouvertüre aus vierundzwanzig Nummern, lauter Arien, mit Ausnahme eines Duetts (17) und des Quintetts am Schluß3. Die Originalpartitur scheint verlorengegangen zu sein4; dagegen sind mehrere einzelne Nummern in verschiedener Komposition erhalten; sie zeigen, daß Mozart, mehr wohl um den Sängern als um sich zu genügen, verschiedene Versuche machen mußte. Zu der ersten Arie des Mitridate (7) "Se di lauri il crine adorno" sind vier verschiedene skizzierte Entwürfe vorhanden; die Arie der Aspasia (13) "Nel grave tormento" ist in einer verschiedenen Komposition angefangen, die aber schon im ersten Tempo bald abbricht; fünf andere Nummern sind in vollständiger Ausführung vollendet und haben späteren Bearbeitungen Platz gemacht5.

      Der Text ist ein lehrreiches Beispiel dafür, wie nahe die Librettistik Metastasios den Franzosen steht. Rhetorisches Heldentum, verschlungenes Liebesspiel, ein großer geschichtlicher Hintergrund, das Alles gemahnt an Metastasio, und nur dessen schönrednerischer Flitter fehlt. Trotzdem gehört dieses Buch zu den besseren seiner Gattung. Es ist geschickt angelegt und konnte dem Komponisten Gelegenheit zu echt dramatischen Wirkungen geben, wenn dieser Komponist eben nicht ein 14jähriger deutscher Knabe gewesen wäre. Abermals stand Mozart vor einer Aufgabe, der er seelisch noch nicht gewachsen war.

      Das einzige, was er dafür mitbrachte, war seine reiche musikalische Ader, und es war darum ganz natürlich, daß er mit seiner Oper lediglich ein wirkungsvolles, großes Musikstück schaffen wollte. Es war sein Glück und sein Erfolg, daß diese Absicht sich mit den Ansprüchen des damaligen Publikums deckte; wäre er damit in der Zeit Jommellis und Traëttas hervorgetreten, so hätte ihn höchstwahrscheinlich auch seine Wunderkindschaft nicht vor dem Durchfall geschützt.

      Unter diesen Umständen, die nicht allein für den "Mitridate", sondern für alle italienischen Werke bis zum "Re pastore" gelten, kann natürlich von einer durchgeführten dramatischen Charakteristik keine Rede sein. Die finstere Hoheit des orientalischen Herrschers war dem Knaben ebenso ein Buch mit sieben Siegeln wie der heroische Liebesschmerz Aspasias und Sifares. Er behilft sich dabei mit dem allgemeinen, frostigen Theaterpathos der Neuneapolitaner, dessen Merkmale er sich mit der ihm eigenen merkwürdigen Anpassungsfähigkeit zu eigen gemacht hat. Wie naiv er aber dabei mitunter verfährt, zeigt gleich Aspasias erste Arie mit dem Thema6:

      Dieser Wutausbruch begleitet einen Text, der weiter nichts enthält als ein schlichtes Gebet an die Gottheit! Während wir in derartigen hochpathetischen Arien vergeblich nach Zügen des späteren Mozartschen Geistes suchen, ist dem Komponisten der Ausdruck des Schmerzes und der Sehnsucht besser gelungen, hier wirkten die italienischen Vorbilder und sein eigenes Talent zusammen. So trägt die g-Moll-Arie der Aspasia "Nel sen mi palpita" (Nr. 4) mit ihrer durch die Zurückhaltung nur noch rührenderen Wehmut, ihrem modulatorischen Gang, der kaum einmal die Molltonart verläßt, und ihrer herben Chromatik ganz die Züge des späteren Meisters, wenn sie ihn auch gesanglich noch nicht erreicht. Auch die liedmäßige Arie Ismenes (Nr. 18) "Tu sai per chi m'accese" hebt sich durch den schlichten und herzlichen Ton des Zuspruchs vorteilhaft heraus. In anderen empfindsamen Sätzen bildet Mozart die italienischen Muster mit Glück weiter. Die beiden langsamen Es-Dur-Sätze III 4 (Ombraszene der Aspasia) und Nr. 22 (Farnace) tragen die Spuren Chr. Bachs, die Allegromelodie der Arie "Parto, nel gran cimento" (Nr. 5) stammt unmittelbar aus Piccinnis "Cesare" (s.o.S. 209), der auch in Nr. 2 ("l'orgoglio d'un audace" Part. S. 24) hindurchblickt.

      Aber nicht allein in dramatischer, auch in rein musikalischer Beziehung bleibt Mozart in diesen Jugendopern oft hinter den Italienern zurück. Zwar ahmt er ihre beiden modernsten Arienformen, die mit verkürztem da capo und die gedrängte dreiteilige sowie die zweiteilige Kavatine mit Glück und Geschick nach, aber im inneren Bau herrscht noch eine merkwürdige Unruhe. Das Hauptgeheimnis der italienischen Kunst, die bei aller Breite und Ausführlichkeit doch stets organische Geschlossenheit ihrer Melodik, ist ihm offenbar noch nicht aufgegangen. Statt seine Gedanken ruhig zu entwickeln und zu verarbeiten, springt er häufig genug ab und überrumpelt die Hörer mit neuen Motiven, die ihm seine reiche Phantasie in unerschöpflicher Fülle zuträgt. Auch sonst hat er des Guten gelegentlich viel zu viel getan: so nimmt er in dem oben angeführten Beispiel die Koloratur, dazu noch auf ganz unsinngemäße Worte, schon in das Thema selbst herein, was die Italiener aus guten Gründen vermeiden; sie treten mit dem Zierat erst hervor, wenn der melodische Bau in seinen Grundlagen fertig ist: im zweiten Abschnitt des ersten Teils.

      Ebenso ist das Verhältnis zwischen Gesang und Orchester noch nicht geklärt. Mozart ist zwar offenbar von seinem Vater darüber belehrt worden, daß er bei einer italienischen Oper mit seinen sinfonischen Künsten zurückzuhalten habe, und hat demnach besonders im ersten Teile der Oper Begleitungen geschrieben, die für damalige Begriffe geradezu altmodisch einfach klingen. Aber dann machte sich doch seine bisherige Erziehung mit Macht wieder geltend: von etwa Nr. 13 an drängen sich die Instrumente nach deutscher Art wieder mehr und mehr vor7. Dagegen findet sich zu jener elastischen, besonders von Piccinni gepflegten Orchesterführung, die die Ausdruckskraft der Instrumente ausnützt, ohne das Vorrecht des Gesangs zu schmälern, im "Mitridate" noch kaum ein schwacher Ansatz.

      Die meist sehr breit angelegten Anfangsritornelle bringen nach Bachschem Muster in der Regel zwei durch einen scharf markierten Halbschluß getrennte, gegensätzliche Themen, von denen das zweite indessen nur in Ausnahmefällen (14) Gesangscharakter trägt und weit häufiger als Solo dem vorhergehenden Tutti gegenüber gedacht ist. In der Arie selbst tauchen diese Seitenthemen meist bei der ersten Wiederholung des Textanfanges auf, so daß also der dichterische Hauptgedanke der Arie gleich zu Anfang zwei musikalisch sehr gegensätzliche Formen annimmt (1). Auch Bach und die Italiener lieben solche Gegensätze, aber ihre Seitenthemen treten nicht von Anfang an so anspruchsvoll den Hauptthemen zur Seite, sondern werden erst im Verlauf des Gesanges sozusagen durch

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