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In Vicenza wurden sie vom Bischof, der aus dem Hause Cornero war und ihre Bekanntschaft in Venedig gemacht hatte, einige Tage zurückgehalten; auch in Verona, wo sie bei ihrem alten Freunde Luggiati wohnten, der Wolfgang zu Ehren eine glänzende Gesellschaft gab, mußten sie mehrere Tage verweilen. Das Wichtigste aber, was Mozart bei seiner Rückkehr nach Salzburg am 28. März 1771 mitbrachte, war ein neuer Opernauftrag der Mailänder "impresa" für den Karneval von 1773; das Honorar wurde sogar auf 130 Gigliati erhöht85.

      Aus dem halben Jahr, das zwischen der ersten und zweiten italienischen Reise liegt, wissen wir von seinem Leben sehr wenig; es hat sich sicher in aller Ruhe, unter fortwährenden Studien aller Art, abgespielt. An sicher datierten Kompositionen aus dieser Zeit sind uns außer dem Oratorium nur eine Litanei de B.M.V. in B-Dur (K.-V. 109, S. II. 1 Nott.), ein "Regina coeli" (K.-V. 108, S. III. 10 Nott.), beide aus dem Mai, und eine G-Dur-Sinfonie (K.-V. 110, S. VIII. 12) aus dem Juli bekannt; eine weitere Reihe werden wir aus stilistischen Gründen in dieselbe Zeit zu setzen haben.

      Dagegen deuten verschiedene geheimnisvolle Stellen in den aus der nächsten Zeit stammenden Briefen an die Schwester darauf hin, daß die Sinne des Fünfzehnjährigen zu erwachen begannen. Wer die Schöne war, die damals im Sommer 1771 sein Herz in helle Flammen setzte, wissen wir nicht; höchstwahrscheinlich war es eine von Mariannes Freundinnen, die sich obendrein gerade zu jener Zeit verheiratete. Diese Wendung hat ihn indessen keineswegs in eine Wertherstimmung versetzt, wie seine Äußerungen in den Briefen überhaupt, wohl in Rücksicht auf den gestrengen Vater, sehr zurückhaltend sind. Offenbar war es eine richtige Sekundanerliebe, aber wichtig ist sie doch, weil sie bei ihm den Beginn der Mannbarkeit ankündigt, der sich bald auch in seiner Kunst äußern sollte.

      Fußnoten

      1 Goethe berichtet in seiner Italienischen Reise unter dem 30. Juli 1787 aus Rom: "Bis gegen Morgen sind immer Partien auf der Straße, die singen und spielen; man hört manchmal Duette, so schön und schöner als in einer Oper oder Konzert" (Jub.-A. 27, 80, vgl. auch die Schilderung des mit Musikanten besetzten Wagens, der "durch die nächtliche Stadt seine Lustrunde machte", ebenda S. 87).

      2 H. Kretzschmar SIMG III 270 ff.

      3 Mit dem italienischen Urtext veröffentlicht von H. Kretzschmar ZIMG III 263 ff. Über die Briefe an Ortes im allgemeinen derselbe, Ges. Aufs. II 149 ff.

      4 Wie aus diesem Brief hervorgeht, hatte L. Mozart damals noch die Absicht, schon am 24. Oktober von Salzburg abzureisen.

      5 "Ad 27. Nov. Hodie D. Wolfgangus Mozart iuvenis 14 annorum cum facultate abeundi Italiam litteram decretalem accepit, quod sit imposterum Concert Maister, cum permissione quod post reditum ex Italia iam sit competentem huic officio pensum percepturus". So das Tagebuch Hagenauers.

      6 Die Quellen für diese Reisen sind die Briefe Leopolds und Wolfgangs, dazu die Mitteilungen der Schwester (Notteb. 104). Wichtig ist ferner für die erste Reise noch ein autographes kleines Verzeichnis aller Bekanntschaften von Wolfgangs Hand, jetzt auf der Münchner Staatsbibliothek, veröffentlicht von A. Sandberger JP 1901, S. 65 ff. Leider enthält es nur die Namen der betreffenden Persönlichkeiten aus Innsbruck, Bozen, Rovereto und Neapel. Die Abreise nach Italien geschah, wie Hagenauer richtig bemerkt, am 13., nicht am 12. Dezember, wie Vater und Schwester übereinstimmend angeben, und demgemäß verschieben sich auch die Zeiten der Abfahrt von Innsbruck und Steinach um einen Tag, denn L. Mozart hatte einen alten Kalender mitgenommen, den er erst unterwegs gegen einen neuen umtauschte. Nach seinen Reiseaufzeichnungen waren die Stationen dieser ersten italienischen Reise folgende: Innsbruck, Steinach, Brixen, Bozen, Neumarkt, Rovereto, Verona, Mantua, Cremona, Mailand, Parma, Bologna, Florenz, Rom, Neapel, Turin, Venedig (Schurig, Reiseaufz. S. 16, 49 ff., 62).

      7 Das Tagebuch nennt noch einen "Capellmeister abbate Pasqui" (wohl Pasquini), wahrscheinlich Kapellmeister dieser Kirche.

      8 Das Bild bei Schiedermair V 12. Den Maler erblickt Sch. wohl mit Recht in dem von L. Mozart in seinen Reisenotizen erwähnten "pittore Cignaroli".

      9 Der Komponist ist nicht genannt. Hasse kann es nicht gewesen sein, wie WSF I 272 annehmen, da sein Ruggiero erst 1771 entstanden ist.

      10 B I 6 f.: "Die Opera zu Mantua ist hübsch gewesen, sie haben den Demetrio gespielt, die prima donna singt gut, aber still, und wenn man sie nicht agiren sehte, sondern singen nur allein, so meinete man, sie singe nicht, denn den Mund kann sie nicht eröffnen, sondern winselt alles her ... La seconda donna macht ein Ansehen wie ein granadierer, und hat auch eine starke Stimme, und singt wahrhaftig nicht übel auf das daß sie das erste Mal agiret. Il primo uomo, il musico, singt schön, aber eine ungleiche Stimme, er nennt sich Casselli. Il secondo uomo ist schon alt, und mir gefällt er nicht, er nennt sich – – Tenor. Einer nennt sich Otini, welcher nicht übel singt, aber halt schwer, wie alle italienischen Tenore, und ist unser sehr guter Freund; der andere weiß ich nicht wie er sich nennt, er ist jung noch, aber nicht viel rares. Primo ballerino: gut. Prima ballerina: gut, und man sagt, sie sei gar kein Hund nicht, ich habe sie zwar in der Nähe nicht gesehen, die übrigen aber wie alle andern: ein Crudescer [Grotesker?] ist dagewesen, der gut springt ... Das Orchestro ist nicht übel gewesen."

      11 Vgl. die Schilderung in demselben Briefe.

      12 S. Mayr, Die ehem. Universität Salzburg S. 12 f. Er hatte hier einen literarischen Verein gegründet, dessen freiheitliche Bestrebungen hart angefochten wurden.

      13 Briefe I 271, 279, 324; II 48. Schlözer stellt ihn Münchhausen an die Seite (Leben I 96 f., 276, 313). Vgl. Dutens, Mém. I 327. Teutsch. Merc. 1789, III 301.

      14 Der Sitte gemäß mußten sie sich Mäntel und Bajuten, Kappen, die bis über die Schultern herabfielen (Teutsch. Merc. 1775, III 247 f.), machen lassen. L. Mozart, dem sie an Wolfgang ungemein gefielen, schüttelte den Kopf dazu, "daß er auf seine alten Tage noch diese Narredey mitmachen müsse".

      15 "Cesare e Cleopatra" ist der Titel auf der Partitur. Der Komponist der "Didone", von der Wolfgang berichtet, ist zweifelhaft; Jommelli, an den WSF I 272 denken, war es wohl nicht, seine "Didone" war schon 1763 in Stuttgart entstanden.

      16 Vgl. F. Torrefranca RMI 1913 und G. de Saint-Foix SIMG XV, 308 ff.

      17 WSF I 284 ff. Vgl. zu dieser Frage auch Jahn I1 318 und Köchel S. 123 f. und 153. Daß K.-V. 143 eine Einlage in K.-V. 117 gewesen sei, wird von Nottebohm (Rev.-Ber. S. 50) mit Recht bestritten.

      18 So L. Mozart B III 24, der die zum Rezitativ gehörende Arie nicht noch besonders erwähnt. Tatsächlich sind es also vier Arien. Zu den beiden Arien des "Artaserse" kommt noch die derselben Oper angehörende "Fra cento affanni" (K.-V. 88, S, VI. 9), vgl. WSF I 287 ff.

      19 Gleich in der Arie des Cesare I 1 und II 3, sowie der Cornelia III 6.

      20 Florentiner Goldgulden im Wert von etwa einem Dukaten.

      21 Sie sang bis zum c'''', und Wolfgang schrieb einige ihrer Passagen auf, wie Leopold am 24. März berichtet (B III 27).

      22 Vgl. B III 28.

      23 Über diesen vgl. B III 62.

      24 Kelly, Remin. I 74 ff.

      25 Vgl. Valle, Memorie storiche del P.G.B. Martini 1785; Parisini, Della vita e delle opere del Padre M. 1887; Busi, Il padre G.B. Martini 1891; Gandolfi, Elogio di G.B.M. 1913.

      26 Esemplare ossia saggio fondamentale pratico di contrappunto 1774–1775.

      27 Burney, Reise I 144 f.

      28 Vgl. Grétry, Mém. I 91. Meißner, Bruchstücke zur Biogr. J.G. Naumanns 1803, I 150 ff. Burney, Reise I 142 f.

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