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Lärm noch größer, denn jeder wollte den kleinen Organisten sehen." Die Zeitung pries (Beil. III C) und Dichter besangen die wunderbare Erscheinung um die Wette (Beil. III A, 4. 5). Der Generaleinnehmer Pietro Luggiati, der an der Spitze der begeisterten Dilettanten stand, ließ ein lebensgroßes Bild Wolfgangs am Klavier in Öl malen und teilte in einem ausführlichen Brief (22. April) der Mutter diese Ehrenbezeigung mit, indem er seine Bewunderung für den "raro e portentoso giovane" in warmen Worten aussprach8.

      Am 10. Januar kamen sie in Mantua an, trotz der Kälte gesund und wohl, aber Wolfgangerl sah, wie der Vater schreibt, von der Luft und dem Kaminfeuer aus, "als hätte er einen Feldzug gethan, ein wenig rothbraun, sonderheitlich um die Nase und den Mund, so z. Ex. wie Se. Majestät der Kaiser aussehen". Auch hier wurden sie von den vornehmen Dilettanten mit Zuvorkommenheit aufgenommen, namentlich sorgte Sgra. Bettinelli wie eine Mutter für ihn und entließ ihn mit weinenden Augen. Eine Signora Sartoretti lud sie zum Mittagessen zu Gast und schickte am Tage darauf durch ihren Bedienten eine Schale mit einem schönen Blumenstrauß, an dem unten rote Bänder und in der Mitte der Bänder eine Medaille von vier Dukaten eingeflochten war, darauf lag ein von der Signora verfaßtes Gedicht auf Wolfgang (Beil. III A, 6). Auch gab sie Wolfgang eine Pomade, die seine Hände, die vom Frost gelitten hatten, rasch wiederherstellte. Am 16. Januar war das Konzert der philharmonischen Gesellschaft in ihrem artigen "teatrino", wobei Wolfgang die Hauptleistung übernahm. Das nachstehende Programm gibt eine Vorstellung von den Akademien, in denen Wolfgang sich in Italien hören ließ.

       Serie delle composizioni musicali da eseguirsi nell' accademia pubblica filarmonica di Mantova

       la sera del di 16 del corrente

       Gennajo 1770

       in occasione della venuta del espertissimo giovanetto

       Sign. Amadeo Mozart.

       1. Sinfonia di composizione del Sig. Amadeo.

       2. Concerto di Gravecembalo esibitogli e da lui eseguito all' improvviso.

       3. Aria d'un Professore.

       4. Sonata di Cembalo all' improvviso eseguita dal giovine con variazioni analoghe d'invenzione sua e replicata poi in tuono diverso da quello in cui è scritta.

       5. Concerto di Violino d'un Professore.

       6. Aria composta e cantata nell' atto stesso dal Sign. Amadeo all' improvviso, co' debiti accompagnamenti eseguiti sul Cembalo, sopra parole fatte expressamente; ma da lui non vedute in prima.

       7. Altra Sonata di Cembalo, composta insieme ed eseguita dal medesimo sopra un motivo musicale propostogli improvvisamente dal primo Violino.

       8. Aria d'un Professore.

       9. Concerto d'Oboè d'un Professore.

       10. Fuga musicale, composta ed eseguita dal Sign. Amadeo sul Cembalo, e condotta a compiuto termine secondo le leggi del contrappunto, sopra un semplice tema per la medesima presentatogli all' improvviso.

       11. Sinfonia dal medesimo, concertata con tutte le parte sul Cembalo sopra una sola parte di Violino postagli dinanzi improvvisamente.

       12. Duetto di Professori.

       13. Trio in cui il Sign. Amadeo ne sonerà col Violino una parte all' improvviso.

       14. Sinfonia ultima di composizione del Suddetto.

      Der Erfolg war glänzend, der Beifall ungeheuer, und in einem Zeitungsberichte hieß es, daß die Musiker in Mantua nach allen Proben, die sie mit Wolfgang vorgenommen, nicht fürchteten, zu viel zu sagen, wenn sie behaupteten, dieser Jüngling scheine geboren, um die in der Kunst erfahrensten Meister zu beschämen, wie auch ein angesehener Gelehrter in Verona geschrieben habe, er sei "ein Wunderwerk der Natur, gleich wie Terracinen die Mathematiker und Corillen die Dichter zu beschämen geboren worden seien".

      Man sieht, daß es dabei hauptsächlich auf den Eindruck des Wunderbaren so frühreifer Leistungen abgesehen war. War es schon staunenswert, daß Wolfgang sich als Klavierspieler, Violinist und Sänger hören lassen konnte, so traten doch die Leistungen des Virtuosen entschieden hinter denen des Komponisten zurück. Auch hier ist der Nachdruck auf das Improvisieren gelegt, die Fähigkeit, verschiedenartige Aufgaben augenblicklich den Bedingungen der Kunst gemäß zu lösen, was neben großer Lebhaftigkeit der Phantasie vollkommene Sicherheit in der Behandlung der Form voraussetzt. Aber auch von seinen ersten Operneindrücken berichtet Mozart aus Verona und Mantua: dort hörte er einen "Ruggiero"9; hier Hasses "Demetrio" (10. Jan. 1770). Sein Urteil10 offenbart bereits den ganzen späteren Mozart: es ist ebenso sicher wie ehrlich, ohne jeden Überschwang, aber dafür von salzburgerischer Schärfe, und endlich anschaulich zum Greifen. Über die Musik schweigt er, da er sich hier noch nicht sicher fühlt, aber auch nicht ins Blaue hinein loben mag. Um so schärfer geht er über die Sänger und namentlich auch über die Tänzer her, und nicht übersehen darf endlich der auffallende Nachdruck werden, den der künftige Dramatiker schon hier auf das "Agieren" legt. Ein Nachhall dieser Opernaufführungen war die leider verlorene Komposition der Arie "Misero tu non sei" (aus Metastasios "Demetrio" I, 4).

      In Cremona hörten sie eine zweite Oper von Hasse "La clemenza di Tito"11 und kamen dann noch vor Ende Januar nach Mailand, wo sie im Kloster der Augustiner von S. Marco eine sichere und bequeme Wohnung fanden. Ein besonderer Laienbruder bediente sie, auch fanden sie gewärmte Betten vor, worüber Wolfgang "beim Schlafengehen allezeit in seinem Vergnügen war". Ihr besonderer Gönner war der Generalgouverneur Graf Carl Joseph von Firmian (geb. 1716). Er war zum Teil in Salzburg erzogen worden, wo sein älterer Bruder Joh. Bapt. Anton bis 1740 Erzbischof war, hatte dann hier sowie in Leiden studiert12 und war nach verschiedenen Reisen in Frankreich und Italien Gesandter in Neapel geworden. Winckelmann hat ihn hier als einen der würdigsten Männer seiner Nation gepriesen13. Seit 1759 Generalgouverneur der Lombardei, machte er seine bedeutenden Sammlungen mit großem Entgegenkommen allgemein zugänglich und unterstützte Künstler und Gelehrte auf jede Weise. Auch Mozarts fanden bei ihm die wärmste Aufnahme. Unter seinem Einfluß bei den vornehmen Familien eingeführt, genossen sie die Freuden des Karnevals in vollen Zügen14. In der Oper lernten sei N. Piccinni kennen, der seinen "Cesare in Egitto"15 aufführte. In einem öffentlichen Konzert und bei verschiedenen privaten Musikabenden errang Wolfgang den gewohnten Erfolg. Unter den Musikern, deren Prüfung er zu bestehen hatte, war der wichtigste der alte Giambattista Sammartini (1704–1774), der bekannte Lehrer Glucks und einer der Hauptvertreter der damaligen italienischen Kirchen- und Instrumentalmusik. Er war Organist an mehreren Mailänder Kirchen und Kapellmeister des Klosters S. Maria Maddalena16.

      Die Bekanntschaft mit zwei jungen, geschickten Kastraten von 15 und 16 Jahren veranlaßte Wolfgang, für sie ein paar lateinische Motetten zu komponieren. Dazu könnte die recht opernhafte Arie "Quaere superna" (K.-V. 143) sowie das "Offertorium ò Motetto" (K.-V. 117) gehören17.

      Graf Firmian wollte aber den aufstrebenden jungen Künstler ernstlich fördern. Er gab in seinem Palast eine glänzende Soiree, die auch der Herzog von Modena mit seiner Tochter und der Kardinal-Erzbischof besuchten. Hier sollte Wolfgang vor einem auserlesenen Publikum den Beweis geben, daß er imstande sei, ernsthafte dramatische Musik zu setzen, und war deshalb veranlaßt worden, "drei Arien und ein Rezitativ"18 von Metastasio zu komponieren. Das Hauptstück war eine große Arie mit einem begleiteten Rezitativ aus "Demofoonte" (A. III sc. 5), das berühmte, oft komponierte "Misero pargoletto" (K.-V. 77, S. VI. 5 Nott.). Mit seinem hohen, von aller Kulissenreißerei freien dramatischen Ernst klingt das Stück wie der Scheidegruß Mozarts an die Schule Hasses, die ihn bei seinem Eintritt in Italien noch empfangen hatte; er hat diese Höhe in seinen folgenden, moderneren Vorbildern huldigenden Opern nicht mehr erreicht. Bewundernswert ist die Einheit der Stimmung, die sich vermöge einzelner Anklänge auch noch auf die Arie erstreckt. Ihr Hauptträger ist der synkopierte Rhythmus

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