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»Ja, manchmal gibt es eben Dinge im Leben, die unabänderlich sind.«

      Sie hätte Markus gern ein bißchen ausgefragt, insbesondere, was Thomas beruflich machte, wie es in seinem Privatleben aussah. Aber das ließ sie bleiben, zum einen, weil sie es ziemlich blöd fand, daß sie sich über den Mann, den sie liebte, bei einem anderen erkundigen mußte, zum anderen, weil sie irgendwie das Gefühl hatte, und das hatte er an dem Grillabend, wenn auch im leicht angetrunkenen Zustand, zum Ausdruck gebracht, daß seine Gefühle für sie doch ein wenig über das der Freundschaft hinausgingen.

      Wenn sie sich freundlich und nett verhielt, wie eine Freundin eben, würde auch Markus nicht die Grenzen überschreiten. Aber das bedeutete auch, daß sie ihn nicht in das mit einbeziehen durfte, was sie am meisten interessierte, nämlich Informationen über Thomas.

      »Wie geht es mit deiner neuen Freundin?« erkundigte sie sich leichthin. »Bekommen wir die irgendwann einmal zu sehen?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Nein, ist schon vorbei, das war wohl nichts. Sie hat wohl auch etwas anderes erwartet, und als ich gesehen habe, wie gut ihr darauf seid, Linde und du, war mir auch klar, daß ich lieber eine Frau euren Formats hätte. Wie sagt man so schön, wir haben uns im beiderseitigen Einvernehmen getrennt.«

      Bettina berührte leicht seinen gebräunten Arm, der auf dem Tisch lag und Kraft und Stärke vermittelte.

      »Irgendwann wirst du die Richtige finden, Markus, du bist doch ein gutaussehender, charaktervoller, liebenswerter Mann. Meine Leni würde sagen: Jeder Topf findet einen Deckel, sie hat es ja so mit Sprüchen. Du wirst eine Frau finden, die zu dir paßt.«

      Er seufzte.

      »Am liebsten hätte ich…«

      Das wurde Bettina zu gefährlich. Sie blickte auf ihre Armbanduhr, stand auf.

      »Entschuldige, Markus, ich muß weg. Ich habe für eine Woche die beiden Kinder meiner Schwester auf dem Hof. Um die muß ich mich kümmern.«

      Er stand auch auf.

      »Wenn sie weg sind, können wir zusammen mal ein Bier trinken oder was essen gehen.«

      Als sie zögerte, fuhr er fort: »So als Freunde, in allen Ehren, meinetwegen auch bei Linde in der Linde.«

      »Das ist eine gute Idee, Markus, gern. Ich ruf dich an, außerdem muß ich mich ja ohnehin bei dir melden, wenn ich dein Angebot habe.«

      Einem Impuls, ihm einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange zu geben, widerstand sie, schüttelte statt dessen seine Hand.

      »Auf bald, Markus, und danke nochmals, daß du mir die Bäume abkaufst.«

      »Ich bitte dich, das ist doch mein Geschäft, Bettina… also meld dich, ich freue mich auf ein Bier mit dir.«

      »Ich auch, Markus, auf bald.«

      Sie winkte ihm nochmals zu, ehe sie sein Büro verließ. Markus war wirklich nicht übel, und wenn es Thomas nicht gäbe, könnte sie es sich sogar vorstellen, ihn näher kennenzulernen, so als Mann, nicht als Freund.

      Aber es gab Thomas, und so würde, was auch gut war, Markus immer ein Freund sein. Freunde waren auch sehr, sehr wichtig im Leben, und Markus war ein guter Freund.

      Als sie zu ihrem Auto ging, spürte sie seine Blicke in ihrem Rücken.

      Rasch stieg sie ein, winkte nochmals kurz zu ihm hinauf, dann brauste sie davon.

      Was der Verkauf der Bäume wohl bringen würde? Sie hätte es zu gern gewußt, sie mußte Linde fragen oder die Unterlagen ihres Vaters durchsehen, da würde sie diese Informationen wohl auch bekommen.

      Ehe sie auf den Hof zurückfuhr, machte sie einen Abstecher zum See.

      Seit Thomas weg war, war sie nicht mehr dort gewesen, aber heute konnte und wollte sie es.

      Sie parkte vor dem Tor und lief dann schnurstracks zum Steg, um sich auf die Bank zu setzen. Ihre Sorge, sie könne schmerzerfüllt zusammenbrechen, weil er nicht mehr da war, weil so vieles ungesagt war, war glücklicherweise unbegründet.

      Sie erinnerte sich all der Zärtlichkeiten, spürte seine Nähe, als säße er neben ihr, und sie erinnerte sich all seiner Liebesbeweise.

      Sie war eine erwachsene Frau, die liebte, die geliebt wurde. Sie mußte sich freimachen von ihrer pubertären Erwartungshaltung. Was es auch immer in seiner Vergangenheit gegeben hatte, das hatte keinen Einfluß auf ihre Liebe. Das, was sie erlebt hatte, was sie in den letzten zehn Jahren geprägt hatte, machte doch auch nichts aus.

      Thomas würde wiederkommen, sie würde ihn vielleicht auch in Amerika besuchen. Vielleicht würde er wieder ganz nach Deutschland kommen. Vielleicht würde sie, auch wenn das im Augenblick unvorstellbar war, zu ihm nach Amerika ziehen.

      Sie mußte offen sein, sich dem Fluß des Lebens hingeben, einfach so, ganz vertrauensvoll darauf, daß alles gut würde. Widerstände stauten den Fluß und konnten eine böse, alles verschlingende Sturzflut verursachen.

      Sie träumte von Thomas. Sicherlich würde er sie wieder anrufen, und darauf freute sie sich unbändig. Sie würde vorsichtig anfangen von ihrem Alltag zu erzählen, davon, daß Merit und Niels im Augenblick bei ihr waren, vielleicht würde ihn das auch motivieren, von sich etwas zu erzählen.

      Bettina hörte Schritte und drehte sich um.

      Hand in Hand kam ein junges Pärchen auf den Bootssteg, sie mochte ungefähr so alt sein wie sie und Thomas damals. Sie strahlten vor lauter Glück und Verliebtheit.

      »Entschuldigung«, rief das junge Mädchen. »Wir machen hier in der Gegend für ein paar Tage Urlaub und kennen uns nicht aus. Kann man hier an dieser Stelle baden, oder ist das nur privat?«

      »Es ist privat«, sagte Bettina.

      »Ach, wie schade, aber das dachten wir uns schon, so ein wundervoller Platz muß ja jemandem gehören… wir hätten es uns eigentlich auch denken können, ist ja eingezäunt. Bitte entschuldigen Sie die Störung.«

      Sie wandten sich ab, wollten zurückgehen.

      »Warten Sie«, hielt Bettina sie zurück. »Es ist privat, aber wenn Sie mir versprechen, daß Sie das Tor immer wieder sorgsam zumachen, können Sie während der Zeit Ihres Aufenthaltes diesen Platz hier nutzen, auch das Ruderboot, wenn Sie damit umgehen können. Es ist wundervoll, damit raus auf den See zu fahren.«

      Das junge Mädchen quietschte vor Begeisterung, während der junge Mann, der sich bislang zurückgehalten hatte, fast mißtrauisch fragte: »Warum tun Sie das? Ich meine, warum sind Sie so großzügig. Sie kennen uns doch überhaupt nicht.«

      Bettina lächelte.

      »Weil ich auch einmal so grenzenlos verliebt und jung war wie sie beide, und weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schön es gerade an diesem Platz hier ist, wenn man verliebt ist.«

      »Danke«, sagte das junge Mädchen strahlend. »Ich bin übrigens Babsi, na eigentlich Barbara, aber keiner nennt mich so, und das ist Torsten.«

      Bettina lachte.

      »Und ich bin Bettina, und der Mann, den ich liebe, heißt Thomas.«

      »Der mit dem Sie hier glücklich waren?«

      Bettina nickte.

      »Und mit dem ich…«, sie zögerte und ließ das ›wieder‹ weg, denn das bedurfte einiger Erklärungen, »glücklich bin.«

      Sie stand auf und deutete auf das Herz mit den Initialen T + B.

      »Schauen Sie, es ist wie für Sie gemacht. T + B, wenn das kein Vorzeichen ist.«

      Babsi war wohl die, die in dieser Verbindung die Initiative ergriff.

      »Ich glaube, ja auch an so etwas, und deswegen habe ich Torsten überredet, hier einfach zu fragen…?welch ein Glück, daß ich es getan habe. Danke, Bettina… ich darf Sie doch so nennen?«

      »Aber

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