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Patch?« erkundigte sich Josuah Parker höflich. »Hat der Vampir sich möglicherweise telefonisch angekündigt?«

      »Ich höre schon, daß Sie mir nicht glauben«, gab Patch resigniert zurück, »Und ich kann’s Ihnen noch nicht mal verdenken. Vampire in unserem Jahrhundert! So was gibt’s doch gar nicht – aber sie gibt es! Ich weiß es jetzt!«

      »Drei Vampire plauderten vor einigen Stunden mit meiner bescheidenen Wenigkeit, Mister Patch.«

      »Drei Vampire?« Der Manager sah den Butler erstaunt an.

      »Die Herren Stream, Witman und Lormers«, redete der Butler weiter. »Es handelt sich um die drei Kaskadeure, um deren Adresse ich Sie bat. Sie traten in der Maske von Vampiren auf und belästigten ihre Mitmenschen.«

      »Warum sollen Sie es bei mir getan haben! Ganz abgesehen davon, daß keiner von ihnen eine blonde Frau ist.« Patch versuchte sich endlich in einiger Ironie.

      »Die Herren Witman und Lormers haben inzwischen das gesegnet, was man gemeinhin das Zeitliche nennt«, erläuterte Josuah Parker gemessen. »Sie kamen bei einem Bombenattentat um. Nur Mister Stream versucht noch seine Überlebenschancen zu nutzen, doch die Ärzte stehen diesen Bemühungen skeptisch gegenüber.«

      »Ein Bombenattentat auf die drei Jungens?« erregte sich Patch. »Wer hat das getan?«

      »Vermutlich der Auftraggeber der drei Kaskadeure, der um sein Inkognito fürchtete.«

      »Daß sie sich auf solch einen mörderischen Unsinn überhaupt eingelassen haben.« Patch schüttelte verwundert und nachdenklich den Kopf. »Sie verdienten doch sehr gut in ihrer Branche.«

      »Vielleicht nicht gut genug«, schränkte Parker ein. »Ich möchte mehr über diese Bedauernswerten erfahren, wie Sie verstehen werden.«

      »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete Morgan Patch, der sich wieder fest unter Kontrolle hatte. »Sie verlegten sich auf Filmspezialitäten und arbeiteten zusätzlich noch als Stuntmen. Sie inszenierten die gefährlich aussehenden Prügeleien in Krimis und Horrorfilmen und übernahmen für die Hauptdarsteller die Szenen, die besonders schwierig waren. Nein, sie haben gut verdient.«

      »Waren es nur die Herren Stream, Witman und Lormers?«

      »Früher bildeten sie ein Fünferteam, doch dann kam es zu Streitigkeiten, und sie trennten sich.«

      »Wer sind die beiden übrigen Kaskadeure?«

      »Lena und Will Conders.«

      »Eine Frau?« wunderte Parker sich.

      »Sie ist Spitzenklasse und übernimmt in Sensationsfilmen den Part der Hauptdarstellerinnen. Zur Zeit arbeiten sie, glaube ich, in Paris.«

      »Sie wissen selbstverständlich, warum es zu den erwähnten Streitigkeiten kam?«

      »Eifersüchteleien untereinander, weil die Conders besonders gut bezahlt wurden und nicht mehr in die gemeinsame Teamkasse einzahlen wollten.«

      »Ich bin Ihnen bereits jetzt sehr verbunden, wenn ich die Adresse der Conders bekommen könnte.«

      »Jetzt geht mir ein Licht auf«, stellte Patch fest und schüttelte energisch den Kopf. »Sie denken an Lena Conders, die den weiblichen Vampir gespielt haben könnte? Ausgeschlossen, sie hätte ich sofort erkannt!«

      »Die Adresse wäre dennoch recht nützlich, Mister Patch.«

      »Ich werde sie Ihnen aufschreiben. Mister Parker, aber damit kommen Sie nicht weiter. Nein, ich glaube, diesen Vampir müssen Sie ganz woanders suchen.«

      »Womit das Stichwort Steinway-Pictures gefallen sein dürfte, nicht wahr?«

      »Briggs ist zu allem fähig«, bekannte Morgan Patch nachdrücklich. »Dieser Bursche scheut vor keinem noch so schäbigen Trick zurück um seine Konkurrenten auszuspielen.«

      »Es soll ihm dem Vernehmen nach wirtschaftlich nicht besonders gutgehen.«

      »Er steht vor seiner Pleite«, meinte Morgan Patch sehr zufrieden. »Wenn er mit seinem Horrorfilm nicht rechtzeitig in den Kinos ist, kann er einpacken. Und ich wette, daß die ganze Branche ihm das wünscht.«

      »Mister Briggs kennt natürlich die Kaskadeure, ja?«

      »Sie haben auch schon für ihn gearbeitet, doch es hat immer wieder Ärger gegeben. Er drückte sich um die Zahlungen herum, schloß keine zugesagten Unfallversicherungen ab, wie sich später herausstellte, und vernachlässigte einfachste Unfallvorschriften. Ein mieser Bursche, wenn Sie mich fragen.«

      »Sie bewohnen ein recht interessantes Haus«, stellte Parker fest, das Thema wechselnd.

      »Eine zugige, alte Bruchbude, die ich möglichst bald wieder abstoßen werde«, korrigierte Patch und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. »Die Räume sind einfach nicht warm zu kriegen, wie das bei diesen alten Bauten eben so ist. Ich hätte vorher an diesen Punkt denken sollen, es war meine Schuld.«

      »Das Haus dürfte einige hundert Jahre alt sein, Mister Patch.«

      »Mit Sicherheit, Mister Parker! Sie sollten sich allein mal die Kellergewölbe ansehen. Finsteres Mittelalter, richtig unheimlich. Ich war mal dort unten, danach nie wieder. Man hat den Eindruck, daß jeden Augenblick Gespenster erscheinen, die ihren Kopf unter dem Arm tragen. Für mich ist das nichts.«

      Unheimlich war der Landsitz durchaus, wie Josuah Parker feststellte, als er wieder in seinem hochbeinigen Monstrum saß und durch den kleinen Park hinunter zu Landstraße fuhr. Das Haus hätte von einem phantasievollen Filmarchitekten stammen können, der den Auftrag, eine Art Hauptquartier für Geister, Dämonen und Vampire zu bauen, sehr ernst nahm.

      Das Gebäude wirkte düster und unheimlich, was durch die vielen Türmchen und Erker noch zusätzlich unterstrichen wurde. Von diesem Haus ging ein kalter Hauch aus, der nach dem Herzen des Betrachters griff. Josuah Parker beschleunigte unwillkürlich seinen Privatwagen, um die Stätte der Ungastlichkeit so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

      Wegen der schlechten Lichtverhältnisse sah er natürlich nicht den Vampir mit den blonden Locken, der hinter dichtem Strauchwerk hervortrat und dem Wagen aus glühenden Augen nachstarrte …

      *

      Die beiden von Kathy gefesselten Vampire hatten schlechte Nerven.

      Die Dunkelheit machte ihnen sichtlich zu schaffen. Zuerst tuschelten sie nur leise miteinander und versuchten, sich ihrer Fesseln zu entledigen. Doch das gelang ihnen nicht so, wie sie es sich vielleicht wünschten. Kathy Porter hatte sie ausgezeichnet verschnürt und ein paar Knoten verwendet, die sie von Josuah Parker gelernt hatte.

      Die Dunkelheit ging den beiden Vampiren schnell auf die Nerven, denn mit dieser Wendung hatten sie bestimmt nicht gerechnet. Hinzu kam, daß Kathy sich überhaupt nicht rührte. Sie brauchte es auch nicht, denn sie lag sicher und bequem auf dem Baldachin des Bettes und harrte der Dinge, die da mit einiger Sicherheit kamen. Sie ging davon aus, daß der Mann mit der sympathischen Stimme sich früher oder später regen würde.

      »Miß Porter«, hörte sie auch prompt die Stimme des Unsichtbaren, »ich werde Ihnen gleich ein paar fette Ratten schicken, die allerdings ziemlich ausgehungert sind.«

      Kathy schmunzelte, doch sie antwortete nicht.

      »Hören Sie mich, Miß Porter?«

      Natürlich hörte sie ihn. Sie wußte, was er plante. Er wollte sie ängstlich und nervös machen, wollte sie verunsichern. Er hatte wohl keine Möglichkeit, den Raum durch ein zusätzliches Licht zu erhellen und traute sich selbst nicht herein. Daraus ließen sich Schlüsse ziehen.

      »Sie kommen jetzt, Miß Porter. Viel Vergnügen!«

      Irgendwo quietschte eine Tür in den Angeln, dann war tatsächlich das Pfeifen und Rascheln von Ratten zu vernehmen. Kathy Porter kannte diese Geräusche von den Docks her. Nun, hier oben auf dem Baldachin hatte sie nichts zu befürchten, doch auch unten auf dem Boden hätte sie sich bestimmt nicht in eine Panik hineingesteigert, dazu war sie einfach

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