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gespritzt hatte, war immerhin sehr stark gewesen.

      »Was soll mit den beiden Vampiren geschehen?«

      »Das ist Ihre Sache, Miß Porter. Sie werden wieder zu sich kommen und wahrscheinlich wütend sein.«

      »Ich werde sie schon besänftigen.«

      »Natürlich, für eine gewisse Zeit werden Sie das bestimmt schaffen, Miß Porter.«

      »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte Kathy, »wahrscheinlich sind Sie seelisch und körperlich verkrüppelt und trauen sich nicht an eine Frau heran, Sie Miesling!«

      Sie provozierte schon nicht mehr, sie beleidigte den unsichtbaren Mann. Die junge Frau hoffte, ihn so aus seiner Reserve hervorzulocken. Sie wartete auf eine Antwort, doch sie blieb aus. Noch nicht mal ein feines Klicken zeigte an, ob er sich ausgeschaltet hatte oder nicht.

      Kathy wußte sich zu helfen, doch sie verzichtete aus guten Gründen darauf, ihre Geheimwaffen einzusetzen. Voller Freude nahm sie nämlich zur Kenntnis, daß man ihr die Halskette und auch die Schmuckringe beließ. Damit konnte sie zu einem späteren Zeitpunkt gewiß noch einiges ausrichten. Im Augenblick kam sie auch so zurecht.

      Kathy bot dem heimlichen Beobachter etwas und legte es darauf an, ihn zu reizen. Sie bewegte sich absichtlich so, daß er sich, wenn auch rein optisch, mit ihrem Körper befassen mußte. Kathy Porter sorgte dafür, daß seine Blicke ihn in Wallung brachten. Sie zerriß den Fetzen Stoff, den der lange Vampir noch in Händen hielt, verdrillte ihn und fesselte ihren Gegner damit. Dann kam der kleine, rundliche Vampir an die Reihe. Dazu benutzte Kathy das Bettlaken, das sie geschickt in Streifen riß. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die beiden Vampire wehrlos waren.

      Anschließend ging Kathy zurück zu den Fenstern, hob den Hocker und schmetterte ihn gegen die Butzscheiben, die klirrend barsten. Es war so, wie sie es sich fast schon gedacht hatte: Die Fenster waren nur Staffage. Hinter ihnen befand sich in einem Abstand von etwa einem Meter nichts als eine nackte Ziegelwand. Die mittelalterliche Atmosphäre war nur nachgeäfft worden und erinnerte an die Dekoration in einem Filmatelier.

      Kathy Porter befaßte sich mit den Wänden und merkte schnell, daß sie aus Kunststoff bestanden, die die dicken Quader nur vortäuschten. Es war klar, daß sie es mit einem Mann zu tun hatte, der sich in solchen Dingen schon rein berufsmäßig auskannte. Sollte sie in die Hand eines verrückten Mannes geraten sein, der direkte Beziehungen zum Film hatte? Eines stand für sie fest, dieser Mann mußte über reichlich Geld verfügen, sonst hätte er sich diese Ausstattung niemals leisten können.

      Zur Tür ging Kathy erst gar nicht. Sie wußte genau, daß sie bereits wieder verschlossen war. Der Mann, der sie hier festhielt, ging kein Risiko ein.

      Kathy zertrümmerte auch das nächste Fenster und damit auch die Beleuchtung dahinter. Im großen Zimmer war es bereits erheblich dunkler geworden. Störend wirkte jetzt nur noch der solide aussehende Leuchter an der Decke.

      Die junge Gesellschafterin schaffte es mit drei Würfen.

      Nachdem der Hocker polternd in der Dunkelheit gelandet war, fühlte Kathy sich bereits erheblich sicherer. Ihr war auch klar, daß sie gewisse Absichten des Geheimnisvollen erst mal durchkreuzt hatte. Sie hatte ihn um sein Schauspiel betrogen.

      *

      Butler Parker war peinlich berührt.

      Agatha Simpson war einfach nicht mehr aufzufinden, sie mußte praktisch unter seinen Augen entführt worden sein. Parker fand das unverzeihlich und hörte nicht weiter auf Superintendent Needle, der ihm und seiner Herrin juristische Konsequenzen ankündigte, da man der Polizei wertvolle Hinweise verschwiegen und sogar gegen die Ermittlungen gearbeitet habe.

      »Meine mir angeborene Höflichkeit hindert mich daran, so zu antworten, Sir, wie ich es gern möchte«, stoppte er den Redefluß von Needle, der ihm nicht von der Seite wich. »Können Sie sich möglicherweise vorstellen, daß meine bescheidene Wenigkeit im Augenblick ganz andere Sorgen hat?«

      »Diese Sorgen hat Lady Simpson sich selbst zuzuschreiben«, stellte Needle sanft fest. »Sie hätte die Ermittlungen den zuständigen Behörden überlassen sollen.«

      »Ich möchte mir erlauben, Sir, mich zu verabschieden«, sagte Parker gemessen.

      »Ausgeschlossen, Mister Parker! Sie werden mich in mein Büro begleiten«, entschied Needle, dessen Stimme nun etwas härter wurde. »Ich bin sicher, daß Sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt haben.«

      »In der Tat, Sir«, räumte der Butler ehrlicherweise ein. »Ich muß gestehen, gewisse Retuschen vorgenommen zu haben.«

      »Auch dafür wird man Sie unter Umständen zur Verantwortung ziehen«, erklärte Needle, nun überhaupt nicht mehr sanft. »Kommen Sie jetzt, ich fürchte, unsere Unterhaltung wird recht lange dauern!«

      »Das, Sir, befürchte ich ebenfalls«, sagte Parker. »Darüber könnte man versäumen, Mylady zu Hilfe zu kommen.«

      »Das wird jetzt von Fachleuten übernommen«, meinte der Superintendent.

      »Und wo, Sir, wenn die Frage erlaubt ist, wollen Sie den sprichwörtlichen Hebel ansetzen?«

      »Das wird sich finden.«

      »Könnten Sie das in Anbetracht der Umstände ein wenig genauer definieren, Sir?«

      »Schluß jetzt, Mister Parker! Kommen Sie!« Needle wußte keine Antwort auf Parkers Frage, gab sich aber knapp und überlegen und deutete hinüber auf seinen Dienstwagen, der in der Nähe stand.

      Der Butler bedauerte es ungemein, dieser Einladung nicht Folge leisten zu können. Ihm ging es einzig und allein um Lady Simpson, deren wildes Temperament er nur zu gut kannte. Er durfte die ältere Dame auf keinen Fall zu lange allein wirken lassen, sonst waren weitere Verwicklungen mit Sicherheit zu befürchten.

      Josuah Parker setzte sich also ab und verging sich damit eindeutig gegen das Gesetz. Der Butler ließ einen seiner Patentkugelschreiber diskret und unauffällig zu Boden fallen, worauf eine ungemein dichte Nebelwolke hochschoß und Needle prompt die Sicht nahm. Da diese Nebelwolke noch zusätzlich angereichert war mit einem Reizstoffquantum, nieste Needle derart, daß es ihm fast die Schuhe auszog. Parker, der diesen Reizstoff natürlich kannte, hatte vorher tief Luft geholt und suchte nach dem Superintendent, den er wegen der schlechten Sichtverhältnisse aber nicht fand. Überraschenderweise landete Parker neben seinem hochbeinigen Monstrum, setzte sich ans Steuer und machte sich auf den Weg. Er wollte nicht unhöflich erscheinen.

      Needle versuchte Parker zu rufen, doch der schreckliche Niesreiz hinderte ihn daran. Aus seinen Augen quollen Tränen, die ihm zusätzlich die Sicht nahmen. Der Superintendent war ein wenig außer Form gekommen und tappte hilflos in der Nebelwolke herum. Als er endlich von zwei informierten Polizisten geborgen wurde, war der Butler bereits unterwegs und steuerte sein erstes Ziel an. Im Gegensatz zu Needle hatte er nämlich gewisse Vorstellungen darüber, wer ihm weiterhelfen konnte. Er kam allerdings um den Genuß, den sanften und sonst so beherrscht wirkenden Needle fluchen zu hören. Es zeigte sich bei dieser Gelegenheit, daß der Superintendent recht ordinär sein konnte.

      *

      Agatha Simpson war entrüstet, doch sie zeigte es nicht.

      Die resolute Dame war schnell wieder zu sich gekommen und stellte fest, daß sie auf einem Bett lag. Im Gegensatz zu Kathy Porter aber richtete sie sich nicht auf, weil sie instinktiv fühlte, daß sie beobachtet wurde. Sie hielt die Augen geschlossen, atmete tief durch, als schlafe sie, und wartete im übrigen darauf, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

      Sie brauchte ihre Geduld nicht unnötig lange zu strapazieren, denn sie hörte bereits schnelle, aber dennoch vorsichtige Schritte, öffnete das rechte Auge und beobachtete durch den Vorhang ihrer Wimpern den Vampir, der sich ihrem Bett näherte.

      Die ältere Dame hatte Nerven wie Drahtseile.

      Sie rührte sich nach wie vor um keinen Millimeter, obwohl sie innerlich doch überrascht war. Mit solch einem Ungeheuer hatte sie nicht gerechnet. Der Vampir bewegte sich auf Zehenspitzen und streckte seine rechte Hand nach ihr aus. Wahrscheinlich

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