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worden?«

      »Ihre Sekretärin?«

      »Mehr, fast meine Tochter! Also, die Antwort!« Sie sah ihn grimmig an, denn sie sorgte sich wirklich um Kathy.

      »Die Fragen, Mylady, wollte eigentlich ich stellen«, bekannte der Superintendent sanft.

      »Hat sie sich nun gemeldet oder nicht?«

      »Nein«, erwiderte der Detektivoffizier. »War Miß Porter mit den drei Kaskadeuren zusammen?«

      »Mister Parker, geben Sie Mr. Needle die Einzelheiten«, wandte Lady Simpson sich an ihren Butler und stieg schneller aus, als Needle erwartet hatte. »Ich muß mir die Beine vertreten, Superintendent. Zudem habe ich keine Lust, mich mit Ihnen zu streiten.«

      Parker schüttelte unmerklich den Kopf, als Needle prompt und verständlicherweise auffahren wollte.

      Needle, der das mitbekommen hatte, verstand sofort und sah der älteren Dame nach, die langsam auf das ramponierte Haus zuging. Dann stieg er zu Parker in den Wagen und ließ sich Informationen geben.

      Agatha Simpson marschierte inzwischen die Straße entlang und suchte nach einer Spür, die vielleicht auf Kathy wies. Sie war überzeugt, daß ihre Gesellschafterin in der Nähe des Hauses gewesen sein mußte.

      Warum, so fragte sich Lady Simpson nervös, warum meldete Kathy sich nicht? Hatte sie eine neue Spur aufgenommen? Oder war sie in Schwierigkeiten geraten?

      »Vorsicht, Madam«, redete sie ein junger Mann an, der Zivil trug und dennoch einen dienstlichen Eindruck machte. »Es besteht Einsturzgefahr.«

      »Papperlapapp, junger Mann«, herrschte sie den Sprecher an. »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«

      »Sind Sie sicher?« erwiderte der junge Mann und ließ sie in die Mündung einer schallgedämpften Waffe blicken. »Ich schieße, wenn Sie Dummheiten machen!«

      »Sie sind ein Flegel«, brauste Lady Simpson auf, ohne sonderlich beeindruckt zu sein. Dann aber zuckte sie leicht zusammen, denn in Höhe ihrer linken Hüfte bohrte sich ein spitzer Gegenstand in ihre Muskulatur.

      Sie fuhr wütend herum und sah sich einem zweiten Mann gegenüber, der wesentlich älter war. Er grinste ausgesprochen frech, was Agatha Simpson überhaupt nicht gefiel.

      Ohne sich um die schallgedämpfte Waffe des jungen Mannes zu kümmern, trat sie ihm energisch gegen das rechte Schienbein, worauf der Mann aufheulte wie ein Hund und auf eine Bein einen balkanesischen Nationaltanz improvisierte.

      Dabei rutschte ihm eine Injektionsspritze aus der Hand.

      *

      Kathy Porter wich entsetzt zurück, starrte auf den Vampir und öffnete den Mund zu einem erstickten Aufschrei. Sie berührte mit dem fast nackten Rücken die kalte Mauer, wirkte wie ein in die Enge getriebenes Tier, sah sich verzweifelt nach einem Fluchtweg um und erlitt einen leichten Schwächeanfall.

      Der Vampir kam näher, hatte sein kalkweißes Gesicht zu einem häßlichen und triumphierenden Grinsen verzogen, schloß und öffnete die Hände und zeigte feine, blutige Speichelbläschen in den Mundwinkeln.

      »Nein, nein«, stöhnte Kathy Porter mit heiserer Stimme, die durch die Angst fast gelähmt war. »Bitte, nicht!«

      Der Vampir schien nichts gehört zu haben. Mit starrem Blick sah er auf sein Opfer und hatte es fast erreicht. Aus seinen Mundwinkeln rannen fadendünne Blutfäden über das Kinn. Die langen, dolchartigen Zähne waren rot eingefärbt. Der Vampir gierte danach, sie in den Hals der jungen Frau zu schlagen und ihr Blut zu trinken.

      Kathy schnellte sich verzweifelt vor und wollte diesen Zähnen und diesem Tod entgehen. Doch sie hatte nicht mit der Schnelligkeit des Vampirs gerechnet. Seine linke Hand schoß klauenartig vor und erwischte ihr Gewand. Mit häßlichem Reißen teilte sich der Stoff und blieb in Fetzen in den Klauen des Vampirs hängen. Kathy stolperte, fiel zu Boden, raffte sich wieder auf und wollte ihre Flucht fortsetzen. Sie sah zur Tür hinüber, durch die der Vampir gekommen war und … schrie entsetzt auf.

      Ein zweiter Vampir erschien!

      Er war untersetzt, dicklich, trug Kniehosen und ein mittelalterlich aussehendes Wams. Seine Füße steckten in spitz auslaufenden Schuhen, deren Bänder um die Waden gewickelt waren. Sein Gesicht war blutverschmiert, er schien gerade eine Zwischenmahlzeit zu sich genommen zu haben, war auf den Geschmack gekommen und wollte sich nun mit dem Hauptgang befassen.

      Er war schnell auf den kurzen Beinen und hinderte Kathy daran, die Tür zu gewinnen. Er schnitt ihr den Weg ab, stieß hechelnde Laute der Gier aus und trieb die junge, langbeinige Frau zurück in Richtung Bett.

      Der lange, dürre Vampir hatte inzwischen ebenfalls sein Tempo gesteigert und holte auf. Er hielt den Kleiderfetzen wie eine Fahne in der Hand und brabbelte unverständliche Laute, die Kathy nicht verstand.

      Kathy hatte das riesige Bett mit dem schweren Baldachin erreicht. Für sie gab es jetzt keinen Ausweg mehr. Die beiden Vampire hatten sie in die Enge getrieben. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie in Aktion traten. Nein, sie hatte keine Chance mehr, diesen Bestien noch zu entkommen.

      Sie spürten es, wurden langsamer in ihren Bewegungen, kosteten die Angst ihres Opfers voll aus, geiferten, produzierten blutigen Schaum in ihren Mundwinkeln und zeigten ihre dolchartigen Zähne.

      Kathy zog sich auf das breite Bett zurück und bot einen wundervollen Anblick. Ihre irrsinnige Angst war deutlich zu sehen, wie das Ebenmaß ihrer Formen. Der Fetzen Stoff, der noch vorhanden war, reichte nicht aus, ihre Brüste zu bedecken. Selbst die beiden Vampire zeigten sich für einen Moment beeindruckt und vergaßen, ihre Stoßzähne in die gebräunte Haut der jungen Frau zu schlagen.

      Einige Sekunden später konnten sie es bereits nicht mehr.

      Kathys linke Ferse landete auf den Lippen des kleinen dicklichen Vampirs, dessen Gebiß sich daraufhin verformte. Seine Zähne brachen ab und landeten auf dem Boden. Der Vampir brüllte, hielt sich den Mund und fiel wie ein gefällter Baum der Länge nach zurück. Er landete neben seinen furchterregenden Beißern und stöhnte.

      Der lange, dürre Vampir war schnell, doch nicht schnell genug. Er merkte wohl erst jetzt, daß er die ganze Zeit über von der jungen, scheinbar hilflosen Frau an der Nase herumgeführt worden war. Er wollte zwischen sich und sein Opfer eine gewisse Distanz bringen, aber seine Beine verfingen sich in dem Kopfkissen, das Kathy ihm nachgeworfen hatte. Der Vampir stolperte, geriet aus dem Gleichgewicht und keuchte überrascht auf, als Kathy sich gekonnt auf ihn hechtete und ihm einen Handkantenschlag versetzte, der ihm weiteres Keuchen unmöglich machte. Wie erstickt japste der Mann noch mal auf, bevor er sein Bewußtsein verlor.

      Kathy Porter interessierte sich für die Requisiten der beide Vampire und betrachtete sich die enganliegenden Handschuhe, deren Fingerlinge in Krallen übergingen. Ähnliches kannte sie bereits von einer anderen Gelegenheit her.

      Sie rührte sich nicht, als sie plötzlich eine etwas ironische Stimme hörte, die ihr bekannt vorkam.

      »Ausgezeichnet, Miß Porter«, sagte diese Männerstimme. »Sie haben sich tapfer geschlagen. Sie machen mir Spaß. Ich bin gespannt, wie lange Sie durchhalten.«

      »Warum lassen Sie sich nicht selbst blicken?« fragte Kathy in den Raum hinein. Sie wußte jetzt, daß sie die ganze Zeit über heimlich beobachtet worden war, ferner, daß die Stimme über einen Lautsprecher in den Raum getragen wurde. Wahrscheinlich verstand der heimliche Beobachter jedes hier noch so leise gesprochenes Wort.

      »Ich liebe mein Inkognito«, sagte jemand mit sympathischer, gelassener Stimme, dessen Alter kaum zu erraten war. »Lassen Sie mir mein Vergnügen!«

      »Sie müssen ganz schön pervers sein«, provozierte Kathy.

      »Durchaus möglich, Miß Porter.« Die Stimme ließ keinen Ärger erkennen.

      »Was versprechen Sie sich eigentlich von diesem ganzen Theater?« wollte Kathy wissen.

      »Etwas Abwechslung«, war die Erwiderung, die wohl eindeutig von jenem Mann kam,

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