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bedrückte ihn sehr. Denn er wußte, daß Marion ihn aufrichtig liebte.

      »Ich sage ihr noch heute alles. Aber die Villa des Barons betrete ich nicht, ich könnte mich vergessen, wenn ich ihn sehe. Ich habe Marion nie so geliebt, wie ich dich liebe, Sandra. Hoffentlich kann ich mich mit ihr einigen und die Verlobung lösen, ohne ihr zu weh zu tun.«

      »Es wird schlimm für sie sein«, sagte Sandra. »Sie tut mir leid. Bist du mir nicht böse, Gunter? Ich habe dich angelogen.« Gunter zog sie an sich und küßte sie. Sie vergaßen die Umgebung, bis die Türglocke anschlug. Jemand stand bereits an der Wohnungstür. Als Sandra öffnete, traf sie fast der Schlag. Draußen standen ihr Bruder und ein fremdes schwarzhaariges Mädchen.

      »Frank!« rief sie. »Ich dachte, du bist in Brasilien?«

      »Wie du siehst, bin ich hier«, antwortete Frank Richter. »Das ist Rosangela Pereira, meine Verlobte. Wir sind heute morgen auf dem Rhein-Main-Flughafen gelandet.«

      In der Wohnung stellte Sandra ihren Bruder und Rosangela Gunter vor. Frank begrüßte den Fürsten von Falkenau recht verlegen. Dann erlebte Frank eine Riesenüberraschung. Er sah die kleine Bettina, seine Nichte.

      »Sie sind Onkel geworden«, er­öffnete ihm Gunter trocken.

      Frank brachte kein Wort heraus. Er setzte sich auf den nächsten Stuhl und sah Gunter an.

      »Sie… Sie und Sandra, Durchlaucht?«

      Gunter nickte und legte den Arm um Sandra.

      »Ja, das ist unsere Tochter. Wir werden heiraten, jetzt bringt uns nichts mehr auseinander.«

      Es dauerte eine Weile, bis Frank Rosangela übersetzen konnte. Sie reagierte schneller als er.

      »Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie spontan.

      *

      Gunter holte Marion vor dem Schloß ab, als die Bibliothek schloß. Er fuhr mit ihr nach Schloß Falkenau.

      »Ich muß dir etwas mitteilen«, sagte er unterwegs. »Und ich will, daß es im geeigneten Rahmen geschieht.«

      Marion spürte, daß sich etwas anbahnte. Gunter erschien ihr fremd. Auf Schloß Falkenau angelangt, führte er sie in die Bibliothek.

      »Kann ich Fürstin Claudia begrüßen?« fragte Marion und versuchte ein Lächeln. »Du bist so ernst? Hat es ein Unglück gegeben?«

      »Du wirst meine Mutter später sehen, habe etwas Geduld. Ein Unglück kann man es nicht nennen, aber es ist etwas geschehen. Ich habe heute verschiedenes erfahren.«

      »Was? Bitte, sprich offen, Gunter. Betrifft es uns beide?«

      »Ja. Es fällt mir schwer, mit dir darüber zu reden. Aber ich komme lieber gleich zur Sache. Ich bin doch der Vater der keinen Bettina Nicole Richter. Dein Onkel, Baron Edgar, hat Sandra erpreßt. Er hat von Sandra verlangt, daß sie schwieg und die Verlobung aufzulösen.«

      Marion erfuhr alles. Sie nahm die Neuigkeiten gefaßt auf.

      Als Gunter geendet hatte, fragte sie: »Wie willst du dich jetzt verhalten? Du mußt dich entscheiden. Wenn du Sandra liebst, geh zu ihr. Wenn du mich liebst, müssen wir gemeinsam überlegen, was zu unternehmen ist.«

      »Ich bin sehr glücklich, Marion, daß sich eine solche Situation ergeben hat. Ich bitte dich, mich von meinem Heiratsversprechen zu entbinden. Ich habe Sandra immer geliebt. Ohne die Intrigen des Barons wäre es nie soweit gekommen. Ich hätte sie auf jeden Fall geheiratet, ganz gleich, was ihr Bruder verbrochen hat. Das kann man doch ihr nicht anlasten. Selbst der Adel hat seine schwarzen Schafe. Außerdem ist Sandras Bruder kein schlechter Mensch, diese Angelegenheit wird geregelt.«

      Marion war totenbleich geworden. Ihre Lippen bebten.

      »Ich will eurem Glück nicht im Weg stehen«, sagte sie. »Auch um des Kindes willen. Ich gebe dich frei, Gunter, du bist mir nichts schuldig. Du kannst unsere Verlobung als gelöst betrachten.«

      Bitter fügte sie hinzu: »Es ist schon die zweite, die dir gescheitert ist. Beim nächsten Mal heirate besser gleich.«

      Gunter wollte sie stützen, denn er sah, daß sie sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte.

      Aber Marion wich zurück.

      »Bitte, faß mich nicht an, Gunter. Ich will gehen, ich möchte allein sein.«

      »Ich bedaure es sehr, Marion. Ich habe dich gern, aber ich kann nur eine Frau lieben. Laß uns Freunde bleiben, bitte! Ich habe dich nie verletzen wollen.«

      Aber du hast es getan, dachte Marion. Schlimmer als jeder andere es gekonnt hätte.

      Sie sagte nur: »Ach, Gunter… Lebe wohl!«

      Mit diesen Worten ging sie hinaus. Auf dem Korridor begegnete sie Fürstin Claudia. Mit vor Tränen fast blinden Augen knickste sie und verließ das Schloß. Marion hatte keinen Wagen dabei und bis zu diesem Moment nicht darüber nachgedacht, wie sie wegkommen sollte. Aber sie wollte sich auf keinen Fall länger auf Schloß Falkenau aufhalten.

      Gunter erschien oben an der Treppe, um Marion anzubieten, sie nach Hause zu fahren. Doch Alexander Karben hielt mit seinem Sportwagen in der Auffahrt. Fürstin Claudia hatte ihn hergebeten, er wartete auf Marion.

      »Darf ich dich nach Hause bringen?« fragte er.

      Marion nickte. Sie konnte nicht sprechen. Als sie neben Alexander im Wagen saß und er losfuhr, weinte sie bitterlich. Alexander versuchte, sie zu trösten. Doch sie schüttelte nur stumm den Kopf.

      Er brachte sie zur Villa des Barons in Wiesbaden. Bis dahin hatte Marion sich etwas beruhigt.

      »Vielen Dank für die Fahrt«, brachte sie mühsam hervor.

      »Kann ich dir noch irgendwie helfen, Marion?«

      »Nein, es war lieb, daß du mich abgeholt hast.«

      Alexander fuhr ein Stück weiter und hielt. Er wußte noch nicht genau, was vorgefallen war.

      Marion suchte sofort ihren Onkel auf. Der Baron saß, ohne Kieferstütze inzwischen, in seinem Arbeitszimmer und betrachtete sorgenvoll ein Mahnschreiben seiner Bank. Außerdem hatte ihm eine Gesellschaft, für die er arbeitete, gekündigt, die zweite war bankrott.

      »Es sieht finanziell schlecht aus bei uns, Marion«, murmelte der Baron ohne aufzusehen.

      »Es sieht noch einiges andere schlecht aus«, fuhr ihn Marion an. »Wie konntest du mich in eine derartige Situation bringen, Onkel? Du hast intrigiert und Sandra Richter erpreßt. Wie konntest du mir das antun? Womöglich glaubt Gunter noch, du hättest im Einverständnis mit mir gehandelt. Ich war so erschüttert, als er mir die Wahrheit eröffnete, daß ich vergaß, meine Unschuld zu beteuern. Das muß ich nachholen. Hoffentlich glauben er und Fürstin Claudia mir, sonst würde ich vor Scham in den Erdboden versinken.«

      Der Baron saß da wie vom Donner gerührt.

      »Du wirst Gunter also nicht heiraten?«

      »Nein.«

      Baron Edgar schwieg lange Zeit. Er wagte es nicht, Marion in die Augen zu sehen.

      Schließlich sagte er: »Ich habe alles für dich getan. Ich wollte, daß du einmal Fürstin von Falkenau wirst. So wollte ich dir eine glänzende Zukunft sichern.«

      »Du lügst. Dir ging es um Vorteile für dich, die du dir durch die Verwandtschaft zum Fürsten von Falkenau und durch seine Beziehungen verschaffen wolltest. Jetzt durchschaue ich dich. Du hast meine Liebe zu Gunter schamlos ausgenutzt. Ich ziehe noch heute hier aus. Ich mag dich nicht länger sehen. Wir sind fertig miteinander.«

      Baron Edgar erhob sich. Er streckte Marion die zitternden Hände entgegen.

      »Handle nicht voreilig. Gunter hat sich mit dir verlobt und dir ein Heiratsversprechen gegeben. Du kannst darauf bestehen und Geld verlangen, sogar einklagen…«

      »Pfui! Du bist ein Schandfleck für den Adel. Ich schäme mich, mit dir verwandt

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