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gelacht, als der Kapitän der Kriegsgaleone auf dem Achterdeck herumtanzte, seinen Degen über den Kopf hielt und laut brüllte. Das hatte sehr lustig ausgesehen, doch danach war ihnen das Lachen vergangen, als die heißen Brocken ihnen nur so um die Ohren flogen.

      Jetzt besahen sie sich den Schaden, und Tom Coogan, der sich auf die Technik des Schiffszimmermanns verstand, winkte nach der ersten Besichtigung ab.

      „Das kriegen wir wieder hin“, versprach er. „Höchstens einen Tag Arbeit. Ferris Tucker würde nur einen halben Tag brauchen. Holz haben wir noch genug an Bord.“

      Sie sammelten die Splitter auf, und Fred Finley, der mit seiner Augenklappe wie ein echter Pirat aussah, trug sie zur Kombüse, wo die Reste unter dem Kessel später noch Verwendung finden würden.

      Das Schanzkleid war auf einer Länge von eineinhalb Yards zertrümmert worden, aber die Decksplanken waren nicht beschädigt. Der Handlauf war ebenfalls nur noch Bruch. Aber da konnte mühelos ein größeres Stück eingesetzt werden.

      Ribault und der Profos gingen wieder nach achtern.

      Die Negersklaven standen an Deck und fingen wieder mit ihrem Herumgehüpfe an. Sie benahmen sich wie Kinder und drehten den Dons lange Nasen, wobei sie laut lachten.

      Nur Dogon, ihr Anführer, war ernst und blickte zurück.

      „Keine Sorge“, sagte Ribault zu ihm. „Die können jetzt schießen und feuern, wie sie wollen, sie kriegen uns nicht mehr. Die Gefahr ist wirklich vorbei.“

      „Aber wir sind wieder auf dem Rückzug“, sagte der Neger in seinem holprigen spanisch. „Die Spanier werden uns Tag und Nacht folgen, bis die mauretanische Küste verschwunden ist. Was tun wir dann? Wir können nicht mehr an Land gehen.“

      „Ihr könnt an Land gehen“, versprach Ribault. „Wir werden den dicken Brocken schon abschütteln, und dann bringen wir euch wieder zurück, wie wir es versprochen haben.“

      „Ich glaube es“, sagte Dogon einfach. „Anfangs habe ich euch nicht getraut, aber jetzt weiß ich es besser. Ihr mögt die Spanier auch nicht. Wollen sie euch auch versklaven?“

      „Das wird ihnen kaum gelingen. Wir haben eine andere Rechnung mit den Dons zu begleichen.“ Jean Ribault zeigte kurz zu Karl von Hutten. „Die Dons haben seine Eltern ermordet, einfach so, ohne jeden Grund. Daher hat er eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen. Aber wir haben noch mehr Gründe, die du vielleicht nicht verstehst.“

      „Es gibt immer viele Gründe“, antwortete der Schwarze.

      Vor der „Casco de la Cruz“ hatten sie jetzt so viel Vorsprung, daß sich der Einsatz der Kanonen für die Dons nicht mehr lohnte. Sie hatten ihr Feuer auch eingestellt, folgten aber beharrlich dem Kurs der ranken „Isabella“, die jetzt schnell durch die See klüste.

      Die Mannen an Deck begannen jetzt unverzüglich damit, das lädierte Schanzkleid auszubessern. Das entsprechende Werkzeug wurde bereits nach oben gebracht.

      Jean Ribault sah den Schwarzen forschend an.

      „Kennst du dich an dieser Küste gut aus?“ fragte er.

      Dogon nickte eifrig und zeigte seine weißen Zähne.

      „Sehr gut, ich bin hier geboren.“

      „Das ist gut, sehr gut.“

      „Was hast du vor?“ fragte Karl von Hutten aufmerksam.

      „Rache, mein Freund, Hugenottenrache auf meine Art. Rache muß sein, sprach der Herr, und ich habe mein Schiff damals nicht umsonst ‚Le Vengeur‘ der Rächer, genannt. Ich habe allen die Zähne gezeigt, die mir zu dicht auf den Leib gerückt sind, und mit diesem Don werde ich nicht anders verfahren. Er soll seine Freude haben. Ganz davon abgesehen, kann er auch weiterhin für uns zur tödlichen Gefahr werden. Er braucht nur eins seiner großen Beiboote abfieren und es als Fühlungshalter hinter uns herzuschicken.“

      „Das stimmt. Damit rechne ich eigentlich immer noch. Aber um der Ironie die Spitze zu nehmen, mein Freund Jean. Willst du ihn mit dem Degen angehen, diesen riesigen Feuerspucker? Ich weiß, daß du einer der exzellentesten Degenkämpfer bist, die ich kenne. Du bist ebenbürtig mit dem Seewolf. Was hast du also vor?“

      „Ihn aufbrummen zu lassen“, erwiderte der Franzose mit einem feinen Lächeln. „Das wäre doch ein Spaß, oder? Stellt euch mal vor, Don Julio sitzt mit seiner Kriegsgaleone auf dem Schlick.“

      „Er ist nicht Old Donegal“, wandte der Profos ein. „Der ist von Natur ein alter Aufbrummer und auch noch darauf spezialisiert, hauptsächlich, wenn er einen gegluckert hat. Aber diesem Don traue ich das nicht zu, das ist ein ausgebuffter Bursche.“

      „Sein Zorn wird ihn leiten“, sagte Ribault. Er grinste auf eine ganz infame Art.

       6.

      Die Kerle starrten ihn erwartungsvoll an, als Ribault zum Land deutete. Da war nur Wasser zu sehen, aber keine Untiefen. Auch kein Kräuseln der See verriet, daß es hier sanft ansteigende Sandbänke gab.

      Ribault kannte sich nur nicht an dieser Küste aus.

      „Daß der Kerl stinkwütend auf uns ist, dürfte klar sein“, sagte Jean. „Er hat uns erkannt und unter Feuer genommen, aber er hat keine Ahnung, was hier wirklich passiert ist. Außerdem ist er seinen wertvollen Geleitzug los, und so wird er alles dransetzen, um uns zu erwischen. Er muß das einfach tun, und ihm bleibt keine andere Wahl, als uns Tag und Nacht zu folgen, wenn er uns haben will. Natürlich weiß er auch, daß wir schneller sind. Ich selbst würde vor Wut platzten, wäre ich an seiner Stelle, und ich würde die Scharte auswetzen.“

      Er stemmte sich mit der Hüfte so an das Schanzkleid, daß er das nördliche Land und einen Teil des Meeres dicht unter der Küste gut überblicken konnte.

      „Wie sieht der Küstenverlauf hier unter Wasser aus?“ fragte er den Schwarzen, der unmerklich zu grinsen begann.

      „Oh, das ist ganz einfach“, erwiderte Dogon, der Karl von Hutten laufend zeigte, wie er den Kurs anzulegen hatte, um nicht über die Untiefen zu schrammen. „Hier verläuft ein langer Rücken von Sandbänken, der sich tief vom Süden nach Norden hochzieht. Man kann auf der äußeren oder inneren Seite gut entlangsegeln, aber in kurzer Zeit müssen wir entscheiden, auf welcher Seite wir segeln, sonst gelangen wir nicht mehr hinaus, wenn wir innen bleiben. Es gibt dazwischen nur noch ein paar schmale Durchfahrten.“

      „Kennst du die Durchfahrten?“

      Der Schwarze reckte die Brust raus und lachte dröhnend.

      „Dogon kennt alle Durchfahrten. Ich habe hier gefischt. Ich finde sie sogar bei Dunkelheit.“

      „Und wo segeln wir augenblicklich?“

      „Innen natürlich, aber nicht mehr lange.“

      „Aber wir gelangen jederzeit wieder hinaus?“

      „Allein nicht“, meinte der Schwarze grinsend. „Dann geht es immer weiter unter Land, und die Rinne wird enger. Und dann – bummrummsrumms – ist Schluß.“

      Er zeigte mit der Hand an, daß sich das Schiff überschlagen würde, und wollte sich kranklachen. Für ihn und die anderen Schwarzen war das offenbar ein ganz toller Spaß.

      „So schlimm wird es wohl nicht“, meinte Jean und stimmte in das belustigende Gelächter ein. „Aber wenn sich ein Kasten von dieser Größe auf eine Sandbank schiebt, dann sitzt er erbarmungslos fest, denn das gewaltige Gewicht und die Fahrt schieben ihn immer höher hinauf.“

      „Was dann?“ fragte Dogon neugierig.

      „Dann sitzt er fest und kann uns nicht mehr folgen. Die Spanier haben tagelang zu tun, ihr Schiff wieder flott zu kriegen. Womöglich passiert aber noch mehr, ich habe da so eine Idee.“

      „Bis jetzt folgt er uns noch fast im Kielwasser“, sagte von Hutten. „Und er hat auch alle Rohre wieder

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