Скачать книгу

den Märchen der Grimms wie Hoffmanns – und anderer – ließe sich, wie ansatzweise deutlich geworden sein sollte, ein ganzes Spektrum der Literaturbetrachtung abstecken und in unterschiedlicher Weise die Relevanz bestimmter Aspekte von Literatur zeigen, von der Entstehung über die Rezeption bis zur Wirkung, vom Text zum sozialgeschichtlichen Kontext, zu dem auch die Autor*innen gehören, und wieder zurück zum Text. Welcher Aspekt realisiert wird, hängt von der Fragestellung und dem Blickwinkel, vor allem aber – sofern man es sich bewusst macht – vom eigenen Erkenntnisinteresse ab.

       Literatur

      ASSMANN, Jan (42002): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München: C.H. Beck (= Beck’sche Reihe).

      BLUHM, LOTHAR (1995): Grimm-Philologie. Beiträge zur Märchenforschung und Wissenschaftsgeschichte. Hildesheim u. a.: Olms-Weidmann (= Schriftenreihe Werke der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. 2).

      DERS. (2011): »Die Erzählung von den beiden Wanderern« (Kinder- und Hausmärchen 107). Möglichkeiten und Grenzen der Grimm-Philologie. In: Bleckwenn, Helga (Hg.): Märchenfiguren in der Literatur des Nord- und Ostseeraumes. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren (= Schriftenreihe der Ringvorlesungen der Märchen-Stiftung Walther Kahn, Bd. 11), S. 5–31.

      BOURDIEU, PIERRE (2001): Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Schwibs und Achim Russer. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= stw 1539).

      BRÜDER GRIMM (1994): Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtl., nicht in allen Aufl. veröff. Märchen u. Herkunftsnachw. hg. v. Heinz Rölleke. 3 Bände. Stuttgart: Reclam (= RUB 3291–3293).

      FOUCAULT, MICHEL (1981): Archäologie des Wissens. Aus dem Französischen übersetzt von Ulrich Köppen. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= stw 356).

      DERS. (72000): Die Ordnung des Diskurses. Aus dem Französischen übersetzt von Walter Seitter. Mit einem Essay von Ralf Konersmann. Frankfurt/M.: Fischer (= Fischer Wissenschaft).

      HEYDEBRAND, RENATE VON; WINKO, SIMONE (1996): Einführung in die Wertung von Literatur. Systematik – Geschichte – Legitimation. Paderborn u. a.: Schöningh (= UTB 1953).

      HOFFMANN, E.T.A. (2006): Fantasiestücke in Callot’s Manier. Werke 1814. Hg. von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen und Wulf Segebrecht. Frankfurt/M.: Deutscher Klassiker Verlag (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch, Bd. 14).

      LAMPING, DIETER (2010): Die Idee der Weltliteratur. Ein Konzept Goethes und seine Karriere. Mit sieben Abbildungen. Stuttgart: Kröner.

      LUHMANN, NIKLAS (1997): Die Kunst der Gesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= stw 1303).

      MADER, ILONA (2017): Metafiktionalität als Selbst-Dekonstruktion. Würzburg: Königshausen & Neumann (= Film – Medium – Diskurs, Bd. 73).

      MARTUS, STEFFEN (22015): Die Brüder Grimm. Eine Biographie. Reinbek: Rowohlt.

      MAYER, MATHIAS; TISMAR, JENS (1997): Kunstmärchen. 3., völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart-Weimar: J. B. Metzler (= Sammlung Metzler, Bd. 155).

      MAZENAUER, BEAT; PERRIG, SEVERIN (1998): Wie Dornröschen seine Unschuld gewann. Archäologie der Märchen. Mit einem Essay von Peter Bichsel. München: dtv.

      NEUHAUS, STEFAN (2002): Literatur und nationale Einheit in Deutschland. Tübingen-Basel: Francke.

      DERS. (Hg., 2017a): Das Märchen als Poesie der Poesie. In: Märchen. Stuttgart: J. B. Metzler (= Kindler Kompakt), S. 9–31.

      DERS. (2017b): Grundriss der Neueren deutschsprachigen Literaturgeschichte. Tübingen-Basel: Francke (= UTB 4821).

      DERS. (2017c): Märchen. 2., überarb. Aufl. Tübingen-Basel: Francke (= UTB 2693).

      PÖGE-ALTER, Kathrin (32016): Märchenforschung. Theorien, Methoden, Interpretationen. Tübingen-Basel: Narr (= Narr Studienbücher).

      RÖLLEKE, Heinz (2004): Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam (= RUB 17650).

      UERLINGS, HERBERT (Hg., 2000): Theorie der Romantik. Stuttgart: Reclam (= RUB 18088).

      WELZER, HARALD (2005): Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung. München: C.H. Beck (= Beck’sche Reihe 1669).

      _________________________

      STEFAN NEUHAUS ist seit 2012 Professor für Neuere deutsche Literatur am Campus Koblenz der Universitä t Koblenz-Landau. Studium der Germanistik in Bamberg und Leeds. 1996 Promotion, 2001 Habilitation, 2005 Ehrendoktorwürde der Universität Göteborg. Professuren an den Universitäten Oldenbur g und Innsbruck. E-Mail: [email protected]

      Viktoria Walter

      Das Kunstmärchen um 1800

      Beispiele, Ausprägungen, Entwicklungstendenzen

      Der Aufsatz vertritt die These, dass die »Kunstmärchen« im Gefolge Ludwig Tiecks ein Produktder Frühromantik sind. Auf Abgrenzungsmerkmale hinsichtlich der Grimm’schen Sammlung von »Volksmärchen« wird ebenso eingegangen wie auch auf erste Beispiele im Ausgang der Spätaufklärung. Im Zentrum der Analyse stehen vier prominente Texte, die unterschiedlichen Gattungen entstammen: Tiecks »Novellenmärchen« Der blonde Eckbert, das sogenannte »Kindermärchen« Der gestiefelte Kater, das mit dem Untertitel versehene »Ammenmärchen« Ritter Blaubart sowie de la Motte Fouqués bekanntes Märchen Undine. Als wesentliches Merkmal von »Kunstmärchen« lassen sie neben der allegorischen Motivbildung wesentliche romantische Gestaltungsprinzipien wie perspektivische Rahmung, die Subversion von faktualem und fiktionalem Erzählen und – ganz wichtig – ironische Stilisierung erkennen. Das abschließende Beispiel vom »Antimärchen« in Büchners Woyzeck zeigt, dass die Subgattung mit der Hochromantik zwar ihren Zenit erreicht, aber noch nicht ausgedient hat.

      ______________________________