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ist wieder Wien, wie’s einmal war. Tags darauf stirbt er, 68jährig, in Budapest.

      My Fair Loewe

      Die Wurzeln des Komponisten, der das »britischeste« aller Musicals schuf, sind nicht an der Themse zu suchen, sondern an der Donau: Frederick Loewe kam am 10. Juni 1904 als Sohn eines Wiener Operettentenors und einer Wiener Schauspielerin in Berlin (wo seine Eltern gerade engagiert waren) zur Welt. Ein Theaterereignis machte ihn unsterblich: My Fair Lady.

      In der Staglgasse in Wien-Fünfhaus aufgewachsen, blieb der kleine Fritz nicht lange in der Heimat, da sein Vater berufsbedingt viel reiste: Dreizehnjährig gibt er mit den Berliner Philharmonikern sein erstes Klavierkonzert, zwei Jahre später komponiert Fritz mit Kathrin, du hast die schönsten Beine von Berlin seinen ersten Hit. Als sein Vater 1924 auf Amerikatournee geht, begleitet er ihn – und bleibt. Er muß sich zunächst als Kellner, Preisboxer, Cowboy und Goldgräber über Wasser halten, da den Musikproduzenten seine Melodien »zu wienerisch« sind. Während der Prohibitions-Zeit spielt er dann als Stimmungspianist in üblen Spelunken und an der Bar eines Schiffs, das durstige Amis übers Wochenende nach Kuba bringt, wo der Whisky in Strömen fließt.

      Schon einmal in dubiose Gesellschaft geraten, ist der Weg in die nächste Spielhölle nicht weit. Aber dort hat Loewe 1942 die Begegnung seines Lebens. Er trifft den Songtexter Alan Jay Lerner, mit dem er ein unschlagbares Duo bildet. Am 15. März 1956 feiern sie in New York die Uraufführung des erfolgreichsten Musicals aller Zeiten: My Fair Lady, die auf George Bernard Shaws Pygmalion basierende Geschichte des Blumenmädchens Eliza Doolittle und des Gelehrten Professor Higgins. Dabei wollte vorerst kein Mensch an den Erfolg der Story glauben, fünf prominente Schauspieler hatten es abgelehnt, die männliche Hauptrolle zu übernehmen, und auch die Eliza war kaum zu besetzen. Doch dann sprengte My Fair Lady alle Rekorde: siebeneinhalb Jahre Broadway, fast dreitausend ausverkaufte Vorstellungen in London. Audrey Hepburn und Rex Harrison lockten Millionen ins Kino, die Platten eroberten alle Hitparaden. Kein Wunder: Loewe war das seltene Kunststück gelungen, mit jeder einzelnen Melodie einen Ohrwurm zu landen. Das Musical steht heute noch auf den Spielplänen in aller Welt.

      Zwei Jahre nach seiner Lady hatte Frederick Loewe mit Gigi einen weiteren großen Erfolg.

      Der weltberühmte Wiener starb 1988 im Alter von 84 Jahren.

      Warum spielt bei den

      Schinkenfleckerln . . .

      In Wien wurde Fritz Spielmann durch einen Schlager populär, der durch den Reim Warum spielt bei den Schinkenfleckerln allerweil das Fleisch Verstekkerln? gekrönt wird. In den USA kennt man ihn als Komponisten, der Lieder für Frank Sinatra, Nat King Cole, Bing Crosby, Dean Martin und Elvis Presley schrieb.

      In den zwanziger Jahren, als der gebürtige Wiener noch in seiner Heimatstadt lebte, ist die folgende, von ihm selbst erzählte Geschichte passiert: »Ein sehr reicher Mann namens Maurice Lindemann hatte es sich in den Kopf gesetzt, Komponist zu werden, und ich sollte ihm dabei behilflich sein. Das Problem war: Alles, was Herr Lindemann komponierte, hatte Lehár schon vor ihm geschrieben! Ich riet ihm davon ab, mit seinen Liedern in die Öffentlichkeit zu gehen, aber er ließ sich nicht davon abbringen.«

      Spielmann lebte damals als armer Musikstudent in Wien. »Lindemann zahlte gut, also nahm ich eines seiner Lieder mit nach Hause, bearbeitete es, so daß er am nächsten Tag glaubte, es wäre seines. Dann sagte er: ›Jetzt brauche ich einen Textdichter.‹«

      Fritz Spielmann fuhr mit Lindemann zu den Librettisten Alfred Grünwald und Julius Brammer. Dieser, vom unbedingten Wunsch getragen, ein berühmter Komponist zu werden, machte den beiden ein großzügiges Angebot: Er würde ihnen, sollten sie einen Text zu seiner Melodie schreiben, aus seiner Kunstsammlung einen echten Tizian überlassen. Ein Original des Meisters aus dem 16. Jahrhundert!

      Spielmann schildert weiter: »Das konnten die beiden nicht ablehnen. Und so verfaßten sie zu ›seinem‹ Werk den etwas holprigen Refrain: In Paris, bei der Uhr der Madeleine

      Und jetzt geschah das Unglaubliche: Das Lied wurde ein Schlager – hätte es damals eine Hitparade gegeben, es wäre auf einem der vordersten Plätze gelandet, jeder sang, spielte, kaufte In Paris, bei der Uhr der Madeleine.

      Spielmann traf die beiden Textdichter kurze Zeit später im Café Sacher, »wo mich Alfred Grünwald einem Fremden als ›der Komponist vom Herrn Lindemann‹ vorstellte«. Fragte Brammer seinen Co-Autor Grünwald: »Was machen wir zu zweit mit einem Tizian?«

      Antwortete Grünwald: »Auseinanderschneiden!«

      Ob das wahrhaft fürstliche Honorar jemals ausbezahlt wurde, konnte ich trotz intensivster Recherchen nicht herausfinden.

      »Sie werden noch an einem

      Druckfehler sterben!«

      Von den Göttern in Weiß

       »Die Kranken geben bei weitem nicht so viel Geld aus, um gesund, als die G’sunden, um krank zu werden.«

      JOHANN NESTROY

      »Man kommt auch ohne Gehirn durch!«

      Einst kamen Ärzte aus aller Welt in die k. k. Residenzstadt, um die revolutionären Ergebnisse der Wiener Medizinischen Schule zu studieren. Zur Zeit Maria Theresias war es Gerhard van Swieten, später erreichten Mediziner wie Ignaz Philipp Semmelweis, Theodor Billroth, Julius Wagner-Jauregg, Karl Rokitanski und Adolf Lorenz – der Vater von Konrad Lorenz – Weltgeltung.

      Neben ihren medizinischen Leistungen hinterließen uns die großen Ärzte auch eine ganze Reihe von Anekdoten. So etwa war der berühmte Anatom Joseph Hyrtl wegen seines beißenden Spotts gefürchtet. Ein Student, der bei ihm zum dritten Mal zu einer Prüfung antreten mußte, sagte zu einem Assistenten: »Wenn ich heute wieder durchfalle, steche ich mir das Seziermesser ins Herz!«

      Professor Hyrtl reagierte ganz ruhig, als man ihm dies mitteilte: »Ins Herz? Keine Gefahr. Der weiß gar nicht, wo es liegt!«

      Ein anderes Mal war Hyrtl milder gestimmt. Wieder trat ein nicht sehr talentierter Student zur Prüfung an. Er ersuchte den Professor, ihn nicht über die Anatomie des Gehirns zu befragen, da er »nicht mehr dazugekommen« sei, dieses Kapitel zu studieren. Hyrtl erfüllte den Wunsch, der Student absolvierte die Prüfung mit Erfolg. Als er sich bei Hyrtl bedankte, sagte dieser: »Sehen Sie, man kommt auch ohne Gehirn durch!«

      Der eine heilt, der andere heult

      Ein Patient des Chirurgen Theodor Billroth hatte nur eine einzige Krankheit: Er war ein schwerer Hypochonder. Wegen jeder Kleinigkeit ließ er den Arzt kommen, auf alle medizinischen Zeitschriften war er abonniert, mit seiner populärmedizinischen Bibliothek hätte er eine ganze Buchhandlung füllen können.

      Wieder einmal wegen nichts und wieder nichts zu ihm gerufen, fand Billroth seinen Patienten Puls und Herz fühlend, die Zunge im Spiegel betrachtend und vor allem aufgeregt in seinen Schmökern blätternd und nachlesend.

      »Geben Sie acht, mein lieber«, warnte Billroth, »Sie werden noch an einem Druckfehler sterben!«

      In die Ordination des nicht minder angesehenen Chirurgen Eduard Albert kam ein feiner alter Herr, Typus Reiteroffizier. »Herr Professor«, sagte der Patient, »ich möchte Sie wieder konsultieren.«

      »Wieder? Ich kann mich gar nicht erinnern, daß wir uns schon einmal . . .«

      »Sie haben mich doch an den Hämorrhoiden operiert, Herr Professor!«

      »Tatsächlich? Darf ich bitten?« Professor Albert bat den Herrn, sich auf den Behandlungstisch zu legen. Der Arzt beugte sich nun über ihn und fuhr zurück, frohes Wiedererkennen in der Stimme: »Oh, meine Verehrung, Herr Graf!«

      Der berühmte Bassist Hans Rokitanski war

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