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für das Buch Reasonable Faith und das preisgekrönte Buch Jesus under Fire. Er ist Mitglied der Society for the Study of the New Testament, der Society of Biblical Literature und des Institute for Biblical Research.

      Wie ich erwartet hatte, waren die Bücherregale in seinem Büro überfüllt mit wissenschaftlichen Werken (sogar seine Krawatte war mit Zeichnungen von Büchern verziert). Und doch bemerkte ich schnell, dass die Wände seines Büros nicht von staubigen Wälzern von alten Historikern dominiert wurden, sondern von Bildern seiner beiden kleinen Töchter. Ihre lustigen und farbenfrohen Zeichnungen von Lamas, Häusern und Blumen waren nicht einfach wahllos an die Wand gepinnt. Sie wurden offensichtlich wie wertvolle Preise behandelt – sorgfältig gerahmt und persönlich von Elisabeth und Rachel signiert. Ich dachte mir, dass dieser Mann eindeutig nicht nur einen Verstand, sondern auch ein Herz besaß.

      Blomberg sprach mit der Präzision eines Mathematikers (ja, er hatte auch schon Mathematik gelehrt) und wog jedes Wort sorgfältig ab, offensichtlich aus Abneigung, auch nur einen Tick weiter zu gehen, als der Beweis rechtfertigen würde. Genau der Mann, nach dem ich gesucht habe.

      Als er sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand in seinem Lehnstuhl zurücklehnte, nippte auch ich an meinem Kaffee, um gegen die Kühle in Colorado anzukämpfen. Da ich das Gefühl hatte, dass Blomberg ein Mann war, der direkt zur Sache kam, entschloss ich mich, gleich zu Beginn des Interviews den Kern des Themas anzusprechen.

      Augenzeugen für die Geschichte

      „Sagen Sie“, begann ich ein wenig provozierend, „ist es wirklich möglich, ein intelligenter, kritisch denkender Mensch zu sein und doch zu glauben, dass die vier Evangelien von den Personen geschrieben worden sind, deren Namen sie tragen?“

      Blomberg stellte seine Tasse auf den Schreibtisch und schaute mich aufmerksam an. „Die Antwort lautet ja“, sagte er mit Nachdruck.

      Er lehnte sich zurück und fuhr fort: „Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Evangelien streng genommen anonym sind. Doch die frühe Kirche bezeugt einhellig, dass Matthäus, auch bekannt als Levi, der Steuereinnehmer und einer der zwölf Apostel, der Autor des ersten Evangeliums im Neuen Testament war, dass Johannes Markus, ein Freund von Petrus, der Autor des Evangeliums war, das wir Markus-Evangelium nennen, und dass Lukas, auch bekannt als Paulus’ ‚geliebter Arzt‘, das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte geschrieben haben.“

      „Wie einig war man sich darin, dass sie die Autoren waren?“, fragte ich.

      „Es gibt niemanden sonst, der Anspruch auf die Autorschaft dieser drei Evangelien erhebt“, entgegnete er. „Anscheinend stand das überhaupt nicht zur Debatte.“

      Trotzdem wollte ich diesem Punkt weiter auf den Grund gehen. „Entschuldigen Sie meine skeptische Haltung“, sagte ich, „aber könnte irgendjemand ein Motiv gehabt haben, zu lügen und zu behaupten, dass diese Leute die Evangelien geschrieben haben, auch wenn es in Wahrheit nicht so war?“

      Blomberg schüttelte den Kopf. „Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Sie müssen bedenken, dass die drei eher merkwürdige Gestalten waren.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Markus und Lukas gehörten nicht einmal zu den zwölf Aposteln. Matthäus zwar schon, aber er war früher ein allgemein verhasster Steuereinnehmer. Neben Judas Ischariot, der Jesus verraten hat, war er wohl der verrufenste Apostel.

      Und sehen Sie im Gegensatz dazu, was passierte, als viel später die fantasievollen apokryphen Evangelien geschrieben wurden. Die Leute wählten dafür die Namen von bekannten und beispielhaften Personen als fiktive Autoren aus – Philippus, Maria, Petrus, Jakobus. Diese Namen hatten viel mehr Gewicht als die Namen von Matthäus, Markus und Lukas. Um also Ihre Frage zu beantworten: Es gibt keinen Grund, die Autorschaft diesen drei weniger respektierten Personen zuzuschreiben, wenn sie nicht wirklich die Autoren wären.“

      Das klang logisch, aber es war offensichtlich, dass er einen Evangelienautor ausgeklammert hatte. „Was ist mit Johannes?“, fragte ich. „Er war doch sehr prominent. Schließlich war er nicht nur einer der zwölf Jünger, sondern gehörte zusammen mit Jakobus und Petrus zum inneren Kreis um Jesus.“

      „Ja, er ist die Ausnahme“, gab Blomberg mit einem Nicken zu. „Und das Interessante ist, dass das Johannes-Evangelium das einzige Evangelium ist, bei dem die Autorschaft Fragen aufwirft.“

      „Worum geht es da konkret?“

      „Der Name des Autors wird nicht in Zweifel gezogen – das ist ganz sicher Johannes. Die Frage ist, ob es Johannes, der Apostel, oder ein anderer Johannes war.

      Wissen Sie, ein christlicher Autor namens Papias schreibt um 125 nach Christus über einen Johannes, den Apostel, und einen Johannes den Älteren. Aus dem Kontext wird nicht klar, ob er hier von einer Person aus zwei unterschiedlichen Perspektiven spricht oder ob er sich auf zwei verschiedene Personen bezieht. Aber von dieser Ausnahme abgesehen, gehen die frühen Aussagen einhellig davon aus, dass Johannes, der Apostel, der Sohn des Zebedäus, dieses Evangelium geschrieben hat.“

      „Und“, sagte ich, um ihn festzunageln, „sind Sie davon überzeugt, dass er es geschrieben hat?“

      „Ja, ich glaube, dass der bedeutende Großteil des Materials auf den Apostel zurückgeht“, erwiderte er. „Wenn Sie das Evangelium genau lesen, werden Sie feststellen, dass die abschließenden Verse unter Umständen von einem Herausgeber angefügt worden sind. Ich persönlich habe aber kein Problem damit zu glauben, dass jemand, der in enger Verbindung mit Johannes stand, diese Rolle übernommen hat, die letzten Verse in die endgültige Form gebracht und dem ganzen Dokument einen einheitlichen Stil gegeben hat.

      Aber“, betonte er, „auf jeden Fall basiert das letzte Evangelium, genau wie die drei anderen Evangelien, auf Augenzeugenmaterial.“

      Auf der Suche nach Einzelheiten

      Wenn ich auch Blombergs Kommentare bisher akzeptiert hatte, war ich noch nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Die Frage, wer die Evangelien geschrieben hat, ist äußerst wichtig, und ich wollte konkrete Details – Namen, Daten, Zitate. Ich trank meinen Kaffee aus und stellte die Tasse auf den Tisch. Ich zückte meinen Stift und bereitete mich darauf vor, tiefer in das Thema einzudringen.

      „Gehen wir mal zurück zu Markus, Matthäus und Lukas“, sagte ich. „Welche konkreten Beweise haben Sie, dass diese drei Personen wirklich die Autoren der Evangelien sind?“

      Blomberg beugte sich vor. „Auch hier stammt das älteste und vermutlich wichtigste Zeugnis von Papias, der etwa um 125 nach Christus ausdrücklich schreibt, dass Markus die Augenzeugenbeobachtungen des Petrus sorgfältig aufgezeichnet hat. Wörtlich schreibt er, dass Markus ‚keinen Fehler‘ gemacht und ‚keine einzige falsche Aussage‘ aufgenommen hat. Und Papias schreibt, dass auch Matthäus die Lehren Jesu gut erhalten hat.

      Dann bestätigt auch Irenäus etwa um 180 nach Christus die überlieferte Autorschaft. Ich lese Ihnen die Stelle vor“, meinte er und griff nach einem Buch. Er schlug es auf und las die Worte von Irenäus:

      Ich schaute von meinen Notizen auf. „Um das klarzustellen“, sagte ich. „Wenn wir uns darauf verlassen können, dass die Evangelien von den Jüngern Matthäus und Johannes, von Markus, dem Freund des Apostels Petrus, und von Lukas, dem Historiker, Freund des Paulus und so etwas wie ein Journalist des ersten Jahrhunderts, geschrieben wurden, können wir auch davon ausgehen, dass die beschriebenen Ereignisse auf direkten oder indirekten Augenzeugenbeobachtungen basieren.“

      Während ich sprach, wog Blomberg in Gedanken

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