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Ihre Hilfe bin.« Im Licht der Laterne sah Daniel, dass schon wieder Tränen in ihren Augen glänzten.

      »Das ist doch selbstverständlich und meine Aufgabe als Arzt.« Tröstend legte er den Arm um ihre Schultern, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Marika.

      Vor der Krankenzimmertür angekommen, blieb Daniel stehen und sah seine Frau fragend an.

      »Was meinst du? Sollen wir sie vorwarnen?«

      Über diese Frage hatte Fee unterwegs auch schon nachgedacht und schüttelte spontan den Kopf.

      »Ich glaube, Frau Turaschwili sollte allein reingehen. Wir haben unsere Mission erfüllt.« Sie lächelte der sichtlich aufgeregten Liana aufmunternd zu.

      Die lächelte tapfer zurück und drückte vorsichtig die Klinke hinunter.

      Gespannt standen Daniel und Fee vor der Tür und lauschten. Der leise Freudenschrei, den sie gleich darauf hörten, zauberte ein Leuchten auf ihre Gesichter. Wieder einmal war eine schwierige Geschichte durch den Zusammenhalt der Familie gut ausgegangen. Mit der Unterstützung ihrer Tante würde Marika die Krankheit bald überwinden und wieder ganz gesund werden. Nachdem Daniel eine Krankenschwester gebeten hatte, ein zusätzliches Bett in Marikas Zimmer zu bringen, machte sich das Ehepaar Norden erschöpft aber glücklich auf den Heimweg.

      *

      »Aufstehen, du Faulpelz!« Eine vergnügte Stimme tönte an Danny Nordens Ohr, und gleich darauf fühlte er eine beißende Kälte am ganzen Körper. »Höchste Zeit fürs Frühstück.«

      »O mein Gott«, keuchte er. Reflexartig zog er die Beine an den Körper und umschlang sie mit den Armen. »Eigentlich war es ohne dich auch ganz nett. Da hat mir wenigstens niemand die Bettdecke weggezogen.« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Tatjanas süßes Gewicht auf ihm landete.

      »Mag sein«, lachte sie ihm frech ins Ohr. »Dafür hat dir aber auch niemand Frühstück gemacht, oder?«

      »Stimmt auffallend. Und mich nicht umarmt. Trotzdem muss ich dich für deine Bosheit bestrafen. Zwanzig Küsse, keine Widerrede«, nutzte er die günstige Gelegenheit und hielt Tatjana fest, um seine Drohung sofort in die Tat umzusetzen.

      »So was in der Art hatte ich gehofft«, kicherte sie schließlich atemlos und rollte sich von ihm herunter. »Aber jetzt hab ich Hunger. Und du weißt ja, was das bedeutet.« Sie knabberte an seinem Ohrläppchen.

      »Ich weiß, ich weiß! In diesem Zustand bist du gefährlicher als ein Weißer Hai! Gib mir drei Minuten«, bat Danny und rappelte sich hoch.

      Als er kurze Zeit später in die Küche kam, begrüßte Tatjana ihn mit einem märchenhaften Frühstück.

      »Nanu, was ist denn jetzt passiert?«, wunderte er sich, als er sich an den reich gedeckten Tisch setzte. Frische Brötchen und Croissants lachten ihn an, und der verführerische Duft von frischem Kaffee stieg ihm in die Nase.

      »Na ja, ich war in letzter Zeit ziemlich ungeduldig mit dir. Das tut mir leid.«

      Tatjanas Offenheit, ihre Fähigkeit, eigene Fehler einzusehen, rührte Danny. Über den Tisch hinweg sah er sie verliebt an und griff dann nach der Kaffeekanne.

      »Ich fürchte, ich war auch nicht mehr so aufmerksam wie am Anfang unserer Beziehung. Das möchte ich auf jeden Fall wieder ändern.«

      »So?« Tatjana wurde oft verlegen, wenn es um emotionale Szenen ging, und entfloh ihnen meist so schnell wie möglich. »Dann kannst du gleich damit anfangen und mir Kaffee einschenken!«, machte sie ihn belustigt auf die Kanne aufmerksam, die er immer noch in der Hand hielt.

      Die beiden sahen sich an und brachen dann in schallendes Gelächter aus, ehe sie sich über ihr fürstliches Frühstück hermachten. Bevor Danny an diesem Morgen in die Praxis fuhr, wollte er in der Klinik nach Marika sehen und vor allen Dingen Mario Cornelius in ihre Pläne einweihen. Es versprach, ein spannender Tag zu werden.

      *

      Wie angekündigt hatte Natascha in der Klinik übernachtet und war schon früh wieder auf den Beinen. Die Gedanken in ihrem Kopf drehten sich im Kreis, und um ihnen zu entgehen, gab es kein probateres Mittel, als sich in die Arbeit zu stürzen. Ein paar Stunden hatte sie bereits erfolgreich hinter sich gebracht und gönnte sich gerade eine Kaffeepause, als sich ihr Chef Mario Cornelius zu ihr in den Aufenthaltsraum gesellte.

      »Guten Morgen, Frau Kollegin«, begrüßte er sie beiläufig und nahm sich einen Becher aus dem Schrank. Danny hatte schon mit ihm über seinen Plan gesprochen, und nur mit Mühe konnte sich Mario ein verräterisches Grinsen verkneifen. »Wie geht’s denn heute?«

      Natascha schickte ihm einen kritischen Blick.

      »Ehrlich gesagt würde ich am liebsten auswandern. Möglichst weit weg. Und dann ganz von vorn anfangen«, erklärte sie und löffelte Zucker in ihren Kaffee.

      »Es gibt wohl wenige Dinge, die so frustrierend sind wie eine geplatzte Hochzeit«, schob Mario den Grund für diese Aussage auf das Fiasko des vergangenen Tages.

      Eine unwillige Falte erschien zwischen Nataschas Augen.

      »Das mag für Außenstehende so wirken«, erwiderte sie barsch.

      Doch davon ließ sich Mario nicht abschrecken. Mal abgesehen davon, dass es ein großer Verlust wäre, wenn diese fähige Ärztin der Klinik den Rücken zuwenden würde, wollte er seinen Beitrag leisten, damit die Geschichte doch noch ein gutes Ende nahm.

      »Mir ist zu Ohren gekommen, dass es Oliver wirklich leid tut. Und wie es Ihnen geht, ist auch unschwer zu erraten«, sagte er ihr auf den Kopf zu. »Glauben Sie nicht, Sie könnten über Ihren Schatten …«

      »Um mich nochmal lächerlich zu machen?«, fuhr Natascha ungnädig dazwischen. »Vergessen Sie’s. Das war so demütigend. Das werde ich nie in meinem ganzen Leben vergessen.«

      Mario nickte verständig.

      »Sie sind traumatisiert. Das ist ja kein Wunder«, stellte er ungefragt eine Diagnose. »Und ich glaube, es gibt nur einen Weg, um dieses Trauma so schnell wie möglich wieder aufzulösen.«

      Natascha lächelte bitter und nippte an ihrem Kaffee.

      »Ich sagte ja schon: Ich wandere aus.«

      »Unsinn. Es gibt nur ein Mittel, das hilft: noch einmal vor den Standesbeamten zu treten«, beharrte er so eigensinnig, dass Natascha misstrauisch wurde.

      »Hat Oliver Sie bestochen oder warum haben Sie plötzlich so ein reges Interesse an meinem Privatleben?«, fragte sie gereizt.

      Doch auch darauf hatte Mario eine Antwort parat.

      »Was heißt hier Privatleben? Wenn Sie von Auswanderungsplänen sprechen, hat das ja wohl auch mit Ihrer beruflichen Situation zu tun. Ich möchte Sie ungern als Arbeitskraft verlieren.«

      Natascha leerte ihre Tasse und stellte sie in die Spüle. Mit den Händen in den Kitteltaschen trat sie auf Mario zu und lächelte ihn süßlich an.

      »Warum kommen Sie dann nicht einfach mit nach Südafrika? Dort soll es sehr schön sein«, fragte sie spitz, ehe sie sich umdrehte und ihren verdutzten Chef einfach stehen ließ.

      Jetzt konnte nur noch Anneka ihr Glück versuchen. Und Mario hatte berechtigte Zweifel daran, ob Dannys, Tatjanas und Olivers Plan aufgehen würde.

      *

      Stunden später hatte sich eine seltsame kleine Versammlung in einem Klinikflur in der Nähe der Pädiatrie zusammen gefunden. Eine Gruppe Erwachsener stand um eine Jugendliche herum, die auf einer Krankenliege lag, und redete aufgeregt auf sie ein.

      »Du weißt, was du sagen musst?«, fragte Oliver Dannys Schwester Anneka aufgeregt.

      »Es muss absolut echt wirken. Sonst bemerkt sie es gleich«, erinnerte Tatjana ihre jugendliche Freundin. »Natascha ist nicht dumm.«

      »Ich hab dir ja erklärt, wie das mit den Symptomen beim Broken-Heart-Syndrom ist«, mischte auch Danny fleißig mit.

      »Hast

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