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kenne mich mit diesen ganzen Mittelchen und Kräutern überhaupt nicht aus. Niemals hätte ich meiner Schwiegermutter so etwas verabreicht! Im Gegenteil! Wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich natürlich versucht, es ihr auszureden!“

      „Hätten Sie es denn überhaupt mitbekommen und falls ja, hätte Ihre Schwiegermutter auf Sie gehört? Wie war Ihr Verhältnis zueinander?“, wollte der Kommissar wissen und augenblicklich kam Bettinas Nervosität wieder zum Vorschein. Das hatte der gewiefte Polizist bestimmt bemerkt - sie musste wirklich vorsichtiger sein!

      „Unser Verhältnis war weder gut noch schlecht. Wir wohnten zwar im selben Haus, aber gesehen haben wir uns nur manchmal kurz im Treppenhaus und an Weihnachten. In einem haben Sie natürlich recht: Ich hätte es nicht mitbekommen, wenn sie das Zeug genommen hätte, beziehungsweise, ich hätte vielleicht gemerkt, dass sie schneller als durch Alkohol üblich abgebaut hätte, wenn sie das Gift über einen längeren Zeitraum eingenommen hätte. Aber da ist mir nichts aufgefallen, also muss sie es eher in einem oder wenigstens in sehr kurzen Abständen kurz vor ihrem Tod getrunken haben. Ich gehe als Ärztin von Letzterem aus, denn wenn die ganzen Substanzen noch im Blut nachweisbar waren, muss sie sie auf einmal genommen haben. Oder wie sieht das die Gerichtsmedizin?“, fragte sie herausfordernd und wieder in ihrer alten Selbstsicherheit.

      „Sie haben als Ärztin genau richtig kombiniert, Frau Bockmeyer. Auch die Rechtsmediziner gehen davon aus, dass der Giftcocktail auf einmal oder zumindest in sehr kurzen Abständen eingenommen wurde. Wenn Sie uns bei dieser Frage nicht helfen können ... nun gut ... wir sind ja erst am Beginn unserer Ermittlungen. Wir werden es schon noch herauskriegen - auch ohne Ihre Hilfe“, verkündete der Kommissar zuversichtlich, was die Ärztin wieder in Aufregung versetzte.

      „Es ist doch nicht so, dass ich Ihnen bei der Aufklärung nicht helfen will, Herr Kiss!“, polterte sie los. „Ich kann Ihnen nicht behilflich sein, weil ich nichts weiß und auch nichts getan habe!“

      „Das glaube ich Ihnen ja, zumindest so lange, bis wir nichts Genaueres herausgefunden haben. Themenwechsel: Erzählen Sie mir etwas über Linda Bockmeyer“, forderte Joska sein Gegenüber auf.

      „Was gibt es über die schon zu sagen? Sie ist eine alte Jungfer, die sich aber liebevoll um ihren behinderten Stiefbruder kümmert. Sie ist Altenpflegerin und wohnt seit ihrer Adoption als Dreijährige auf dem Bockmeyer-Hof. Leider haben Harald und Linda kein gutes Verhältnis zueinander, aber warum das so ist, weiß ich nicht. Das war wohl schon immer so, aber da müssen Sie meinen Mann fragen.“

      „Das werden wir tun, Frau Bockmeyer. Aber gesundheitlich ist bei Linda alles in Ordnung?“

      „Warum fragen Sie das? Ich weiß zumindest nicht, dass sie irgendwelche Probleme hätte. Außer vielleicht Rückenschmerzen - aber wer hat die nicht und bei dem anstrengenden Beruf als Altenpflegerin ist das ja auch kein Wunder!“

      „Reine Routine“, sagte Herr Kiss darauf nur, denn er würde ihre Beobachtung bezüglich des Zitterns nicht ansprechen, wenn es Bettina Bockmeyer bisher nicht aufgefallen war. Oder sie wollte es nur nicht erwähnen? Irgendwie kam er bei dieser Befragung nicht weiter und er wollte sie gerade beenden, als Frau Bockmeyer doch nochmal das Wort ergriff:

      „Ich weiß zwar nicht, ob es etwas mit Ihrem Fall zu tun hat, aber mein Mann klagt in letzter Zeit ständig darüber, dass es fast all seinen Tieren so schlecht geht. Er kann es sich nicht erklären und seine Katze ist auch schon längere Zeit nicht mehr aufgetaucht.“

      „Tja, keine Ahnung, ob es da einen Zusammenhang gibt. Aber gut, dass Sie es mir gesagt haben. Wir werden Augen und Ohren offen halten und das sollten Sie zuhause auch tun, falls Ihnen weiterhin etwas verdächtig vorkommt“, forderte der Kommissar die Ärztin auf und beendete damit die Befragung. Er begleitete die Frau nach draußen und bat sie, noch kurz zu warten. Er wolle kurz zu ihrem Mann und seinem Kollegen gehen.

      „Wir sind doch eh getrennt gekommen und ich muss auch gleich wieder in die Klinik“, verkündete Frau Bockmeyer und rauschte davon. Kopfschüttelnd ging Joska zu Sascha ins nächste Vernehmungszimmer.

      „ ... keine Ahnung, ob sich meine Schwester mit Heilkräutern auskennt“, schnappte Joska auf, als er eintrat. „Möglicherweise hat sie da etwas in ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin gelernt, aber echt ... darüber haben wir nie gesprochen. Das müssen Sie sie schon selbst fragen!“, sagte Harald Bockmeyer inzwischen doch leicht genervt. Von seiner anfänglichen Coolness war nicht mehr viel übrig.

      „Mit Ihrer Frau bin ich schon fertig und hätte auch noch ein paar Fragen an Sie, falls sie mein Kollege nicht bereits gestellt hat“, eröffnete Herr Kiss sein Gespräch mit dem Zeugen.

      „Und welche wären das?“, schnappte Herr Bockmeyer und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

      „Mich interessiert, warum Sie und Ihre Schwester kein gutes Verhältnis zueinander haben“, fragte er geradeheraus, was seine Gegenüber, ihren Minen nach zu urteilen, in Erstaunen versetzte. Also hatten sie wohl noch nicht darüber gesprochen.

      „Woher wollen Sie wissen, wie unser Verhältnis ist?“, knurrte Harald Bockmeyer und biss die Zähne zusammen.

      „Ihre Frau hat das angedeutet“, sagte Joska nur.

      „Aha ... die muss es ja wissen. Aber was hat das alles mit dem Tod unserer Mutter zu tun?“, fragte er herausfordernd.

      „Bis jetzt noch nichts, aber das versuchen wir ja, herauszufinden. Es kann also nicht sein, dass Sie und Ihre Schwester gemeinsam geplant haben, Ihre Mutter umzubringen? Nur so als Idee?“, warf Joska in den Raum und beobachtete den Zeugen dabei ganz genau.

      „Wir beide zusammen? Das ist wirklich lächerlich!“, rief Herr Bockmeyer und fing tatsächlich zu lachen an.

      „Für uns ist das nicht lächerlich, aber wenn Sie also wirklich so ein schlechtes Verhältnis zu Ihrer Schwester haben, dann haben entweder Sie oder Linda alleine Ihre Mutter vergiftet?“, fragte Joska herausfordernd, was Herrn Bockmeyer aufspringen ließ.

      „Ich habe es Ihrem Kollegen schon gesagt - niemand aus meiner Familie hat etwas mit dem Tod unserer Mutter zu tun! Keine Ahnung, woher sie das Gift hatte und warum sie es genommen hat! Vielleicht hatte sie einfach die Schnauze voll von ihrem Säuferleben, was weiß denn ich!?“, rief er aufgebracht und starrte die beiden Kommissare wütend an.

      „Bitte setzen Sie sich wieder, Herr Bockmeyer! Sie sind hier nur als Zeuge, aber wenn Sie sich weiterhin so aufführen, kann sich das auch schnell ändern!“, befahl Joska Kiss und Harald Bockmeyer setzte sich widerstrebend wieder auf seinen Stuhl.

      „Tut mir leid, wirklich! Aber verdächtigt zu werden, die eigene Mutter umgebracht zu haben, ist schwer zu verdauen! Zumal ich in letzter Zeit mit den Nerven etwas runter bin“, entschuldigte sich Herr Bockmeyer, worauf Sascha sofort einhakte:

      „Warum denn, Herr Bockmeyer?“

      „Na ja ... seit ein paar Wochen hab ich ständig Probleme mit meinen Tieren! Zuerst ist meine Katze verschwunden, dann haben die Hasen und Meerschweinchen nichts mehr gefressen und meinen Hirschen und Rehen geht es irgendwie auch nicht gut. Ich kann mir das alles nicht erklären und mache mir allmählich große Sorgen!“

      „Meinen Sie, es gibt da einen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen und dem Tod Ihrer Mutter?“, wollte Joska wissen.

      „Keine Ahnung, aber das erscheint mir schon etwas weit hergeholt. Warum sollte das jemand tun? Wenn man mir schaden wollte, dann würde er doch meiner Mutter nichts tun. Wir hatten doch kein inniges Verhältnis zueinander“, erklärte der Zeuge.

      „Außer, der Täter wusste davon nichts und hat es wirklich auf Sie abgesehen“, murmelte Joska mehr zu sich selbst, versetzte Herrn Bockmeyer damit aber in Panik.

      „Auf mich abgesehen? Aber warum denn? Ich habe keine Feinde!“, bekräftigte er, doch das kam für die Kommissare etwas zu schnell.

      „Wirklich keiner, dem Sie mal auf die Füße getreten sind?“, fragte Joska, was Herrn Bockmeyer schon wieder aufspringen ließ.

      „Aber deshalb bringt

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